Artikel-Reviews

Artikel details

Eine würdige Nachfolgerin für die D6?​

Collage: Monitorscreenshot mit in der Bildbearbeitung geöffnetem Sportfoto, oben rechts Bild der Nikon Z9, Schriftzug mit Review-Überschrift


Rund ein Jahr nach ihrer offiziellen Vorstellung hat mir Nikon Deutschland jetzt ein Exemplar seiner DSLM für einen Test zur Verfügung gestellt. Nikon bewirbt die Z 9 ganz klar als das Spitzenmodell mit herausragenden Eigenschaften für die Sportfotografie in ihrem Kamera-Portfolio. Daher galt es nun herauszufinden, ob sie das bisherige Top-Produkt im entsprechenden Profisegment, die D6 (eine DSLR), ersetzen kann. Da ich die Kamera nur 16 Tage zur Verfügung hatte, dazu noch mit Regen und Sturm die denkbar schlechtesten Wetterbedingungen vorlagen, musste ich mich auf die wichtigsten Bereiche wie Sportfotografie, Autofokus-Eigenschaften und Gesamtperformance sowie das Handling beschränken.

Nikon bewirbt die Z 9 u.a. mit folgenden Eigenschaften: „Die Z 9 bringt Sie so nah an Perfektion wie überhaupt vorstellbar. Der neue mehrschichtige (stacked) CMOS-Vollformatsensor mit 45,7 Megapixel und der ultraschnelle EXPEED-7-Prozessor liefern eine erstaunliche Bildqualität. Nikons fortschrittlichstes AF-System ist die neue Definition von »hartnäckig«. Den ganzen Tag unterwegs. Viele Stunden 8K-Film. Außergewöhnlichste Orte. Die schnellste Action. Die Z 9 erfüllt mehr als die höchsten professionellen Ansprüche“. Neu für Nikon ist die auffällig betonte Werbung für die Video-Qualitäten der Z 9, die allerdings für diesen Artikel keine Rolle spielen sollen.

Vor dem Hintergrund der technischen Entwicklung bei den Mitbewerbern präsentierte Nikon im Dezember 2021 das neue Top-Modell Z 9. Zwar blieb man mit dem 45,7 MP Bildsensor auf der Ebene der Z 7ll, dessen Bildsensor an sich immer noch der Spitze zuzuordnen ist. Bei einigen anderen wichtigen Features, wie z.B. Bildgeschwindigkeit, Autofokus, Bildprozessor oder auch der Konnektivität und dem Gehäuse, wurde kräftig verbessert. Inwieweit die Z 9 hält, was sie verspricht, und sie der Sony Alpha 1 (der einzig vergleichbaren Vollformat-DSLM) das Wasser reichen oder sie sogar übertreffen kann, möchte ich mit diesem Praxistest herausfinden.

3 Produktbilder der Nikon Z9 nebeneinander, v.l.n.r: Nikon Z9 ohne Objektiv von schräg vorne, Rückansicht, Draufsicht.

Die Eckpunkte der neuen Z 9, wie Nikon sie beschreibt​

Quelle: Nikon
"Wie jedes wirklich außergewöhnliche Werkzeug wurde die Z 9 so konzipiert, dass sie Ihnen nie im Weg ist. Sofortige Inbetriebnahme. Ausgewogene Gewichtung. Stabile Ausführung. Diese Kamera ist so robust, wie Sie es von einem Spitzenmodell von Nikon erwarten – und so flexibel, wie Sie es sich wünschen. Sie liegt so gut in der Hand, dass Sie über nichts mehr nachdenken müssen – außer über das Motiv.
So nah an Perfektion wie überhaupt vorstellbar: Der neue mehrschichtige (stacked) CMOS-Vollformatsensor mit 45,7 Megapixel und der ultraschnelle EXPEED-7-Prozessor liefern eine erstaunliche Bildqualität.
Rasend schnell voraus: Mit rasanten Geschwindigkeiten von bis zu 120 Bildern pro Sekunde bei vollem AF/AE ist die Z 9 eine Klasse für sich. Sie können auch Aufnahmeserien von bis zu 1000 Bildern in Folge in voller Auflösung und mit 20 Auslösungen pro Sekunde aufnehmen. Die Auswahl an Objektiven ist groß. Über 100 lichtstarke Nikon-Objektive unterstützen Aufnahmen mit bis zu 120 Bildern/s.
Branchenführender, atemberaubender AF. Serielle AF-Berechnung in bisher unerreichter Geschwindigkeit. Simultane Motiverkennung durch fortschrittliche KI-Algorithmen. Sicht durch den elektronischen Sucher in Echtzeit und ohne Blackout. Es gibt vielleicht keinen Algorithmus für Glück, aber es gibt ein ganzes System für Präzision. Deep-Learning-KI: Menschen, Tiere, Vögel, Fahrzeuge. Kein anderes AF-System kann so viele Motive in einer Szene gleichzeitig erkennen. Die Z 9 erkennt Augen, egal wie klein das Motiv im Bild ist. Sie erkennt Gesichter, selbst wenn sie auf dem Kopf stehen!
Fortgeschrittene automatische Messfeldsteuerung: Das phänomenale 493-Punkt-AF-System umfasst 405 Punkte, die für die automatische Messfeldsteuerung genutzt werden – fünfmal mehr als bei der Z 7II. Die Motivverfolgung über den gesamten Bildausschnitt übertrifft sogar die der hochgelobten D6. Mit 10 Modi für die AF-Messfeldsteuerung können Sie die AF-Konfiguration für jeden Job optimieren.
Erweitertes 3D-Tracking: Das Spielfeld. Der Himmel. Die Strecke. Die Z 9 verfolgt Motive mit unnachgiebiger Präzision. Das fortschrittlichste 3D-Trackingsystem versteht, was Sie aufnehmen, und reagiert sofort auf Änderungen der Motivposition, -ausrichtung und -geschwindigkeit.
Auswählbare AF-Messfeldmuster: Messerscharfer Fokus, wo Sie ihn brauchen. Mit bis zu 20 wählbaren AF-Mustern für große Messfelder können Sie den Autofokus für schwierige Aufnahmesituationen anpassen. Vermeiden Sie feste Hindernisse wie Tennisnetze oder Hürden, während Sie das Geschehen im Auge behalten.
Sucher ohne Blackout für Echtzeitansichten: Diese Sicht gab es noch nie. Die Z 9 verfügt über die hellste elektronische Sucheranzeige der Welt³ (3000 cd/m²) – ohne jede Verzögerung. Mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Bildern/s erhalten Sie eine echte, kontinuierliche Echtzeitansicht. Sobald sich das Motiv bewegt oder die geringste Änderung in der aufgenommenen Szene eintritt: Sie sehen es.
Neigbarer Monitor mit vier Achsen: Mit schnellem und flexiblem Bildausschnitt passen Sie sich dem Moment an. Der große reaktionsschnelle Monitor neigt sich um 90 Grad aus einer horizontalen oder vertikalen Aufnahmeposition. Folgen Sie der Action und erreichen Sie mit Leichtigkeit extrem niedrige oder hohe Winkel.
Intuitive Informationsanzeige: Die Info-Anzeige dreht sich automatisch, wenn Sie ins Hochformat wechseln. Dank der übersichtlichen Benutzeroberfläche lassen sich die Einstellungen im Hoch- oder Querformat schnell bestätigen, und die Tasten für das i-Menü und den ISO-Wert sind auch beim Fotografieren im Hochformat leicht zu erreichen.
Fortschrittliche Anpassungen vor Ort: Mit der Z 9 steht nichts zwischen Ihnen und dem Bild. Die Info-Anzeige kann eine reine Ansicht oder eine benutzerdefinierte Ansicht anzeigen. Sie können mehreren Tasten Fokuspositionen zuweisen: Jede Taste kann eine eigene Fokusposition oder dieselbe Fokusposition abrufen.
Pre-Release Image Capture: Die Tage von „Ich habe es verpasst“ sind vorbei. Bei der Schnellen Erfassung des Bildausschnitts kann die Z 9 bis zu eine Sekunde lang Bilder aufnehmen, bevor Sie den Auslöser ganz durchdrücken. Außerdem können Sie für weitere vier Sekunden eine Post-Release-Aufnahmeserie festlegen."

