Was ist mit dem Wolf , der in Wingst ausgebüchst ist? Ist das ein Wildfang, der dort im Gehege gehalten wurde, oder ist er die X-te Generation eines Gehegewolfes. Kann man Gehegewölfe mit wilden Wölfen gleichsetzen.
Da möchte ich mal einhaken, weil der dazugehörige Link im Themenstart steht.
Der "Wingst-Wolf" wurde in Gefangenschaft geboren und ist im zarten Alter von gut vier Monaten ausgebüxt. Laut Medienberichten sollte er einer alten Wölfin, die man vom Rudel getrennt hat, als Gesellschaft dienen. Warum und unter welchen Umständen er nun ausgebrochen ist, kann und sollte nur der Tierpark selbst beantworten. Wir sollten bitte auch tunlichst nicht glaskugeln.
Der Kleine hat seine Häscher eine Zeit lang gut vorgeführt. Man sah ihn anfangs täglich und hatte einen Futterplatz eingerichtet, um ihn in der Nähe zu halten. Leider kam er nie in Reichweite eines Betäubungsgewehres. Der kleine Puper war geschickt und holte sogar eine Rehkeule aus einer Falle. Irgendwann verlor man durch Störung von aussen den Kontakt zu ihm.
Bei der aktuellen Sichtung muss man sich fragen, ob das der Wingst-Wolf ist oder ein Neuzugang. Hundertprozentig sicher sein kann man erst, wenn man Kot für einen Gentest findet. Es kann durchaus sein, dass der Ausbrecher nicht mehr lebt. Im Zeitungsartikel steht unter anderem, dass der gesichtete Wolf gut genährt aussah. Das ist um diese Jahreszeit kein Wunder. Die Tiere haben ein sehr dichtes Winterfell und darin sieht selbst eine magere Hirschkuh aus der Ferne gut aus.
Trotz Gehegehaltung in der vielleicht X-ten Generation bleiben Wölfe wilde, scheue Tiere. Ich verfolge das in unserem Tierpark seit zwei Jahren sehr intensiv. Die Tiere kamen vor drei Jahren als Halbjährige und werden "hands off" gehalten. Sie werden gefüttert und zweimal im Jahr mit präpariertem Futter entwurmt. Da geht keine Menschenhand ins Fell. An gewisse Dinge gewöhnen sie sich dabei natürlich. Sie kommen an den Zaun, gucken sich die Besucher und auch deren Hunde an und wirken dadurch zutraulich.
Aber: Sie vermeiden den direkten Kontakt zum Tierpfleger, der täglich zwecks Reinigung oder Zaunkontrolle das Gehege betritt und flüchten in andere Gehegebereiche.
Zur Situation in Schweden ist erwähnenswert, dass bei der alljährlichen Elchjagd natürlich auch Hunde eingesetzt werden. Die werden von Wölfen als Reviereindringlinge betrachtet und entsprechend behandelt. Das Gleiche tun Wölfe auch mit ihren Artgenossen. Wer Grenzen verletzt, ist dran. Natürlich ist die dortige Jägerschaft sauer. Ausgebildete Jagdhunde sind nicht billig.
Deutschland ist in Sachen Wolf immer noch ein Entwicklungsland und der Durchschnittsdeutsche weiß über Buckelwale in der Antarktis vielleicht mehr als über die heimische Fauna.
Im Nordwesten Spaniens z. B. leben ca. 2000 Wölfe, Italien rechnet man gut 800 Exemplare zu. Die Tendenz ist in beiden Ländern steigend. Und dort klappt das Zusammenleben komischerweise.
Wölfe kommen in unserer Kulturlandschaft gut zurecht. Das beweisen sie seit mehr als 12 Jahren. Sie meiden den Menschen. Es gab bisher keine Attacken auf Jogger und andere Freiluftaktivisten. Und unsere Wälder fressen sie auch nicht leer. Es fällt mir schwer zu glauben, dass unser Wild durch Anwesenheit der Wölfe automatisch unfruchtbar wird. Hirsche, Rehe & Co. vermehren sich munter weiter. Die alten Rudel in der Lausitz halten seit Jahren ihr Revier und anhand von Kotproben ist feststellbar, dass sie nicht zu Vegetariern geworden sind.