Hallo Andy,
die Antworten von Kai kann ich nur unterstützen - allerdings nicht in Deinem Fall!
Dazu müsstest Du erst soweit sein und die geänderte Arbeit im eigenen Fotolabor - früher in der Dunkelkammer heute am PC - akzeptiert haben. Das scheint noch nicht so zu sein und diesen Wandel habe ich auch erst lernen müssen! Von daher verstehe ich Dich sehr gut.
Des Weiteren ist eine gehörige Portion Verunsicherung spürbar, da scheinbar alles über Bord zu werfen ist - dem ist aber nicht so! Das Medium hat sich geändert - bisher Film nun Speicherkarte - doch Bildaussagen bleiben weiterhin ausschlaggebend dafür, ob ein Bild gut oder schlecht ist. Soweit also keine Änderung durch die D200.
Geändert hat sich bei mir, dass ich nun befreiter auf den Auslöser drücken kann um auch mal Tests zu machen oder neue fotografische Gebiete mir zu erabeiten. Wenn ich mir die HDR-Fotos anschaue und bedenke, was ich damals im Labor für Arbeit hatte, dann bin ich sehr froh, dass mir das die Software abnimmt.
Auch ich habe anfänglich den Geruch der Chemie und die Haptik und das "Gepansche" in den Schalen vermisst, zwischenzeitlich bin ich froh, dass ich mir keine Gedanken um die Entsorgung der Chemie mehr machen muss und den weiter steigenden Preisen im Film, Chemie und Fotopapiersektor durch weiterhin sinkende Preise bei den Festplatten mit lachendem Auge zuschauen kann.
Zum Thema Bildgestaltung:
Die mache ich weitestgehend wie früher - ich arbeite ggf. nur noch Details am PC aus. Das ist der tolle Fortschritt ggü. dem Film. Ein Paradebeispiel ist für mich eine Landschaftsaufnahme auf Diafilm... mit "herrlichen Telegrafendrähten", die in der Aufnahme quer gespannt mit abgelichtet wurden. Nachdem ich das Dia digitalisiert habe, konnte ich dann über Photoshop dann diese rausstempeln - nun hat die Aufnahme in meinen Augen noch einmal in der Schönheit gewonnen.
Zum Thema Kameratechnik:
Bisher hast Du doch erfolgreich vergleichbare Kameras eingesetzt - warum solltest Du diesen Erfahrungsschatz bei der D200 nun über Bord schmeißen müssen? Die Automatikprogramme, die Du bisher nicht benötigt hast, brauchst Du auch bei der D200 nicht zu nutzen. Arbeite doch einfach so weiter, wie gewohnt und spüre dann, was Dir ev. fehlt. Ich bin z.B. ein überzeugter Zeitautomatik-Fan - schon immer gewesen, da ich mit der Einstellung der Blende bei meiner Art der Fotografie die bewusste Gestaltung durch Offenblende und oder abgeblendet durchgeführt habe. Ob als Ergebnis ein Dia, ein SW-Negativ oder eine Datei auf dem PC steht, ist doch erst einmal uninteressant.
Bei der Farbtemperatur verlasse ich mich zu 95 Prozent auf die Automatik - wenn das Ergebnis hinterher doch nicht ganz stimmt, kann ich es am PC durch wenige Mausklicks korrigieren. Ich fotografiere aber ausschließlich im RAW (NEF) Format, damit mir dieser Spielraum auch komplett bleibt.
Bei Aufnahmen, die ich weiterverwenden will und die ggf. bereits bearbeitet sind, wandele ich diese in Nikon View NX in jpg oder tif um - je nach Größe des Ausgabeformates. Das Programm gibt es kostenlos auf der nikon.de Seite im Supportbereich. Dafür musst Du angemeldet sein mit mindestens einem Nikon-Produkt.
Zu den bisherigen Ergebnissen - andere Farben als in Erinnerung und SW mit Farbstich - müsste bekannt sein, worauf sich dieses Urteil bezieht - Bilder am Monitor? Bilder aus dem Labor, wenn ja, welches?