Die kompletten technischen Daten finden sich hier:

Verarbeitung​

Die Verarbeitung der Z 9 entspricht dem gewohnten Nikon-Standard. Das Gehäuse besteht aus Magnesium und wird mit Teilen aus Aluminium und Spezialkunststoff vervollständigt. Das Gehäuse fühlt sich gut und griffig an. Es hat eine optimale Größe für den vorgesehenen Einsatzbereich. Die Griffwulst ist gut geformt und hat die richtige Tiefe, und auch der kleine Finger findet ausreichenden Platz. Die Z9 ist (für mich!) die erste DLSM von Nikon die sich auf Anhieb größenmäßig gut anfühlt! Auch die Belederung macht einen perfekten Eindruck. Probleme mit der Ausbalancierung, auch mit lichtstarken und/oder längeren Brennweiten (die schwerer sind), gibt es hier nicht mehr.

Handling​

Außer dem Programmwahlrad auf der linken Seite liegen alle wichtigen Bedienungselemente auf der rechten Seite oder am unteren Teil des Gehäuses und sind gut zu Hand zu bedienen. Da sind die beiden gut positionierten Multifunktionsräder, das Vierwegewahlrad, der Fokusjoystick und auch der Ein-/Ausschalter, der wie bei Nikon üblich um den Auslöser herum angeordnet ist. Der Auslöser wirkt direkt und dabei präzise, bietet einen gut fühlbaren ersten Druckpunkt und lässt sich darüber hinaus sanft durchdrücken. Das Programmwahlrad ist gegen unbeabsichtigtes Verstellen gesichert. Ein Druckschalter für die Fokusmodi sitzt außen links unten am Gehäuse. Die Schalter, Tasten und Wahlräder am Gehäuse liegen dank des größeren Gehäuses gut platziert. Für Nikon-User stellt das Menü keine ganz große Hürde dar; man kann sich nach relativ kurzer Zeit zurechtfinden. Das Menü ist durch neue Direktwahlmöglichkeiten übersichtlicher und schneller bedienbar, aber auch (mal wieder) umfangreicher geworden. Um alle Möglichkeiten schnell und einfach nutzen zu können, sollte man sich unbedingt Individualmenüs anlegen! Die Touchbedienung des Menüs ist noch einmal verbessert worden und funktioniert sehr gut.

Sucher und Monitor​

Der elektronische Sucher (EVF) der Z 9 ist der gleiche „alte“ aus der Z 6/7-Reihe. Es handelt sich um einen 0,5 -Zoll-Sucher mit 3,69 Millionen (OLED) Bildpunkten (Quad VGA), Farbabgleich sowie automatischer und jetzt 18-stufiger manueller Helligkeitssteuerung. Die Bildfeldabdeckung beträgt 100% und die Vergrößerung liegt bei 0,8-fach. Eine Dioptrienanpassung ist von -4 bis +2 dpt möglich, und ein Augensensor sorgt für die automatische Umschaltung zwischen Monitor und Sucher. Die Auflösung des Nikon-Suchers ist eher bescheiden und gehört heutzutage eigentlich nicht mehr in eine Top-Kamera! Die Bildwiederholrate kann von 60 auf 120 B/Sek. umgestellt werden.

2 Bilder nebeneinander: links Blick von oben: Hände halten Nikon Z9 über Feldboden, Monitor ist ausgeklappt. Rechts: Hände halten Nikon Z9, Rückansicht auf Monitor mit anvisiertem Motiv.


