Welches Objektiv wofür - praktischer Leitfaden mit Bildern

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Lordfubbes

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Alohahe,

nachdem hier nicht bloß in letzter Zeit immer wieder Fragen aufkommen "Welches Objektiv für was?", bin ich mal so frei, diese Frage mit meiner eigenen, subjektiven Bildsicht zu beantworten.
In der Regel beziehe mich dabei auf Festbrennweiten, die folgenden Ausführungen gelten natürlich auch für Zoomobjektive, aber Festbrennweiten haben ihren Zoombrüdern in der Regel mindestens eines, wenn nicht gar alle drei dieser Attribute voraus:
-lichtstärker
-kompakter
-und ganz wichtig für meinereinen: kürzere Naheinstellgrenze.
Nota bene: Ich will hier explizit keine Objektivempfehlungen aussprechen und schon gar keine Zoom- vs. FB-Debatte anzetteln, sondern einfach zeigen, was mit welchem Brennweitenbereich anzustellen ist. Wenn sich für den Supertelebereich jemand findet, der ergänzt, ist das auch toll. :)

Übersicht
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1. Kapitel - Das Fischauge
2. Kapitel - Ultra- bis Superweitwinkel
3. Kapitel - Normalobjektive
4. Kapitel - Leichte Telelinsen
5. Kapitel - Lensbabies

Makrofotografie (von JoJoSchla)

Dann fangen wir im nächsten Beitrag mal ganz unten in der Brennweitenskala an, wo ich euch zeige, wie man ein Fischauge einsetzen kann und wie man's besser nicht tun sollte, wenn einem seine Freunde lieb sind.

Viel Spaß.

Gruß Erik

PS: Danke an phanni für's Erstellen des Inhaltsverzeichnisses. :)
 
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Hallo Erik, danke für die Arbeit und für die Photos. Ich könnte etwas zum Thema Makros beisteuern, wenn du magst. Würde aber noch ein paar Tage dauern und sollte erst nach den Telebrennweiten kommen. Vielleicht ist es zum Abschluss auch noch interessant, hier auch noch MF-Objektive aufzunehmen.
liebe Grüße Johannes
 
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Hallo euer Lordschaft,

das ist wirklich Buch-reif, was Du hier ablieferst ! :up::up::up: Dafür sollte man Dich wirklich adeln.

Dein "schnellversteh-Lehrgang" wird vielen newbies den Weg ebnen - das ist klar.
Wäre schön wenn man den Thread so aufhängen könnte, daß ihn auch jeder schnell findet.
Deine Bildbeispiele machen absolut Laune. Und taugen auch genial dazu die eigene (Foto-)Phantasie zu beflügeln. Besonders Deine Fisheye- und Konzertfotos gefallen mir sehr.

Herzlichen Dank auch von mir !

Grüße

Wolfgang
 
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Klasse. Vielen Dank :up::up::up:

Freue mich schon auf die Fortsetzung. :)
 
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Super gemacht.:up::up::up:

Bin auch schon auf die Fortsetzung gespannt.

Gruß
Walter
 
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echt suuper, danke

ich wäre ja für sticky topic/pinnen, dann hat man es immer gleich :)
 
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Kurz, leicht geschrieben, spielerisch, verständlich, nicht belehrend aber höchst informativ. Dazu diese Bilder...

Kurz umschrieben: GENIAL

Vielleicht könnte (besser: sollte) dieser Beitrag der Start zu einer eigenen Rubrik a la "Profi-Ansichten" oä sein, in dem solch profunde Informationen zusammengefasst werden?

