Review Lumix S5II

Die Lumix S5II im Praxistest
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LUT - Neue Fotografie?​

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Natürlich war ich leider nicht in der Antarktis, daher der kleine Hinweis: Der Hintergrund im Titelfoto wurde mit der neuen Adobe-Photoshop-Funktion „generative Füllung“ erzeugt!

Nun zum Thema:

Heute geht es um die Panasonic LUMIX S5ll. Beide Modelle (es gibt noch ein Schwestermodell, die Lumix S5llX speziell für Video) basieren auf einem neu entwickelten Vollformat-CMOS-Sensor mit 24 Megapixel und einem ebenfalls neuen Bildprozessor. Zum ersten Mal unterstützt der Sensor im LUMIX-System neben dem kontrastbasierten Autofokus auch eine Phasenerkennung und kombiniert beide Fokussiermethoden zu einem neuen Hybrid-Phasenerkennungs-AF. Außerdem soll der neue Prozessor eine hervorragende Bildqualität und eine Videoleistung mit hoher Bitrate bieten, die mit der einer LUMIX S1H vergleichbar ist.

Laut Panasonic: „setzt die neue S5M2 Maßstäbe bei der LUMIX Autofokus-Leistung. Dank des neuen Bildprozessors, der im Rahmen der L-Technologie-Partnerschaft von LEICA und LUMIX entwickelt wurde, und des neuen 24-Megapixel-Sensors sind die LUMIX S5II und die S5IIX die ersten LUMIX-Kameras mit einem Hybrid-Phasendetektions-Autofokus (PDAF). Die Kameras nutzen ein neues Hybrid-Phasen-AF-System, das den bekannten Kontrast-AF der LUMIX-Modelle mit einem Phasendetektions-Autofokus (PDAF) kombiniert. Das schnelle und zuverlässige neue System arbeitet mit 779 Messfeldern und ist in der Lage, Motive auch bei schwierigen Lichtbedingungen, wie zum Beispiel bei Gegenlicht, zu erkennen und selbst dann weiter zu verfolgen, wenn sich zusätzlich andere Objekte im Bild befinden. Die kontinuierliche Autofokus-Nachführung steht dabei auch während des Zoomens1 zur Verfügung. Darüber hinaus lassen sich einige Autofokus-Funktionen in den AF-Einstellungen anpassen und individualisieren. Damit sind die LUMIX S5II und die S5IIX auch für Sportfotografen eine ideale Wahl, wenn es darum geht, Motive in actionreichen Situationen stets im Fokus zu behalten“. Ob die Kamera diese hohen Ansprüche auch in der Praxis erfüllt, gilt es herauszufinden.

Die Kamera​

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Wesentlichen Merkmale (Auszug) der Lumix S5ll:
  • 24-Megapixel-CMOS-Sensor, mit Bayer-Filter und ohne Tiefpassfilter
  • Venus Engine, Dateiformate: RAW, JPG, HLG-Foto, 6K Photo aus MP4-Video
  • ISO: Dual-Native-ISO-Empfindlichkeit 100 + 640 ISO, maximaler ISO-Wert 51.200 (204.800 bei Extended) ermöglicht.
  • Sensorbasierte Bildstabilisierung IBIS, 5-Achsen, bis +6,5 Stufen
  • Hybrid-Phasendetektions-Autofokus (PDAF), mit 797 AF-Messfeldern.
  • Verschluss: Langzeitbelichtung, Mech. /elektronisch 60s – 1/8000s
  • Serienaufnahmen: 9 Bilder/s mit mech. Verschluss; bis 30 B/s mit elektronischem Verschluss
  • High-Resolution-Aufnahmen mit 96 MP
  • Elektronischer Oled-Sucher mit 3,68 Millionen Bildpunkten
  • Voll schwenkbarer Touchscreen-LCD-Monitor, 7,5 cm (3 Zoll) mit 1,84 Mio. Pixeln
  • Zusatzdisplays zur Einblendung von Aufnahmeinformationen
  • Professionelle Videoaufnahme mit 4:2:0 10-Bit 6K (3:2) und 5.9K (16:9) bei 30fps, sowie mit 4:2:2 C4K und 4K bei bis zu 60fps in 4K/60p, 4:2:2 10-Bit, sowie V-Log; aktiver Lüfter.
  • Wi-Fi-Konnektivität und Fernsteuerung per Smartphone
  • Staub- und spritzwasserfestes Gehäuse mit Magnesium-Rahmen.
Die kompletten technischen Daten findet man hier:


