dass es aus eurer Sicht bereits einen Stock Foto Markt gibt der so niedrige Preise
bereit stellt, dass es sich als anständiger Fotograf der auch irgendwie Geld verdienen
muss eigentlich verbietet zu versuchen damit zu konkurrieren.
Nicht aus unserer Sicht - aus jedermanns Sicht ist das einfach ein Fakt.
Ich möchte nun zumindest eine Frage zu beantworten, nämlich wie wir fairere Preise
anbieten wollen: indem wir nur als Vermittler, als Marktplatz in Erscheinung treten,
und maximal 20-25% der erziehlten Lizenzgebühr für uns als Bezahlung und zur
Deckung unserer kosten nehmen.
Das ist eine löbliche Absicht, aber an der Stelle waren andere vor euch auch schon.
Robert Kneschke hat einen sehr schönen Blog auf dem er viel über die verschiedenen
Merger und Acquisitions auf dem Markt der Stocks schreibt.
Da kann man auch gut nachvollziehen wie die Bedingungen für Fotografen sich
kontinuierlich verschlechtern, teilweise von heute auf morgen Businessmodelle
ihre Tragfähigkeit verlieren und Plattformen komplett untergehen.
Einen Marktplatz ins Netz zu stellen reicht nicht. Eure Kunden beidseitig
(Bildkäufer UND Anbieter) müssen den auch finden. Das ist dann klassische
Werbung/PR, bis das Ding eine gewisse Traktion erreichen kann.
Ich würde mit mindestens 5 Jahren ohne nennenswerte Einnahmen rechnen,
geschweige denn Kostendeckung.
Zu technischen Details kann ich aber tatsächlich nicht mehr sagen, denn zum einen sind wir,
wie ja nun schon mehrmals auch von euch bemerkt in einer sehr frühen Phase
(Discovery/Marktanalyse) und unsere Advantages sind natürlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht.
Um mich als Kunden zu gewinnen, muss man mir Anreize bieten.
Wenn eure Anreize nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind, dann
ist das mit der Kundengewinnung.... schwierig. Höflich ausgedrückt.
Ich als Programmierer habe mehrere tausend Zeilen Code, welche ich als so etwas wie
meine Legacy bezeichnen würde...
Trifft das auf einen Fotografen nicht auch zu???
Klar. Man hat ein Archiv.
Was müsste man tun, wie müssten die Bedingungen und Sicherheiten aussehen, den ein
oder anderen zu überzeugen diese einer kommerziellen Nutzung zuzuführen?
"Einer kommerziellen Nutzung zuführen" hört sich toll an.
Das bedeutet aber daß man als Anbieter das Zeug vorbereiten, ggf umbenennen muss,
möglichst sinnvoll verschlagworten muss, hochladen muss, die entsprechenden Releases
dazu bereithalten oder zur Verfügung stellen muss, die verfügbaren Rechte exakt
beschreiben muss........
Das ist ein enormer Haufen Arbeit, ohne einen gesicherten Umsatz.
Und auf eurer Seite müsst ihr dann sicherstellen, daß tatsächlich alle Rechte vorliegen,
keine Markenzeichen unberechtigt verwendet werden, daß die Bilder überhaupt taugen,
daß diejenigen die das Material hochladen auch tatsächlich die berechtigten Urheber
sind....... "Störerhaftung" wird euer Endgegner im Urheberrecht.
Ihr könntet natürlich Fotografen dafür bezahlen ihr Archiv bei euch einzustellen
und zu verschlagworten. Eine schöne Geldvernichtungsmaschine.
Und wäre, wenn es denn funktioniert, dies nicht ein Argument weitere Arbeiten anzufertigen?
Ja, wenn es denn funktionieren würde.
Mein Bruder hat Accounts bei verschiedenen Stockplattformen, erwirtschaftet
knapp über 3000 Euro/Jahr damit. Wir haben mal überschlagen welchen Aufwand
er alleine für Verschlagwortung, Verwaltung und Upload treiben muss.
Wir kamen auf weniger als Mindestlohn - und auch das erst nach mehreren
Jahren Anlaufzeit. Wohlgemerkt nur für den Upload und die Verwaltung der
Stockplattformen. Abschreibungen auf Ausrüstung oder Vergütung für das
Fotografieren selbst ist da nicht drin. Keine Modelhonorare, keine Location
Fees, keine Requisiten.
Er ist im saturierten Ruhestand, muss davon nicht leben, macht das quasi als Hobby.
Dann geht sowas. Bilder auf Anfrage fertigen ist da aber nicht drin.
Er spielt immer mal ein bißchen rum, fotografiert im Urlaub an exotischen
Plätzen und verkauft das dann. Es überrascht immer wieder was dann oft
verkauft wird und was wie Blei liegt.
Und das ist dann auch die Herausforderung für die Bildredaktion.
"Das wollen unsere Kunden nicht" kündigt of den Weg in die Insolvenz an.
Nimmt man alles, spricht sich schnell herum, daß da nur Schrott zu finden ist.
Der personelle Aufwand vermittlerseitig ist enorm.
Wenn das alles so leicht wäre, würden die Stockplattformen versuchen sich
gegenseitig mit höheren Provisionen die Fotografen abzujagen.
Das tun sie jedoch nicht, die Provisionen sinken seit Jahren kontinuierlich.
Ich hab in den 90ern für Europas größte Nachrichtenagentur gearbeitet.
Damals wurden Aufträge gezielt an Fotografen vergeben, bei größeren
Sachen wurden auch mal zwei losgeschickt. Mindestens ein Bild hat man
immer verkauft, oft mehr und wiederholt. 50% Provision war Standard.
Geht eine Anfrage an 20 Kamerabesitzer, statt nur einen oder zwei, ist ein
Verkauf alles andere als gesichert.
In wieviel Vorleistung soll ich dann gehen ohne festen Auftrag?
Wie wollt ihr mir das schmackhaft machen?