Exzellent verarbeitetes Arbeitsgerät, das viel Freude bereitet
Diesmal möchte ich ein Objektiv mit einer etwas außergewöhnlichen Brennweite vorstellen: das Zeiss Batis 2.0/40mm CF. Zeiss bezeichnet das Objektiv als „Perfektionist für alle Fälle“. Dieses AF-Objektiv der neuesten Generation gibt es (leider!) momentan nur als Version mit Sony E-Mount-Anschluss. Die etwas ungewöhnliche Brennweite war früher sehr verbreitet, ist dann aber in der Ära der KB-Spiegelreflexkameras etwas in der Versenkung verschwunden, und tauchte nur noch ab und an als sogenanntes „Pancake“ in den Verkaufslisten der Hersteller auf. Mit dem Aufkommen der DSLM-Kameras erlebte die Brennweite eine kleine Renaissance und wurde auch wieder von Sony (Sony FE 40mm f2.5 G), und Nikon (Nikon Z 40mm f/2,0) als AF-Objektive angeboten.
Die Foto/Video/Film-Objektive von Zeiss werden in Deutschland entwickelt und auch von hier vermarktet; hergestellt werden sie im Auftrag von Zeiss in Japan. Das Objektiv ist grundsolide verarbeitet und kann durch ein modernes Design überzeugen. Die mitgelieferte Sonnenblende fügt sich harmonisch in die Gesamtlinie des Objektivs ein. Auch haptisch kann das Objektiv überzeugen, da es hervorragend in der Hand liegt. Der Fokus lässt sich bei manuellem Betrieb über den ganzen Drehwinkelbereich präzise und geschmeidig einstellen. Damit ist das Objektiv auch gut bei Videoaufnahmen einzusetzen.
Das Zeiss Batis 2/40mm CF - das Objektiv weist als Besonderheit eine sehr kurze Naheinstellung von nur 24 cm auf.
Die Ausstattung des Objektivs ist gut, es gibt ein integriertes Display, das die eingestellte Entfernung und Blende anzeigt, einen Fokusbereichsschalter und eine wirksame Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit. Ein Blendenring ist nicht vorhanden (leider).
Technische Daten
Das Objektiv-Design entspricht dem eines Distagon. Es besteht aus 9 Linsen in 8 Gruppen, mit „Floating elements“ design, Linsen mit asphärischer Optikfläche, Linsen aus Sonderglas, asphärischen Elemente und Sonderglas. Einen Blendenring und eine objektiveigene Bildstabilisierung hat das Objektiv nicht.
Ich habe das Objektiv an einer Sony a7, einer a7lll (Bild) und einer a7lV getestet.
Meine Soft-/Hardware
Als Programme nutze ich LR CC und DxO PhotoLab 5 für die RAW-Konvertierung und Affinity Photo zur Bildbearbeitung. Dazu gesellen sich XnView als Bildbetrachter und einige andere kleine Helfer für Sonderfälle. Das Ganze läuft unter Windows10 Pro (aktuelle Version) auf einem Rechner mit AMD Ryzen 7, 32 GB Arbeitsspeicher und einer Nvidia GTX 1050. Als Bildschirm steht ein ViewSonic 27 Zoll-4k-Monitor (hardware-kalibriert) zur Verfügung. Die Programme liegen auf einer SSD, darüber hinaus fungiert eine weitere SSD als Speicherort für die LR-Kataloge und als schneller Cache für die Bildbearbeitung. Ich benutze den (die) RAW-Konverter in der Regel „stand alone“, ein Bildbearbeitungsprogramm kommt normalerweise nur noch zur Konfektionierung (Beschnitt, Ausgabeformat usw.), und für spezielle Ausarbeitungen (Montagen usw.) zum Einsatz.
Der Test
Da ich natürlich kein professionelles Testlabor besitze, steht die praktische Anwendung im Vordergrund. Anders ausgedrückt: entscheidend ist was hinten rauskommt! Wie immer in meinen Reviews steht am Anfang eine Aufnahme meines (neuen) Testcharts bei offener Blende. Darüber hinaus sind alle Aussagen nur für das mir zur Verfügung gestellte Equipment gültig.Sony a7lV; f 2.0, JPG SOOC („straight out of camera“). Die Schärfe ist schon bei offener Blende gut.
