Review Nikon Z f

Die Nikon Z f im Praxistest
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Retro pur?​

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Relativ fix nach der Einführung der Z8 brachte Nikon noch die Z f, ein so genanntes „Retro-Model“ auf den Markt. Da ich zum ersten Mal eine „Retro-Nikon“ zum Testen in der Hand hatte, war ich sehr gespannt, was es damit auf sich hat. Geht es nur um Nostalgie für einen bestimmten Look oder steckt da noch mehr dahinter?

Die „Retro-Kameras“ sind bei Nikon nicht neues. So gab es schon die D f (DSLR-16 MP-Vollformat), eine Z fc (21 MP APS-C-Format) und jetzt mit der Z f eine 25 MP Vollformat-Kamera. Das Thema Retro ist natürlich auch für andere Hersteller interessant. Fuji hat z.B. seine X-T-Serie im APS-C-Format und der wohl älteste Anbieter in diesem Segment ist und bleibt Leica mit seinen M-Modellen. Interessanterweise interpretieren die Hersteller den Begriff Retro aber anscheinend sehr unterschiedlich: Bei Leica bietet man inzwischen in der M 11 einen 60 MP-High-Tech-Sensor, bleibt aber bei der Bedienung, vom Sucher bis zur Fokussierung manuell und verzichtet sogar auf eine Sensorstabilisierung. Die X-T-Modelle von Fuji können immer sehr schnell mit den klassischen Einstellrädern auf der Kameraschulter eingestellt, aber gleichzeitig, wenn man will, wie eine aktuelle DSLM bedient werden. Und wichtig – dazu braucht es keine Zugriffe auf das Menü! Bei Nikon konnte man sich wohl nicht entscheiden, man hat zwar die Einstellräder oben, aber beim Handling muss man auswählen: entweder Retro oder DLSM und man kommt um zusätzliche Menüeinstellungen nicht herum. Allerdings hat Nikon der Z f einen direktwirkenden Umschalter für einen sehr guten SW-Modus spendiert. Als SW-Fan hat mich das natürlich begeistert!

Die Kamera​

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Die Eckpunkte der neuen Z f:
Der neu überarbeitete CMOS-Vollformatsensor mit 24,5 Megapixel und der ultraschnelle EXPEED-7-Prozessor liefern eine sehr gute Bildqualität, eine noch einmal verbessertes Rauschverhalten und eine überzeugende Performance.

Nikon beschreibt die neue Z f so:

„Ihr Aussehen. Ihre Leistung. Ihre kreativen Wege. Schaffen Sie etwas Einzigartiges mit der Nikon Z f. Beeindruckende Vollformat-Bildqualität für Ihre ganz eigene Ästhetik“, und meint weiter zu den Hard-Skills der Kamera:

„Inspiriert durch die Nikon FM2
Die Z f vereint das klassische Design analoger Nikon-Kameras mit der hochmodernen Technologie der Z-Serie für zukunftsweisende Leistung. Es handelt sich um die perfekte Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart. Leistungsstarke Technologie der Z-Serie für absolute Schärfe, hervorragende Präzision und bemerkenswerte Geschwindigkeit. Bei jedem Motiv. Grenzenlose Kreativität dank modernsten Funktionen.