Der Monitor mit einer Diagonalen von 8 cm bietet eine Auflösung von 2,1 Mio. Bildpunkten, Die Bildhelligkeit mit rund 700 cd/m² bietet gute Erkennbarkeit auch bei Sonnenschein. Der Monitor lässt sich um 90 Grad aus einer horizontalen oder vertikalen Aufnahmeposition neigen. Im Sucher und auf dem Monitor können natürlich alle wichtigen Informationen eingeblendet werden. Darüber hinaus besitzt die Z 9 noch ein Informationsdisplay auf der Kameraoberseite, welches sehr gut ablesbar ist, denn es zeigt in weißer, hell leuchtender Schrift die wichtigsten Aufnahmeparameter an.

2 Bilder nebeneinander. Links Nikon Z9 von schräg hinten. In den geöffneten Kartenslot stecken Speicherkarten. Rechts: seitlicher Blick die Schnittstellen der Nikon Z9

Konnektivität​

Bei den Schnittstellen hat Nikon nicht gespart und bietet fast alles, was der User sich wünscht. Die Gummiabdeckungen machen einen hochwertigen Eindruck und funktionieren tadellos. Es gibt:

Einen USB Typ-C-USB-Anschluss (SuperSpeed-USB), Verbindung mit integriertem USB-Anschluss empfohlen, einen HDMI-Ausgang (HDMI-Anschluss Typ A), zwei Audioeingänge (Audioeingang 3,5-mm-Klinkenbuchse Stereo, mit Spannungsversorgung, Audioausgang 3,5-mm-Klinkenbuchse Stereo), einen 10-poligen Anschluss (für Kabelfernauslöser MC-30A/MC-36A und andere optionale Zubehörkomponenten), und einen Ethernet-Anschluss (Standards für RJ-45-Anschlüsse: IEEE 802.3ab 1000BASE-T), IEEE 802.3u; 100BASE-TX, IEEE 802.3 (10BASE-T) Datenraten15: 10/100/1000 MBit/s bei automatischer Erkennung; Anschluss: 1000BASE-T/100BASE-TX/10BASE-T (AUTO-MDIX)

Über die USB-C-Schnittstelle können der Akku vom Typ EN-EL18d sowie Akkus der Baureihe EN-EL18c, EN-EL18b, EN-EL18a, und EN-EL18 verwendet werden. Ein passende USB-Kabel liefert Nikon genauso mit wie das passende USB-Ladegerät.

Sensor und Prozessor​

In der Z 9 wird der neue Stacked-BSI-CMOS Sensor mit 45,7 MP verwendet (mit der gleichen Auflösung wie schon in der Z 7). Die ISO-Empfindlichkeit reicht von ISO 64 bis 25.600 im Automatik-, und von 32 bis 102.400 im manuellen Modus. Ein Low-Pass-Anti-Aliasing-Filter ist nicht vorhanden. Aufgehangen ist der Sensor mit einer 5-Achsen IBIS-Bildstabilisierung, die bis zu 6 Blenden Gewinn bringen soll.

Schematische Darstellung Z 9 Stacked—CMOS-Sensor

Schematische Darstellung Z 9 Stacked—CMOS-Sensor

Zur Verbesserung der Gesamtperformance wird in der Z 9 ein neuer, ultraschneller EXPEED-7-Prozessor verbaut. Der Pufferspeicher reicht für 1.000 Bilder in voller Auflösung mit 20 Bildern/s (komprimiertes RAW: HE Raw compression und JPEG) im FX- oder DX-Format, 685 Bilder mit High Efficiency Star RAW und 79 Bilder mit verlustfreiem RAW. Dazu hat Nikon ein neues RAW-Format entwickelt, das zwar komprimiert ist, aber gleich viele Informationen enthalten soll wie das Standard-RAW-Format. Die Pufferspeicher-Angabe gilt nur für das neue Format.

Serienaufnahmen mit folgenden Modi: Serienaufnahme langsam (CL): ca. 1 bis 10 Bilder/s; Serienaufnahme schnell (CL): ca. 10 bis 20 Bilder/s; Highspeed-Serienaufnahme (C30): ca. 30 Bilder/s; Highspeed-Serienaufnahme (C120): ca. 120 Bilder/s. Aktuell mit der neuesten Firmware auch 60 Bilder/s im APS-C Modus.

Verschluss​

Elektronischer Verschluss mit Auslösegeräusch und Sensorschutz. Belichtungszeit 1/32000 bis 30 s (Schrittweite: 1/3, 1/2 oder 1 LW, verlängerbar bis 900 s bei manueller Belichtungssteuerung (M)), Langzeitbelichtung (B), Langzeitbelichtung (T)

Autofokus​

Der Hybrid-AF arbeitet nach wie vor mit 493 Autofokusfeldern (PDAF) und ist insgesamt noch einmal schneller geworden. Hybrid-AF (Phasen- und Kontrasterkennung) mit Fokus-Assistent. Messbereich –6,5 bis +19 LW (mit »Sternenbildansicht«: –8,5 bis +19 LW)

links: Darstellung der 493 AF-Messpunkte. Rechts: Abbildung AF-Menü

Fokussierung​

Einzelautofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C), permanenter Autofokus (AF-F, nur im Filmmodus verfügbar), prädiktive Schärfenachführung; Manuelle Fokussierung (M): Scharfeinstellung mit elektronischer Einstellhilfe kann verwendet werden.

Mein Praxistest​

Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera/Objektiv-Kombination. Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da, wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der „Papierform“ liegen.

Für den Test hatte mir Nikon-Deutschland für 14 Tage eine Z 9, ein Nikkor Z-2.8/70-200mm, ein Nikkor Z 1.2/50mm und das brandneue Nikkor Z 2.8/17-28mm zur Verfügung gestellt. Da ich selbst auch noch ein Viltrox 1.8/35mm und ein 1.8/85mm besitze, habe ich auch diese beiden Objektive an der Z 9 ausprobiert.

