Rodinal: Wie wirkt welche Verdünnung?

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Jo.Sch

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Dann stell ich mal hier meine Frage, zu der ich im ganzen (deutschsprachigen) Internet noch keine Antwort gefunden habe:

Rodinal (APH09...) kann ich ja in verschiedenen Verdünungen verwenden. Z.B 1+25 oder 1+50 oder 1+100.
Dazu wähle ich eine entsprechende Entwicklungsdauer.
Je höher die Verdünnung, desto länger die Zeit.
Dazu gibt es ja Tabellen.

Was mich aber interessiert ist, was bewirkt die unterschiedliche Verdünnung?

Mein Eindruck ist der, dass höhere Verdünnungen bessere Durchzeichnung der Tonwerte ergeben, niedrigere Verdünnungen höhere Schärfe, aber auch mehr Korn.
Liege ich da richtig?
Wer kann mir das mal richtig erklären?
 
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ich verwende agfa rodinal (das "original"-produkt aus vaihingen). hohe verdünnungen führten bei mir zu einer flacheren gradation, was bei starkem sonnenschein nützlich ist, da ja der größere motivkontrast etwas besser bewältigt werden kann (wenn auch nur in grenzen). vermutlich decken sich meine erfahrungen hier mit deinen (stichwort: bessere tonwertdurchzeichnung). allerdings wird die empfindlichkeitsausnutzung schlechter. ein beispiel: rodinal 1+50 und apx 100 auf 100 asa. bei 1+100 "nur" noch 64 asa (macht aber nix, ist ja eh genug licht da).

edit. das korn wird für meine begriffe bei 1+100 nur minimal feiner und bei 1+25 nur minimal gröber.
 
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Mit Rodinal (in DDR als R09) habe ich bis 1990 alle meine SW-Filme entwichkelt.
Es ist ein universeller Feinkorn-Ausgleichsentwickler, der auf Grund seiner einfachen Handhabung (Konzentrat, nur entspr. verdünnen) bei vielen Fotoamateuren, neben den A49 (Pulverform, Feinstkornentwickler), damals der Standartentwickler war.
Ich habe ihn in Verdünnung 1:40,10min, als Standart und in 1:100,30min, als Ausgleichsentwichler für Blitzaufnahmen verwendet.
Man kann mit diesen Entwickler sicherlich nicht das Letze aus den Film rauskitzeln, auch vom Korn her war er kein Feinstkornentwickler.
Es gibt heute bessere SW-Entwickler die auch mehr auf den entspr. Filmtyp abgestimmt sind.
Ich selbst befasse mich nicht mehr mit Filmentwicklung und prov.Heimlabor in der Küche am Sonntag nach dem Mittagsbraten. Und Kinder, die an die verdunkelte Küchentür klopfen und fragen wann du endlich fertig bist.
"wir wollen in die Küche , wir haben Hunger". Ist lange her.
 
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ein beispiel: rodinal 1+50 und apx 100 auf 100 asa. bei 1+100 "nur" noch 64 asa (macht aber nix, ist ja eh genug licht da).
eigentlich zitiere ich mich selbst selten bis nie. aber hier hab ich was vergessen, die entwicklungszeiten (bezogen auf 20 grad).

apx 100@100 asa rodinal 1+50 13 min, 1 minute ständig, ab der zweiten minute drei bis vier mal zart kippen.
apx100@64 asa rodinal 1+100 15 min, agitation genauso.

der rodinal-faustregel nach müsste bei halbierung der konzentration die entwicklungszeit etwa verdoppelt werden, damit der film auf nennempfindlichkeit kommt. das wären dann aber ca. 26 minuten. das dauert mir zu lange, weswegen ich es noch nicht ausprobiert habe. zudem habe ich bereits widersprechende angaben gefunden: apx100@100 asa 1+100 20 minuten. zu guter letzt ist rodinal dem vernehmen und auch meiner eigenen erfahrung nach jenseits der 20 minuten tot oder fast tot. hoffentlich habe ich damit jetzt nicht den ersten rodinal-streit hier im neuen unterforum vom zaun gebrochen. :hehe:
 
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na, hier einen Rodinal-Streit zu entfachen, kann ich mir kaum vorstellen.

