Vielleicht interessiert es den Einen oder Anderern, wie es WIRKLICH ist, wenn man vom "gewohnten" DX Format auf FX umsteigt, daher hier mal eine Schilderung von Jemandem, dem das Grinsen nicht im Gesicht festgefroren ist.
Was bisher geschah
Vorausschicken möchte ich, dass ich recht habe und alle Anderen dummes Zeug reden. Ich werde mich hier also nicht mit irgendwelchen langweiligen Fakten aufhalten, sondern meinen sehr subjektiven Eindruck wiedergeben. Weiterhin bin ich seit 1979 "bei Nikon" und besitze noch drei analoge Bodies und sechs AI Nikkore. Irgendwann anfang der 00er Jahre habe ich aufgehört analog/auf Film zu photographieren, Ende 2008 bestellte ich dann eine D90 im 18-105 Kit. Dazwischen lagen zwei, drei digitale Kompaktknipsen mit Auflösungen von 1.3 bis 4.5 MPix.
Um die D90 herum habe ich dann in den vergangenen sechs Jahren ein neues Nikon System aufgebaut. Im "Endstadium" ist/war das
Body D90
Sigma 10-20 4-5.6
Sigma 17-50 2.8
Nikkor 50D 1.8
Nikkor 70-300 4-5.6 VR
MB-80 Batteriegriff
77mm Polfilter (passt auf beide Sigmas)
Metz 48 AF
An meine Kinder habe ich ein Nikkor 1.8 35 DX (obsolet seit dem 17-50) und das 18-105 durchgereicht. Mein Sohn studiert Kommunikation und Design, er hat eine D7000 und vermehrt Bedarf an einem hellen Alroundobjektiv. Sinnvollerweise konnte ich ihm nur das Sigma 17-50 empfehlen, mit dem ich extrem zufrieden bin. Allerdings widerstrebte es mir nochmal Geld in DX zu stecken, denn ich sehe bei Nikon derzeit keine grosse DX Zukunft. Ich will/wollte bei DX bleiben und eine D7200 haben; quasi eine D7100 mit grösserem Buffer und etwas mehr Serienbildgeschwindigkeit ; mit meinem Objektivpark bin ich höchst zufrieden, und eine irrwitzig hohe Auflösung brauche ich auch nicht. Nikon kündigte zur Photokina aber eine weitere FX Kamera an - und irgendwann war ich das warten eben leid. Daher bereitete ich meinen "Umstieg" vor und kaufte mir ein Sigma 24-70 2.8. Das 10 Monate alte 17-50 ging an den Sohnemann, und ich hatte "den ersten Schritt getan". Natürlich ist ein 24-70 an DX vollkommener Unsinn. Das Glas ist irre schwer und taugt überhaupt nicht als Reiseobjektiv. 24 mm unten sind ein schlechter Witz, den Unterschied von 50 auf 70mm oben bekommt man kaum mit; an DX kann man ohne zusätzliches UWW drunter mit dem 24-70 nicht verreisen. Es müsste also BALD was passieren. Glücklicherweise (für mich zumindest) ist die neue D750 nicht eine schnelle (und teure) D810 geworden, sondern der logische Nachfolger der D610. Ihr erscheinen hat über Nacht die Preise für die D610 um rund 15% gedrückt, ihre "neuen" Features (51 Punkt AF und Schwenkdisplay) hauen mich nicht soweit um, dass sie mir 600.-€ Mehrpreis wert wären.
Eine Rabattaktion des lokalen Photohändlers und zwei schlaflose Nächte später hatte ich meine D610 vorm Bauch baumeln.