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LUT-Funktionen satt!​

Die S5M2 bietet eine Reihe von Bildprofilen wie zum Beispiel V-Log/V-Gamut für einen großen Spielraum in der Nachbearbeitung mit einem hohen Dynamikumfang von 14+ Blendenstufen. Neu dabei ist eine ECHTZEIT-LUT-Funktion. Eine LUT (Look Up Table) ist eine Farbzuordnungstabelle, mit deren Hilfe sich bestimmte Farb-, Helligkeits- und Kontrastwerte zwischen Videos übertragen lassen. Während LUTs häufig in der Nachbearbeitung zum Einsatz kommen, lassen sich Farbkorrektur-LUTs bei der LUMIX S5II und der S5IIX auf eine SD-Karte hochladen und direkt in der Kamera anwenden. Die S5ll setzt mit dieser Funktion erstmalig auf eine umfassende Möglichkeit in der Kamera fertig „komponierte“ Fotos direkt aus der Kamera zu versenden (dazu später mehr).

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Die Menüpunkte sind gut strukturiert und über den Touchscreen schnell zu erreichen.

Nach dem Auspacken hält man eine Kamera in der Hand, die sich vom ersten Moment an gut anfühlt. Das Gehäuse ist sehr gut verarbeitet. Alle Steuertasten, -hebel und Drehknöpfe sind ergonomisch so angeordnet, dass der Benutzer sie während des Fotografierens gut erreichen kann. Für meine Hände könnte lediglich die Griffwulst etwas mehr Abstand (Höhe) zur vorderen Gehäusewand haben. Die Größe der Kamera ist meiner Meinung nach ein praktikabler Kompromiss zwischen Kompaktheit und Handlichkeit. Mit ihrem Gewicht von 740 g ist sie fast ein Leichtgewicht, und vermittelt trotzdem das Gefühl von Robustheit. Die Haptik und die hochwertige Verarbeitung unterstreichen diesen Eindruck.

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Für den Anschluss der Wechselobjektive hat sich Panasonic für das L-Mount-Bajonett entschieden. Das eröffnet dem User neben den Lumix-Originalobjektiven die Möglichkeit, auch Objektive von Leica, Leitz und Sigma, die die L-Mount-Alliance bilden, voll umfänglich zu nutzen.

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Der Sensor​

Panasonic verwendet einen CMOS-Sensor mit 24 Megapixel mit IBIS und Bayer-Matrix. Das hohe Detailzeichnungsvermögen des Vollformat-Sensors wird durch den Verzicht auf einen Tiefpassfilter nochmals erweitert. So sollen selbst feinste Motivstrukturen detailgenau im Bild erfasst werden. Mit dem Dual-Native-ISO (100 + 640) wird das Rauschen bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich verbessert, der Arbeitsbereich reicht von 100 bis zu ISO 52.200, so eignet sich die LUMIX S5ll auch für den Einsatz unter schlechten Lichtverhältnissen.

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Doppelte Bildstabilisierung​

Das verbesserte 5-achsige Body Sensor-Shift-System kompensiert die Auswirkungen von Verwacklungen und erlaubt so um bis zu 6,5 EV längere Freihandaufnahmen. Es gleicht diverse Kamerabewegungen sowohl bei Foto- wie Videoaufnahmen aus. Mit Hilfe modernster Technologie werden zur Schwingungsmessung nicht nur die Informationen eines Gyrosensors, sondern zusätzlich vom CMOS-Sensor und einem Beschleunigungssensor genutzt.
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Phasen-Hybrid-Autofokus​

Der Phasen-Hybrid-Autofokus mit 797 Fokusmessfeldern verbessert die Motivverfolgung und die Erkennungsleistung erheblich. Panasonic erweitert hier zum ersten Mal das langjährig praktizierte hauseigene DFD-Fokussystem.

Der Verschluss​

Die mechanische Verschlusseinheit des Schlitzverschlusses ermöglicht Belichtungszeiten von 30 min. bis 1/8,000s. Der elektronische Verschluss bietet jetzt ebenfalls Zeiten von maximal 30 Min. bis 1/8,000s. Mit dem elektronischen Verschluss ist lautlose Fotografie möglich!