Mir ging es ja um die Erfahrungswerte bzgl. der Verdünnung;
wenn nämlich bei höherer Konzentration eine kürzere Entwicklungszeit bei gleichem Ergebnis möglich ist, wär das ja nicht schlecht.

Rodinal habe ich maximal mit 15 Min benutzt. Kann also über das Absterben nichts sagen.

Die Werte in der Massive Dev Chart sind ja nicht so ganz falsch, oder?

Die Aussagen über die Wirkungsweise von Rodinal sind oft widersprüchlich.
Interessant fände ich ja eine Zusammenstellung aller Einflussgrößen.


  • Temperatur
  • Verdünnung
  • Zeit (und Zeitverkürzung / Verlängerung)
  • Kipprhythmus (und Intensität)
Was wirkt wie auf Kontrast, Schärfe, Tonwerte, Korn?
 
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na, hier einen Rodinal-Streit zu entfachen, kann ich mir kaum vorstellen.
anderenorts artet sowas zuweilen zu religionskriegen aus.:hehe:


Die Werte in der Massive Dev Chart sind ja nicht so ganz falsch, oder?
vieles hat bei mir gepasst, manches aber nicht. vorsicht ist geboten.

Die Aussagen über die Wirkungsweise von Rodinal sind oft widersprüchlich.
siehe oben.:D

verringert man die prozesstemperatur, erhält man feineres korn und (mutmaßlich) eine bessere empfindlichkeitsausnutzung. allerdings verlängerte entwicklungszeit. pro grad temperaturänderung nach unten multiplikation mit 1,13. temperaturveränderung nach oben: division durch 1,13. ich habe mal einen tipp aus dem aphog-forum probiert: ilford hp5@400 asa in rodinal (1+50 wohlgemerkt) bei 16 grad für 22 minuten. ich wollte es erst nicht glauben, aber das korn ist (achtung: meiner subjektiven meinung nach) deutlich feiner als bei 20 grad. auch scheint die theorie über die erhöhte empfindlichkeitsausnutzung zu stimmen. ilford empfiehlt den hp5 in rodinal 1+25 bestenfalls bei 320 asa, wenn mich nicht alles täuscht. aber in rodinal "on the rocks" 1+50 erhalte ich typgemäße negative bei 400 asa, wobei ich hier leider nicht mit messtechnischen beweisen aufwarten kann.

erhöhung der temperatur führt nur zu gröberem korn. meines erachtens nicht zu empfehlen, wobei manche es gerade mögen, wenns im negativ vor lauter korn so richtig knackt. is ja auch ok so, nur halt nicht für mich.

wie gesagt: die gradation wird flacher und die empfindlichkeitsausnutzung lässt nach, wenn man die konzentration verringert. bisweilen wird von feinerem korn bei höherer verdünnung berichtet. ich sehe kaum/ keine unterschiede. die schärfe soll auch besser werden. habe ich selbst noch nicht einwandfrei beobachtet. jedenfalls wird sie nicht schlechter.

  • Zeit (und Zeitverkürzung / Verlängerung)
tja, man kann natürlich durch variation der entwicklungszeit den entsprechenden film nach zonensystem entwickeln, allerdings sind meine kenntnisse in dieser hinsicht eher oberflächlich. generell gilt: verkürzung=flachere gradation. verlängerung=steilere gradation. was speziell die verlängerung der entwicklungszeit angeht, gilt (imho): nach 20 minuten hat rodinal feierabend.

edit. zeitverlängerung bzw. überentwicklung kann bei rodinal sehr schnell (eher als bei anderen entwicklern) zu völlig dichten lichtern führen. daher eignet sich (für meine eigenen vorstellungen jedenfalls) rodinal nicht zum pushen. im aphog schrieb jemand sehr treffend, dass die lichter dann "kugelsicher" werden.

  • Kipprhythmus (und Intensität)
  • rodinal arbeitet die schärfe während der ruhephasen aus. die agitation dient der unterstützung der diffusion (und damit der empfindlichkeitsausnutzung). wird also viel gekippt, lässt die schärfe etwas nach, weswegen rodinal durch die agfa nicht für die rotationsentwicklung empfohlen wurde. weniger agitation steigert die schärfe folglich. das habe ich persönlich noch nicht ausprobiert, da durch verminderte agitation die diffusion und damit besagte empfindlichkeitsausnutzung schlechter werden dürfte.

edit. der hp5 in kaltem rodinal ist derzeit meine lieblingskombination in der 400asa-liga: relativ feines korn bei guter schärfe. auch die tonwerte sind stimmig. und das alles mit dem ältesten entwickler der welt.
 