Was sich ändert
Die D610 ist gross. Im Sinne von unhandlich und lächerlich gross. Ich habe zwar sehr grosse Hände mit eher langen Fingern (Daumenspitze zu Kleinfingerspitze: 27 cm), aber ich habe nie Probleme gehabt, die D90 sicher zu greifen und zu bedienen. Die 610 ist ein echter Klotz und wirkt ein wenig überdimensioniert. Auf meinen beruflich bedingten +/- 20 Flugreisen jährlich nutze ich einen Rucksack, der mit viel freundlichem lächeln und der Miles and More Senatorkarte so gerade eben noch als Handgepäck durchgeht. In dessen Deckeltasche transportiere ich die D90 mit dem Sigma 17-50; so komme ich schnell an die Kamera in ihrem eigenen Fach. Das war einmal. Die D610 mit dem 24-70 passt da zwar rein, aber dann geht der Reissverschluss nicht mehr zu. Sehr, sehr schlecht! Grosser Punktabzug! Ein echtes Problem im Alltag! Alles wird immer kleiner, nur Kameras werden immer grösser! Ausserdem ist die D610 auch nicht irgendwie "unauffällig" einzusetzen. Zwar ist ihr Auslösegeräusch angenehmer als das der D90, aber man hat da einen ziemlichen Brocken vorm Wanst oder in der Hand. Ich bin recht gross, nicht besonders zierlich (eher Weinfass als Sixpack) und habe eine tiefe Stimme. Ich muss nicht auch noch mit meinem Photoapparillo die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ein etwas kleineres Gehäuse wäre mir ehrlich lieber gewesen.
Rund 29MB pro Bild. Die NEF der D90 sind zwischen 10 und 12 MB gross, die NEF der D610 sind zweieinhalb bis drei Mal so gross. Jedes Einzelne. Natürlich ist Speicherplatz billig, aber die Wenigsten werden GERN die Platte in ihrem Notebook tauschen wollen. Man schreibt sich die Scheibe einfach schneller voll - und Backups dauern zweienhalb bis drei Mal so lange. Übrigens auch der Import von der Kamera oder SD-Karte in den PC: fünf statt zwei, 20 statt acht Minuten. Nicht lustig.
Auf die Arbeit im EBV Programm haben die deutlich grösseren Dateien viel weniger Einfluss, als ich so dachte. Spüren kann man es ganz deutlich beim Drehen eines Bildes (Horizont schief etc...). Mein i5 Ivy-Bridge 8GB Notebook dreht die 12MP Bilder der D90 "in Echtzeit" - die 24MP Bilder der D610 bewegen sich erstmal nicht und ruckeln dann vielleicht eine knappe Sekunde später los; bis dahin habe ich aber schon "über das Ziel hinaus gedreht". Farbanpassungen, Kurvensteuerung, Skalieren und Schärfen gehen hingegen gefühlt gleich schnell. Das Handling braucht länger, die Bearbeitung aber meistens nicht.
Der grössere Detailreichtum und die geringere Tiefenschärfe sind Fluch und Segen zugleich. Pixelpeeper werden in der 100% Ansicht schnell kleine Verwacklungen erkennen. Es gibt dafür einen technischen Spezialausdruck, aber ich habe auch einen Spezialausdruck für Pixelpeeper. Um die höhere Auflösung in ein technisch besseres Bild umzusetzen, muss man handwerklich sauberer arbeiten. So selbstverständlich diese Aussage klingt, so erstaunt sitzt man dennoch vor den ersten Ergebnissen. Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Photograph, und bessere Technik macht eben auch die kleinsten Fehler sichtbar. Ausserdem hatte ich heute morgen bei einigen "Tabletop" Produktphotos für eBay-Verkäufe das Problem, dass das Objekt vorn und hinten schon aus der Schärfenebene rauslief. Da hatte ich nicht dran gedacht, erfahrungsgemäss "stimmen" die Einstellungen, wie ich sie hatte, und auf dem Kameramonitor war das auf den ersten Blick auch nicht sichtbar. Erst als ich die Bilder konvertiert hatte fiel mir auf, dass ich alles nochmal auspacken und aufbauen darf. Schuld eigene!
Der Verlust von Tele-Länge ist für mich fast unbedeutend. In meinem speziellen Fall (von 12 auf 24MP) kann ich sogar haargenau den DX-Ausschnitt in gleicher Auflösung wie zuvor aus dem Bild herauscroppen. Ich bin ohnehin nicht der ganz grosse Tele-Kasper, photographiere mit dem 70-300 fast nur meine Sportsfreunde in der Brandung oder einer Flusswelle, aber ansonsten bleibt die Tüte in der Tasche.