Vielen Dank

Eberhard
 
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Hallo Erik, danke für die Arbeit und für die Photos. Ich könnte etwas zum Thema Makros beisteuern, wenn du magst. Würde aber noch ein paar Tage dauern und sollte erst nach den Telebrennweiten kommen. Vielleicht ist es zum Abschluss auch noch interessant, hier auch noch MF-Objektive aufzunehmen.
liebe Grüße Johannes

Hallo Johannes,

aber sehr gerne doch! Ich sitz grad an einem Beitrag über die leichten Telebrennweiten, knarf=Frank hat mir auch schon angeboten, die dicken Tüten zu übernehmen. Danach wäre ein Makrobeitrag sehr willkommen, gerne zu ergänzen durch Beiträge zu Tilt-Shift und anderen Spezialobjektiven. Und ich kann noch eine Kleinigkeit zu Spezialeffekten wie Lensbaby etc. beitragen. :)

MF-Objektive würde ich nicht gesondert behandeln, denn schließlich soll es hier ja grade NICHT drum gehen, einzelne Objektive zu empfehlen. Die Diskussionen, ob denn nun das 18-200 bei 85mm besser ist als das 85/1,8 bei Offenblende, mögen bitte woanders geführt werden. :)

An alle anderen: Vielen Dank für eure überwältigend positive Resonanz, damit hätte ich nicht gerechnet. :4you:

Gruß Erik

PS: Im Fischaugenthread habe ich noch ein Bildbeispiel ergänzt.
 
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Kapitel IV - Leichte Telelinsen

Der Kapiteltitel ist bewusst doppeldeutig: Denn zum einen taugen die hier gemeinten Linsen nur bedingt, richtig weit entfernte Dinge wirklich nahe heranzuholen, der Teleeffekt ist also nur begrenzt, zum anderen sind die Dinger aber immer noch hübsch leicht, so daß sie echt in jeder Phototasche Platz haben. Ich meine hier Brennweiten von etwa 70mm (langes Ende der meisten Standardzooms) bis etwa 200mm (ein 180/2,8 oder ein 200/4 darf man durchaus noch als kompakt bezeichnen), allen voran aber natürlich die klassische Portraitbrennweite 85mm.

Was also macht man mit solchen Linsen? Nun, zum einen natürlich kann man damit entfernter stehende Motive formatfüllend ablichten, ohne daß man sich bewegen muß. Oder besser gesagt, wenn man nicht näher rankann, dann muß man halt mehr Brennweite nutzen, um das Motiv formatfüllend auf den Sensor zu bannen. Da dies aber eine Binsenweisheit ist, möchte ich da nicht näher drauf eingehen – genausowenig, wie ich jemandem erklären muß, daß man mit einem Weitwinkel nicht so weit zurückgehen muß, um die ganze Gruppe draufzukriegen.

Viel wichtiger sind andere Aspekte der leichten Telebrennweiten: Durch die Kombination von hoher Lichtstärker und relativ langer Brennweite lassen sich Motive exzellent von einem unscharfen Hintergrund isolieren, man nennt dies freistellen:
picture.php

Spitzlichter im Hintergrund werden zu mehr oder weniger runden (je nach Blendenstellung) Unschärfekreisen.

Besonders bei Portraits ist das Freistellen sehr beliebt:
picture.php

(FM2 mit 85/2 bei Offenblende auf BW400CN)
Und hier sieht man einen anderen angenehmen Nebeneffekt der längeren Brennweite: Ein 35mm-Objektiv wäre dank der kurzen Naheinstellgrenze dieser Dinger durchaus in der Lage gewesen, den Kopf der Dame mitsamt Hut ebenso formatfüllend auf den Wechselsensor einzubelichten, wahrscheinlich sogar mit ähnlichem Freistellungseffekt. Aber dazu hätte ich meiner geschätzten Freundin recht nahe auf den Pelz rücken müssen. Durch die Perspektive wäre dann ihr Riechrüssel, da deutlich näher an der Kamera als der Rest des Gesichts, überbetont worden. Bei 85mm Brennweite ist der Abstand zwischen Nasenspitze und Auge zwar immer noch genauso groß, aber der relative Abstandsunterschied zur Kamera ist vergleichsweise gering. Man sagt, die Perspektive wird gestaucht..