Ich arbeite selber mit einem Notebook und habe mir dieses so eingestellt, dass ich die Ergebnisse aus dem Labor so erhalte, wie ich es am Monitor sehe - ohne aufwändige Kalibrierung. Bei besonders wichtigen Arbeiten nutze ich alternativ noch einen eingestellten Röhrenmonitor mit 22 Zoll Größe - sind zwischenzeitlich sehr preiswert zu bekommen.
Thema Drucken:
Ich mache beides - selber ausdrucken auf Canon Pixma und externes Labor.
Die Preise der Labore ist zwischenzeitlich so günstig, dass sich das selber drucken ab DIN A4 bereits nicht mehr lohnt. Dieses Format drucke ich nur noch, wenn es mal besonders schnell gehen muss. Ansonsten schicke ich die Bilddateien online an einen Internetanbieter. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit digitaloriginal.de und pixelspeed.de gemacht.
Soweit ich selber ausdrucke, verwende ich nur Originaltinte auf dem Pixma MP750 oder 4500 und Originalpapier von Canon oder Epson. Hier habe ich aber festgestellt, dass das Canonpapier noch ein wenig besser ist.
Für die Standardausdrucke 10x15 würde ich auch nicht einfach die Speicherkarte zum Händler bringen sondern erst einmal selektieren und die besten Bilder auf der Speicherkarte lassen, den Rest löschen. Das ist ja ein weiterer Vorteil, dass man nun im Vorfeld prüfen kann, welche Bilder einem am besten gefallen.
Zum Thema Ursprünglichkeit und gefühlte Wahrheit:
hier musste ich schmunzeln, da ich Ähnliches auch durchgemacht habe. Ich musste mir erst einmal bewusst machen, dass ich auch analog - außer beim Diafilm - so vielen Einflüssen im eigenen Fotolabor durch Wahl von Chemie und Papier oder beim externen Labor durch die dortigen Verarbeitungsschwankungen ausgesetzt war, dass von der Ursprünglichkeit oftmals nichts übrig blieb! Daran hat sich insoweit etwas durch die digitale Fotografie geändert, dass ich nun in der Lage bin, meinen Empfindungen und Wahrnehmungen bei der Aufnahme ein ganzes Stück weit durch gezielte Bearbeitung auch Ausdruck zu verleihen und z.B. den Rotton eines Morgenhimmels noch ein wenig zu verstärken.
Andererseits habe ich mir die D200 nach meinen Vorstellungen bereits so eingestellt, dass ich in Verbindung mit der Original-Nikonsoftware bei 2/3 der Aufnahmen gar nicht mehr nacharbeiten muss und die Bilder so "in den Druck" gehen könnten... wobei 95 Prozent dann doch ausschließlich auf der Festplatte liegen. Ich schaue sie mir dann immer wieder mal an bzw. werde in Zukunft verstärkt, mir entweder themenbezogen oder Jahrgangsbezogen Fotobücher ausdrucken lassen. Hier konnte ich gerade anlässlich des 60. Geburtstages einer Schwester einen großen Erfolg verbuchen... die digitalisierten Altaufnahmen zusammen mit aktuellen Bildern gaben dann schon einen "bunten Reigen der Erinnerungen" für alle Betrachter.
Soweit also meine Antwort auf die gestellten Fragen. Sollte es noch Fragen geben, so wird Dir mit Sicherheit hier gut geholfen werden.
Ich habe bewusst vermieden, konkrete Vorschläge bezüglich Software und Hardware zu machen, da ich Deine Vorstellungen nicht konkret genug kenne und erst einmal die zurückhaltende Begegnung mit dem PC im Vordergrund stehen sehe. Einen Grund, das neue Aufnahmemedium nicht weiter zu nutzen ist meines Erachtens nicht der richtige Ansatz und auch nicht erforderlich. Sicherlich ist in der Bearbeitung ein Bruch drin, der auch nicht umkehrbar ist - außer durch aktive Nutzung der bisherigen Kameras - und darum wünsche ich Dir einfach das gute Gefühl, das trotz neuerer Technik sich an der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Fotografie, Bildgestaltung und Bildergebnisse, sich eigentlich nichts geändert hat - nur der Horizont der Möglichkeiten sich ein wenig erweitert hat ;-))
In diesem Sinne - GUT LICHT
Helmut