Hallo liebe Community,
es ist Winter. Die Tage sind kurz, das Licht mau, die Motive rar ... Zeit sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern und die Haare genau da zu spalten, wo sich das gehört: In der Mitte.
Das NF-F beherbergt eine der derart große Anzahl kompetenter und engagierter Fotografen. Ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, dass wir alle zusammen Begriffe aus der Fotografie nicht nur passiv verwenden, sondern sogar aktiv prägen, gestalten, zuordnen könnten. Als Trendsetter sozusagen in der Fotografie. Dies insbesondere, wenn es sich um sehr unscharfe Begriffe handelt, die eigentlich dem Fotografen von Natur aus schon gegen den Strich gehen müssten. Wenn Begriffe schlampig oder missverständlich mit einer Bedeutung verbunden wurden, ist das eine Quelle von Unmut und Verwirrung ... schlechterdings wahrscheinlich der Showstopper #1 in der Kommunikation. Man denke nur an das Schärfentiefe-Tiefenschärfe-Debakel, das heute noch für Hypertonie allerorts sorgt.
Und nun bin ich neulich in einem anderen Thread über folgenden Satz gestolpert: "Das ist ein 25% Crop". Und ich frage mich: Was genau will mir der Autor damit sagen? Zu sehen war ein Greifvogel. Da in Fauna und Flora "der Crop" ja eher selten anzutreffen ist, kann schon mal ausgeschlossen werden, dass drei der vier Großeltern des Flattermanns "Bussarde" waren und ein Großelternteil ein "Crop".
Aber fangen wir mal von vorne an: Das Substantiv "crop" kommt aus dem Englischen und bedeutet: die Ernte, der Ertrag, der Schnitt und als Verb "to crop" erhalten wir die Bedeutung: etwas abschneiden, stutzen, aber auch wachsen, plötzlich auftauchen. Eine Ahnung was der Autor gemeint hat, haben wir natürlich alle: Er hat von dem Bild etwas weggeschnitten. Fragt sich nur was.
Die ganze Dilemma der Fragestellung erschließt sich einem sofort, wenn man den bekanntesten Vertreter aller Crops heran zieht: Den "100% Crop". Nach obiger Wortbedeutung wurde bei diesem also wahlweise entweder "alles" abgeschnitten (es ist nichts verwertbares mehr vorhanden) oder "gar nichts" (das Bild blieb unverändert). Gemeint ist überraschenderweise jedoch, dass genau ein Sensor-Element (= Sensel) auf genau ein Picture-Element (= Pixel) auf dem Monitor abgebildet wird, nachdem es eine ganze Kaskade von Bearbeitungsschritte durchlaufen hat. Das soll nun jemand verstehen. Nachdem nun auch der 200-, 400- und 800%-Crop offensichtlich dem 100%-Crop nicht nur zahlenmäßig, sondern auch der Wortbedeutung nach näher steht als dem 25%-Crop konnen wir also als Status Quo festhalten: Wenn der Crop-Faktor eine positive, ganzzahlige Zweierpotenz von 100% ist, dann ist als "Crop" ein Abbildungsmaßstab gemeint, in allen anderen Fällen ist ein "Crop" ein Beschnitt. In diesem Fall wäre ein 100%-Crop etwas völlig anderes als ein 99%-Crop. Im ersten Fall kann ein (dann unbekannter) Beschnitt mit einem Crop einher gehen, muss aber nicht.
Das Verb "to crop" lässt offen, ob das Objekt der Begierde der Anteil ist, der weggeschnitten wurde, oder der, der übrig geblieben ist. Da der Begriff ursprünglich wohl aus dem Bereich der Landwirtschaft kommt, war der Ertrag (= "crop") nach dem Vorgang des Erntens (= "to crop") derjenige Teil, den man abgeschnitten hatte. Insofern müsste man bei der Präsentation eines beschnittenen Fotos sagen: "Das ist mein Bild ohne den Crop". Oder meint man etwa, der Crop ist derjenige Teil, um den sich alle Mühen drehen? In diesem Fall wäre ein 25%-Crop ein massiver Eingriff in die Bildkomposition, weil drei Viertel des Originals nicht mehr vorhanden ist.
Ihr seht: Die Fragestellung ist eines trüben Januar-Feiertages wahrlich würdig. Was meint Ihr? Wie kommen wir aus dieser sprachlichen Sackgasse heraus? Können wir gar eine sprachlich wie mathematisch eindeutige Bezeichnung kreieren und nutzen, so dass sie zum Standard in der Fotografen-Szene wird?
