Wann genau ist das Preisniveau eigentlich so komplett aus dem Ruder gelaufen?
Früher waren die Sigmas typische "arme Leute-Objektive", obwohl sich schon damals immer mal wieder ein "Juwel" (4,5/500 und auch das olleAPO 4,5-5,6/75-300 und andere) darunter befand. Sigma gelang es immer schon besser als Nikon beispielsweise CA zu korrigieren, was jedoch bei der sog. analogen Fotografie geringere Relevanz hatte, weil die Cyan-/Magentastreifen erst seit Digital so richtig blühen. Und: wer fotografierte damals mit der Spiegelreflex? Ein überschaubarer Kreis. Heute fotografiert der Normalo mit dem Smartphone und wer etwas auf sich hält, mit der DSLR. Dadurch gibt es auch einen Massenmarkt für Spiegelreflexobjektive, die sogenannten Fremdherstellern wie Sigma und Tamron neue Märkte und Perspektiven eröffnet haben, die diese auch nutzten. Los ging es mit dem 1,4/35er von Sigma, mit dem der Hersteller Sigma für ein Objektiv das Jahrzehnte lang ein absoluter Spezialist war, den die Kamerahersteller für viel Geld den Profis anboten, über Nacht ein Massenartikel wurde. Und weil das Objektiv auch noch besser war, als das Original der Kamerahersteller, wurde in Fotozeitschriften und im Internet tüchtig getrommelt.
Und weil das Geschäft so gut lief schob nicht nur Sigma eine Reihe qualitativ hochwertiger, lichtstarker Festbrennweiten hinterher auf den Markt und auch der Objektivspezialist Tamron sprang mit hochwertigen Festbrennweiten, die zusätzlich noch Verwacklungsschutz haben, auf den Zug auf.
Ich finde es gut, dass es derartige Konkurrenz gibt, habe das Tamron 1,8/85er, das definitiv deutlich besser ist, als das Original, das ich auch habe, weil es schön klein und leicht ist. Schärfenmäßig geben die sich nichts, beim Nikkor ist der Af etwas schneller und sicherer, aber beim Tamron gibt es überhaupt keine CA und kein Bokeh-Fringing, ein wunderschönes Bokeh und tolle natürliche Farben. Gerade diese Dinge sind heute wichtig und für die gibt man gerne Geld aus, das wissen auch die sog. Fremdhersteller.
Bislang ist ja noch nicht bekannt, welche Vorteile das neue Sigma 24-70 bietet. Gerade die Standardzooms scheinen schwierig zu konstruieren, denn wenn man ehrlich ist, sind die Vorhandenen "Normalobjektive" eine Summe von Kompromissen, auch die Originnal Nikkore: 1. Af-S 28-70, Nachfolger 24-70 und 24-70 VR. Auch hier ist das optisch nicht schlechtere, jedoch kleinere und handlichere Tamron 24-70, bereits vor dem Nikon mit VC ausgestattet, mehr als eine Alternative. Wenn nun das Sigma - noch kleiner und handlicher - auch optisch noch ein Knaller wird (weniger Bildfeldwölbung und Verzeichnung bei 24 mm, mehr Schärfe, auch offen, besonders an den Rändern ab 50 mm), wird es auch Leute geben, die dafür mehr Geld in die Hand nehmen.
Es gibt ja auch Fotofreaks, die für die, von den Zahlen her unspektakulären Zeiss-Teile, die nicht einmal Af können,ein Vermögen ausgeben, warum also nicht auch für moderne Spitzenobjektive der japanischen "Fremdhersteller"?