Echtbild-Sucher und Monitor​

Mit 3,68 Mio. Pixel bietet der OLED-Sucher der S5ll eine durchschnittliche Auflösung und ein Bild von guter Klarheit. Der Echtzeitsucher arbeitet mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 B/s und einer praktisch nicht vorhandenen Verzögerung von nur 0,005s. So werden auch Bilder mit Bewegung und Schwenks sauber definiert wiedergegeben. Die hohe Auflösung in Verbindung mit einem Kontrastverhältnis von 10.000:1 sorgt für eine gleichermaßen differenzierte und detaillierte Wiedergabe.

Der 7,5 cm-Touchscreen-LCD-Monitor hat leider nur eine Auflösung von 1,84 Mio. Pixeln, die Auflösung des Monitors enttäuscht, gerade vor dem Hintergrund der stark propagierten Nutzung der internen LUT-Funktionen! Er ist in drei Achsen beweglich gelagert. So erleichtert er sowohl im Hoch- wie Querformat Aufnahmen mit erhobener oder abgesenkter Kamera.

Ausstattung und Schnittstellen​

Doppelte Speicherkartensteckplätze erlauben den Einsatz von SD-Karten (UHS-II). Neu ist die USB-C Anbindung. Darüber hinaus sind alle notwendigen Anschlussbuchsen vorhanden. Diese sind mittels Plastikkappen gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt.

Die LUMIX S Kameras sind kompatibel mit der LUMIX Tether-Software, die die Fernsteuerung der Kamera über USB von einem PC aus sowie das Live-Streaming und die direkte Übertragung von Bildern während der Aufnahme auf einen PC erlaubt. LUMIX Sync ist eine neue Smartphone-App, die die Fernsteuerung der Kamera und die Fotoübertragung von der Kamera auf das Smartphone/Tablet ermöglicht. Die Kompatibilität mit Bluetooth 4.2 gestattet zudem eine ständige Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet bei minimalem Stromverbrauch und ermöglicht es, die Kameraeinstellungen zwischen mehreren LUMIX S1-Gehäusen zu teilen. Wi-Fi 5GHz (IEEE802.11ac) bietet neben 2,4GHz (IEEE802.11b/g/n) eine sichere und schnellere Verbindung zu Smartphones/Tablets für Fernbedienung und Bild-/Videoübertragung.

Die Kamera kann bequem über USB-C aufgeladen werden, um die Aufnahmekapazität unterwegs zu erweitern. Das mitgelieferte Ladegerät ermöglicht ein schnelles Aufladen der Akkus in ca. 2 Stunden. Die Kamera kann während des Ladevorgangs über diesen Adapter verwendet werden.

Die L-Mount Alliance​

Da die Lumix S5ll mit einem L-Mount-Objektivbajonett ausgestattet ist, kann man auch problemlos auf Objektive von Drittherstellern zurückgreifen, zumindest auf die der Hersteller, die sich der L-Mount-Alliance angeschlossen haben. Das sind zur Zeit Leica, Panasonic und Sigma. Aktuell hat sich auch Leitz mit seinen Cine-Objektiven dieser Allianz angeschlossen. Da ich, natürlich zufällig, noch ein Sigma 150-600mm F5-6.3 DG DN OS Sports mit L-Mount zur Hand hatte, konnte ich auch damit eine Reihe von Aufnahmen mit der neuen S5M2 machen.

Zu meinem Praxistest​

Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen sich ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera und Objektive. Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da, wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der „Papierform“ liegen. Für diesen Bericht wurden, soweit möglich, Kamera-JPGs ohne weitere Bearbeitung genutzt. Für die Konfektionierung (Beschnitt, Verkleinerung) kam Affinity Photo 2 zum Einsatz.

Folgende Objektive kamen an der Lumix S5M2 zum Einsatz: das S-S 1.8/50E, das S-E 2,8/24-70mm E und ein Sigma 150-600mm F5-6.3 DG DN OS Sports (s. gesonderten Testbericht).

Nach einem kurzem Vertrautmachen mit der Kamera ging es wie immer nach draußen in meinen Kietz zu einem ersten Fotospaziergang. Hierbei soll sich zeigen, wie intuitiv eine Kamera zu bedienen ist. Die Lumix S5ll hat außen am Gehäuse nur die notwendigen Bedienelemente – gut so! Das Menü der S5ll ist einigermaßen logisch strukturiert, funktioniert aber nach kurzer Eingewöhnung gut.

