....das Hirn orientiert sich an den Gegebenheiten ....
Ein Satz eines alten, befreundeten Psychiater ....Nun: was heisst das?
Beethoven fand bis auf wenige Ausnahmen Rossinis Musik oberflächlich und langweilig. Vergleicht man die Partituren von diesen beiden Komponisten, dann stehen Beethovens Werke weit komplexer da als jene von Rossini. Nun nach der kriegerischen Zeit in Europa waren die Menschen froh, etwas "lockerere Musik" zu hören. Nach den vielen unsicheren und entbehrlichen Jahren wollten sie leichtere Kost konsumieren und so löste eine "Strömung" die andere ab.
Die Maler fanden keine Freude an der Fotografie. Sie hatten ein grundsätzlich anderes Verständnis der Bildkunst gegenüber als jenes der Fotografen. Dies unter anderem auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Die Gegebenheiten sind es, die Prägungen und Erfahrungen welche wir Menschen zum leben brauchen und wir auch Meinungen und Wertungen daraus ableiten.
Fotografie wird für mich immer ein Handwerk bleiben. Ich lasse mich nicht gerne kontrollieren und ich finde zu viel "digitales Dreinreden" für meinen fotografischen Prozess störend. Das hat nichts damit zu tun, dass ich "das Neue" schlecht finde. Es ist eine Urprägung von mir, ich bin nun mal der Handwerker und werde es ein Stück weit einfach bleiben.
Nein, Vergleiche hinken immer, nicht weil man nicht Verschiedenes vergleichen soll. Und darum ist "früher" nie besser als "heute" oder "morgen". Die Zeiten werden geprägt von Menschen, welche darin aufwachsen, sich prägen lassen und damit lernen umzugehen. Im Übrigen ist es nicht so, dass mir alles gefällt von früher: zu einigen Künstlern in den verschiedensten Genren habe ich nie einen Zugang gefunden. Das lag nicht am Künstler, sondern an mir. Dem Monet-Bild vom Teich und den Seerosen kann ich bis heute beim besten Willen nicht einen Hauch von Gefallen abgewinnen, kann aber doch immerhin seine Leistung würdigen.
Die Sinfonien von Beethoven waren meiner Mutter viel zu unruhig, zu hektisch und zu unharmonisch. Und ich liebe sie. Nein, solche Vergleiche helfen nicht für das Verständnis. Vielleicht habe ich deshalb Widerstand den "Spiegellosen" und den Handys gegenüber. Auch wenn ich auch schon hier Handybilder eingestellt habe. Warm werde ich damit nicht, wie ich auch keinen Zugang zum filmen finde. Und dies, obwohl ich ein gutes Filmhandwerk sehr schätze.
So wenig ich die neue Technik und dessen Output verteufle, so wenig verteufle ich meine Prägung. Mein Handwerk, welches mich präsentiert und welches in sich, ohne sich Neuem zu verschliessen, geschlossen ist. Und schlussendlich bin auch ich nur ein Produkt meines Selbst. Auch mein Hirn orientiert sich an den Gegebenheiten, nicht mehr und nicht weniger ....
Diese Nacht soll es bei uns schneien ... die einen freuts, die andern nicht ....
Mich freuts .....