Weitwinkel ist für meine Art Dinge zu sehen hingegen immens wichtig. Da sind die 24mm unten sichtbar besser, als die 17 oder 18mm der hellen DX Objektive. Letztere entsprechen im Bildwinkel eben nur 25,5 oder 27mm. Allerdings verliere ich den UWW-Bereich meines Sigma 10-20 (der Sohnemann wird sich freuen). Man KANN es bis 18, evtl bis 15mm einsetzen und ein noch erträglich vignettiertes Bild heraus holen, aber "schön ist das nicht". Der Auschnitt muss eben so gewählt werden, dass viel Platz zum croppen bleibt (DX), dennoch ist das kein für mich gangbarer Weg. Es muss ein neues UWW her.
Hin- und weg bin ich von der Qualität der Bilder bei ISO 6400. Nicht nur, dass der AF noch arbeitet, wenn ich mich schon durchs Zimmer tasten muss - die fertig bearbeiteten Bilder sind qualitativ da, wo ich bei der D90 mit +/- ISO 800 ankomme. Drei Blenden Differenz! 1/125 anstatt 1/15 Belichtungszeit. Irre. Das war ja auch irgendwo das Hauptmotiv für den Umstieg auf FX. Als begeisterter Konzertbesucher und gelegentlicher Photograph bei Selbigen ist Hi-ISO in meiner Welt DER "Unique-Selling-Point" für FX. Hier kommt DX eben nicht dran, und vielleicht rede ich mir deshalb den Punkt auch ganz besonders schön und wichtig.
Was es wirklich kostet
Meine oben genannte Ausrüstung war mir "rundum komplett". Neben dem Preis der D610 steht der Mehrpreis von etwa 300.- Euro, der zwischen dem Sigma 17-50 und dem 24-70 liegt. Dazu addiert sich der Preis für ein neues UWW (2.8 17-35? 4 16-35?) minus dem Erlös aus einem eventuellen Verkauf des 10-20. Ich schätze das Delta irgendwo um 500.- Euro. Das Gehäuse der D610 kostet derzeit rund 500.- Euro mehr als der D7100 Body - und der 77mm Polfilter passt auch nicht mehr (82 is the new 77). Tele lasse ich für mich mal aussen vor - bei meiner Photographie kann das 70-300 VR bleiben. 2800.- Euro. Runter rechnen ist feige, denn ich drücke tatsächlich 2800.- Euro ab, um wieder auf den Stand der Dinge zu kommen, den ich bei DX mit der D90 hatte.
Ist es das wert?
Nein. Es ist Spinnerei. Ich kann es mir leisten (meine Frau darf das hier NIE lesen) und ich rechne es mir schön, aber eine D7100 kostet nur 900.- Euro. Damit kann ich alle Objektive weiter verwenden und der Body ist auch noch etwas kleiner. Unterschiede gibt es einzig im Bereich Hi-ISO, wo die D610 nochmal einen Lichtwert mehr kann/weniger rauscht, und bei Sportserien, wo die D610 es mir erlaubt zwei Sekunden länger Dauerfeuer zu geben. Die FX-typische, geringere Tiefenschärfe spielt in meiner Photographie kaum eine Rolle; täte sie das, wäre der Kauf eines 1.4-50 als Portraitobjektiv für DX schnell (und billig) erledigt. Für diese beiden Punkte (Seriengeschwindigkeit und eine Blende) lege ich rund zwei Riesen zusätzlich auf den Tisch. Gäbe es eine D7100 mit mehr Buffer (Sport), so wäre ich bei DX geblieben. FX hat einen grossen "haben wollen Faktor", dem ich gern erlegen bin. Ausserdem hoffe ich natürlich auch, dass FX eine klare Zukunft hat, und am Ende ist es ein Bisschen das Gefühl "endlich angekommen" zu sein. Aber das (und nur Das!) muss einem auch erstmal zwei Mille zusätzlich wert sein. Technisch und vor allem finanziell ist FX für einen Amateur wie mich vollkommener Unsinn. Aber das sind ein superleichtes Rennrad oder ein Carbon-Kajak oder ein Paar superauflösende Lautsprecher auch.