Echte Vollformatleistung. Pure Kreativität.
Durch ihr Aussehen und die Einstellräder mag die Z f vielleicht an die Kleinbild-Spiegelreflexkameras von früher erinnern, doch diese spiegellose Vollformatkamera bietet die Leistung von heute – und erfüllt Ihre kreativen Anforderungen. Der Vollformat-CMOS-Sensor mit 24,5 Megapixeln und die EXPEED-7-Engine sind perfekt aufeinander abgestimmt. Zusammen mit der hohen Lichtausbeute, die der große Durchmesser des Z-Bajonetts bietet, geben sie Ihnen mehr gestalterische Freiheit. Schärfe, Kontrast, Farbtreue, Dynamikumfang, Fokuspräzision, Leistung bei schwachem Licht – Ihnen werden alle Werkzeuge in die Hand gegeben, damit Sie Ihren einzigartigen Stil kreieren können. EXPEED 7 kommt in Nikons professionellen Kameras Z 8 und Z 9 zum Einsatz und ermöglicht ein perfektes Zusammenspiel aller Systeme der Kamera. Auf ihr werden die Deep-Learning-AF-Algorithmen ausgeführt, dank derer die Z f mehr Motive erkennen und verfolgen kann als jedes andere spiegellose Kamerasystem. Auch der mit 8,0 LW-Stufen enorm leistungsstarke VR* wird durch sie ermöglicht. EXPEED 7 steckt auch hinter den klaren, rauschfreien Bildern bei hohen ISO-Werten. Beim Fotografieren bietet die Z f einen nativen Empfindlichkeitsspielraum von 100 – 64 000 ISO (der sich im Modus Hi 1.7 auf 204 800 erweitern lässt). Bei Filmaufnahmen beträgt die maximale native ISO-Empfindlichkeit 51 200 (und lässt sich im Modus Hi2 auf 204 800 erweitern). Sowohl für abendliche Aufnahmen bei ungünstigen Lichtverhältnissen als auch für scharfe, detailreiche Bilder bei hellem Sonnenlicht.

Revolutionärer Hochleistungs-VR
So eine Bildstabilisierung (VR) haben Sie noch nie zuvor gesehen. Das extrem leistungsstarke VR-System der Z f sorgt für verwacklungsfreie Aufnahmen – dank einer Effektivität von unglaublichen 8,0 Blendenstufen bei 5-achsiger Bildstabilisierung und des ersten Fokusmessfeld-VR der Welt.1,2 Beim Fotografieren bietet der Fokusmessfeld-VR eine wirklich revolutionäre Kontrolle über den schärfsten Punkt im Bildausschnitt. Das Bild wird nicht einfach mittig stabilisiert, sondern durch das VR-System am aktiven Fokusmessfeld ausgerichtet. Ob sie am äußeren Bildrand fokussieren oder ein schnell bewegtes Motiv durch den AF verfolgen lassen: Die Schärfe sitzt felsenfest. Bei Filmaufnahmen können Sie den kamerainternen Sensor-Shift-VR mit dem elektronischen VR kombinieren.3 Dadurch gelingen ruckelfreie Freihandaufnahmen. Beim Einsatz von NIKKOR-Z-Weitwinkelobjektiven wird zudem jede trapezförmige Verzeichnung korrigiert. Ob Fotos oder Filme: Mit dem kamerainternen VR lassen sich Festbrennweitenobjektive hervorragend stabilisieren. Sogar, wenn Sie Ihre hochgeschätzten und altgedienten NIKKOR-Objektive mit F-Bajonett nutzen: Der leistungsstarke VR der Z f unterstützt Sie mit seinen 8,0 LW-Stufen Effektivität – ohne Einbußen bei der Bildqualität.

Motiverkennung auch bei manueller Fokussierung
Dank der leistungsstarken EXPEED-7-Engine und Deep-Learning-Technologie bietet diese spiegellose Vollformatkamera die ultimative Unterstützung für das manuelle Fokussieren: Motiverkennung Beim Fotografieren mit manueller Fokussierung (MF) und aktivierter Motiverkennung erfasst die Z f das Motiv und bewegt das Fokusmessfeld automatisch dorthin. Das spart Ihnen eine Menge Zeit, wenn Sie Menschen oder Tiere fotografieren. Sie können sich darauf verlassen, dass die Kamera das Fokusmessfeld sicher auf das Gesicht oder sogar das Auge setzt. Auf diese Weise können Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz der Komposition widmen. Die MF-Motiverkennung funktioniert unabhängig davon, ob Sie über den Sucher oder über den Monitor fotografieren. Außerdem können Sie ihn auch für Aufnahmen mit klassischen Objektiven mit F-Bajonett einsetzen.

