Jahrzehntelang versuchte die weiße Regierung schwarze Elendssiedlungen zu entfernen, da diese als Ursprung für Widerstandbewegungen gegen das Apartheid-Regime angesehen wurden. Ein prominentes Beispiel hierfür in Kapstadt ist der District Six. Der Stadtverwaltung war dieses Viertel mit ihrer sehr bunten ethnischen und religiösen Mischung und dem quirligen Leben ent-lang der Hanover Street, die für ihre Jazzkneipen bekannt war, ein Dorn im Auge. Nachdem man absichtlich das Viertel verkommen ließ, wurde es aufgrund „unhaltbarer hygienischer Zustände“ 1966 als Sanierungsgebiet deklariert. Die Leute wurden in neu gegründete Townships wie Gugu-lethu, Nyanga und später Khayelitsha verteilt. 1984 wurden die letzten Häuser abgerissen. Heute ist ein Großteil der Fläche Brachland oder wird von dem 1982 gegründeten Cape Technikon genutzt.
Am 11. Februar 1990, nur Stunden nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis, hielt Nelson Mandela seine erste öffentliche Rede seit Jahrzehnten vom Balkon des Rathauses von Kapstadt, in der er den Beginn einer neuen Ära in Südafrika ankündigte. Kapstadt hat sich seit dem Ende der Apartheid grundlegend geändert. Die Grundstückspreise entwickelten sich rasant, das Stadtzentrum ist sicherer und viele Stadtviertel wurden mittels großzügiger Sanierungsprogramme entwickelt. Trotzdem lebt die Mehrheit der Einwohner Kapstadts noch immer in denselben, nun nach Einkommen getrennten, Stadtvierteln der Cape Flats und leidet nach wie vor unter denselben wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Problemen. Abgesehen von einer sich bildenden kleinen farbigen und schwarzen finanziellen Oberschicht lassen die erhofften sozioökonomischen Verbesserungen auf sich warten.
Wegen der fortbestehenden Probleme und der zunehmenden Korruption wird die Kritik am regierenden African National Congress immer stärker. Vor allem die Farbigen fühlen sich häufig diskriminiert durch die Politik des ANC gegenüber der Sprache Afrikaans und treten für eine größere Teilnahme am politischen Geschehen ein. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur ist im Gegensatz zu den anderen Metropolen des Landes die Demokratische Allianz seit den Kommunalwahlen von 2006 die stärkste Partei. Sie hat ihren Rückhalt in den weißen und farbigen Wählern, die in der Stadt die Mehrheit stellen. Am 15. März 2006 wurde Helen Zille zur Bürgermeisterin gewählt, die einer Mehrparteienkoalition vorsteht, welche den ANC außen vorlässt. Dieser politische Unterschied zu der vom ANC regierten Provinz sorgte in der Vergangenheit für einige Spannungen zwischen Kommunal- und Provinzregierung.
Kapstadt ist grundsätzlich eine stark entmischte Stadt. Innerhalb der ersten Siedlungsgebiete europäischer Einwanderer mit seinem rechtwinkligen Straßengrundriss befindet sich die Innenstadt. Sie lässt sich am ehesten mit dem Central Business District (CBD) nordamerikanischer Städte vergleichen. Innerhalb des CBD befinden sich die Verwaltung, Dienstleistungseinrichtungen und Handel, während Wohnungen hier nahezu nicht mehr zu finden sind. An diesen Innenstadtbereich grenzen Industrieviertel, im Wesentlichen der Hafen und dazugehörige Gewerbe wie Speditionen und Logistikunternehmen.
Die Wohngebiete sind ebenfalls nach verschiedenen Kriterien hinsichtlich ihrer Bewohner unterteilt und in Abhängigkeit von der Zugehörigkeit zu den Bevölkerungsgruppen über das Stadtge-biet verteilt. Dies ist ein durch die Politik der Apartheid geschaffener Zustand. Generell kann man sagen, dass den Weißen die besseren Wohnlagen in Zentrumsnähe oder attraktiven Voror-ten zur Verfügung standen. Daran schlossen sich die Gebiete der farbigen Bevölkerung an, die aus ihren angestammten Wohngebieten in der Innenstadt, wie dem District Six, vertrieben wur-den. Die schwarze Bevölkerung wurde in den am weitesten vom Zentrum entfernten Gebieten untergebracht. 1985 war Kapstadt die Stadt, in der die Rassentrennung am weitesten fortgeschritten war. Nur 5 Prozent lebten im „falschen” Stadtteil. Mit dem Ende der Apartheid gibt es auch keine diskriminierenden Regelungen mehr. Dennoch ändert sich der Zustand nur langsam. Erst einem geringen Teil der ehemals benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist es bisher gelungen, in die teureren weißen Wohngebiete umzuziehen.
Kapstadt hat mehrere Townships. Das älteste (ab 1922) ist Langa (isiXhosa: die Sonne). Es liegt von allen Townships am dichtesten am Stadtzentrum. Die späteren schwarzen Wohngebiete wurden immer am jeweiligen Stadtrand errichtet. In den fünfziger und sechziger Jahren folgten Nyanga (der Mond) und Gugulethu (unser Stolz), in den achtziger Jahren folgte Khayelitsha (unsere neue Heimat), die zweitgrößte Township Südafri-kas (nach Soweto = south-west-township). Besuchern ist es heute möglich, geführte Touren durch diese Townships zu unternehmen. Nach wie vor bleiben Alleingänge, mit Kameras und anderen Accessoires behängt, gefährlich. Die Regierung versucht, die irregulären Hütten-Siedlungen aufzulösen und durch menschenwürdige, kleine Häuser zu ersetzen. Die Townships von Kapstadt Richtung Flughafen lassen diese Bemühungen erkennen. Widerständen hiergegen kommen häufig von den Bewohnern selbst, da für ein Haus zwei oder drei Hütten weichen müssen (um an anderer Stelle ein Haus zugewiesen zu bekommen). Dies wollen viele wegen der gewachsenen Sozialstruktur häufig nicht - sie ziehen diese und ihre Blechhütte einem neuen Haus vor.
Die Regierung macht daher Propaganda unter dem Slogan: "From Shackland to Dignity."