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Vielen Dank, Robert, für diese ausführliche Darstellung.
Das klingt alles recht erfahrungs-fundiert und alles aus einer Hand (solange jetzt nicht wieder jemand widerspricht). :up:

Ich werde das bei den nächsten Filmen berücksichtigen.

Ich bin ja auf Rodinal gekommen, weil der sich temperaturmäßig so gut über das Ansatzwasser einstellen lässt.
Außerdem gibt es da brauchbare Zeiten für meinen Lieblingsfilm Ilford FP4.
(Vormals Amaloco AM74 braucht für den FP4 nur 3 Minuten! Das ist kaum kontrollierbar und nicht empfohlen) In Rodinal wird er auch schärfer.
 
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Ich hab' mal eine Tabelle für die Zeit- / Temperatur-Anpassung nach Roberts Angaben erstellt; also mit dem Faktor 1,13 verrechnet.

Orange gekennzeichnet sind Zeiten unterhalb von 5 und oberhalb von 20 Minuten.

picture.php

 
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achso, wenn wir schon mal dabei sind: letztens habe ich mal einen foma 400 (400 asa) auch temperiertem rodinal (16 grad, 1+50, 18 minuten) entwickelt. hier war das ergebnis nicht so toll. die schatten waren nicht besonders gut durchgezeichnet. die gradation war trotzdem ziemlich flach. meine vorläufige these: der film war entweder noch unterentwickelt oder er war unterbelichtet. letzteres würde bedeuten, dass der foma 400 auch in kaltem rodinal nicht die 400 asa packt. das wäre allerdings nichts neues. demnächst mache ich einen versuch mit 320 asa, denn die anderen faktoren waren okay: schärfe passabel, korn (vor allem für foma-verhältnisse) relativ fein.

edit. die 18 minuten errechnete ich ausgehend von der angabe für 20 grad aus dem massive developement chart, wo die zeit mit 11 minuten angegeben ist. letztens hat arno/ arno_nyhm seine foma 400-resultate hier im forum gezeigt. arno badet den foma 400 aber nicht 11, sondern 13 minuten. möglicherweise habe ich den gekühlten foma also tatsächlich zu kurz in der brühe gehabt.
 
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so, ich habe scheinbar wieder was gelernt - Danke, Robert.

Ilford FP4 in Rodinal 1+25 bei 16°C 15 Minuten,
1. Minute ständig bewegt, danach alle 30 Sekunden 2 mal sachte gekippt:

picture.php

[Nikon F5 - 1:2/35mm AI-S]

Ich finde das Korn sehr Rodinal-typisch, die Schärfe dagegen doch merklich gesteigert.
 
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ich möchte mich nur für dieses Thread bedanken, das mich 40 Jahre zurück getragen hat. Man oh man, waren es damals Zeiten. :up:
 
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ich habe jetzt erst bemerkt, dass in der tabelle von johannes die verlängerten entwicklungszeiten jenseits der 20 minuten als nicht empfohlen markiert sind. ich vermute mal, dass johannes meine aussage, nach der rodinal nach 20 minuten tot sei, mit in die tabelle einfließen lassen wollte. nur ist mir im entsprechenden posting ein fehler unterlaufen: rodinal ist zwar nach 20 minuten am ende, aber diese angabe bezieht sich auf eine prozesstemperatur von 20 grad. kühlt man rodinal herunter, verlängert sich analog die lebenszeit des entwicklers, wobei ich hier ein dickes VERMUTLICH anfügen muss. theoretisch müsste es so sein, da ja bei geringerer temperatur der entwickler weniger aktiv sein dürfte (ich will mich nicht mit fremden federn schmücken, das habe ich mir im internet angelesen). praktisch kommt es auch hin, da ich wie gesagt mit gutem erfolg den hp5 23 minuten (nicht 22, wie oben steht, war ein tippfehler) lang entwickle. aber ob es auch wirklich so ist, steht auf einem anderen blatt.:fahne:
 
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