Na ja, das mag der "main cause" (Hauptgrund) sein.
Hier in der Stadt gibt es auch kaum noch Insekten (und nur noch wenige Singvögel), obwohl hier keine intensive Landwirtschaft
betrieben wird.
Dafür wird seit Jahren jedes einzelne Blatt, selbst wenn es sich noch so gut unter einem Busch versteckt hält, weggeppustet.
Und das nicht nur bei "Straßenbegleitgrün", sondern überall: auf Privatgrundstücken, in Parks, in Kleingärten, in Grünanlagen,
überall. Und das geschieht auch nicht nur im Herbst, sondern zu allen Jahreszeiten. Auch im Frühjahr oder im Sommer werden
Blätter, Grashalme oder einfach der Abfall, den der Wind verweht hat, hin und hergeblasen, und alles, was da kreucht und
fleucht gleich mit.
Jedesmal, wenn irgendwo ein Grundstück neu bebaut oder ein bestehendes Gebäude erweitert wird, wird jede Menge Grün
vernichtet. Vielleicht gibt es irgendwo - weit draußen - eine mickrige Ersatzpflanzung dafür, aber dort, wo man zwischen
Stein und Beton etwas grünes zur Vernetzung von Lebensräumen bräuchte, ist nichts mehr. Nur noch einige Grashalme und
zwei Kübelpflanzen. Vorgärten werden (illegal) gepflastert oder mit Kies zugeschüttet, denn sonst müßte man ihn ja pflegen.
Ich sehe auch, daß Bäume auf privatem Grund gefällt werden, danach bleibt der Platz leer. Ich sehe, daß totes Grünzeug
abgeräumt wird, aber niemand kümmert sich darum daß Ersatz gepflanzt wird oder daß Grünflächen überhaupt erhalten und
gepflegt werden. Ich sehe neue Grünflächen zwischen neu gebauten Häusern, auf denen zwar etwas wächst, aber nichts,
was heimischen Vögeln und anderen Tieren zur Nahrung dienen könnte. Ich sehe jede Menge Rasenflächen, könnte aber
kaum eine Stelle nennen, auf der eine Wiese wachsen darf. Und das, obwohl Flächen dafür vorhanden wären.
Ich sehe auch öffentliche Plätze, unter denen man meinte, eine Tiefgarage erreichten zu müssen (trotz zentraler Lage und
einem Knoten der S- und U-Bahn mit insgesamt 12 Linien direkt daneben), und die ehedem baumumstandene Rasenflächen
hatten. Nachdem der Beton in der Erde vergraben war, konnten Bäume dort nicht mehr wurzeln, also hat man sie weggelassen,
und weil es so schön und derlei gerade modern ist, hat man die gesamte Fläche des Platzes (ehemals wenigstens Rasen,
wir erinnern uns), eingeebnet und mit irgendeiner Art schwarzem Kies oder Split zu einer innerstädtischen Wüste gemacht.
Ich erlebe, wie bei mir gegenüber eine alte morsche Pappel gefällt wird; es fliegen aufgescheuchte Insekten herum. Ich gehe
eines davon (tot) einsammeln, versuche es zu bestimmen und stelle fest, daß es Wildbienen sind. Die meisten Wildbienen sind
gefährdet und stehen unter strengem Schutz. Es ist mitten am Tag, also suche ich die Nummer der örtlichen unteren Naturschutz-
behörde heraus, rufe an und schildere den Fall. Dort zuckt man nur mit den Schultern, tut es ab nach dem Motto "Dumm gelaufen".
Ansonsten passiert nichts, die Baumabräumer werden nicht belangt, lernen vermutlich nicht dazu und ich möchte nicht wissen,
wieviele Insektenbehausungen durch sie und durch die Skrupellosigkeit und Dummheit anderer Leute andernorts schon vernichtet
worden sind und täglich vernichtet werden.
Wie gesagt, alles in der Stadt. Anstatt intensiver Landwirtschaft gibt es hier intensives Aufräumen und intensives Zubetonieren.
Intensive Dummheit, intensives Desinteresse und ein stetiges mehr vom Gleichen, also von Beton und Asphalt.
Und das geschieht nicht nur hier bei uns, sondern in jeder Stadt. Es geschieht auch nicht nur in der Stadt, sondern überall, in der
Keinstadt, auf dem Land, in D, CH, A, F, GB, ...
Jetzt sage bitte niemand, das alles seien Marginalien, das sei unbedeutend. Es ist in der Summe eine gigantische Grünvernichtung,
die nach und nach, Scheibchen für Scheibchen, geschieht.
Kein Grün = keine Insekten / keine Beeren, Nüsse, Sämereien = keine Vögel / Eichhörnchen, etc.
Grüße,
Christian
PS.: Wer vielleicht nicht glaubt, wieviel Grün vernichtet wird, soll mal darauf achten wo in seiner Umgebung in den letzten Jahren
gebaut worden ist. Ein Blick in Google Earth und ein Vergleich der Aufnahmen aus verschiedenen Jahren zeigt, wieviel Beton
mittlerweile dort steht, wo vor kurzer Zeit noch Blumen geblüht, Vögel gesungen und Kinder gespielt haben.
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