Für den ersten Tag habe ich mich im Wesentlichen wieder mit One-Shot Aufnahmen und fester ISO begnügt. Das Kamera-Profil wurde auf Standard eingestellt. Aufgezeichnet habe ich sowohl RAWs als auch JPGs, so wie ich das immer handhabe. Als erstes schaue ich mir nach der Rückkehr immer die Kamera-JPGs an. Was die Lumix S5ll in dieser Hinsicht zu bieten hatte, war sehr gut! Die JPGs wirken farblich ausgewogen und scharf.

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25mm; f/6.3; 1/3200s; ISO 800

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24mm; f/7.1; 1/4000s; ISO 200. Bei Gegenlichtaufnahmen können farbige Flairs auftreten.

L-11.JPG

70mm; f/6.3; 1/800s; ISO 200

L-12.JPG

24mm; f/6.3; 1/320s; ISO 200

L-13.JPG

24mm; f/8; 1/200s; ISO 200

L-14.JPG

50mm; f/8; 1/200s; ISO 200

L-15.JPG

70mm; f/8; 1/640s; ISO 200

L-16.JPG

24mm; f/8; 1/320s; ISO 200

L-17.jpg

70mm; f/8.0; 1/250s; ISO 200; Ausschnitt

L-18.JPG

70mm; f/8.0; 1/60s; ISO 200

L-19.JPG

26mm; f/9; 1/160s; ISO 100

L-20.JPG

50mm; f/1.8; 1/800; ISO 100. Hier sieht man beim Lumix „Standard-Profil“ das etwas flache Ergebnis.

L-21.JPG

50mm; f/6.3; 1/160s; ISO 100. Das Profil auf „Kräftig“ verstellt und es passt!

L-22.JPG

50mm; f/5.0; 1/160s; ISO 100

L-23.JPG

50mm; f/22; 1/4s; ISO 200; ND-Effekt aus der Hand.

L-24.JPG

50mm; f/3.5; 1/60s; ISO 200

L-25.JPG

38mm; f/8.0; 1/640s; ISO200

L-26.JPG

24mm; f/8.0; 1/320s; ISO 200

L-27.JPG

24mm; f/8.0; 1/400s; ISO 200

L-28.JPG

70mm; f/8.0; 1/1300s; ISO 200

L-29.JPG

27mm; f/8.0; 1/1300s; ISO 200

L-30.JPG

24mm; f/8.0; 1/160s; ISO 200

L-31.jpg

Die gleiche Aufnahme in Lightroom entwickelt. Hier lässt sich gegenüber dem Standardprofil von Panasonic einiges mit wenigen Klicks verbessern. Es empfiehlt sich also, eigene Menüs (Profile) einzurichten!

L-32.JPG

70mm; f/8.0; 1/640s; ISO 400

L-33.jpg

204mm; f/10; 1/1000s; ISO 400

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Die High-ISO-Aufnahmen mit „Duo-ISO“ sind für 24 MP-Sensoren durchschnittlich (hier 100% Vergrößerung).

LUT dat Mut?​

Die Lumix S5ll ist die erste Kamera, die die interne Kamerabearbeitung konsequent als Herausstellungsmerkmal im Marketing einsetzt. Dabei sind diese „neuen“ Möglichkeiten inzwischen mehr oder weniger in allen Digital-Kameras längst zuhause. Ein prominentes Beispiel sind z.B. die Fuji-Kameras, die schon immer neben den normalen Kamera-Profilen auch Filmsimulationen (LUTs) ihrer klassischen Analogfilme anbieten.

Ursprünglich sind die LUTs im Bewegtbildbereich entstanden. Schon früher in der analogen Zeit mussten Filme, die zusammengeschnitten aus vielen Einzelszenen bestehen, nach dem Schnitt in der Schlussbearbeitung in der Entwicklungsanstalt auf eine einheitliche Bildanmutung hin korrigiert werden. Schon damals konnten sowohl eine Farbkorrektur als auch ein spezieller Bildlook erzeugt werden. In der digitalen Bildwelt sind LUTs spezielle Bildlooks oder Bildanmutungen, die nach der Bildaufnahme mittels „Look up Tabellen“ in der Bearbeitungssoftware erzeugt werden können.

Diese LUTs sind also nichts anderes als abgespeicherte Bearbeitungsschritte! Schon lange konnte man hunderte LUTs aus dem Netz herunterladen, viele sogar kostenlos. LUTs lassen sich problemlos in die üblichen Bildbearbeitungsprogramme wie Lightroom oder Photoshop integrieren. Inzwischen gibt es LUTs auch für Kameras. Wichtig ist nur, dass die Kamera die jeweiligen LUTs auch lesen kann. Es gibt sie mit verschiedenen Dateiendungen; zu den bekanntesten gehört Cube mit den Endungen cube, cube17 und cube32. Weiter heißen sie 3DL, IRDASLook oder Cinespace-3DLUT csp. Sie sind auf Videos, JPG- oder RAW-Formate anwendbar. Auch mit dem Programm von Datacolor lassen sich individuelle Kamera-Profile erzeugen und in die Kamera laden.

