Meine Erfahrung ist eine Andere. Auch wenn Matthias gern etwas anderes behauptet, habe ich nicht das Gefühl, daß eine höhere Auflösung des Sensors an ohnehin schon schwachen Objektiven eine Verbesserung bringt. Im Gegenteil.
Matthias geht davon aus, dass die Übertragungsketten (Sensor, Objektiv) im relevanten Bereich ähnliche Kontrastübertragungsverhältnisse haben. Es wurde als Beispiel mal eine Kontrastübertragung von 10% bei einer D700 genannt bei einer Objektivübertragung von 60% (alles angenommene Werte). Heraus kommt ein Gesamtkontrast von 6%. Eine D800 macht z.B. noch 50% bei dem Wert, bei dem die D700 nur noch die o.g. 10% macht. Heraus kommt eine Kontrastübertragung von 30%.
Ich weiß jetzt nicht ob Matthias (oder überhaupt jemand) die Durchlasskurven der AA-Filter kennt, aber der Hersteller MUSS und wird bestrebt sein, die Kontrastübertragung im Bereich bis zur maximal sinnvollen Frequenz (der Nyquistfrequenz) möglichst auf 100%, und darüber auf 0% zu setzen. Nun, ein unendlich steilflankiges Filter wird nicht möglich sein, aber nun stellt sich die sehr relevante Frage wie steilflnkig so ein Filter konstruiert werden kann. Gelingt eine sehr große Flankensteilheit, so ist der Bereich, in dem beide Übertragungsketten ähnliche Kontrastverhältnisse aufweisen, sehr schmal.
In der Praxis würde dies bedeuten, eine D700 überträgt die 60%, die ein Objektiv im Grenzbereich noch macht, zu 100%. Der Gesamtwirkungsgrad liegt somit bei 60%. Überschreitet man den Grenzbereich und geht in der Frequenz noch höher - das Objektiv macht z.B. jetzt noch 55%, so wird dieser Wert nicht mehr übertragen, da die Kamera bei 0% liegt. Mehr als 60% sind nicht drin.
Anmerkung: Selbst wenn das AA-Filter bei höheren Frequenzen nicht 100% dicht machen würde, würde sich dies lediglich in Moire, nicht in höherer Auflösung ausdrücken, da die Nyquistfrequenz überschritten wurde.
Was bedeutet das jetzt übertragen auf die D800? Das Objektiv aus dem obigen Beispiel kann an der D700 nicht mehr als 60% übertragen. Bei höheren Frequenzen - das Objektiv macht nun noch 55% - kann die D800 noch zu 100% übertragen. Ergo ist es möglich mit der D800 mehr aus einem Objektiv zu holen? Meiner Meinung nach ist dies eine schwierig zu beantwortende Frage. Denn auch hier muss bekannt sein, wie sich ein Objektiv in der Realität verhält. Mit welcher Flankensteilheit fällt denn hier die Übertragungskurve ab? Flat D hat ja bereits viel praxisrelevantes darüber geschrieben (das Beispiel mit den Smilies finde ich richtig gut
). Wenn ein Objektiv an der D700 im Grenzbereich flau und kontrastarm erscheint, sind dann innerhalb dieser weichen Kanten und Übergänge noch schmalere Strukturen zu erkennen? Falls ja, werden die mit einer D800 natürlich eher dargestellt als mit einer D700, falls nein, falls eine weichgezeichnete Kontrastkante das Ende der Fahnenstange ist (davon gehe ich persönlich aus), dann kann auch eine D800 nichts mehr ausrichten.
Daher meine Vermutung: Zeigt ein Objektiv im Grenzbereich Kontrastschwächen (es wird "flau"), so wird dies eine D800 weder verhindern noch verbessern können.
Viele Grüße
Weide