Genau diesen Effekt kann man sich auch in der Landschaftsphotographie zunutze machen:
picture.php

Durch 180mm (KB) rücken die Baumreihen scheinbar dircht beisammen, in Wirklichkeit liegt das aber daran, daß wir sie quasi mit dem Fernrohr betrachten. Der leichte Dunst führt zu einem Staffelungseffekt.

Hier die quasi gleiche Szene ein paar Minuten eher mit einem gemäßigten Weitwinkel (30mm KB):
picture.php

Durch den enorm betonten Vordergrund verlieren die Baumreihen ihre prominente Wirkung, sie werden alle zusammen zum bloßen Hintergrund. Es geht hier nicht drum, welches Bild einem nun besser gefällt (mir gefallen beide, welch Überraschung :) ), es geht darum, daß beide føllig unterschiedlich wirken!

Noch ein Beispiel:
picture.php

Nur durch den engen Bildwinkel von umgerechnet 180mm Brennweite wirken Brücke, Schiff und Abendhimmel zusammen. Hätte ich von einem Boot aus das gleiche Schiff im gleichen Abbildungsmaßstab mit den 30mm aus dem Beispiel vorher photographiert, wäre die Brücke zu einem unwichtigen Hintergrunddetail degradiert worden.

Und – klingonisch, iss abba so – auch in der Architekturphotographie haben leichte Telelinsen ihre Berechtigung. Durch den relativ großen Abstand, den man mit ihnen einnehmen muß, um ganze Gebäude drauf zu kriegen, wird das einzelne Gebäude weniger wichtig, sondern das Stadtbild als ganzes wirkt. Man spricht dann von einer Skyline:
picture.php

Auch hier wieder: mit weniger Brennweite wäre entweder der unspektakuläre Vordergrund zu dominant geworden oder aber man hätte näher ran müssen, was dann aber unweigerlich zu stürzenden Linien und/oder der Überbetonung der Gebäude im Vordergrund geführt hätte.

Wie man's nicht machen soll:
picture.php

Wie bei allen bisher gezeigten Bildern dieser Rubrik krankt auch dieses hier an einem Überfluß an Bildinformationen, die aber leider in gar keinem Kontext zueinander stehen: Was ist das Motiv, die Bäume, das Pferd? Die nur angedeutete Staffelung der Höhenzüge?

picture.php

Hier ist das Gegenteil der Fall: Durch ein zuviel an Brennweite wirkt das Gesicht flach, das Bild wirkt paparazzimäßig dahergeschossen (tut mir leid, ein schlechteres Paparazzibild habe ich leider nicht :fahne:).

So, meine Lieben, das war's für's erste. Im nächsten Beitrag schreibe ich noch ein bißchen allgemeines Blabla zu Spezialobjektiven, allerdings eher theoretisch und größtenteils ohne Bilder, die dürfen dann die Besitzer der entsprechenden Linsen nachreichen. :)

Gruß Erik
 
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:up::up::up::up: Danke Erik für die Mühe die Du dir machst. Super, bitte mehr davon. :hallo:
 
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Erik, Du bietest hier Forumsunterhaltung in bestem Sinne :applause: .

Ich habe mich selten so auf die Fortsetzung eines Threads gefreut und warte (wegen persönlicher Betroffenheit :) ) gespannt auf Deine Ausführungen zu den L-Babies.

Auch von mir die Bitte an die Moderatoren, diesen Beitrag „oben“ anzupinnen.

Gruß,
Angelika
 
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Noch eine kleine Ergänzung zum Unterschied Fischauge/Superweitwinkel:
Natürlich ist ein Fischauge was ganz anderes als ein Superweitwinkel. Zum einen, weil der Bildwinkel noch größer ist, zum andern ist wegen der Projektionseigenschaften die Bildanmutung auch eine ganz andere. Während ein SWW winkeltreu abbildet, verzerrt ein Fischi Linien, die nicht durch die Mitte gehen, ja kreisrund, wie man weiß. Dafür bilden die Dinger flächentreu ab, d.h. Personen und Gegenstände am Rand werden zwar unter Umständen heftigst gebogen, aber dafür auch nicht unnatürlich in die Breite gezogen. Siehe auch mein Köbes-Bild im Fischaugenbeitrag.