LUTs, also Look Up Tables, sind Tabellen bzw. Vorgaben, wie Farben, Helligkeiten und Sättigungen innerhalb eines Bildes verändert werden. Das bedeutet, dass man mit ihrer Hilfe komplett neue Bildlooks schon in der Kamera, wie z.B. der Lumix S5ll, generieren kann. Damit lässt sich praktisch ein Foto-Shooting so durchführen, dass quasi fertige JPGs schon in der Kamera entstehen und sofort verschickt werden können. Das Ganze stammt natürlich aus der Smartphone-Fotografie und wird hier für Systemkameras bereitgestellt.

Ob man das unbedingt braucht, weiß ich nicht wirklich! Hier ein Link, unter dem man LUTs herunterladen kann:


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Beispiele für die LUT-Anwendung​

Will man diese Aufnahmetechnik in der Praxis anwenden, wird schnell klar, dass man seine gewohnte Arbeitsweise wahrscheinlich aufgeben muss. Erste Bedingung ist Dauerlicht und, ganz wichtig, ein großer Monitor, der das Kamerabild zeigt. Wie man oben sieht, ist der Kameramonitor für ein optimales Arbeiten sicher zu klein!

Wenn man die optimalen Aufnahmebedingungen hat, ist das Ganze sicher interessant, zumal wenn man in RAW und JPG fotografiert, denn beim RAW bleibt das Original unangetastet. Es kann also wie gewohnt nachträglich neu bearbeitet werden.

Fazit​

Die neue Lumix S5ll stellt für mich hinsichtlich Größe und Gewicht einen guten Kompromiss dar. Das Gehäuse vermittelt einen soliden Eindruck, die Haptik und die Verarbeitung ist exzellent. Das Gehäuse wirkt aufgeräumt und ist von Bedienelementen nicht überlagert. Leider hat Panasonic der Kamera kein Schulterdisplay spendiert, das auch im ausgeschalteten Zustand die wichtigsten Einstellungsparameter anzeigt – schade! Alle wichtigen Schalter und Knöpfe sind (für mich) gut erreichbar, lediglich der kleine Finger der rechten Hand sucht immer wieder mehr Halt.

Das Menü ist übersichtlich und klar in Haupt- und Untermenüs unterteilt. Da die Kamera eine Vielfalt an Funktionen und Einstellmöglichkeiten bietet, inklusive der neuen kamerainternen LUT-Nutzung, ist ein gut strukturiertes Menü allerdings eine Grundvoraussetzung für vernünftiges Arbeiten. Die S5ll ist von der Vielfalt der Features her ein Paradebeispiel für das Anlegen und Anwenden von individual-Menüs! Die Kamera bietet sowohl ein individuell konfigurierbares Quick-Menü als auch drei persönliche Menüs an, deren Nutzung sich für flottes Arbeiten unbedingt empfiehlt!

Der elektronische OLED-Sucher mit einer Auflösung von 3,68 Millionen Punkten und der einstellbaren Bildfrequenz bis 120 fps wirkt natürlich und lässt sich vielfältig anpassen. Der Monitor lässt sich (nur) ausgeklappt in drei Achsen bewegen.

Der 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensorverschiebung (IBIS), der sich mit dem Bildstabilisator im Objektiv kombinieren lässt (Dual I.S.), funktioniert gut und schnell. Mit einem Zugewinn von 6,5 EV entspricht er dem heutigen Standard. Die IBIS-Funktion wird auch für HR (High-Resolution) -Aufnahmen mit einer Auflösung von 98 MP genutzt.

