Die Wochen laufen digital, E-Mails zu Hunderten, ich sende mehr als ich empfange. Selten Notizen mit dem Bleistift. Virtuelle Redaktion für 1600 Leser, Text am Bildschirm, im Moment online. Interne Social Media, Postings elektronisch. Likes! Daneben mein iPhone, private Nachrichten durchdringen mühelos Stahlbetonwaende, bunte Emoticons im iMessage-Thread. Standard aber doch individuell. Ueber dreifach isoliertem Thermoglas ziehen lautlos winzig kleine Personenwagen und Motorraeder, Busse und Lastwagen, manche mit langen Anhaengern. Sie ziehen von links aus dem massivem Fensterrahmen aus Aluminium und von rechts, in geschäftiger aber gleichmaessiger Abfolge. Blau, weiß, silberfarben, rot, schwarz in Kolonne, das Bild zieht mich an, meine Augen entspannen sich, Erinnerungen ...
Nahe ertönt ein melodisches Signal. Digital. Ein Anruf über Lync, Voice over IP, ich berühre ohne Druck eine Sensorflaeche, die Verbindung ist hergestellt. Klar und hell die Stimme von Marina, in Moskau ist es schon Abend. Ich denke an die eigentümlich geschwungenen Tuerme und Kuppeln des Kremls, Raben kreisen um ihre Spitzen. Ich spreche gerne mit Marina. Ihre Stimme ist warm, sie singt mehr als sie spricht, ihr Englisch hat dabei tiefe Akzente. Während wir noch sprechen, bestelle ich im IT-Shop Zugangsrechte für zwei neue Intraneteditorinnen, die sie gerade geschult hat. Wir arbeiten virtuell zusammen, und das sehr gut. Ich habe Marina noch nie gesehen, vielleicht sollten wir doch einmal die Videokameras einschalten aber eine sanfte Traegheit hindert mich. Vielleicht ist es auch das Bild des Roten Platzes ganz ohne Menschen, das mich davon abhält.
Während ich durch den Bildschirm sehe treffen neue E-Mails ein. Ich ziehe den Cursor über den Bildschirm, kleine Fenster mit Text öffnen sich. Redaktionsschluss, Abstimmung, Textfreigabe, finale Version, Publishing, textbug fixing, Zuschnitt des Titelbildes auf 565 x 340 Pixel als Norm, die Headline. Die Zeiger auf meiner Casio Gravitymaster rucken an, immer exakt in Zehn-Sekunden-Intervallen, digital gesteuert. Eine Lyncnachricht poppt auf dem Bildschirm auf, Intranetprobleme in Polen, Aleksandra schreibt ...
Morgen beginnt mein Urlaub. Wann hatte ich das letzte Mal nichts zu tun? Werde ich es können? Meine F3 aus dem Schrank holen, die Funktionen prüfen, die Rueckwand öffnen und den XP2 Super so einlegen, dass er mit dem ersten Schwung des Schnellschalthebels sicher eingezogen wird? Kann ich all die Handgriffe noch - wo es um Hebel, Schalter, Drehringe und Knoepfe geht?
Und eine leise Unsicherheit ist plötzlich da.
Nahe ertönt ein melodisches Signal. Digital. Ein Anruf über Lync, Voice over IP, ich berühre ohne Druck eine Sensorflaeche, die Verbindung ist hergestellt. Klar und hell die Stimme von Marina, in Moskau ist es schon Abend. Ich denke an die eigentümlich geschwungenen Tuerme und Kuppeln des Kremls, Raben kreisen um ihre Spitzen. Ich spreche gerne mit Marina. Ihre Stimme ist warm, sie singt mehr als sie spricht, ihr Englisch hat dabei tiefe Akzente. Während wir noch sprechen, bestelle ich im IT-Shop Zugangsrechte für zwei neue Intraneteditorinnen, die sie gerade geschult hat. Wir arbeiten virtuell zusammen, und das sehr gut. Ich habe Marina noch nie gesehen, vielleicht sollten wir doch einmal die Videokameras einschalten aber eine sanfte Traegheit hindert mich. Vielleicht ist es auch das Bild des Roten Platzes ganz ohne Menschen, das mich davon abhält.
Während ich durch den Bildschirm sehe treffen neue E-Mails ein. Ich ziehe den Cursor über den Bildschirm, kleine Fenster mit Text öffnen sich. Redaktionsschluss, Abstimmung, Textfreigabe, finale Version, Publishing, textbug fixing, Zuschnitt des Titelbildes auf 565 x 340 Pixel als Norm, die Headline. Die Zeiger auf meiner Casio Gravitymaster rucken an, immer exakt in Zehn-Sekunden-Intervallen, digital gesteuert. Eine Lyncnachricht poppt auf dem Bildschirm auf, Intranetprobleme in Polen, Aleksandra schreibt ...
Morgen beginnt mein Urlaub. Wann hatte ich das letzte Mal nichts zu tun? Werde ich es können? Meine F3 aus dem Schrank holen, die Funktionen prüfen, die Rueckwand öffnen und den XP2 Super so einlegen, dass er mit dem ersten Schwung des Schnellschalthebels sicher eingezogen wird? Kann ich all die Handgriffe noch - wo es um Hebel, Schalter, Drehringe und Knoepfe geht?
Und eine leise Unsicherheit ist plötzlich da.