Was bisher geschah
Vorausschicken möchte ich, dass ich recht habe und alle Anderen dummes Zeug reden. Ich werde mich hier also nicht mit irgendwelchen langweiligen Fakten aufhalten, sondern meinen sehr subjektiven Eindruck wiedergeben. Weiterhin bin ich seit 1979 "bei Nikon" und besitze noch drei analoge Bodies und sechs AI Nikkore. Irgendwann anfang der 00er Jahre habe ich aufgehört analog/auf Film zu photographieren, Ende 2008 bestellte ich dann eine D90 im 18-105 Kit. Dazwischen lagen zwei, drei digitale Kompaktknipsen mit Auflösungen von 1.3 bis 4.5 MPix.
Um die D90 herum habe ich dann in den vergangenen sechs Jahren ein neues Nikon System aufgebaut. Im "Endstadium" ist/war das
Body D90
Sigma 10-20 4-5.6
Sigma 17-50 2.8
Nikkor 50D 1.8
Nikkor 70-300 4-5.6 VR
MB-80 Batteriegriff
77mm Polfilter (passt auf beide Sigmas)
Metz 48 AF
An meine Kinder habe ich ein Nikkor 1.8 35 DX (obsolet seit dem 17-50) und das 18-105 durchgereicht. Mein Sohn studiert Kommunikation und Design, er hat eine D7000 und vermehrt Bedarf an einem hellen Alroundobjektiv. Sinnvollerweise konnte ich ihm nur das Sigma 17-50 empfehlen, mit dem ich extrem zufrieden bin. Allerdings widerstrebte es mir nochmal Geld in DX zu stecken, denn ich sehe bei Nikon derzeit keine grosse DX Zukunft. Ich will/wollte bei DX bleiben und eine D7200 haben; quasi eine D7100 mit grösserem Buffer und etwas mehr Serienbildgeschwindigkeit ; mit meinem Objektivpark bin ich höchst zufrieden, und eine irrwitzig hohe Auflösung brauche ich auch nicht. Nikon kündigte zur Photokina aber eine weitere FX Kamera an - und irgendwann war ich das warten eben leid. Daher bereitete ich meinen "Umstieg" vor und kaufte mir ein Sigma 24-70 2.8. Das 10 Monate alte 17-50 ging an den Sohnemann, und ich hatte "den ersten Schritt getan". Natürlich ist ein 24-70 an DX vollkommener Unsinn. Das Glas ist irre schwer und taugt überhaupt nicht als Reiseobjektiv. 24 mm unten sind ein schlechter Witz, den Unterschied von 50 auf 70mm oben bekommt man kaum mit; an DX kann man ohne zusätzliches UWW drunter mit dem 24-70 nicht verreisen. Es müsste also BALD was passieren. Glücklicherweise (für mich zumindest) ist die neue D750 nicht eine schnelle (und teure) D810 geworden, sondern der logische Nachfolger der D610. Ihr erscheinen hat über Nacht die Preise für die D610 um rund 15% gedrückt, ihre "neuen" Features (51 Punkt AF und Schwenkdisplay) hauen mich nicht soweit um, dass sie mir 600.-€ Mehrpreis wert wären.
Eine Rabattaktion des lokalen Photohändlers und zwei schlaflose Nächte später hatte ich meine D610 vorm Bauch baumeln.
