: ist es für den Threadersteller hilfreich zu wissen, welcher Fotolaborant zu welchen Zeiten an welchem Regler gedreht und wie er ihn dabei genannt hat? Ich glaube nicht
Bezweifle ich zwar auch, aber um ein bisschen Farblehre kommt man auch im Jahr 2016 nicht hin - und wird es wohl auch 2087 nicht
Um das ganze mit den Farben einigermassen nachvollziehen können, rät es sich ,zwischen der eigentlichen Realität, der Aufnahme und Bearbeitung und schlussendlicher Wiedergabe unterscheiden. An jeder dieser Steller können Veränderungen passieren, kommen aber auch unterschiedliche Techniken zum Einsatz.
Realität : Farbe wird zum einen vom Objektiv (Motiv) und zum anderen vom beleuchtetem Licht (zB Sonne usw) bestimmt. Farbe "funktioniert" aber nicht ohne das sie auch "gesehen" wird. Entscheidend hierfür ist die jeweilige spektrale Sensibilisierung.
So sehen auch wir Menschen nur einen Teil des eigentlich optisch sichtbaren Lichts. Und Licht wiederum ist lediglich ein kleiner Teil des riesigen Spektrums elektromagnetischer Strahlen. Farben enstehen dadurch, dass Wellenlängen des Spektrums in Farbe "interpretiert" werden.
In der Realität überschneiden sich Farbtemperaturen öfters als das wir gewöhnlich meinen. Weil sich Licht quasi seine "Wege bahnt". Daher rührt farblich homogenes, also spektral gleichmässig verteiltes Licht paradoxerweise von grösst möglicher Streuung.
Je diffuser Licht gestreut ist (Nebel usw) desto farblich homogener sind Farben verteilt.
Bei Aussenaufnahmen trägt auch noch der Einfallswinkel des Sonnelichts massgeblich zur Farbtemperatur bei.
Weshalb Schatten bläulich sind, hat mit den eigentlichen Wellenlängen zu tun, Man darf den Worteil "Länge" dabei durchaus wörtlich nehmen. Blau sind die kürzesten der sichtbaren Wellenlängen.
Aufnahme : Auch wenn's meist anders suggeriert wird, aber Sensoren funktionieren diesbezüglich nicht anders als Filme. Auch die Sensoren sind sowohl auf ein bestimmtes Farbsprektrum sensibilisiert, als auch auf eine bestimmte Farbtemperatur geeicht. Und diese entpricht wie bei den meisten Farbfilmen ebenfalls "Tageslicht" bzw 5500Kelvin.
Dies unterscheidet auch jpg von RAW. Während jpg Bilder von der KameraEngine bereits auf Farbtemperatur hin korrigiert sind, sind RAW Bilder noch unkorrigiert.
Sowohl Kameraengine als auch spätere Bildbearbeitung bearbeiten ein Bild "global". Heisst : anders als es die Realität in vielen Fällen eigentlich verlangen würde, wird ein Bild lediglich insgesamt auf eine Farbtemperatur hin angepasst.
So kann es also vorkommen, dass der Vordergrund eines Landschaftsbild hinsichtlich Farbtemperatur stimmt, der Hintergrund aber nicht.
In manchen Dingen akzeptieren wir das sogar ganz gerne - zB bei einem möglichst "kräftigen blauen Himmel".
Bei farblich quasi "neutralen" Farben wie Weiss, Grau oder Schwarz, stört uns das aber. Weil unser neurologisches System "weiss" da da eigentlich keine Farbe sein dürfte.
Also bemühen wir uns um den "Weissablgleich" mittels Weisspunkt. Das ist ein ziemlich normierter Wert der für alle Farbsysteme gültig sein müsste. Damit wir die Systeme eichen, also aufeinander abstimmen können.
Dieser Weisspunkt hat aber nichts mit den Weiss,Grau -und SchwarzPunkten der Belichtungskorrekturen zu tun. Diese helfen, die Helligkeitsverteilung zu steuern, in dem wählbare Bildpartieen (zB mit "Pinzette") auf fest definierte Helligkeitswerte gebracht werden.
In der additiven Farbmischung auf welcher der RGB-Farbraum beruht, entstehen Schwarz und Weiss durch entweder "kein Licht" oder "alles Licht".
Dass "ausgerechnet" Schwarz und Weiss so heikel sind, ergibt sich also daraus, weil sich jede kleinste Ungleichmässigkeit (also spektral ungleichmässig) entsprechend auswirkt. In Form eines "Farbstich's".
Auch wenn uns Gegenstände Schwarz, Neutragrau oder Weiss erscheinen - in der Realität sind sie meistens eben doch ganz leicht farblich. Kommt hinzu, dass auch das Licht seine Farben "mitbringt" und nicht nur die eigentliche, beleuchtende Lichtquelle, sondern dazu die unzähligen "abgelenkten" und "umgelenkten" Lichtstrahlen die von anderen Objekten durch ihre eigene farbliche Beschaffenheit ihre farbliche Charakteristik auf das Motiv leuchten.
Sofern man in der Bildbearbeitung ein Bild global behandelt, (also nicht selektiv aufteilt), kommt man nicht umhin, sich beim Weisspunkt für eine bestimmte Partie zu entscheiden.
Spektrale Ungleichmässigkeiten können also nicht einfach ausgehebelt werden.
Eine Möglichkeit besteht allerdings darin, den Weisspunkt quasi "einzumitten".
Viele Programme erlauben es daher, mehrere Weisspunkte zu setzen.
Führt das immer noch nicht zum gewünschten Ergebnis, liesse sich die Sättigung (Saturation) vermindern. Am besten gleich in der RAW-Bearbeitung.