Der Autor:
Dietmar Spehr ist ein erfahrener Sachbuchautor, der schon zahlreiche Ratgeber, meist zu einzelnen Kameramodellen, veröffentlicht hat. Er arbeitet darüber hinaus als Berater und Journalist und betreibt eine eigene Website sowie eine Seite bei Facebook, auf der er Wissenswertes und Unterhaltsames rund um das Thema Fotografie verlinkt.
Das Buch:
"Digital fotografieren lernen“ wird unter dem Label „Vierfarben“ vertrieben, einer Marke des Rheinwerk-Verlages, die laut Verlagsangabe dafür stehen soll, komplexe Dinge „einfach zu machen, um aus dem Einfachen das Ganze lebendig zur Anschauung zu bringen.“ (Zitat) Eine Definition, die das Einfache etwas kompliziert erklärt.
Die Abstammung von Rheinwerk ist unverkennbar und für das Buch ein Gewinn. Layout, Druckqualität und Bindung sind über jeden Zweifel erhaben und von sehr guter Qualität. Das Schriftbild ist klar, farbige Kopfleisten gliedern die Kapitel und abgesetzte Info-Kästen ergänzen den Text. Glossar und Inhaltsverzeichnis sind vorbildlich. Der Soft-Cover-Umschlag wurde durch große Klappen verstärkt und so vor der Bildung von Eselsohren geschützt. Zahlreiche Fotos illustrieren die Texte und sind immer mit den wichtigsten Aufnahmedaten versehen.
Der Inhalt:
Das Buch gliedert sich in 16 Kapitel, die folgendermaßen lauten:
1. Die digitale Kamera: von A bis Z erklärt
2. Ohne Licht kein Bild: die richtige Belichtung
3. Scharfe Bilder: den Fokus gezielt setzen
4. Schwierige Lichtsituationen meistern
5. Klares Weiß und schöne Farben
6. Das Objektiv: so wichtig wie die Kamera
7. Sinnvolles Zubehör und Kamerapflege
8. Motive sehen und Bilder gestalten
9. Menschen fotografieren
10. Action- und Veranstaltungsfotos
11. Natur- und Landschaftsbilder
12. Mit der Kamera in der Stadt unterwegs
13. Tiere fotografieren
14. Nah- und Makrofotografie
15. Panorama und HDR
16. Die digitale Dunkelkammer
Schon die Auflistung der Kapitel lässt erkennen, dass Dietmar Spehr die Messlatte hoch hängt. Sein Buch soll ein universeller Begleiter für alle Lebenslagen sein, ein Einsame-Insel-Buch für Leute, die mit nichts als ihrer Digitalkamera gestrandet sind. Ein Schweizer Messer für die Digitalfotografie. Auch das Umschlagcover zielt in diese Richtung. Die Abbildungen dort sind ein sorgfältig ausgewählter Mix aus allen Genres der Fotografie wie Landschaft, Architektur, Makro oder Tiere, ergänzt um Motive, die sinnbildlich für Fototechnik und Aufnahmepraxis stehen.
„Fotografieren statt Knipsen - so wird´s gemacht“ steht plakativ auf der Rückseite und eine Reihe weiterer Versprechen schließen sich dieser Aussage an. Im Wortlaut:
• Leicht in die Fotografie einsteigen und sofort bessere Bilder machen
• Die Kameratechnik verstehen und die Funktionen beherrschen
• Scharfe Fotos aufnehmen und schwierige Lichtsituationen meistern
• Das Fotozubehör sinnvoll erweitern
• Menschen, Natur, Städte u.v.m. attraktiv in Szene setzen
• Gestaltungsmittel nutzen: mit Licht, Form und Farbe Bilder komponieren
• Zahlreiche Profitipps für alle Motive
• Bilder in der digitalen Dunkelkammer verbessern
Das sind hohe Ansprüche und sie sind natürlich in erster Linie dort abgedruckt, um dem Ratsuchenden am realen oder virtuellen Bücherregal zu sagen „kauf mich, ich löse deine Probleme“.
Keine Frage: wer als fotografischer Beginner die 400 Seiten durch hat wird danach sehr viel mehr über das Thema wissen. Sollte er die im Buch gegebenen Tipps beherzigen, wird er auch bessere Fotos machen. Wobei „besser“ ein relativer Begriff ist und stark von persönlichen Vorlieben ab-hängt. Dietmar Spehr orientiert sich bei seinen Empfehlungen am herrschenden Zeitgeist, der der Schärfe eines Fotos Priorität einräumt und übersättigte Farben (HDR) bevorzugt. Wer einen künst-lerischen Umgang mit der Kamera anstrebt und seine Fotos stilistisch von denen guter Smartphones unterscheiden will, wird im Buch nicht fündig. Dafür ist es einfach nicht gemacht.