Auch der Lichtabfall in den Ecken (Vignettierung) ist im normalen Rahmen und macht sich bei realen Aufnahmen nicht negativ bemerkbar. Die förderliche Blende für das Zeiss Batis liegt bei f 4.0 und verändert sich bei weiterem Abblenden nicht mehr merklich. (Bild unten):
Blendenreihe Zeis Batis 2/40mm CF; RAW in LR ohne automatische Objektivkorrektur – mit Korrektur wird auch die Vignettierung wegkorrigiert.
Zum Vergleich ein Foto mit verschiedenen Brennweiten vom gleichen Standort und vom Stativ aus gemacht. Trotz des geringen Brennweiten-Abstand zueinander sind die Unterschiede deutlich.
Hier nun einige Praxisbeispiele mit verschiedenen Sony-Kameras wie a7, a7lll und einer aktuellen a7lV, alle Fotos JPGs SOOC.
a7Ill; f8, ISO 100, 1/1000s
a7lV; f8, ISO 400, 1/500s
a7lV; f8, ISO 400, 1/500s
A7lll; f8, ISO 200, 1/125s
A7lll; f8, ISO 200, 1/400s
A7lll; f2.0, ISO 200, 1/2000s
A7lll; f2,0, ISO 80, 1/3200s. Der unscharfe Hintergrund wirkt sehr harmonisch!
A7; f4, ISO 6400, 1/6400s
A7; f11, ISO 6400, 1/640s
A7IV; f7.1, ISO 400, 1/1250s
A7lll; f11, ISO 200, 1/400s. Direkt in die Sonne fotografiert kann man natürlich auch Flairs provozieren
A7; f2, ISO 100, 1/800s. Das Bokeh kann gefallen…
A7lll; f8, ISO 200, 1/125s. Auch im Nahbereich ist die Abbildungsleistung sehr gut!
A7lV; f7.1, ISO 400, 1/800s. Hier mal ein Beispiel als SW-Bearbeitung.
Fazit
Das Zeiss Batis 2/40mm CF Objektiv bringt rund 360g auf die Waage und gehört damit nicht zu den zu den Leichtgewichten, aber dafür ist die Fertigungsqualität erstklassig. Das Handling und die Haptik, gehört mit zum Besten, was Käufer:innen momentan bekommen können. Auch die Abbildungsqualität ist sehr gut, und ab Blende 4 ist sie sogar spitze! Das Objektiv bietet durchgehend eine sehr gute Kontrastleistung und Schärfe bis in die Ecken. Flairs treten nur in Extremfällen auf, und auch das Bokeh ist für die Brennweite und Lichtstärke ordentlich. Mit dem Batis 2/40mm CF erhält man eine etwas andere Brennweite mit einem Bildwinkel von 56° und einer sehr guten Nahbereichsgrenze in die Hand, die das Objektiv zum Universalisten macht. Seine Leistung bringt es ohne Einschränkung auch an den älteren Sony-Kameras, bei der a7 allerdings mit der Einschränkung, dass es keine Bildstabilisierung gibt.Das Objektiv zeigt auch beim neuen 33 MP-Sensor der a7lV keine Schwächen. Die Bildqualität war an allen verwendeten Kameras sehr gut. Mir persönlich hat die Brennweite als mögliche Alternative sehr gut gefallen. Sie ist nur geringfügig länger als meine 35mm Standardbrennweite für Streetfotografie, dafür aber deutlich unkritischer für stürzende Linien, und auch besser geeignet für Portraits. Ein kleiner Wehrmutstropfen könnte der Preis von ca. 1200 € sein. Wer bereit ist, diese Summe auszugeben, erhält dafür als Gegenwert ein exzellent verarbeitetes Arbeitsgerät, dass einem über Jahre viel Freude bereitet und qualitativ hochwertige Bildergebnisse liefert.
Meine Bewertung
Ausdrücklich bedanken möchte ich mich noch bei meinen Fotofreunden J. Hüsmert und M. Walter, die mir die Vorgänger-Kameras der a7lV zur Verfügung gestellt haben!
© Dieter Doeblin und Netzwerk Fotografie. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, M. Walter, Zeiss AG.