Zum Test​

Da ich langjähriger Nikon-User bin und auch schon mit den andern Z-Modellen gearbeitet habe, war nur eine kurze Eingewöhnungsphase notwendig, um loszulegen. Bei der ersten Exkursion soll sich normalerweise zeigen, wie intuitiv eine Kamera zu bedienen ist. Auch in diesem Fall sollte es da keine Überraschungen geben, obwohl die erste echte Foto-Exkursion, wie sich das für eine Profi-Sport-Kamera gehört, diesmal bei einem Handballspiel in der Landesliga stattfand.

Und so möchte ich hier auch mit Bildern vom Handball beginnen. Glücklicherweise fand am 17. Dezember, also einen Tag nach der Anlieferung der Z 9 Test-Kamera, noch ein Nachholspiel in der Handball-Landesliga in Werdohl (Sauerland) statt. Ansonsten wäre es über die Weihnachstage und den Jahreswechsel schwierig geworden, eine adäquate Sportveranstaltung zu finden. Anmerken möchte ich, dass ich noch nie vorher ein Handballspiel fotografiert habe, also sowohl mit der Kamera als auch dem Sujet ins kalte Wasser springen musste.

Die Halle war beleuchtungstechnisch natürlich nicht nach Bundesliga-Normen ausgerüstet, so dass mit mindestens 6.400 ISO gearbeitet werden musste, um entsprechende, kurze Belichtungszeiten erreichen zu können. Da ich auch schnelle Bildserien (30 Bilder/s) aufnehmen wollte, musste ich auch auf das RAW-Format verzichten. Nachdem aber die professionelle Sportfotografie, jedenfalls im aktuellen Tagesgeschäft, grundsätzlich nur JPG-Fotos erfordert, habe ich die Kamera auf JPG-N und Auto-WB eingestellt. Für das Spiel kam nur das 70-200mm zum Einsatz, wobei für die Halle die 200mm schon sehr lang waren!

Collage aus 3x3 Bildern. Sequenz einer Szene beim Handballspiel in der Halle.


Die Serienfunktion der Z 9 funktionierte auch ohne großes Ausprobieren auf Anhieb perfekt. Auf die „Release-Funktion“, ich würde sie praktischerweise „Loop-Funktion“ nennen, habe ich aber beim ersten Shoot-Out erst einmal verzichtet.

Beispielbild mit der Nikon Z9: Szene eines Handballspiels in der Halle

100mm; f/3.5; 1/640s; ISO 6400, Finalbild Serie oben…

Beispielbild mit der Nikon Z9: Szene eines Handballspiels in der Halle


… mit redaktionellem Beschnitt…

Beispielbild mit der Nikon Z9: Szene eines Handballspiels in der Halle


…und hier ein Crop aus der original JPG-Aufnahme.

Beispielbild mit der Nikon Z9: Szene eines Handballspiels in der Halle


Hier ist gut zu erkennen, dass sich das Rauschverhalten des 47,5 MP-Sensors sichtbar verbessert hat! Zum Vergleich unten ein Ausschnitt (gleiches Spiel, gleiche Halle) mit einer D500 aufgenommen.

Vergleichsbild gecroppt mit der Nikon D500




Beispielbild mit der Nikon Z9: Szene eines Handballspiels in der Halle

71mm; f/3.5; 1/400s; ISO 6400

Die Handball-Aktion war auch ohne großen Eingewöhnungsprozess ein voller Erfolg und bestätigte den Anspruch der Z 9, die erste sporttaugliche DSLM zu sein.

Für den ersten normalen Fotospaziergang habe ich mich im Wesentlichen wieder mit One-Shot Aufnahmen und fester ISO begnügt. Das Kamera-Profil wurde auf Standard eingestellt. Aufgezeichnet habe ich sowohl RAWs als auch JPGs, zeige hier aber hauptsächlich JPGs „out of camera“. Als erstes schaue ich mir nach der Rückkehr immer die Kamera-JPGs an. Die Ergebnisse waren so wie eigentlich erwartet: Die JPGs sind farblich sehr ausgewogen und auch sonst, ganz Nikon-like, perfekt!

Beispielbild mit der Nikon Z9: Straßenkreuzung in Wohnviertel mit parkenden Autos

28mm; f/5.6; 1/640s; ISO 800


Straßenecke mit vor einem haus geparkten roten Roller

28mm; f/5.6; 1/250s; ISO 800

Die zweite Exkursion

3 Fahrräder auf Fahrradparkplatz vor einem Wohnhaus

17mm; f/5.6; 1/100s; ISO 800


Straßenkreuzung mit Blick auf ein Mehrparteienhaus, Fußgänger auf dem Gehweg

82mm; f/4.5; 1/2500s; ISO 400


Herbstzweige ohne Blätter mit roten Beeren

50mm; f/1.2; 1/1250s; ISO 400

Gegenlichtaufnahme: viele Vögel sitzen auf den 2 Geländerstangen einer Brücke, von unten fotografiert.

200mm; f/5.6; 1/1250s; ISO 800


Nachtaufnahme: Weihnachtsbeleuchtung in Innenstadt, im Vordergrund große Installation aus bunten Weihnachtskugeln

50mm; f/5; 1/40s; ISO 800

Die Bildqualität der Nikon Z 9 ist bei allen Lichtbedingungen und Tageszeiten sehr gut. Der Auto-WB ist sehr zuverlässig und muss nur selten korrigiert werden.

Nachtaufnahme: beleuchtetes Riesenrad

50mm; f/1.2; 1/800s; ISO 800. Das Foto stammt aus einer Serie, und das Riesenrad dreht sich – Rolling-Shutter-Effekte sind nicht zu sehen!

