Review Die Ver-Neiger

Fünf 3-Wege-Neiger im kurzen Praxistest
Artikel-Reviews

Artikel Details

Unverzichtbar für exaktes Ausrichten​

N-01.jpg


Bei der Vorbereitung zu einem Artikel zu Shift-Objektiven bin ich unweigerlich auf das Problem der korrekten Ausrichtung der Kamera gestoßen. Natürlich haben wir alle einen guten Kugelkopf an unseren Stativen, und in den Kameras sind „Wasserwaagen“ auch längst Standard. Doch jeder, der schon einmal anspruchsvolle Architekturaufnahmen machen musste, weiß um das Gefummel einer exakten Ausrichtung mittels eines Kugelkopfes. Einfacher und auch deutlich schneller geht das mit 3-Wege-Neigern. Diese werden anstelle des Kugelkopfes auf das Stativ geschraubt. Diese praktischen Helfer gibt es in zahlreichen Ausführungen von vielen Herstellern. Inzwischen hat sich am Markt Aluminium als Werkstoff durchgesetzt, und die Qualität hat sich, auch bei den Marken aus Fernost, deutlich verbessert. Die Mehrwegeneiger gibt es grundsätzlich in zwei Versionen, einmal als 3-Wege-Neiger mit stufenloser Verstellung und als Getriebeneiger, die mittels einer Zahnradfriktion eingestellt werden können. Diese Stativköpfe gibt es in verschiedenen Größen mit unterschiedlichen Traglasten. Für diesen kleinen Test habe ich fünf am Markt beliebte Exemplare in der Praxis ausprobiert.

3-Wege-Neiger (Mehrwegeneiger)​

Diese Neiger sind Stativköpfe für genaues Arbeiten beim Ausrichten einer Kamera. Im Gegensatz zu Kugelköpfen erlauben sie ein schnelles und exaktes Ausrichten.

N-02.jpg


Diese 3-Wege-Neiger haben anstelle einer Kugel, die die Bewegung der Kamera in (fast) jede Richtung erlaubt, Kardangelenke. Grundsätzlich unterscheidet man noch zwischen einfachen, stufenlosen Neigern und den sehr präzisen Getriebe-Neigern. Die oben abgebildeten Neiger verfügen teilweise über längere Schwenkarme, die sie auch für bewegte Motive nutzbar machen.

Für mehr Information:


3-Wege-Getriebeneiger​

Ausgesprochene Präzisions-Spezialisten sind die Getriebe-Neiger, die z.B. für die Architektur-Fotografie unentbehrlich sind – erst recht, wenn man die Möglichkeit hat, Shift-Objektive einzusetzen. Bei diesen Stativköpfen bedeuten Präzision, Funktionalität und ein stabiler Stand alles! Natürlich geht es auch hierbei um Größe und Gewicht, denn letztlich entscheiden auch diese letzten beiden Kriterien sehr oft darüber, ob man ein spezielles Zubehörteil immer, oder zumindest sehr oft, mit sich führen kann oder will. Natürlich werden Getriebeneiger auch noch bei anderen Gelegenheiten wie in der Panorama-, Tele-, Makro-, Landschafts-, Astro-, oder auch in der Foodfotografie eingesetzt.

N-03.jpg


3-Wege-Getriebeneiger, v.l.: Manfrotto 804, Leofoto GW-01 und der Benro GD 3 WH. Der Manfrotto 804 ist das Schwergewicht unter den Testkandidaten und dadurch für schwere Kamera-Ausrüstungen die bevorzugte Wahl. Für Spiegelreflex-Kameras und etwas schwereres Gerät wie Shift-Objektive bietet sich der Leofoto an- Für aktuelle DSLM-Leichtgewichte sowie moderne und daher meist leichtere Objektive reicht der Benro i.d.R. aus. Man sollte darauf achten, dass Neiger und Stativ größenmäßig zueinander passen. Der große Manfrotto und ein leichtes Carbon-Reisestativ wären daher keine so optimale Kombination, was die Standfestigkeit angeht.