Aber auch der angepeilten Zielgruppe der Digitaleinsteiger macht es Dietmar Spehr nicht leicht. Durch die Gliederung des Inhalts in einzelne thematisch abgeschlossene Kapitel, die jeweils von Basis- bis Profiwissen abgehandelt werden, pendeln die Anforderungen an den Leser immer zwischen „Anfänger“ und „Fortgeschrittener“ hin und her. Vom Leser wird erwartet, dass er gezielt nach den Informationen sucht, die er benötigt. Dem Versprechen „sofort bessere Bilder machen“ kann das Buch aus diesem Grund didaktisch nicht gerecht werden. Hierzu wäre es besser, den Inhalt in zwei Hälften zu teilen: beispielsweise in einen Grundkurs mit Basics und in einen Profikurs mit tiefergehenden Inhalten.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
Für Interessierte der Digitalfotografie, die sich auf kein Genre festlegen möchten und Tipps für alle Gelegenheiten suchen. Für versierte Leser von Ratgebern, die in der Lage sind, mit Glossaren und Inhaltsverzeichnissen umzugehen. Für Einsteiger in die Digitalfotografie, die genug Zeit mitbringen und gerne lesen. Für Bücherfreunde, die sich generell nicht von den Versprechen auf dem Cover blenden lassen.
Fazit:
„Digital fotografieren lernen“ von Dietmar Spehr ist ein sehr ambitioniertes Buch, das das Thema universell abhandeln möchte. Das „lernen“ aus dem Buchtitel könnte man getrost streichen. „Digital fotografieren“ würde dem Inhalt sogar besser gerecht werden. Denn nicht nur Anfängerwissen wie der Zusammenhang zwischen Zeit und Blende wird im Buch abgehandelt, sondern auch tiefergehender Inhalt wie beispielsweise die Funktionsweise von Sensoren oder die Geheimnisse der HDR-Effekte werden fundiert besprochen.
Das Handikap des Buches ist die Diskrepanz zwischen den Versprechen auf dem Umschlag und der didaktischen Aufbereitung des Inhalts. Wer sich vom Umschlag leiten lässt wird am komplexen Inhalt verzweifeln. „Digital fotografieren lernen“ ist alles andere als ein fixer Ratgeber für den schnellen Erfolg. Wer sich jedoch auf das Buch einlässt und sich Zeit dafür nimmt, wird von den Inhalten profitieren.
4 Sterne
Dietmar Spehr ist ein erfahrener Sachbuchautor, der schon zahlreiche Ratgeber, meist zu einzelnen Kameramodellen, veröffentlicht hat. Er arbeitet darüber hinaus als Berater und Journalist und betreibt eine eigene Website sowie eine Seite bei Facebook, auf der er Wissenswertes und Unterhaltsames rund um das Thema Fotografie verlinkt.
Das Buch:
"Digital fotografieren lernen“ wird unter dem Label „Vierfarben“ vertrieben, einer Marke des Rheinwerk-Verlages, die laut Verlagsangabe dafür stehen soll, komplexe Dinge „einfach zu machen, um aus dem Einfachen das Ganze lebendig zur Anschauung zu bringen.“ (Zitat) Eine Definition, die das Einfache etwas kompliziert erklärt.
Die Abstammung von Rheinwerk ist unverkennbar und für das Buch ein Gewinn. Layout, Druckqualität und Bindung sind über jeden Zweifel erhaben und von sehr guter Qualität. Das Schriftbild ist klar, farbige Kopfleisten gliedern die Kapitel und abgesetzte Info-Kästen ergänzen den Text. Glossar und Inhaltsverzeichnis sind vorbildlich. Der Soft-Cover-Umschlag wurde durch große Klappen verstärkt und so vor der Bildung von Eselsohren geschützt. Zahlreiche Fotos illustrieren die Texte und sind immer mit den wichtigsten Aufnahmedaten versehen.
Der Inhalt:
Das Buch gliedert sich in 16 Kapitel, die folgendermaßen lauten:
1. Die digitale Kamera: von A bis Z erklärt
2. Ohne Licht kein Bild: die richtige Belichtung
3. Scharfe Bilder: den Fokus gezielt setzen
4. Schwierige Lichtsituationen meistern
5. Klares Weiß und schöne Farben
6. Das Objektiv: so wichtig wie die Kamera
7. Sinnvolles Zubehör und Kamerapflege
8. Motive sehen und Bilder gestalten
9. Menschen fotografieren
10. Action- und Veranstaltungsfotos
11. Natur- und Landschaftsbilder
12. Mit der Kamera in der Stadt unterwegs
13. Tiere fotografieren
14. Nah- und Makrofotografie
15. Panorama und HDR
16. Die digitale Dunkelkammer
Schon die Auflistung der Kapitel lässt erkennen, dass Dietmar Spehr die Messlatte hoch hängt. Sein Buch soll ein universeller Begleiter für alle Lebenslagen sein, ein Einsame-Insel-Buch für Leute, die mit nichts als ihrer Digitalkamera gestrandet sind. Ein Schweizer Messer für die Digitalfotografie. Auch das Umschlagcover zielt in diese Richtung. Die Abbildungen dort sind ein sorgfältig ausgewählter Mix aus allen Genres der Fotografie wie Landschaft, Architektur, Makro oder Tiere, ergänzt um Motive, die sinnbildlich für Fototechnik und Aufnahmepraxis stehen.
