Viele Funktionen, Andy? Es geht doch nur um das Öffnen einer RAW-Datei. Ich habe zwar keine Ahnung von Programmierung, aber warum ist es plötzlich für Nikon nicht mehr möglich, seine RAWs für Macs lesbar zu machen.
Nein Tim, es geht nicht *nur* um das Öffnen von RAW Dateien. Es geht um die Bedeutung von *offiziell* unterstützen versus *es läuft auch auf XYZ*.
Es ist richtig, daß Programme so geschrieben werden können, daß sie auf mehreren Platformen laufen. Das geht, hat jedoch einige Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit, Geschwindigkeit, Personalstruktur und laufenden Kosten. Nicht vergessen, wir sprechen vom *offiziellen* unterstützen.
Für einen Anwendungssoftwarehersteller wie Nikon einer ist, müssen einige Gegebenheiten berücksichtigt werden. Die Entwickler müssen alle unterstützte Platformen sehr gut kennen (Trainingsaufwand, kontakt mit vielen Herstellern). Das Entwicklungswerkzeug muß alle Platformen gleichermaßen gut unterstützen. Leider sind die spezialisierten Entwicklungsumgebungen pro Platform oft viel effizienter, damit ist das oft eine schwierige kaufmännische Entscheidung.
Wir reden hier von Platformen, nicht von Betriebsystemen.
Von herstellerspezifischen Frameworks die so Dinge wie einen kalibrierbaren Color Workflow unterstützen sollen, die unterschiedlich ausgeprägte Peripheriemodelle haben. Platformen, die das Anstecken von Kameras zur Laufzeit erkennen und richtig ansteuern sollen. Von Platformen, die laufend veränderte Programmiermodelle anbieten um noch mehr Leistung aus dem System kitzeln zu können (MultiCore). Von Platformen, die unterschiedliche Unterstützungsmodelle für die Fehlersuche bieten und von Platformen, wo oft ein Großteil toll funktioniert, aber just gerade das Teil, daß man für *seine* Anwendung braucht grad nicht so mächtig ist.
Was nutzt es Nikon, wenn das Programm so lala auf 10 Platformen läuft, und der Nikon Supportmitarbeiter nicht einmal die unterschiedlichen Computer zur Verfügung hat um das Problem nachstellen zu können?
Nikon kann nicht alle Probleme selbst lösen, da oft die Platformkomponenten mit im Spiel sind. Daher ist es für Nikon wichtig, leicht diese Fehler eingrenzen zu können - entweder mit hilfreichen Tools des jeweiligen Herstellers (oder der Community) und vernünftige SLA (Service Level Agreements) mit dem Hersteller zu haben.
Kurz gefasst. Das Kodieren von portablen Anwendungen ist vergleichsweise einfach, das testen und offizielle unterstützen ist dagegen etwas anderes.
Ich sage nicht, daß es für die betroffenen User nicht ärgerlich ist, aber gerade im Softwarebereich spielt der wirtschaftliche Netzwerkeffekt und die kombinatorische Explosion aller Alternativen eine sehr große Rolle.
Wir sehen hier nur die Symptome dieser Entscheidungskette, nicht deren Ursachen. Nikon hat lange genug am Markt beweisen, daß sie nicht *absichtlich* gegen ihre Kunden arbeiten, aber allen können sie es zu keinem Zeitpunkt recht machen.
LG, Andy
PS: Die neue Coolpix soll ja ein neues Dateiformat verwenden.
Was ist, wenn zBsp das neue Format Funktionen verwendet, wie direkte HDR Unterstützung, oder Gleitkommazahlen in der Kodierung, oder vom klassischen RGB Modell abweicht und ein 4- oder 5- kanal Modell anbietet, mit entsprechend besseren Ergebnissen. Oder das neue Format, einen Bruchteil des Rechenaufwandes benötigt und damit die Batterielebensdauern vervielfacht? etc, etc, ...
Was soll Nikon dann tun?
Diese neuen Funktionen als Erster am Markt bringen, oder solange abwarten bis es das auf allen Platformen anbieten kann?