Zur Kontrolle mache ich natürlich auch einige RAW-Entwicklungen in Adobe Lightroom. In meinem Workflow steht am Anfang immer die Auswahl des Kameraprofils und die Objektivkorrektur. Normalerweise verwende ich zur Kontrolle neben dem herstellereigenen Programm noch mehrere RAW-Konverter von Drittanbietern. In diesem Fall war das nur eingeschränkt möglich, da z.B. das neue DxO PhotoLab 6 die Z 9-RAWs nicht erkannte und LuminarNeo zwar das RAW öffnete, aber dann hängen blieb! Kamera und Objektiv wurden in Lightroom und auch im noch neuen Radiant-Photo problemlos erkannt. Für die Konfektionierung (Beschnitt, Verkleinerung) kam Affinity Photo V2 zum Einsatz.

Testfoto eines Industriegebäudes mit Stahl und vielen Fenstern: starke Kontraste bei Wintersonne

70mm; f/5.6; 1/640s; ISO 800, als Kamera-JPG.
Unten als Vergleich eine Lightroom-RAW-Entwicklung mit meinen Standard-Einstellungen.

gleiches Bild wie oben, diesmal bearbeitet und damit heller


Hier kann man sehen, dass z.B. bei den steilen Kontrasten in der Wintersonne die kamerainterne Bildverarbeitung ohne die entsprechenden, individuellen Korrekturen der Aufnahme-Parameter an der Kamera direkt an ihre Grenze kommen kann. Dazu braucht es aber etwas mehr Einarbeitungszeit als es für den Testzeitraum möglich war.

Hier noch einige Beispiele mit den verwendeten Viltrox Z-Objektiven:

Ein Teil einer Parkanlage mit Bäumen, Sträuchern, niedrigen Hecken, Sitzbank, Abfalleimer, der Boden ist mit Herbstlaub bedeckt.

85mm; f/7.1; 1/100s; ISO 3200

Testfoto. Weißer Bilderrahmen mit beschädigtem Inhalt lehnt an Strauch neben Abfallcontainer.

35mm; f/7.1; 1/50s; ISO 400

Frau in Winterkleidung geht mit Weihnachtseinkäufen in der Hand eine Rampe vor einem Einkaufszentrum herunter

35mm; f/4; 1/50s; ISO 100

Großer Weihnachtsbaum gescjmückt mit überdimensionalen roten Herzen und Engeln sowie Schriftzug 2022 in der Innenstadt. Aufnahme tagsüber vor blauem Himmel.

35mm; f/4; 1/320s; ISO 100

Wie man sieht, arbeitet die Nikon Z 9 auch mit den preisgünstigen Viltrox-AF-Z-Objektiven problemlos zusammen und liefert durchweg ordentliche Bildqualität. Dass die Viltrox-Objektive hinsichtlich der Schärfe bei einem 47,5 MP-Sensor nicht ganz mit den Nikon-Pendants mithalten können, habe ich seinerzeit bei den entsprechenden Tests schon erwähnt. Sogar der AF ist nach einem Firmware-Update der Viltrox-Objektive präzise und schnell!

Exkurs 1: Der Augen-AF der Z 9​

Ein spezieller Fall (Kritikpunkt) ist der Augen-Autofokus der Z 9. Die Trefferquote liegt im Vergleich zur Alpha 1 von Sony, der einzig momentan vergleichbaren Vollformat-DSLM, bei gleichen äußeren Bedingungen deutlich niedriger. Und das sogar mit der neusten von Nikon implementierten „Deep-Learning-KI“, die es zum damaligen Test vor über einem Jahr in der Sony noch gar nicht gab. Woran das liegt, kann ich nur vermuten. Technisch klar ist, dass Sony mit 759 AF-Messpunkten gegenüber der Z 9 mit 493 Punkten deutlich mehr Messpunkte verwendet und dazu anscheinend auch über bessere Algorithmen für den „BIONZ XR-Prozessor“ verfügt! Bei allen Tests mit spiegellosen Systemkameras zeigte sich bisher, dass für die Funktion des Augen-AF neben dem Kontrast im Bild auch die verwendete Brennweite bzw. die Größe des Kopfes/Gesicht im gewählten Bildausschnitt entscheidend ist. Canon verwendet z.B. das Dual-Pixelverfahren für die Messung des Kontrastes. Dabei haben alle bildgebenden Pixel auf dem Sensor als Pendant eines neben sich, das zur Kontrastmessung dient – also viele Millionen. Je höher die Anzahl der AF-Messpunkte und je engmaschiger diese über den Sensor verteilt sind, desto höher fällt auch die Treffsicherheit für die Erfassung von Augen aus. Die Anzahl und Verteilung der AF-Messpunkte in Verbindung mit einer schnellen Verarbeitung (Interpretation) der Messwerte (in der Z 9 im „EXPEED-7-Prozessor“) dürften also maßgeblich für die jeweilige Trefferquote eines Autofokus sein.

Auffällig ist, dass der Autofokus in der Z 9 ohne Augen-AF (und Objekterkennung) eigentlich sehr, sehr gut ist, mit Augen-AF aber sehr lange braucht, um überhaupt ein Auge zu finden, wenn er es gefunden hat, leider auch wieder sehr schnell verliert, und in Folge dann sogar komplett die Schärfe verliert! Inwieweit die neue KI-gestützte Deep-Learning-Funktion in der Z 9 und die regelmäßigen Firmware Updates den Augen-AF ohne mehr physikalische Messpunkte auf dem Sensor verbessern können, bleibt abzuwarten.

Da ich den Augen-AF auf Grund der teilweise merkwürdigen Ergebnisse während der Testphase nicht endgültig beurteilen kann, sei es wegen der möglicherweise komplexen Möglichkeiten bei den Einstellvarianten oder schlicht aus technischen Gründen, zeige ich hier eine kleine Auswahl an AF-Ergebnisse. Echte Tier/Vogelfotografie musste aber außen vor bleiben, da dieses Foto-Genre nicht meine Profession ist und auch die dafür notwendigen Objektive nicht zur Verfügung standen. Die Beispiele zum Augen-AF sind Screen-Shots aus Nikons NX-Studio, um die Fokusfelder zeigen zu können.