Uneingeschränkt neig- und drehbarer Monitor
Mit dem ersten uneingeschränkt neig- und drehbaren Touchscreen-Monitor an einer Vollformatkamera der Nikon-Z-Serie behalten Sie beim Fotografieren aus jedem Winkel alles einfach und klar im Blick. Darüber hinaus wird Ihnen mit dem Touch-Funktionsaufruf eine völlig neue Art der Zuweisung von Aufnahmefunktionen geboten. Mit dem Touch-Funktionsaufruf können Sie neun anpassbaren Bereichen des hellen, hochauflösenden Touchscreens Tastenfunktionen zuweisen. Die Kamera lässt sich flexibel und intuitiv bedienen: Durch Tippen auf einen Bereich können Sie ganz einfach das Fokusmessfeld verschieben, zwischen den Augen des Motivs wechseln, Gitterlinien auswählen, einen virtuellen Horizont aktivieren und vieles mehr. Bei aktiviertem Touch-Funktionsaufruf können Sie sogar mit dem Daumen auf dem Monitor die Lage des Fokusmessfelds steuern, während Sie durch den Sucher blicken. Ganz gleich ob Sie mittels Monitor oder Sucher fotografieren – die Kamera lässt sich reibungslos bedienen. Wenn Sie im Hochformat fotografieren, werden die Menüs und Bedienelemente auf dem Bildschirm vertikal ausgerichtet. Wenn Sie den Monitor zu sich hindrehen, wechselt die Kamera außerdem automatisch in den Selbstporträtmodus.

Atemberaubende Detailschärfe mit Pixel Shift
Wenn Sie eine Verschiebung um ein Pixel wählen, können Sie vier oder acht Aufnahmen zu einem 24-Megapixel-RAW-Bild verschmelzen. Das entspricht einer Größe von vier RAW-Bildern. Bei einem Pixel-Shift von 0,5 Pixel lassen sich 16 oder 32 Aufnahmen miteinander verschmelzen und ein RAW-Bild mit einer beeindruckenden Auflösung von 96 MP und einer maximalen Bildgröße von 16 RAW-Bildern erstellen. Wenn Sie acht oder 32 Aufnahmen miteinander verschmelzen, werden Moiré, Farbsäume und Rauschen deutlich reduziert. In Kombination mit der gestochen scharfen Fokussierung der Z f sind die Ergebnisse von Pixel-Shift-Aufnahmen verblüffend. Von atemberaubend bis unvorstellbar – darunter geht nichts.

Drei Monochrome-Profile
Verleihen Sie Fotos und Videos im Handumdrehen in einen klassischen Schwarz-Weiß-Look – durch einfaches Umlegen des Schalters.

Ganz Ihr Eigen
Das schwarze Oberflächenfinish der Präzisionsgefrästen mechanischen Einstellräder aus Messing weist mit der Zeit eine schöne Patina auf. Je mehr die Z f genutzt wird, desto einzigartiger wird sie.“


Die kompletten technischen Daten finden sich hier:

Verarbeitung
Die Verarbeitung der Z f entspricht dem gewohnten Nikon-Standard. Das Gehäuse besteht aus Magnesium und wird mit Teilen aus Aluminium und Spezialkunststoff vervollständigt. Das Gehäuse fühlt sich, wohl dem Marketingkonzept folgend, zwar gut an, ist aber weder griffig noch hat es die optimale Größe für den fotografischen Alltag. Die Griffwulst ist nur ein Hauch und hat eigentlich keine Tiefe, so dass auch der kleine Finger keinen Halt findet. Wer bestimmt eigentlich, dass eine Kamera im Retro-Style auch alle negativen Aspekte aus vergangenen Zeiten übernehmen muss?