Was sich ändert
Die D610 ist gross. Im Sinne von unhandlich und lächerlich gross. Ich habe zwar sehr grosse Hände mit eher langen Fingern (Daumenspitze zu Kleinfingerspitze: 27 cm), aber ich habe nie Probleme gehabt, die D90 sicher zu greifen und zu bedienen. Die 610 ist ein echter Klotz und wirkt ein wenig überdimensioniert. Auf meinen beruflich bedingten +/- 20 Flugreisen jährlich nutze ich einen Rucksack, der mit viel freundlichem lächeln und der Miles and More Senatorkarte so gerade eben noch als Handgepäck durchgeht. In dessen Deckeltasche transportiere ich die D90 mit dem Sigma 17-50; so komme ich schnell an die Kamera in ihrem eigenen Fach. Das war einmal. Die D610 mit dem 24-70 passt da zwar rein, aber dann geht der Reissverschluss nicht mehr zu. Sehr, sehr schlecht! Grosser Punktabzug! Ein echtes Problem im Alltag! Alles wird immer kleiner, nur Kameras werden immer grösser! Ausserdem ist die D610 auch nicht irgendwie "unauffällig" einzusetzen. Zwar ist ihr Auslösegeräusch angenehmer als das der D90, aber man hat da einen ziemlichen Brocken vorm Wanst oder in der Hand. Ich bin recht gross, nicht besonders zierlich (eher Weinfass als Sixpack) und habe eine tiefe Stimme. Ich muss nicht auch noch mit meinem Photoapparillo die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ein etwas kleineres Gehäuse wäre mir ehrlich lieber gewesen.
Rund 29MB pro Bild. Die NEF der D90 sind zwischen 10 und 12 MB gross, die NEF der D610 sind zweieinhalb bis drei Mal so gross. Jedes Einzelne. Natürlich ist Speicherplatz billig, aber die Wenigsten werden GERN die Platte in ihrem Notebook tauschen wollen. Man schreibt sich die Scheibe einfach schneller voll - und Backups dauern zweienhalb bis drei Mal so lange. Übrigens auch der Import von der Kamera oder SD-Karte in den PC: fünf statt zwei, 20 statt acht Minuten. Nicht lustig.
Auf die Arbeit im EBV Programm haben die deutlich grösseren Dateien viel weniger Einfluss, als ich so dachte. Spüren kann man es ganz deutlich beim Drehen eines Bildes (Horizont schief etc...). Mein i5 Ivy-Bridge 8GB Notebook dreht die 12MP Bilder der D90 "in Echtzeit" - die 24MP Bilder der D610 bewegen sich erstmal nicht und ruckeln dann vielleicht eine knappe Sekunde später los; bis dahin habe ich aber schon "über das Ziel hinaus gedreht". Farbanpassungen, Kurvensteuerung, Skalieren und Schärfen gehen hingegen gefühlt gleich schnell. Das Handling braucht länger, die Bearbeitung aber meistens nicht.
Der grössere Detailreichtum und die geringere Tiefenschärfe sind Fluch und Segen zugleich. Pixelpeeper werden in der 100% Ansicht schnell kleine Verwacklungen erkennen. Es gibt dafür einen technischen Spezialausdruck, aber ich habe auch einen Spezialausdruck für Pixelpeeper. Um die höhere Auflösung in ein technisch besseres Bild umzusetzen, muss man handwerklich sauberer arbeiten. So selbstverständlich diese Aussage klingt, so erstaunt sitzt man dennoch vor den ersten Ergebnissen. Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Photograph, und bessere Technik macht eben auch die kleinsten Fehler sichtbar. Ausserdem hatte ich heute morgen bei einigen "Tabletop" Produktphotos für eBay-Verkäufe das Problem, dass das Objekt vorn und hinten schon aus der Schärfenebene rauslief. Da hatte ich nicht dran gedacht, erfahrungsgemäss "stimmen" die Einstellungen, wie ich sie hatte, und auf dem Kameramonitor war das auf den ersten Blick auch nicht sichtbar. Erst als ich die Bilder konvertiert hatte fiel mir auf, dass ich alles nochmal auspacken und aufbauen darf. Schuld eigene!
Der Verlust von Tele-Länge ist für mich fast unbedeutend. In meinem speziellen Fall (von 12 auf 24MP) kann ich sogar haargenau den DX-Ausschnitt in gleicher Auflösung wie zuvor aus dem Bild herauscroppen. Ich bin ohnehin nicht der ganz grosse Tele-Kasper, photographiere mit dem 70-300 fast nur meine Sportsfreunde in der Brandung oder einer Flusswelle, aber ansonsten bleibt die Tüte in der Tasche.