Z-27.jpg

50mm; f/1.2; 1/2500s; ISO 400. Hier findet der zugeschaltete Augen-AF kein Auge und der AF verliert die Schärfe komplett.

3 Bilder untereinander: Zug fährt in Richtung Fotograf, der von einer Brücke herunter fotografiert. Fokusfeld ist als roter Rahmen eingeblendet.

50mm; f/4; 1/400s; ISO 400. Positives Beispiel: Ohne Augen-AF sitzt die Schärfe auch im Serienbildmodus - immer!

3 Bilder untereinander: Porträts von Menschen auf abvendlichem Weihnachtsmarkt. Fokusfeld ist als roter Rahmen eingeblendet.

50mm; f/1.2; 1/160s; ISO 800. Auch hier, bei Einzelbildern, findet der Augen-AF nicht schnell genug oder gar nicht sein Ziel.

3 Bilder untereinander: Kind sitzt in einem Auto auf dem abendlich beleuchteten Kinderkarussell, Motiv bewegt sich auf den Fotografen zu. Fokusfeld ist als roter Rahmen eingeblendet.

50mm; f/1.2; 1/800s; ISO 800. Auch im Serienbild-Modus bei wenig Kontrast war die Trefferquote nicht überzeugend.

Bei vergleichbaren Bedingungen (Kinderkarussell abends) lieferte die Sony A1, damals beim Test auch im Serienbildmodus, eine deutlich höhere Trefferquote ab als die Z 9.

3 Bilder untereinander: Taube auf dem Gehweg. Fokusfeld ist als roter Rahmen eingeblendet.

200mm; f/5.6; 1/200s; ISO 800; Serienbildmodus. Hier findet der AF zwar kein Auge, liefert aber wenigstens scharfe Bilder!

Mann mit buntkariertem Hemd sitzt auf einem hellgrauen Sofa, der Kopf ist zum rechten Bildrand gedreht. Fokusfeld mit rotem Rahmen sitzt auf dem Auge.

28mm; f/2.8; 1/25s; ISO 3200; Einzelbild.

Hier findet der Augen-AF das Auge der Person…

In Innenraum: brauner Hund mit weißem Brustfell steht vor Frau in schwarzer Hose und rot-schwarz gemustertem Oberteil. Fokusfeld als roter Rahmen umfasst den Kopf des Hundes.

28mm; f/2.8; 1/20s; ISO 1250; Einzelbild

…und scheitert am Hundeauge, liefert aber ein scharfes Bild!

Porträt eines Mannes in Winterjacke. Fokusfeld ist als roter Rahmen eingeblendet und sitzt auf dem rechten Auge der Person.

50mm; f/1.2; 1/320s; ISO 800; Einzelbild. Bei einer posierenden Person und gutem Kontrast funktioniert der Augen-AF.

Insgesamt waren die Ergebnisse, wie die Beispiele mit zugschalteten Augen-AF zeigen, für eine Top-Kamera nur durchschnittlich. Tendenziell vermittelt der Augen-AF der Z 9 den Eindruck, dass er bei schwachen Kontrasten, sogar unabhängig von der absoluten Helligkeit, schnell schwächelt.

Grundsätzlich bleibt der sogenannte Hybrid-Autofokus mit Augen-AF und Motiverkennung bei den meisten DSLMs hinsichtlich seiner Zuverlässig- und Bedienbarkeit nach wie vor ein Problem. Interessant ist auch, dass z.B. Leica bisher auf dieses Feature komplett verzichtet.

Auch wenn das „Nörgeln auf höchstem Niveau“ bedeutet, zeigt es mir, dass dieses Automatik-Feature in den allermeisten Fällen hauptsächlich dem Marketing dient. Es mag bei optimalen Bedingungen sogar die Trefferquote erhöhen, ist aber für die meisten Fotoaufgaben schlicht überflüssig.

Selbst Nikon scheint seinem Augen-AF nicht wirklich zu trauen und sichert sich mit den folgenden Hinweisen gegen Fehlfunktionen ab:

Quelle: Original-Auszug aus dem Online-Handbuch zur Nikon Z 9:

Beim Gesichts-/Augenerkennungs-AF beachten

Die Motiverkennung arbeitet möglicherweise nicht wie erwartet, wenn:
  • das Gesicht einen sehr großen oder sehr kleinen Teil des Bildfelds ausfüllt,
  • das Gesicht zu stark oder zu schwach beleuchtet ist,
  • die Person eine Brille oder Sonnenbrille trägt,
  • das Gesicht oder die Augen durch das Haar oder andere Objekte verdeckt sind, oder
  • die Person sich beim Aufnehmen übermäßig bewegt.
Beim Tiererkennungs-AF beachten
  • Die Motiverkennung arbeitet möglicherweise nicht wie erwartet, wenn:
    • das Gesicht einen sehr großen oder sehr kleinen Teil des Bildfelds ausfüllt,
    • das Gesicht zu stark oder zu schwach beleuchtet ist,
    • das Gesicht oder die Augen durch das Fell oder andere Objekte verdeckt sind,
    • die Augen eine ähnliche Farbe wie das restliche Gesicht haben, oder
    • das Tier sich beim Aufnehmen übermäßig bewegt.
  • Die Kamera zeigt möglicherweise einen Rahmen um Objekte an, bei denen es sich nicht um Hunde, Katzen oder Vögel handelt, die aber diesen Tieren ähneln.
  • Das ausgesandte AF-Hilfslicht kann sich nachteilig auf das Aussehen der Augen mancher Tiere auswirken; es empfiehlt sich beim Benutzen des Tiererkennungs-AF die Option [OFF] für Individualfunktion a12 [Integriertes AF-Hilfslicht] zu wählen.
Beim AF mit Verkehrsmittel-Erkennung beachten
  • Die Motiverkennung arbeitet möglicherweise nicht wie erwartet mit Objekten, die:
    • einen sehr großen oder sehr kleinen Teil des Bildfelds ausfüllen,
    • zu hell oder zu dunkel sind,
    • teilweise verdeckt sind,
    • ähnliche Farben wie das Umfeld haben, oder
    • sich übermäßig bewegen.
  • Es kann passieren, dass die Kamera Fahrzeuge oder Flugzeuge mit bestimmten Formen und Farben nicht erkennt. Oder es erscheint ein Rahmen um ein Objekt, welches kein Fahrzeug oder Flugzeug ist.
Motivwahrnehmung
Die Leistungsfähigkeit der Motivwahrnehmung nimmt möglicherweise ab:
  • während Highspeed-Serienaufnahmen, oder
  • wenn im Videoaufnahmemenü entweder [HLG] oder [N-Log] als Tonmodus für [Video-Dateityp] > [ProRes 422 HQ 10 Bit (MOV)] oder [H.265 10 Bit (MOV)] eingestellt ist.
Anmerkung: Natürlich findet man im Netz auch zahlreiche Tier- und Vogelfotos in exzellenter Qualität, auch mit der Z 9 gemachte, allerdings erfährt man eher selten etwas zur tatsächlichen Trefferquote bei dieser Art Fotografie. Ich benutze den Augen-AF bei allen Kameras (die dieses Feature anbieten) nur wenn ich sicher bin, dass ich meine Aufgabe im entsprechenden Modus erfüllen kann (z.B. Model-Shooting), oder genug Zeit ist, um die Kamera bei Bedarf umzustellen. Im Streetfoto-Bereich vermeide ich daher normalerweise bei den Test-Kameras z.B. den Augenautofokus und auch die Gesichtserkennung. Natürlich könnte man sich in einem individuellen Menü eine Taste mit einer entsprechenden Umschaltung belegen. Da das bei jeder Kamera unterschiedlich und teilweise etwas kompliziert zu händeln ist, erstelle ich mir für die kurze Verweildauer, in der ich die Kameras zur Verfügung habe, kein Individual-Menü.

Exkurs 2: Der elektronische Sucher der Z 9​

Natürlich kenne ich die entsprechende Diskussion im Netz den EVF der Z 9 betreffend und habe versucht herauszufinden was es damit auf sich hat. Und tatsächlich, die erwähnten „Doppelkonturen“ sind zu sehen. Die Ursachenforschung gestaltete sich schon schwieriger! Ich habe also (mit weiteren drei Fotofreunden) versucht, den Fehler zu reproduzieren. Dabei kam heraus: ja, den Fehler gibt es, was ja Nikon auch durchaus einräumt. Anscheinend haben Brillenträger eher das Problem, mit diesem Effekt konfrontiert zu werden. Das lässt darauf schließen, dass sowohl der Abstand als auch der Einblickswinkel in den Sucher eine Rolle dabei spielt. Bei meiner Umgangsweise mit der Kamera musste ich mich wirklich anstrengen um den sogenannten Fehler zu sehen! Wenn überhaupt, fällt er mir nur bei stärkerer Aufhellung des EVFs auf. Anmerken möchte ich, dass auch nach Überprüfung bei Kameras von anderen Herstellern dieser Effekt, je nach Einstellung des Suchers, auftritt. Also viel Wind um nichts?

Tatsächlich gehört der verbaute EVF leider nicht zur Topklasse, was die Auflösung angeht, und entspricht eigentlich nicht dem hohen Anspruch der Kamera an sich. Allerdings kann man ohne Einschränkung mit dem Sucher arbeiten, da ja nicht die Bilder des Suchers als Foto gespeichert werden, sondern die hohe Bildqualität der Sensor/Prozessor-Einheit!

Fazit​

Auf Grund der kurzen Zeit für diesen Test habe ich versucht, mich auf die wichtigsten und natürlich interessantesten Features der Z 9 zu konzentrieren, die da wären Sportfotografie, Gesamtperformance, Autofokus und Handling.

Vorweg: Die Nikon Z 9 ist die beste Vollformat-DSLM von Nikon, die ich bisher der Hand hatte. Die Bildqualität insgesamt entspricht weitgehend dem schon hohen Niveau der Z7ll, wobei die neue Bild-Engine das Rauschverhalten bei den JPGS „out of camera“ noch sichtbar verbessern konnte.

Die Gehäusegröße und das Handling sind perfekt und alle Bedienelemente sind gut zu erreichen. Die Haptik und Verarbeitungsqualität gehört ebenfalls zu dem Besten, was ich bisher gesehen habe! Die Kamera kann ohne Abstriche als wetterfest bezeichnet werden, hat sie doch während des Tests drei kräftige Regenschauer klaglos weggesteckt. Auch hinsichtlich der Konnektivität bringt die Kamera alles mit, was sich der Profi wünscht. Allerdings sind für die direkte Bildübertragung sowohl beim Tethering als auch für die Übertragung auf einen FTP-Server weiterhin die beiden entsprechenden Apps von Nikon nötig.

Die IBIS-Bildstabilisierung funktioniert sehr gut, Schaut man sich die Ergebnisse an, erscheint ein Gewinn von 6-7 EV realistisch zu sein. Durch die vielen zusätzlichen Features ist auch das Menü umfangreicher geworden. Glücklicherweise ist es aber deutlich besser strukturiert als bei der Z 7ll und bietet für die wichtigen Einstellungen auch eine Direktwahl jeweils auf der obersten Menüebene an – prima!

Leider gibt es aber auch Kritikpunkte, die ich hier nicht verschweigen möchte. Zum einen betrifft das die Funktion des Augen-AF und zum anderen den elektronischen Sucher (siehe dazu weiter oben Exkurs 1 und 2).

