Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, meine Position zu verstehen. Bitte berücksichtigt, dass ich meine Meinungsfindung in diesem Punkt nicht abgeschlossen habe.
Wie ich gerade eben kommentiert habe, finde ich es gut, wenn der Staat es sich reiflich überlegt, ob er über meine Gesundheit bestimmt. Ich habe kein Problem mit einem staatlichen Eingriff in meine Gesundheit (und ja, damit meine ich den kleinen Pieks), sollte dieser Eingriff tatsächlich notwendig sein, um die Pandemie in eine Endemie zu verwandeln. Der Übergang zur Endemie wird aber auch ohne Impfpflicht kommen. Es gibt also kein entweder - oder. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was bis zum Status Endemie noch passiert. Wie viele Todesopfer müssen wir zulassen, wie viele Maßnahmen (NPI) müssen wir erdulden usw.
Seit Beginn der Pandemie werden alle Maßnahmen damit gerechtfertigt, dass ein "Laufen lassen" zu einer Überforderung des Gesundheitssystems führt. Wäre die Überforderung der Gesundheitssysteme durch Covid nicht zu befürchten gewesen, wäre eine riesige "Grippewelle" über die Welt gekommen und wir wären durch. Aber Covid ist keine Grippe, entsprechend waren/sind Maßnahmen nötig. Diese Maßnahmen zögern den Endemiestatus hinaus. Eine Impfpflicht vor der Delta Welle hätte uns vermutlich den Endemiestatus bereits letzten Winter erreichen lassen. Omikron hätte uns trotzdem erwischt, hätte aber vermutlich auch nicht zur Überforderung des Gesundheitssystem geführt. Nun ist es anders gekommen, Omikron wird durchgehen, danach kommt ein guter Sommer, bis die Zahlen im Herbst wieder anziehen. Vielleicht wird es Delta sein, vielleicht ein Nachfolger. Ich hoffe auf Delta, da wir dann wissen, dass die Impfungen recht gut wirken. Diese Welle müssen wir für die Durchseuchung nutzen. Dabei werden die Hospitalisierungen und Todeszahlen zunehmen. Es wird mehr Covid-Tote geben als je zuvor, da müssen wir dann durch. Wenn es gut läuft, reicht die Impfquote aus, um die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten. Wenn es schlecht läuft, muss mit NPI eingegriffen werden, die Welle darf aber nicht gebrochen werden sondern muss lediglich flacher werden. Und dann sind wir auch ohne Impfpflicht durch.
Der Unterschied zur Impfpflicht liegt zunächst mal darin, ob für das Durchhalten der Durchseuchung NPI notwendig werden oder nicht bzw. wie lange die Maßnahmen dauern müssen.
Aber natürlich auch in der Anzahl der geforderten Todesopfer. Der größte Anteil der zusätzlichen (zusätzlich gegenüber Durchseuchung mit Impfpflicht) Todesopfer wird dann freiwillig nicht geimpft sein. Allerdings wird auch der Anteil der Impfdurchbrüche aufgrund von infizierten Ungeimpften größer sein (VP hat mich drauf hingewiesen).
Hier wäre aus meiner Sicht z.B. eine Möglichkeit, die "Schutzpflicht" vom Staat einzufordern. Aber vielleicht ist die Sachlage sogar eindeutiger. Vielleicht ist klar modellierbar, dass der im Herbst zu erwartende Impfstatus vorne und hinten nicht reichen wird, die Durchseuchung gar nicht so genau steuerbar sein wird, so dass sich der weitere Verlauf noch ewig hinziehen wird. Auch hier wäre aus meiner Sicht mit der Impfpflicht gegenzusteuern.
Na ja - es sind ja nur ein paar Gedanken.
Beste Grüße
Hanjo
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