Weitwinkel ist für meine Art Dinge zu sehen hingegen immens wichtig. Da sind die 24mm unten sichtbar besser, als die 17 oder 18mm der hellen DX Objektive. Letztere entsprechen im Bildwinkel eben nur 25,5 oder 27mm. Allerdings verliere ich den UWW-Bereich meines Sigma 10-20 (der Sohnemann wird sich freuen). Man KANN es bis 18, evtl bis 15mm einsetzen und ein noch erträglich vignettiertes Bild heraus holen, aber "schön ist das nicht". Der Auschnitt muss eben so gewählt werden, dass viel Platz zum croppen bleibt (DX), dennoch ist das kein für mich gangbarer Weg. Es muss ein neues UWW her.
Hin- und weg bin ich von der Qualität der Bilder bei ISO 6400. Nicht nur, dass der AF noch arbeitet, wenn ich mich schon durchs Zimmer tasten muss - die fertig bearbeiteten Bilder sind qualitativ da, wo ich bei der D90 mit +/- ISO 800 ankomme. Drei Blenden Differenz! 1/125 anstatt 1/15 Belichtungszeit. Irre. Das war ja auch irgendwo das Hauptmotiv für den Umstieg auf FX. Als begeisterter Konzertbesucher und gelegentlicher Photograph bei Selbigen ist Hi-ISO in meiner Welt DER "Unique-Selling-Point" für FX. Hier kommt DX eben nicht dran, und vielleicht rede ich mir deshalb den Punkt auch ganz besonders schön und wichtig.
Was es wirklich kostet
Meine oben genannte Ausrüstung war mir "rundum komplett". Neben dem Preis der D610 steht der Mehrpreis von etwa 300.- Euro, der zwischen dem Sigma 17-50 und dem 24-70 liegt. Dazu addiert sich der Preis für ein neues UWW (2.8 17-35? 4 16-35?) minus dem Erlös aus einem eventuellen Verkauf des 10-20. Ich schätze das Delta irgendwo um 500.- Euro. Das Gehäuse der D610 kostet derzeit rund 500.- Euro mehr als der D7100 Body - und der 77mm Polfilter passt auch nicht mehr (82 is the new 77). Tele lasse ich für mich mal aussen vor - bei meiner Photographie kann das 70-300 VR bleiben. 2800.- Euro. Runter rechnen ist feige, denn ich drücke tatsächlich 2800.- Euro ab, um wieder auf den Stand der Dinge zu kommen, den ich bei DX mit der D90 hatte.
Ist es das wert?
Nein. Es ist Spinnerei. Ich kann es mir leisten (meine Frau darf das hier NIE lesen) und ich rechne es mir schön, aber eine D7100 kostet nur 900.- Euro. Damit kann ich alle Objektive weiter verwenden und der Body ist auch noch etwas kleiner. Unterschiede gibt es einzig im Bereich Hi-ISO, wo die D610 nochmal einen Lichtwert mehr kann/weniger rauscht, und bei Sportserien, wo die D610 es mir erlaubt zwei Sekunden länger Dauerfeuer zu geben. Die FX-typische, geringere Tiefenschärfe spielt in meiner Photographie kaum eine Rolle; täte sie das, wäre der Kauf eines 1.4-50 als Portraitobjektiv für DX schnell (und billig) erledigt. Für diese beiden Punkte (Seriengeschwindigkeit und eine Blende) lege ich rund zwei Riesen zusätzlich auf den Tisch. Gäbe es eine D7100 mit mehr Buffer (Sport), so wäre ich bei DX geblieben. FX hat einen grossen "haben wollen Faktor", dem ich gern erlegen bin. Ausserdem hoffe ich natürlich auch, dass FX eine klare Zukunft hat, und am Ende ist es ein Bisschen das Gefühl "endlich angekommen" zu sein. Aber das (und nur Das!) muss einem auch erstmal zwei Mille zusätzlich wert sein. Technisch und vor allem finanziell ist FX für einen Amateur wie mich vollkommener Unsinn. Aber das sind ein superleichtes Rennrad oder ein Carbon-Kajak oder ein Paar superauflösende Lautsprecher auch.