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Handling
Alle wichtigen Bedienungselemente befinden sich außen am Gehäuse. Ein besonderes Merkmal sind die beiden Einstellräder auf der Kameraschulter. Rechts das für die Zeit- und links das für die ISO-Wahl. Weiter befinden sich dort ein Programmwahlschalter, der Auslöser, eine Drehrad zur Belichtungskorrektur und sogar ein winziges Display. Unter dem Zeitenrad befindet sich noch ein Hebel für die Modi-Wahl, mit dem man auch direkt in den SW-Modus schalten kann. Natürlich gibt auf der rechten Seite an der Vorder- und Rückseite Einstellräder für die Blenden- und Zeitsteuerung. Auf der Rückseite befindet sich neben dem Monitor eine Vierwegewippe, die auch für die Fokuspunktverstellung zuständig ist. Auch der Ein-/Ausschalter ist, wie bei Nikon üblich, um den Auslöser herum angeordnet. Der Auslöser wirkt direkt und dabei präzise, bietet einen gut fühlbaren ersten Druckpunkt und lässt sich darüber hinaus sanft durchdrücken. Nikon-User werden sich also schnell zurechtfinden!

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Mit angeflanschten Zusatzgriff.

Sucher und Monitor
Der elektronische Sucher (EVF) der Z f ist scheinbar der gleiche wie in allen FX-DSLM-Kameras. Es handelt sich um einen 0,5 -Zoll-Sucher mit 3,69 Millionen (OLED)Bildpunkten (Quad VGA), Farbabgleich sowie automatischer und 13-stufiger manueller Helligkeitssteuerung. Die Bildfeldabdeckung beträgt 100% und die Vergrößerung liegt bei 0,8-fach. Eine Dioptrienanpassung ist von -4 bis +2 dpt möglich und ein Augensensor sorgt für die automatische Umschaltung zwischen Monitor und Sucher. Die Bildwiederholrate kann von 60 auf 120 B/Sek. umgestellt werden.

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Der ausklappbare Monitor mit einer Diagonalen von 8 cm bietet eine Auflösung von 2,1 Mio. Bildpunkten, Die Bildhelligkeit mit rund 700 cd/m² bietet gute Erkennbarkeit auch bei Sonnenschein! Der Monitor lässt sich ausgeklappt in alle Richtungen neigen und bewegen.

Konnektivität
Bei den Schnittstellen bietet die Nikon Z f nur das nötigste. Es gibt einen USB-Daten-Anschluss (SuperSpeed-USB) sowie einen HDMI-Ausgang (Typ D), zwei Audioeingänge (Audioeingang 3,5-mm-Klinkenbuchse Stereo, mit Spannungsversorgung, Audioausgang 3,5-mm-Klinkenbuchse Stereo), Über die USB-C-Schnittstelle kann der Akku vom Typ EN-EL15c geladen werden. Akkus der Baureihe EN-EL15c, EN-EL15b, und EN-EL15a können ebenfalls verwendet werden. Ein passendes USB-Kabel liefert Nikon mit.

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Kartenfächer
Es gibt 2 Speicherkartenfächer, 1x Secure Digital-(SD-)Karte und 1x microSDXC UHS 1. Beide Karten können als Überlauf- oder Backup-Speicherkarte verwendet werden, zur getrennten Speicherung von NEF- (RAW) und JPEG- oder HEIF-Bildern oder zur Speicherung von doppelten JPEG- oder HEIF-Bildern in verschiedenen Größen und Bildqualitäten. Die Kartenfächer sind im Batteriefach untergebracht und wenn man einen Zusatzgriff verwendet (s.o.) nur schlecht zugänglich. Darüber hinaus bildet der Zusatzgriff ausgerechnet nahe bei den Kartenfächern eine Schmutzsammelstelle. Der Schmutz auf dem Foto hatte sich z.B. bei einer 3 Stunden-Exkursion bei normalen Wetterbedingungen angesammelt!

