Es wird hier sehr viel über den Konkurrenten Hasselblad geplaudert. Mag schon sein, dass die S2 hier gegen die H*D zielt. Jedenfalls ist es werbestrategisch ok, die Kamera so zu positionieren, um zu dokumentieren, dass man sich mit den Größten anlegt, weil man selbst der Größte werden möchte.
Warum mache ich mir um Hasselblad trotzdem keine Sorgen?
Wenn 's um den Namen geht, sind die Konkurrenten gleich auf. Die Hasselblad ist das Synonym für professionelle Mittelformatfotografie und im Studiobereich seit vielen Jahrzehnten bestens eingeführt. Dass die H*D mit der klassischen 500 und 2000 Serie soviel gemeinsam hat, wie die D300 mit der F2 und der F3 tut dem erst mal keinen Abbruch.
Ob die Wechselmagazine der Hasselblad im Digitalzeitalter ein entscheidender Vorteil sind, ist schwer abzuschätzen. Natürlich hat man die Option, bei Weiterentwicklungen in der Sensortechnik oder bei gestiegenen Ansprüchen einfach das Rückteil zu ersetzen. Es ist aber derzeit nicht absehbar, dass die Rückteile so im Preis sinken könnten, dass das nackte Kameragehäuse finanziell mehr als ein "Belichtungszubehör" dazu wäre. Oder anders gesagt, ein Rückteil bei der Hasselblad aufrüsten oder von der S2 auf die S3 umsteigen, reisst vergleichbare Löcher ins Budget.
Warum mache ich mir um Mamiya große Sorgen?
Hier sitzen die Kaninchen im Bau und warten auf den Fuchs. Das Mamiya 645 System steht im vierten Jahrzehnt seines Bestehens. Einige der Objektivkonstuktionen sind sehr alt. Sie waren immer hervorragend und haben auf den guten Filmen ihrer Zeit für beste Ergebnisse gesorgt, aber einen 65 Megapixel Sensor damit beliefern zu wollen, ist schon ein mehr als ambitioniertes Vorhaben. Ich benutze 7 Mamiya Objektive, welche teilweise auch als optisch gleiche AF Versionen existieren, aber mein klar bestes Objektiv an der M645 ist das adaptierte AIs Micro Nikkor 105mm f/2.8. Das ZD Back mit seinen 22 Megapixeln mag angehen, 33 Megapixel könnte ich mir noch vorstellen, darüber stellt sich die Sinnfrage. Weiters ist es hier so, dass wie bei allen Herstellern quer über alle Formate bei der AF-Umstellung das Objektivprogramm um Exoten ausgedünnt wurde. Hier hat es das Fisheye 24mm, das Macro 80mm, das Shift 50mm und die weissen
IF-ULD Teles 300mm f/2.8 und 500mm f/4.5 erwischt. Diese sind an der AF-D zwar noch verwendbar, aber mit vergleichbarem Komfort wie ein adaptiertes Nikkor an einer Canon. Womit die riesige Basis an verkauften manuellen Sekor C und Sekor N Objektiven als Rückhalt verloren geht.
Und was ist mit dem Rest?
Die Abkömmlinge der
Rollei Hy6 haben wohl noch nicht so recht Tritt im Markt gefasst. Da könnte es ein Wettlauf mit der Zeit werden, Fakten zu schaffen, bevor der neuen Konkurrent einen Fuß auf den Boden kriegt. Studiofotografen werfen nicht so schnell die Nerven weg, wenn die Konkurrenz irgend was Neues ankündigt.
Eine neue Konkurrenzsituation im Kleinbildmarkt sehe ich erst mal nicht. € 30.000 oder so für eine Kamera mit 3 Objektiven, da bleibt der Kühlschrank lange leer. Und bis die ersten Agenturen beginnen, Landschaftsbilder einer EOS-1Ds MkIII oder einer Alpha 900 wegen zu geringer Auflösung abzulehnen, ist auch noch ein Weilchen Zeit.
Welche Chancen hat dann das neue System auf dem Markt?
Da das Profigeschäft ein Verdrängungsgeschäft ist, muss einer hinten raus, wenn vorne einer mehr rein kommt. Nicht eine zusätzliche Kamera wird verkauft, sondern eine andere Kamera wird verkauft. So wie auch nicht ein zusätzlicher Fotograf in den Markt eintritt, sondern für den Neuen, der den Auftrag abstaubt, kriegt der Alte um einen weniger. Damit ist der Kuchen gebacken und wird nicht größer, wenn einer mehr sich um das größte Stück anstellt.
Ein Hoffnungsmarkt sind natürlich die betuchten Amateure, die eigentlich gar keine solche Kamera brauchen, denen es der legendäre Ruf der Marke aber schon wert ist, den letzten Vorstandsbonus diesbezüglich umzuwidmen. Hier kann man zusätzliche Käuferschichten ansprechen, wenn auch im vergleichsweise bescheidenen Rahmen.
Womit wir wieder in der Nische wären.