Das Selous Game Reserve ist etwa so groß wie die Schweiz und damit das größte zusammenhängende Wildschutzgebiet in Afrika. Es ist allerdings kein Nationalpark, d.h. die Tiere genießen keinen Schutz vor der Jagd. Der nördlichste von 17 Sektoren ist dem "Foto-Tourismus" vorbehalten - dies war der Teil, den wir von Osten nach Westen durchreist haben. Dabei haben wir 2 Tage im Tagalala-Bushcamp gezeltet, zwei Tage beim Mbega-Camp nahe der Westgrenze des Parks, in dem auch Frankyboy, Elmar und Andreas wenige Tage später für ihren Trip Quartier nahmen. In den übrigen 16 Sektoren findet eine kontrollierte Jagd statt. Jedes Jahr werden insgesamt 2.000 Tiere zum Abschuß frei gegeben und zu Höchstpreisen vermarktet. Mit diesem Geschäft verdient die Regierung astronomische Summen, die weit über das hinaus gehen, was im Nordsektor mit den Fototouristen eingespielt wird. Bei der Größe des Gebietes und der Anzahl der hier lebenden Tiere wirken sich die Abschußquoten auf die Population nicht negativ aus, so heißt es jedenfalls.
Diese Besonderheit des Selous erklärt zum einen die horrenden Eintrittspreise, die auch im Nordsektor erhoben werden (50 Dollar pro Tag pro Person, Kfz, Zeltplatz extra), zum anderen die trotz dieser Preise stellenweise eingetretene Verwahrlosung der Wege. Rund um den Tagalala-See konnte man nur noch mit Mühe fortkommen. An anderen Stellen, insbesondere am Westgate, sah es besser aus.
Die Jagd in den 16 Südsektoren erklärt ferner, weshalb die Tiere im Selous wesentlich scheuer sind als z.B. in den Nationalparks der Nachbarländer. Im Nachbarforum habe ich Bilder aus Kenia gesehen, wo die Fototouristen sogar aus dem Auto aussteigen und sich z.B. Wasserböcken zu Fuß nähern konnten. Das ist im Selous undenkbar. Im South Luangwa Nationalpark in Zambia habe ich es selbst zweimal erlebt, dass unser Ranger das Fahrzeug mitten durch eine große Büffelherde steuerte - dies entspricht wohl auch dem natürlichen Vertrauen der Tiere zu den Kraftfahrzeugen, die sie als ungefährliche Einheit wahrnehmen - im Selous ließen einen die Büffel nicht einmal auf 100m heran.
Der verhältnismäßig schlechte Pflegezustand der Wege, die Wildheit der Landschaft, die Größe des Gebietes und die Scheuheit der Tiere machen einen besonderen Reiz dieses Game Reserve aus - man hier vielleicht mehr als in anderen Parks einen Eindruck der Ursprünglichkeit und nicht den eines überdimensionierten Zoos (der in manchen kleineren, rundherum eingezäunten und mit künstlichen Wasserstellen versehenen Nationalparks mit hunderten von Touristenbussen, wie wohl in Kenia Gang und Gäbe, wohl eintreten kann).
Bei den Game Drives kann die Scheuheit der Tiere auch zu frustrierenden Runden führen (einmal haben wir einen ganzen Vormittag lang so gut wie nichts gesehen). Umso begeisternder sind dann aber plötzlich auftretende besondere Entdeckungen. Die schönsten davon zeige ich später....