Sensor und Prozessor
In der Z f wird ein überabeiteter FX-CMOS-Sensor mit 24,5 MP (effektiv) verwendet. Die ISO-Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis 64 000 (Schrittweite: ¹⁄₃ oder 1 LW) und kann auch auf ca. 0,3, 0,7 oder 1 LW (entspricht ISO 50) unter ISO 100 oder auf ca. 0,3, 0,7, 1 oder 1,7 LW (entspricht ISO 204 800) über ISO 64 000 eingestellt werden. ISO-Automatik ist verfügbar. Ein Low-Pass-Anti-Aliasing-Filter ist nicht vorhanden. Aufgehangen ist der Sensor mit einer 5-Achsen IBIS-Bildstabilisierung, die bis zu 8 Blenden Gewinn bringen soll. Zur Verbesserung der Gesamtperformance wird in der Z f der ultraschnelle EXPEED-7-Prozessor aus der Z8 verbaut. Er ermöglicht Serienaufnahmen bis zu 30 B/s mit folgenden Modi:

Serienaufnahme langsam: ca. 1 bis 7 Bilder/s
Serienaufnahme schnell: ca. 7,8 Bilder/s
Serienaufnahme schnell (erweitert): ca. 14 Bilder/s
Highspeed-Serienaufnahmen (C30): ca. 30 Bilder/s.

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Verschluss
Elektronisch gesteuerter, vertikal ablaufender mechanischer Schlitzverschluss; elektronischer erster Vorhang, elektronischer Verschluss. Zugriff über das Belichtungszeitenwählrad: ¹⁄₈₀₀₀ bis 4 s in Schritten von je 1 LW, Langzeitbelichtung (B), Langzeitbelichtung (T), X (Blitzsynchronisation) Zugriff über das hintere Einstellrad: ¹⁄₈₀₀₀ bis 30 s in Schritten von ¹⁄₃ LW (erweiterbar auf 900 s im Modus M), Langzeitbelichtung (B), Langzeitbelichtung (T), X (Blitzsynchronisation)

Autofokus
Autofokus mit Augen-AF und Motiverkennung. Einzelautofokus (AF-S), kontinuierlicher AF (AF-C), permanenter AF (AF-F, nur im Filmmodus verfügbar); prädiktive Schärfenachführung, manuelle Fokussierung (M): Die Scharfeinstellung mit elektronischer Einstellhilfe kann verwendet werden. Es gibt 273 Fokusmessfelder.

Mein Praxistest​

Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera/Objektiv-Kombination! Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da, wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der Papierform liegen.

Für den Test hatte mir Nikon-Deutschland für drei Wochen eine Z f sowie ein Nikkor Z-2.8/14-24mm und ein Z 5.6-6.3/180-600 VR zur Verfügung gestellt. Von Tamron stand zusätzlich ein 2-2.8/35-150mm zur Verfügung sowie aus dem eigenen Bestand noch ein Viltrox 1.8/35mm und ein 1.8/85mm, die sich schon an der Z 9/Z8 bewährt haben.

Zum Test
Da ich selbst langjähriger Nikon-User bin und auch schon mit den andern Z-Modellen gearbeitet habe, war keine große Eingewöhnungsphase notwendig um loszulegen. Bei der ersten Exkursion soll sich normmalerweise zeigen, wie intuitiv eine Kamera zu bedienen ist. Auch in diesem Fall sollte es eigentlich keine Überraschungen geben, wenn da nicht das Attribut „Retro“ wäre – mehr dazu weiter unten! Für den ersten Fotospaziergang bei winterlichem Schmuddelwetter habe ich mich im Wesentlichen wieder mit One-Shot Aufnahmen begnügt. Aufgezeichnet habe ich sowohl RAWs als auch JPGs, zeige hier aber hauptsächlich JPGs „out of camera“.

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35mm; f/4.0; 1/2000s; ISO 1000


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35mm; f/5.6; 1/125s; ISO 400


Zf-10.jpg

35mm; f/5.6; 1/160s; ISO 200


Zf-11.jpg

14,5mm; f/8.0; 1/320s; ISO 500



Zf-12.jpg

24mm; f/7.1; 1/250s; ISO 200


Zf-13.jpg

35mm; f/7.1; 1/100s; ISO 400


Zf-14.jpg

35mm; f/7.1; 1/100s; ISO 400

Beim nächsten Ausflug war dann wirklich Winter, zumindest ein wenig, und die Sonne schien!

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14mm; f/2.8; 1/8000s; ISO 140.



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24mm; f/5.6; 1/800s; ISO 100 (Z6 ll). Hier das neue 180-600mm im Einsatz.

