Hallo FotografX,
ich habe eine ähnliche Blitz-Vorgeschichte, wie Du Deine hier beschreibst, daher auch mein Senf dazu.
Vorweg: Alles, was die Kollegen hier geschrieben haben, stimmt. Jeder hat so seine Arbeitweisen, Motive und somit auch Empfehlungen für die Hardware.
Ich bin kleiner Amateur ohne jeglichen kommerziellen Anspruch, fotografiere aber auch oft und gern in Situationen, die Du beschreibst.
Und genauso, wie man oft mit einer "kleinen" Kamera und dem berüchtigten "Kit"-Objektiv zum Fotografieren kommt, wird man wohl auch beim Blitzen einen solchen Weg beschreiten (müssen).
Also habe auch ich mir anfangs einen Aufsteck-Blitz zugelegt, es war der SB 700. Funktioniert nach etwa 8 Jahren genauso wie am ersten Tag. War (und ist) leichter und günstiger als der SB 800, den es damals als eine der wenigen Alternativen gab.
Und ich (Ich!) bin damit gut bedient, gerade wenn es in wechselnde Räumlichkeiten geht und nicht überall funkgesteuerte Blitze stehen.
Damit habe ich im TTL-Modus und Zeit-Automatik (A) fotografiert. Manche Fotos waren zu dunkel, manche zu hell, meistens aber doch so gut belichtet, das man nur wenig in der EBV pimpen musste.
OK, in solchen Situationen merkt man garantiert einen der Profis hier, die dann nicht nur "hell", sondern richtig "Licht" machen können - sowas schaffe ich nur mit passendem Aufbau, z.B. SB 700 in kleine Softbox (calumet), per TTL-Kabel mit der Kamera verbunden oder tatsächlich kompletter manueller Steuerung über einen funkausgelösten kleinen Studioblitz (200 Ws), ggf ergänzt mit einem ebenfalls funkausgelöstem alten Nikon SB 24 für z.B. Gegenlicht in die Haaare bei Portraits. Aber ich brauche dafür Zeit, ist eher nichts für Spontanität.
Aber ich habe ne Menge gelernt:
1. Man sollte sich unbedingt mit der schon vorherrschenden Raumhelligkeit auseinandersetzen! Ist es z.B. ein Tagungsraum oder ähnliches, hast Du ggf von den Fenstern her schon üppig Licht in der Bude, es gilt dann, nur dezent Schatten (Gesichter..) aufzuhellen.
Ganz andere Situation als beispielsweise der in Eiche rustikal verkleidete kleine Partykeller, der trotz seiner Dunkelheit bei kleinen Entfernungen zum Motiv eine knappere Belichtung erfordert.
Sonst hast Du plötzlich perfekt belichtete Wände, die Gesichter einen Meter davor kann aber niemand mehr zuordnen, so bleich sind die.
2. Man kann indirekt blitzen,
entweder auch mit dem mitgelieferten und passenden Joghurtbecher oder der eingebauten kleinen weißen Streuscheibe.
Und wie hier auch schon bemerkt wurde, sollte man sich etwas mit der Farbe von Decke oder Wand auseinandersetzen. Eine z.B. champagnerfarbene Wand findest Du als Farbstich im fertigen Bild mit Sicherheit wieder.
3. Einen großen Schritt habe ich gemacht, als ich das System der manuellen Einstellung der Kamera samt TTL-Steuerung des SB 700 begriffen und konsequent angewendet habe:
Stell die Belichtung manuell auf das Raumlicht so ein, wie Du sie haben möchtest, also den Tagungsraum eher normall hell, den Partykeller eher eine gute Blende dunkler. Verwende (anfangs?) die ISO-Automatik, damit Du nicht plötzlich an Grenzen zur Unter- oder Überbelichtung stößt, nur weil Du von Eiche rustikal wieder in Champagnertapete wechselst ..
Dann den Blitz in TTL dazu und die Blitzbelichtung eher etwas runterregeln.
Je nach Ergebnis siehst Du, wo Du weiter schrauben musst:
Ist der Hintergrund zu dunkel/zu hell - Verschlusszeit länger/kürzer
Ist das Motiv zu dunkel/zu hell - Intensität des Blitzes rauf/runterdrehen
Ist alles zu dunkel/zu hell - Blende auf/zu
Je nach Zeit, die Du akut dafür hast, besorge Dir zwei Bücher vom NFF-Mitglied Andreas Jorns, gibt es mittlerweile zu günstigen Tarifen, auch wenn das den Autor sicher wurmt:
1. Nikon Creative Lighting System (CLS). Das Praxisbuch zum Nikon Blitz-System - speziell auf Nikon eingegangen
2. Das Blitz-Kochbuch: Kreative Blitzfotografie in der Praxis - herstellerunabhängig, hier lernt man am meisten sowohl Grundlagen als auch spezifische Anwendungen
Im Moment spekuliere ich etwas auf modernere Technik im Blitzbereich, die es vor den genannten 8 Jahren noch nicht gab.
Spannend finde ich die oft erwähnten Godox-Geräte mit kabelloser TTL-Funk-Verbindung, aber auch die YongNou-Systeme sind interessant, allesamt im Verhältnis zu Nikon einiges günstiger!
Rollei bietet recht günstige Studioblitze ("Portys") an, mit Stativ und Akku und Blitzen mit kürzesten Verschlusszeiten außerhalb der Blitzsynchro auch sehr interessant.
Aber meistens noch gegenüber der hektischen Wechselei zwischen den Räumen zu unflexibel.
Langer Rede kurzer Sinn: wenn Du Dir einen SB 700 zulegst, machst Du vielleicht nicht alles richtig, aber auf keinen FAll etwas falsch. Und vermutlich wirst Du schnell - wie die Spezis hier schon mehrfach bemerkten - herausfinden, was mit dieser Einstiegsvariante geht und was nicht.
Besorg Dir so einen und leg los. Such Dir vielleicht am Anfang Situationen, in denen Du erstmal ohne Druck von Kunden/Auftraggebern ausführlich checkst, ob Dir die ergebnisse gefallen. Dann bitte noch jemanden dazu, der quasi wie ein Auftraggeber guckt, dann siehst Du weiter.