Der rückwärtige Monitor ist qualitativ ordentlich und (fast) voll beweglich. Die Akkukapazität ist sehr gut, und man kann mit einem Akku auch deutlich mehr als ein Handballspiel bestreiten. Dass es zwei „schnelle“ CFexpress-Kartenfächer gibt, ist der Performance der Kamera angemessen. Allerdings sind die schnellen Speicherkarten nicht gerade günstig. So ruft Nikon z.B. für die Nikon CFexpress mit 660 GB „schlanke“ 829 € auf!

Grundsätzlich erfüllt die Z 9 alle Ansprüche an eine professionelle DSLM-Vollformat-Kamera, die dazu noch einen hochauflösenden 47,5 MP Sensor bietet. Bei der Z 9 verzichtet Nikon zum ersten Mal auch auf einen mechanischen Verschluss und setzt voll auf die elektronische Variante. Da der Prozessor das gesamte 47,5 MP-Bild in nur 1/270s auslesen kann, funktioniert das sogar ohne Dunkelphase zwischen den einzelnen (Serien-) Bildern! Ein sichtbarer „Rolling-Shutter-Effekt“ ist ebenfalls nicht festzustellen. Diese sehr gute Performance macht die Z 9 tatsächlich zu einer im höchsten Maße tauglichen Action-Kamera, die die D6 DSLR als etablierte sporttaugliche Profi-Kamera im Nikon Portfolio ersetzten kann.

Die 8K-Features sind, auch für eine hochauflösende Foto-Kamera, eigentlich nicht erforderlich. Da Nikon anscheinend mit der Z 9 aber auch stark auf den Bereich der professionaler Videoanwender abstellt, scheint das logisch. Ob Profi-Video-Produzenten wirklich auf eine Hybrid-Kamera, vor allem vom Formfaktor her, zurückgreifen, wenn gleichzeitig technisch gleichwertige/bessere Video-Kameras zur Verfügung stehen, vermag ich nicht zu beantworten.

Da das Augen-AF-Problem auch bei anderen Herstellern (mal mehr, mal weniger) vorhanden ist und die Ursachen und Reproduzierbarkeit dieses Problems sich nicht ganz einfach nachvollziehbar überprüfen lassen, werde ich das in die Bewertung hier nicht mit einfließen lassen.

Das Preis-/Leistungsverhältnis der Z 9 ist für diese (Profi-)Kameraklasse momentan dagegen gut. Ich vergebe:

Bewertung​

Bewertung Nikon Z9. Bildqualität 5 von 5 Sternen,  Handling 5 von 5 Sternen, Preis/Leistung 5 von 5 Sternen


© Dieter Doeblin und Netzwerk Fotografie. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, B. Gudd, Nikon

Vorankündigung:
Die im Artikel erwähnten Nikon Z-Objektive werde ich in einem gesonderten Test zeitnah vorstellen.

More in Kameras

Review Nikon Z f
Die Nikon Z f im Praxistest
Ein Erfahrungsbericht zur Pentax K-3 Mark lll
Review Sony a6700
Die Sony a6700 im Praxistest
Die FUJIFILM X-S20 im Praxistest
Review Nikon Z 8
Dieter Doeblin
Aufrufe
1K
Punkte Reaktionen
3
Die Nikon Z8 im Praxistest
Review Sony a7R V
Die Sony a7R V im Praxistest
Review Olympus OM-1
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
2
Die Olympus OM-1 im Praxistest
Review Fuji X-H2S
Dieter Doeblin
Aufrufe
876
Punkte Reaktionen
2
Die Fuji X-H2S im Praxistest
Review Lumix S5II
Dieter Doeblin
Aufrufe
857
Punkte Reaktionen
1
Die Lumix S5II im Praxistest
Review FUJIFILM X-T5
Die FUJIFILM X-T5 im Praxistest.
Review Leica M11
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
1
Die Leica M11 im Praxistest
Review Lumix GH6
Die Panasonic Lumix GH6 im Praxistest
Review FUJIFILM X-T4
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
5
Die FUJIFILM X-T4 im Praxistest.
Review Sony a7lV
Dieter Doeblin
Aufrufe
1K
Punkte Reaktionen
1
Die Sony a7lV im Praxistest
Dieter Doeblin
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
3
FUJIFILM GFX 50S II im Praxistest
Dieter Doeblin
Aufrufe
4K
Punkte Reaktionen
2
Ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der „Computer mit Objektivanschluss“, auch DSLM genannt.
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
5
FUJIFILM GFX 100 im Praxistest
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
4
Schlussfolgerung aus den bisherigen DSLM-Reviews
Dieter Doeblin
Aktualisiert
Aufrufe
3K
Punkte Reaktionen
2
Panasonic Lumix S1R im Praxistest
Review Sony Alpha 1
Dieter Doeblin
Aufrufe
2K
Punkte Reaktionen
3
Sony Alpha 1 im Praxistest
Review Nikon Z 7ll
Dieter Doeblin
Aufrufe
4K
Punkte Reaktionen
14
Nikon Z 7II im Praxistest
Review Leica SL2
Dieter Doeblin
Aufrufe
4K
Punkte Reaktionen
3
Leica SL2 im Praxistest
Review Canon EOS R5
Canon EOS R5 im Praxistest
Erfahrungsbericht Leica M10 Monochrom
Dieter Doeblin
Aufrufe
6K
Punkte Reaktionen
10
Erfahrungsbericht zur Leica M10 Monochrom
AnjaC
Aufrufe
1K
Die Leica Camera AG ist ein internationaler Premiumhersteller von Kameras und Sportoptikprodukten. Der legendäre Ruf der Marke Leica basiert auf einer langen Tradition exzellenter Qualität, deutscher Handwerkskunst und deutschen Industriedesigns, verbunden mit innovativen Technologien. Fester...
-Anzeige-
-Anzeigen-

Artikel information

Kategorie
Kameras
Hinzugefügt von
Dieter Doeblin
Aufrufe
1.578
Beobachter
1
Letztes Update

Mehr von Dieter Doeblin

Share this Artikel

Anzeigen
Zurück
Oben Unten