Im neuen COLORFOTO 11/2008 gibts eine Gegenüberstellung "D90 gegen D300". Karl Stechl meint im Fazit: "Bei der Bildqualität zieht die D90 ein Stückchen an der D300 vorbei..." und kostet 600 Euro weniger.
Um dieses Fazit einzuordnen, muss man sich aber auch bewusst sein, wie Colorfoto Kameras testet.
ColorFoto misst digitale Kameras mit der vom Hersteller empfohlenen Abstimmung, also mit Standardnachschärfung und -kontrast.
Die Tests werden also mit den Standardeinstellungen und JPG-Dateien durchgeführt. Und schon ist damit auch die Erklärung für die vermeintlich bessere Bildqualität gefunden. Das Fazit nur auf die JPG-Ausgabe der Kamera zu beschränken und daraus eine Empfehlung zu formulieren, ist schon sehr kurzsichtig. Die D300 als Semi-Pro Kamera ist, wie bei Nikon üblich, bezüglich Kontrast und Nachschärfung sehr zurückhaltend eingestellt, um mehr Spielraum für die Bildbearbeitung zu lassen. Die D90 als Amateurkamera zielt dagegen auf Ein-, Auf- oder Umsteiger von kleineren Modellen oder Kompaktkameras. Daher geht die Bildverarbeitung der Kamera erheblich aggressiver vor, die Bilder aus der Kamera wirken "fertiger". Davon abgesehen, dass man die D300 natürlich genauso konfigurieren kann, dass die Bilder den gleichen Schärfe-, Kontrast- und Farbeindruck wie die der D90 haben, wird man an den unbearbeiteten RAW-Dateien beider Kameras kaum einen Unterschied erkennen können. Dies entspricht aber nicht mehr den (nach Philosophie von ColorFoto) empfohlenen Standardeinstellungen des Herstellers. Deshalb kann die D300 bei einem
so durchgeführten Test nur immer der Verlierer sein.
Nimmt man den Test von Herrn Stechl also unvoreingenommen und ohne große Vorkenntnisse war, könnte man, gemessen an seinen eigenen Ansprüchen, durchaus auch zu einer Fehlentscheidung kommen.
Deshalb ziehe ich jetzt auch einmal ein Fazit
:
Tests in Fachzeitschriften sind immer wieder nett zu lesen und können auch eine grobe Orientierung bieten, ob das anvisierte Objekt der Begierde die eigenen Ansprüche erfüllt. Für eine endgültige Kaufentscheidung zwischen unterschiedlichen Modellen sind sie aber maximal ein Anhaltspunkt, ansonsten aber recht unbrauchbar. Zumal sie, und das fällt mir in letzter Zeit beim Lesen solcher Artikel leider verstärkt auf, immer mehr die subjektive, persönliche Meinung des verfassenden Redakteurs wiederspiegeln, anstatt sich auf die wirklich vergleichbaren Merkmale zu beschränken und subjektive Einschätzungen zu unterlassen.
Der so kann auch dieser Artikel zu Fehlentscheidungen beim Kamerakauf führen. Die D300 weist Merkmale auf, die den Aufpreis von "600 €" durchaus mehr als rechtfertigen. Ob der Threadersteller diese tatsächlich benötigt, kann er aber nur selbst entscheiden. Daher auch mein Rat, einen Händler aufsuchen und Beide mal ausgiebig begrabbeln. Wir können hier nur Erfahrungen wiedergeben und Tipps geben, aber diese beziehen sich meist nur auf das eine oder andere der beiden Modelle. Die Entscheidung selbst können wir aber niemanden abnehmen.
Gruß Steffen