Hallo Erik, liebe Mitstreiter,
jetzt komme ich endlich zu den versprochenen Ausführungen zum Thema "Makrofotografie".
Makros sind spezielle Objektive für Nahaufnahmen. In der Regel spricht man ab einem Abbildungsmaßstab von 1:2 (d.h.: das Objekt wird mit 50% der Originalgröße abgebildet). Heutige Makroobjektive bieten in der Regel bei einer Lichtstärke von 2.8-4.0 einen Abbildungsmaßstab von 1:1. Mit Zwischenringen und Balgengeräten kann der Abbildungsmaßstab bis zum Mehrfachen der Objektgröße vergrößert werden. Für extreme Vergrößerungen gibt es darüber hinaus spezielle Lupenobjektive (leider nicht bei Nikon).
Auch wenn normale Objektive häufig eine rudimentäre, manchmal sogar ganz ordentliche Makrofähigkeit (z.B. Nikkor 28-105, 3.5-4.5) besitzen, verwendet man eben für Makros speziell gerechnete Objektive. Diese werden bei Nikon mit dem Zusatz Micro eindeutig gekennzeichnet. Diese Objektive sind auch gut für andere Zwecke einsetzbar (Landschaft, Portrait, ...). Makroobjektive können in der Regel mit einem sehr geringen Objektabstand eingesetzt werden. Sie sind darüber hinaus auf Schärfe getrimmt und erlauben auch die Nutzung kleiner Blenden (große Blendenzahl). Dies ist auch notwendig, da Makroobjektive auf Grund des geringen Objektabstands nur eine sehr geringe Schärfentiefe aufweisen. Der Objektabstand spielt auch eine Rolle bei Wahl der Brennweite des Objektivs. Blumen oder unbewegliche Objekte lassen sich gut mit kleineren Brennweiten ablichten (50/60mm). Insekten oder andere kleine Tiere brauchen in der Regel größere Brennweiten (in der Regel ab 90mm bis 200mm).
Ohne Stativ läuft nicht viel, da selbst kleinste Bewegungen der Kamera die eingestellte Schärfenebene verlagern. Auf jeden Fall braucht die Arbeit mit Makroobjektiven viel Übung, insbesondere, wenn es darum geht die richtige Schärfenebene einzustellen. Hier schwören viele auf manuelle Fokussierung. Für die absout präzise Fokussierung verwendet man beispielsweise Makroschlitten.
Hier einige Beispiele für Makrozubehör (Makroschlitten, Zwischenring)
Makroobjektive zeichnen sich u.a. auch durch ein ansprechendes Bokeh aus und ermöglichen bei guter Bildgestaltung eine sehr plastische Wirkung oder einen sehr schönen Hintergrund. Hier einige Beispiele, die nur diese Sachverhalte demonstrieren sollen. Über die fotografische Qualität soll hier ja nicht gesprochen werden.
Wie angesprochen, führt die geringe Schärfentiefe zu vielfältigen Problemen aber auch Chancen in der Bildgestaltung beim Einsatz von Makroobjektiven. Hier einige Beispiele hierzu.
Auch die passende Schärfeebene ist nicht einfach zu erreichen.
Im obigen Bild liegt sie beispielsweise hinter den Augen. Da gehört sie nicht hin. Wenn es richtig klappt, sieht dies so aus (mit viel Übung):
Eine Alternative zu Makros gibt es noch in der Verwendung von langbrennweitigen Teleobjektiven. Hier kann man eine ähnliche Bildwirkung erzielen. Hier ein Beispiel mit dem Tamron 200-500mm, welches allerdings in der Schärfe nicht mithalten kann.
Zusammenfassend ist die Makrofotografie ein schwieriges aber auch faszinierendes fotografisches Sujet. Zum Schluss noch einige Schlagworte, die Makroobjektive charakterisieren.
- feines Bokeh und Plastizität
- Mindestabstand, Fluchtdistanz, Brennweite beachten
- geringe Schärfentiefe, daher hohe Blendezahl verwenden
- Fokussierung (manuell, autofocus)
- Stativ notwendig, eventuell Einbein mit Neiger, Einstellschlitten
So ich hoffe, dass alles so halbwegs passt.
liebe Grüße Johannes