In Erwartung Eurer ernst gemeinten Antworten grüßt
HaPe
es ist Winter. Die Tage sind kurz, das Licht mau, die Motive rar ... Zeit sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern und die Haare genau da zu spalten, wo sich das gehört: In der Mitte.
Das NF-F beherbergt eine der derart große Anzahl kompetenter und engagierter Fotografen. Ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, dass wir alle zusammen Begriffe aus der Fotografie nicht nur passiv verwenden, sondern sogar aktiv prägen, gestalten, zuordnen könnten. Als Trendsetter sozusagen in der Fotografie. Dies insbesondere, wenn es sich um sehr unscharfe Begriffe handelt, die eigentlich dem Fotografen von Natur aus schon gegen den Strich gehen müssten. Wenn Begriffe schlampig oder missverständlich mit einer Bedeutung verbunden wurden, ist das eine Quelle von Unmut und Verwirrung ... schlechterdings wahrscheinlich der Showstopper #1 in der Kommunikation. Man denke nur an das Schärfentiefe-Tiefenschärfe-Debakel, das heute noch für Hypertonie allerorts sorgt.
Und nun bin ich neulich in einem anderen Thread über folgenden Satz gestolpert: "Das ist ein 25% Crop". Und ich frage mich: Was genau will mir der Autor damit sagen? Zu sehen war ein Greifvogel. Da in Fauna und Flora "der Crop" ja eher selten anzutreffen ist, kann schon mal ausgeschlossen werden, dass drei der vier Großeltern des Flattermanns "Bussarde" waren und ein Großelternteil ein "Crop".
Aber fangen wir mal von vorne an: Das Substantiv "crop" kommt aus dem Englischen und bedeutet: die Ernte, der Ertrag, der Schnitt und als Verb "to crop" erhalten wir die Bedeutung: etwas abschneiden, stutzen, aber auch wachsen, plötzlich auftauchen. Eine Ahnung was der Autor gemeint hat, haben wir natürlich alle: Er hat von dem Bild etwas weggeschnitten. Fragt sich nur was.
Die ganze Dilemma der Fragestellung erschließt sich einem sofort, wenn man den bekanntesten Vertreter aller Crops heran zieht: Den "100% Crop". Nach obiger Wortbedeutung wurde bei diesem also wahlweise entweder "alles" abgeschnitten (es ist nichts verwertbares mehr vorhanden) oder "gar nichts" (das Bild blieb unverändert). Gemeint ist überraschenderweise jedoch, dass genau ein Sensor-Element (= Sensel) auf genau ein Picture-Element (= Pixel) auf dem Monitor abgebildet wird, nachdem es eine ganze Kaskade von Bearbeitungsschritte durchlaufen hat. Das soll nun jemand verstehen. Nachdem nun auch der 200-, 400- und 800%-Crop offensichtlich dem 100%-Crop nicht nur zahlenmäßig, sondern auch der Wortbedeutung nach näher steht als dem 25%-Crop konnen wir also als Status Quo festhalten: Wenn der Crop-Faktor eine positive, ganzzahlige Zweierpotenz von 100% ist, dann ist als "Crop" ein Abbildungsmaßstab gemeint, in allen anderen Fällen ist ein "Crop" ein Beschnitt. In diesem Fall wäre ein 100%-Crop etwas völlig anderes als ein 99%-Crop. Im ersten Fall kann ein (dann unbekannter) Beschnitt mit einem Crop einher gehen, muss aber nicht.
Das Verb "to crop" lässt offen, ob das Objekt der Begierde der Anteil ist, der weggeschnitten wurde, oder der, der übrig geblieben ist. Da der Begriff ursprünglich wohl aus dem Bereich der Landwirtschaft kommt, war der Ertrag (= "crop") nach dem Vorgang des Erntens (= "to crop") derjenige Teil, den man abgeschnitten hatte. Insofern müsste man bei der Präsentation eines beschnittenen Fotos sagen: "Das ist mein Bild ohne den Crop". Oder meint man etwa, der Crop ist derjenige Teil, um den sich alle Mühen drehen? In diesem Fall wäre ein 25%-Crop ein massiver Eingriff in die Bildkomposition, weil drei Viertel des Originals nicht mehr vorhanden ist.
Ihr seht: Die Fragestellung ist eines trüben Januar-Feiertages wahrlich würdig. Was meint Ihr? Wie kommen wir aus dieser sprachlichen Sackgasse heraus? Können wir gar eine sprachlich wie mathematisch eindeutige Bezeichnung kreieren und nutzen, so dass sie zum Standard in der Fotografen-Szene wird?
In Erwartung Eurer ernst gemeinten Antworten grüßt
HaPe