Das neue 180-600mm Nikon Z ist relativ kompakt, leicht und verändert seine Länge beim Zoomen nicht. Die Abbildungsqualität ist sehr gut und das Preis-/Leistungsverhältnis hervorragend. Wem die Brennweite von maximal 600mm ausreicht, ist mit diesem Objektiv sehr gut bedient

Zf-17.jpg

150mm; f/2.8; 1/5000s; ISO 250



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150mm; f/2.8; 1/5000s; ISO 250 (Ausschnitt)


Zf-19.jpg

600mm; f/6.3; 1/640s; ISO 500

Dann ging es in den Hafen mit dem Tamron 35-150mm an der Nikon Z f…

Zf-20.jpg

39mm; f/8.0; 1/640s; ISO 200


Zf-21.jpg

36mm; f/8.0; 1/500s; ISO 200, beschnitten.

Das Tamron 2-2.8/35-150mm Di lll VXD bietet einen fast universellen Brennweitenbereich, kombiniert mit einer hohen Lichtstärke. Zusammen mit der Z f kann man damit wunderbare Fotospaziergänge machen, und man ist mit nur einem Objektiv für die meisten fotografischen Aufgaben gut ausgerüstet.

Zf-22.jpg

35mm; f/8.0; 1/250s; ISO 200.

Unten: Ausschnitt aus Bild oben!

Zf-23.jpg



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44mm; f/8.0; 1/1250s; ISO 200

Die SW-Funktion
Die Nikon Z f ist durch ihren Umschalthebel für den SW-Modus ein sehr praktisches Handwerkszeug für SW-Liebhaber. Und hier wird „Retro“ plötzlich ganz modern, denn mit der neuen Direkt-Umschaltfunktion sehe ich mein Bild schon vor der Aufnahme im Sucher (oder auf dem Monitor) in Schwarz-Weiß – das ging noch nicht einmal zur besten Analog-Zeit! Natürlich kann man mit jeder digitalen Systemkamera ein oder mehrere SW-Profile nutzen, aber meist muss man mehrere Schritte übers Menü anwählen, um die Fotos auch schon vor der Aufnahme im Sucher in SW zu sehen. Mit der Z f kann man sich ganz auf seine Bildkomposition konzentrieren. Allein deswegen könnte man zum Fan der Kamera werden!

Hier noch einige Beispiele in Schwarz-Weiß (alle mit dem Tamron 35-150mm):

Zf-25.jpg

55mm; f/5.6; 1/1000s; ISO 200


Zf-26.jpg

56mm; f/5.6; 1/2000s; ISO 200


Zf-27.jpg

44mm; f/5.6; 1/500s; ISO 200


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150mm; f/2.8; 1/6400s; ISO 200, verschiedene SW-Profile in LR, von oben: Monochrom, Mono(G), Mono (R), Sepia, individuell bearbeitet! Die SW-Anmutung bei allen SW-Profilen ist wirklich gut.

ISO-Test

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Ausschnitt bei ISO 1400

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Das Rauschverhalten des überarbeiteten 24,5 MP CMOS-Sensor ist noch mal besser geworden als z.B. beim Vorgänger in der Z6 ll. Selbst bei ISO 12800 kann man oft auf eine Nachbearbeitung (Entrauschung) verzichten.

Zf-31.jpg

14mm; f/8.0; 1/1250s; ISO 250

Fazit​

Die neue Nikon Z f ist hinsichtlich Bildqualität, Performance und technischem Knowhow das Beste, was Nikon im Bereich Vollformat und 24,5 MP-Sensor momentan zu bieten hat!