Panasonic nutzt in der neuen S5ll jetzt auch, wie alle Mitbewerber, ein hybrides Autofokussystem basierend auf einer Kontrast- und einer Phasendedektion. Die Anzahl der Fokuspunkte wird mit 779 angegeben. Der Autofokus bietet auch die Modi Personen- und Tiererkennung, einschließlich eines Augen-AF. Die „Papierform“ des AF-Systems scheint also up-to-date zu sein, die Ergebnisse in der Praxis dagegen sind nicht wirklich stringent. Im AF-S-Modus macht der Autofokus einen guten Eindruck und trifft sicher und schnell. Im Modus AF-C dagegen wirkt der AF träge und die Trefferquote wird spürbar schlechter. In der Praxis hatte ich den Eindruck, dass die Kamera hauptsächlich den Kontrast-AF oder sogar das altbekannte DFD-Kontrast-System (Depth From Defocus) nutzt. Darauf könnte auch die vorhandene kurze Startverzögerung im Serienbildmodus hinweisen! Der Augen-AF funktioniert in der Praxis leider nur bei gutem Licht (Kontrast) sowie einer mäßigen Bildrate einigermaßen zuverlässig. Insgesamt entspricht das neue AF-System leider immer noch nicht dem Standard einer aktuellen DSLM. Den neuen Hybrid-Autofokus der S5 II würde ich allenfalls als Versuch bezeichnen, um zu den Mitbewerbern aufzuschließen. Allerdings besteht (hoffentlich) die Möglichkeit, über Firmware-Updates den Autofokus weiter zu verbessern. In Anbetracht des angekündigten, gemeinschaftlich mit Leica entwickelten Topmodells im Vollformat-Sektor könnte ich mir vorstellen, dass Panasonic das neue hybride AF-System vielleicht sogar bewusst zunächst einmal in der S5II verbaut hat. So hat man bis zur Präsentation des S1 Nachfolger Zeit, das neue System weiter zu optimieren. Für schnelle Mannschaftssportarten und andere Actionfotografie ist die Kamera allerdings daher (noch) nicht zu empfehlen!

Der neue 24 MP-CMOS-Sensor kann mit einer sehr guten Bildqualität überzeugen! Der Sensor ist zwar neu, wirkliche Verbesserungen in Sachen Performance konnte ich allerdings nicht erkennen. Bei schnellen Serienbildmodi mit elektronischem Verschluss führt die mittelmäßige Auslesegeschwindigkeit des Sensors immer wieder zu einem merklichen Rolling-Shutter-Effekt, so dass diese nicht wirklich nutzbar sind. Mit mechanischem Verschluss schafft die neue S5ll ca. 7 - 8 B/s. Die Bild-Engine hinter dem Sensor steht, was die Performance angeht, in dieser Kameraklasse eindeutig am unteren Ende des Leistungsspektrums.

Die kameraeigenen JPGs wirken bei eingestelltem Kamera-Profil „Standard“ etwas flach, da Panasonic hier anscheinend von Haus aus eher eine sehr neutrale Variante bevorzugt. Das ist aber durch eine andere Wahl des Kamera-Profil leicht zu ändern. Gut gefallen hat mir auch die verstellbare Dual-Native-ISO-Funktion, die für ein gutes Rauschverhalten der S5ll sorgt. Auch bei den Einstellungen 6.400 und 12.800 ISO waren die Ergebnisse noch gut! In dieser Disziplin kann die S5ll in ihrer Klasse sehr gut mithalten.

Ob der Hype um die kamerainterne LUT-Fähigkeit für das Standbild gerechtfertigt ist, vermag ich nicht abschließend zu bewerten (s.o.); das sollte jeder User für sich selbst entscheiden.

Insgesamt hat die Panasonic Lumix S5II in den Bereichen Autofokus und EVF zu anderen Kameras in ihrer Preisklasse aufgeschlossen. Von der Konkurrenz abheben kann sie sich allerdings nur mit ihrem erstklassigen 5-Achsen-Bildstabilisator und im Video-Bereich. Mir hat die Panasonic Lumix S5ll dennoch gut gefallen. Größe und Gewicht kommen mir sehr entgegen, und die Tatsache, dass durch das L-Mount-Bajonett eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung stehen, gefällt mir besonders gut!

Auf Grund der bescheidenen Gesamtperformance und einem Autofokus, der hinter den Erwartungen zurückbleibt, komme ich zu folgender Bewertung:

Bildqualität: 5 von 5 Sternen, Performance 4 von 5 Sternen, Handling 4,5 von 5 Sternen, Preis-Leistung 4 von 5 Sternen


Anmerkung zur Bewertung: Da die Performance-Leistungen inzwischen ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl einer Kamera sind, habe ich diesen Punkt neu hinzugefügt.

Die Lumix S5II gibt es zum Preis von 2.199 € (UVP) direkt bei Panasonic und im Fachhandel, z.B. bei unserem Partner AC-Foto:


© Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Panasonic
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