So seltsam das jetzt klingt: Mit Fischaugen kann man unter Umständen die "natürlicher" wirkenden Bilder hinkriegen.

Ich wühle mal, ob ich das auch mit Bildern belegen kann.

Gruß Erik
 
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mein favorit ist in jedem fall das bild des füchskes köbes! prost!

nein ehrlich, schöne gegenüberstellung der bildwirkungen, besten dank für die viele arbeit.
 
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hi erik.

eine sehr nützliche zusammenstellung! die ehrungen gebühren dir.

allerdings würde ich gern ein kleines bißchen klugscheißen ...

also - klugschißmodus_ein -

mit dem begriff "teleobjektiv" ist eine bestimmte bauart von fernobjektiven gemeint, deren baulänge geringer ist als ihre brennweite.

das objektiv ist also sozusagen vom strahlengang her teleskopmäßig "zusammengeschoben" (soviel zur namensgebung).

erreicht wird das, indem eine stark sammelnde linsengruppe vorn mit einer zerstreuenden linsengruppe hinten kombiniert wird.

vorteil: kompakte, tragbare konstruktion.

- klugschißmodus_aus -

eigentlich völlig banane - aber ausdrücke wie "mehr tele" (heutzutage oft auch "mehr zoom") sind eigentlich falsch. solange man aber weiß, was gemeint ist - was solls?

fröhliches frühlingserwachen allerseits,
sebastian
 
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mit dem begriff "teleobjektiv" ist eine bestimmte bauart von fernobjektiven gemeint, deren baulänge geringer ist als ihre brennweite.

Hallo Sebastian,

wieder was gelernt, danke für den Hinweis. Ich werd's trotzdem mal so stehenlassen, da "mehr Tele" etwas eleganter klingt als "Objektive mit engerem Bildwinkel", auch wenn letzteres richtiger ist. Ich dachte immer, Teleobjektive heißen so, weil sie weit entfernte (Tele=gr. fern) scheinbar nahe heranholen.

Wobei: Wenn ich mir mein altes 300er-Ofenrohr so ansehe: der Abstand zwischen Frontlinse und Sensor könnte schon 30cm betragen. :)

Gruß Erik
 
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Hallo Erik,

besser kann es kein Lehrbuch…
Vielen Dank für die große Mühe!

Heinz
 
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Wie man's nicht machen soll:

picture.php

Hier ist das Gegenteil der Fall: Durch ein zuviel an Brennweite wirkt das Gesicht flach, das Bild wirkt paparazzimäßig dahergeschossen (tut mir leid, ein schlechteres Paparazzibild habe ich leider nicht :fahne:).

Gruß Erik
Hallo Erik,
zunächst einmal vielen Dank für die wirklich sehr instruktiven und lehrreichen Beiträge!
Zum obigen Foto habe ich noch eine Frage: Wieso wirkt das Gesicht (zu) flach? Ich kann das irgendwie nicht erkennen und bitte um Erklärung.

Vielen Dank und weiter so! :up::up::up:
 
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Zum obigen Foto habe ich noch eine Frage: Wieso wirkt das Gesicht (zu) flach? Ich kann das irgendwie nicht erkennen und bitte um Erklärung.

Naja, wie ich schon schrieb, ist das ein schlechtes Beispiel für ein schlechtes Beispiel. :) So richtig, richtig weit weg war ich ja nicht, daß der "Fernrohreffekt" sich wirklich negativ bemerkbar machen würde. Den meisten Leuten fällt er nicht mal auf, weil man durch zahllose Pressephotos gar nix anderes mehr gewohnt ist.

Gruß Erik
 
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auch nochmal ausdrücklichen dank von mir für diesen feinen beitrag und die mühe die du dir gemacht hast :up:
 
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