„Fotografieren statt Knipsen - so wird´s gemacht“ steht plakativ auf der Rückseite und eine Reihe weiterer Versprechen schließen sich dieser Aussage an. Im Wortlaut:
• Leicht in die Fotografie einsteigen und sofort bessere Bilder machen
• Die Kameratechnik verstehen und die Funktionen beherrschen
• Scharfe Fotos aufnehmen und schwierige Lichtsituationen meistern
• Das Fotozubehör sinnvoll erweitern
• Menschen, Natur, Städte u.v.m. attraktiv in Szene setzen
• Gestaltungsmittel nutzen: mit Licht, Form und Farbe Bilder komponieren
• Zahlreiche Profitipps für alle Motive
• Bilder in der digitalen Dunkelkammer verbessern
Das sind hohe Ansprüche und sie sind natürlich in erster Linie dort abgedruckt, um dem Ratsuchenden am realen oder virtuellen Bücherregal zu sagen „kauf mich, ich löse deine Probleme“.
Keine Frage: wer als fotografischer Beginner die 400 Seiten durch hat wird danach sehr viel mehr über das Thema wissen. Sollte er die im Buch gegebenen Tipps beherzigen, wird er auch bessere Fotos machen. Wobei „besser“ ein relativer Begriff ist und stark von persönlichen Vorlieben ab-hängt. Dietmar Spehr orientiert sich bei seinen Empfehlungen am herrschenden Zeitgeist, der der Schärfe eines Fotos Priorität einräumt und übersättigte Farben (HDR) bevorzugt. Wer einen künst-lerischen Umgang mit der Kamera anstrebt und seine Fotos stilistisch von denen guter Smartphones unterscheiden will, wird im Buch nicht fündig. Dafür ist es einfach nicht gemacht.
Aber auch der angepeilten Zielgruppe der Digitaleinsteiger macht es Dietmar Spehr nicht leicht. Durch die Gliederung des Inhalts in einzelne thematisch abgeschlossene Kapitel, die jeweils von Basis- bis Profiwissen abgehandelt werden, pendeln die Anforderungen an den Leser immer zwischen „Anfänger“ und „Fortgeschrittener“ hin und her. Vom Leser wird erwartet, dass er gezielt nach den Informationen sucht, die er benötigt. Dem Versprechen „sofort bessere Bilder machen“ kann das Buch aus diesem Grund didaktisch nicht gerecht werden. Hierzu wäre es besser, den Inhalt in zwei Hälften zu teilen: beispielsweise in einen Grundkurs mit Basics und in einen Profikurs mit tiefergehenden Inhalten.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
Für Interessierte der Digitalfotografie, die sich auf kein Genre festlegen möchten und Tipps für alle Gelegenheiten suchen. Für versierte Leser von Ratgebern, die in der Lage sind, mit Glossaren und Inhaltsverzeichnissen umzugehen. Für Einsteiger in die Digitalfotografie, die genug Zeit mitbringen und gerne lesen. Für Bücherfreunde, die sich generell nicht von den Versprechen auf dem Cover blenden lassen.
Fazit:
„Digital fotografieren lernen“ von Dietmar Spehr ist ein sehr ambitioniertes Buch, das das Thema universell abhandeln möchte. Das „lernen“ aus dem Buchtitel könnte man getrost streichen. „Digital fotografieren“ würde dem Inhalt sogar besser gerecht werden. Denn nicht nur Anfängerwissen wie der Zusammenhang zwischen Zeit und Blende wird im Buch abgehandelt, sondern auch tiefergehender Inhalt wie beispielsweise die Funktionsweise von Sensoren oder die Geheimnisse der HDR-Effekte werden fundiert besprochen.
Das Handikap des Buches ist die Diskrepanz zwischen den Versprechen auf dem Umschlag und der didaktischen Aufbereitung des Inhalts. Wer sich vom Umschlag leiten lässt wird am komplexen Inhalt verzweifeln. „Digital fotografieren lernen“ ist alles andere als ein fixer Ratgeber für den schnellen Erfolg. Wer sich jedoch auf das Buch einlässt und sich Zeit dafür nimmt, wird von den Inhalten profitieren.
4 Sterne
ISBN: 3842100639 |