N-04.jpg

Funktionsprinzip am Beispiel des Manfrotto 405​

Die Vorteile eines Getriebeneigers liegen in seiner hohen Präzision sowie seiner einfachen und feinen Verstellbarkeit. Darüber hinaus erlauben sie große Neigungswinkel in alle Richtungen, wodurch auch Hochformat-Aufnahmen einfach möglich sind. Teilweise verfügen die Neiger über Markierungen für die Position, die eine einfache Wiederholbarkeit der jeweiligen Einstellungen erlaubt. Da die jeweilige Einstellung quasi automatisch arretiert ist, kann man auch problemlos einen Kamerawechsel vornehmen, ohne dass sich der Neiger verstellt. Für diese Features muss man allerdings auch in Kauf nehmen, dass man etwas langsamer ist und dass diese Neiger bauartbedingt etwas schwerer sowie (leider) meist auch etwas teurer sind!

Für mehr Information:



Geeignete Stative​

Für die Nutzung der 3-Wege-Neiger benötigt man arbeitsbedingt auch entsprechende Stative, die einen stabilen Stand bei Bewegung der Kamera/Objektiv-Kombination gewährleisten und für die verwendeten Lasten geeignet sind. Gewichtsbedingt empfehlen sich Carbon-Stative, die es in verschiedenen Stärken und Höhen gibt. Unten einige Beispiele:

N-05.jpg


Für mehr Information:




Hier einige typische Beispiele für den Einsatz von 3-Wege-Neigern:​

N-06.jpg

Vanguard VEO PH 365 mit einer OM-1

N-07.jpg


N-08.jpg

Teleaufnahme mit der OM-1…

N-09.jpg

…dito mit einer Lumix S5ll und dem Sigma 150-600mm

N-10.jpg

OM-1 mit 40-150mm

Für die Arbeit mit Teleobjektiven sind 3-Wege-Neiger besonders gut geeignet. Für die Tierfotografie, besonders auch mit sich bewegenden Motiven, sind die Versionen mit längeren Einstell-Hebeln gedacht.

Getriebeneiger in der Praxis​

N-11.jpg

Hier der Benro GD 3 WH mit einer Fuji X-H2s und einem Zeiss Touit 12mm WW-Objektiv,

N-12.jpg

Das Ergebnis

N-13.jpg

Der Manfrotto 405 mit einer Fuji GFX 100

N-14.jpg

Der Manfrotto 405 mit einer Nikon D750 und einem Laowa 20mm Shift-Objektiv und unten das Bildergebnis.

N-15.jpg

Laowa 4.0/20mm Shift; F/8.0. Das alte Rathaus in Recklinghausen

N-16.jpg

Der Manfrotto 405 mit einer Sony a7RlV und einem Zeiss Batis 18mm. Hier ist zusätzlich eine Arca-Klemmplatte aufgeschraubt.

N-17.jpg

Zeiss Batis 2.8/18mm, das Ergebnis…

Achtung, bei Architekturaufnahmen muss man sich entscheiden, ob man die Kamera nach der internen Wasserwaage oder gerader Linien am Objekt ausrichtet, da auch Häuser nicht immer auf exakt geraden Untergründen und in der Waage stehen!

Kleines Fazit​

Alle hier getesteten 3-Wege-Neiger sind qualitativ hochwertig ausgeführt. Auch die Verarbeitung und das Handling sind erstklassig. Die Klemmungen der Einstellhebel funktioniert im vorgesehenen Belastungsbereich (und auch etwas darüber) zuverlässig. Bei den beiden Neigern von Vanguard lassen sich Einstellhebel bei Bedarf in der Länge variieren. Der Alta PH 32 ist schon für ca. 83 € und der VEO PH-36S für ca. 130 € erhältlich. Beide Neiger sind ArcaSwiss-kompatibel.

Bei den Getriebeneigern ist der Manfrotto 405 der größte und auch der schwerste. Leider ist der 405 nicht ArcaSwiss-kompatibel, sondern verwendet eine manfrottoeigene Schnellwechselplatte. Es ist aber kein Problem ihn „arcamäßig“ zu erweitern, da genügend Platz vorhanden ist (s. Foto oben), auch leidet die Stabilität nicht darunter. Der Manfrotto 405 ist mein Favorit für die Nutzung von Shift-Objektiven und größeren Kameras (kleiner Tipp dazu. Manfrotto bietet diesen Kopf momentan im Sonderangebot an). Aber auch der Leofoto GW-01 und der Benro GD 3 WH bieten gutes Handling gepaart mit hoher Qualität. Der Leofoto-Kopf ist, wie ich heute festgestellt habe, momentan leider nicht erhältlich. Das beste Preis/Leistungsverhältnis unter den Getriebeneigern bietet momentan der Benro GD 3 WH; er ist schon für ca. 250 € erhältlich. Das ist nur, wenn überhaupt, nur wenig mehr als man für einen guten Kugelkopf ausgeben muss!

© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Hersteller
  • Like
Reaktionen: Kay

More in Fotozubehör

Erfahrungsbericht Magnet Rund (ND)-Filter
Magnet Rund (ND)-Filter: Was wirkt wie - und ein kleiner Test verschiedener Filter
Pattebaer
Aufrufe
621
Punkte Reaktionen
1
Das Rollei Easy Traveler XL im Praxistest
Stefan L.
Aufrufe
353
Punkte Reaktionen
2
Das Joby Wavo Plus im Praxistest
Dieter Doeblin
Aufrufe
1K
Punkte Reaktionen
1
Eine kurze Vorstellung zum Viltrox Adapter NF-M1 für Nikon F-Objektive an MFT-Mount
Erfahrungsbericht Einbeinstative
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
1
Ein Erfahrungsbericht zu drei Monopods von Feisol, Vanguard und Leofoto
Gawain
Aufrufe
1K
Punkte Reaktionen
2
Testbericht zum Deuter Jaypack 34+ Fotorucksack
Erfahrungsbericht Die Stabilitäts-Spezialisten
Dieter Doeblin
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
1
Ein Erfahrungsbericht zu eher speziellen Stativen und Stativköpfen für besondere Anwendungsbereiche in der Fotografie
Wuxi
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
11
Testbericht zum Deuter Jaypack 34+ Fotorucksack
Erfahrungsbericht zu Godox AD400Pro und Godox QT600II
Review Joby Wavo Pod
AnjaC
Aufrufe
1K
Testbericht zum Joby Wavo POD Großmembran-Kondensatormikrofon für Podcaster und Streamer
AnjaC
Aufrufe
667
JOBY: Zubehör für Content Creator, Influencer und Vlogger
Erfahrungsbericht Rollei Soluna 200Bi
AnjaC
Aufrufe
1K
Das Bi-Color Led-Dauerlicht Soluna 200Bi im Einsatz auf unserem Usertreffen
Dieter Doeblin
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
5
Sechs Carbon-Reisestative im Vergleich: Manfrotto, Gitzo, Rollei, Vanguard, Benro und Peak Design
AnjaC
Aufrufe
2K
Die mobile Stromlösung Jackery Explorer 1000 im Praxistest
AnjaC
Aufrufe
622
Jackery - der Experte für mobile Stromlösungen
AnjaC
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
2
Review zum MS-Macro-Reprostand von Novoflex
ernst.w
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
6
Fragen
1
Review zum ROLLEI F:X Pro Filterhalter MK 3
Erfahrungsbericht Rollei Fotoliner Ocean Pro
AnjaC
Aufrufe
4K
Punkte Reaktionen
4
Erfahrungsbericht zum Fotorucksack Fotoliner Ocean Pro von Rollei
AnjaC
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
3
Das LUMIS U-Light von Rollei im Praxistest
AnjaC
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
1
Die LED-Flächenlampe BIGSOFTI im Praxistest
AnjaC
Aufrufe
2K
Review zum Kameragurt EDDYCAM 50 mm schwarz-natur mit eddyconnections
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
1
Review zum Hüftstativ STEADIFY von Swift Design
AnjaC
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
12
Testbericht zum EVOC Stage Capture 16 Systemkamerarucksack für Bike-Touren
AnjaC
Aufrufe
2K
Testbericht zur Kamerahandschlaufe Sling-3 von Eddycam
AnjaC
Aufrufe
2K
Testbericht zur Kamerahandschlaufe Sling-2 L von Eddycam
-Anzeige-
-Anzeigen-

Artikel information

Kategorie
Fotozubehör
Hinzugefügt von
Dieter Doeblin
Aufrufe
587
Beobachter
1
Letztes Update

Mehr von Dieter Doeblin

Diesen Artikel teilen

Anzeigen
Zurück
Oben Unten