Durch die Überarbeitung des Sensors und der Verwendung der Expeed-7-Bildengine wird die Kamera zum Highlight in ihrer Klasse. Diese Kombination liefert jetzt die Leistung, die die Z 6er immer vermissen ließen! Der neue Autofokus, einschließlich Augen-AF und Motiverkennung, trifft zuverlässig und schnell. Zwar ist der AF in der Z 8 noch einen Hauch flotter, was aber dem Stacked-Sensor geschuldet ist, der schneller ausgelesen werden kann. Auch der Stabi leistet durch die neue Bildengine mehr, er schafft jetzt im Dualbetrieb (Kamera/Objektiv) + 8 LV. Als erste Nikon-Z-Kamera unterstützt die Z f nun eine Pixel-Shift-Option, die bis zu 32 Belichtungen zu ultra-hoch aufgelösten Bildern Detailpräzision und Farbtreue kombiniert. Allerdings ist diese Funktion bei Nikon nur nutzbar, wenn das Motiv und die Kamera absolut unbewegt bleiben.

Sehen lassen kann sich auch die Serienbildgeschwindigkeit. Es sind nun 15 B/s mit präzisem Tracking möglich! War das Bildrauschen noch nie ein Problem bei Nikon, ist der neue, überarbeitete 24,5 MP noch einmal besser geworden. Mir gefällt die Bildanmutung wirklich sehr gut! Ein weiteres Schmankerl ist die simpel zu benutzende SW-Funktion, das ist wirklich endlich mal eine sehr, sehr nützliche Funktion für alle SW-Liebhaber, die, kombiniert mit den neuen SW-Profilen, eine neue digitale Schwarz-Weiß-Fotografie ermöglicht!

Das Gehäuse ist leider nur Retro oder mehr noch Nostalgie pur! Das Handling ist, auch mit Zusatzgriff, alles andere als perfekt – für mich noch nicht einmal zufriedenstellend. Es bleibt zu hoffen, dass sich schnellstens ein Zubehörlieferant erbarmt und einen besseren Zusatzgriff anbietet. Auch wenn man eine im Retrostil gehaltene Kamera anbietet, muss das doch eigentlich nicht heißen, dass man das Gehäuse nicht grifffreundlich gestalten könnte. Da ich noch eine Nikon F100 einsetze, weiß ich sogar, dass Nikon das eigentlich kann. Zumindest alle Bedienelemente sind gut zu erreichen. Die Haptik und Verarbeitungsqualität sind Nikon-like und gehören in die Spitzenklasse! Die Kartenfächer dagegen, die im Batteriefach untergebracht sind, sind bei angeflanschtem Zusatzgriff sehr schlecht zu bedienen. Und auch die Einbindung der langsamen Micro-SD-Karte für den zweiten Kartenschacht hat eigentlich nichts mit „Retro“ zu tun.

Grundsätzlich bin ich bei den Retro-Kameras von den klassischen Einstellrädern auf der Kameraschulter begeistert. Bei Nikon konnte man sich aber wohl nicht zwischen Retro und modern entscheiden. Man hat zwar die Einstellräder oben, aber bei der Grundeinstellung muss man sich festlegen - entweder Retro oder DLSM - und kommt um zusätzliche Menüeinstellungen nicht herum. Dass es besser geht, zeigt uns Fuji. Die X-T-Modelle von Fuji können immer sehr schnell mit den klassischen Einstellrädern auf der Kameraschulter eingestellt, aber gleichzeitig, wenn man will, wie eine aktuelle DSLM gehandelt werden. Und wichtig: dazu braucht es keine Zugriffe auf das Menü. Wenn es dann noch aktuelle Objektive mit Blendenring gibt, sind dem Retrofeeling keine Grenzen gesetzt.

Der rückwärtige Monitor der Z f ist qualitativ ordentlich, ausklappbar und voll beweglich. Die Akkukapazität ist sehr gut, und man kann mit einem Akku fast 500 Aufnahmen machen. Ein Ladegerät wird leider nicht mehr mitgeliefert.

Insgesamt erfüllt die Nikon Z f wirklich alle technisch-qualitativen Ansprüche, die man an eine moderne DSLM-Vollformat-Kamera stellen kann. Diese sehr gute technische Performance wird leider durch das grottenschlechte Handling etwas getrübt.

Das Preis-/Leistungsverhältnis der Z f ist für diese Kameraklasse momentan zufriedenstellend.

Meine Bewertung​

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©Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, W. Bronsart, Nikon

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