[MENTION=75111]gugu[/MENTION] hat schon den Nagel auf den Kopf getroffen: es gab und gibt eine deutliche Kritik an immer "plakativer" werdenden Pressephotos. Insbesondere beim WPA wird seit Jahren unterstellt, dass die Bilder heftig(st) manipuliert seien; und zwar (meiner Meinung nach) zu Recht.
Ich erinnere mich an ein Siegerphoto von einer Trauergruppe (2013?) irgendwo im arabischen Raum, dass beinahe wie ein HDR wirkte.... heftigste Kontraste bei satten Farben und dennoch Zeichnung bis ins Schwarz ... Das Bild wurde aufwändig bearbeitet.
Ist das schlecht oder gut? Warum soll nicht ein Reportagephoto die gleiche Aufmerksamkeit erfahren, wie ein Portrait? Weil eine Reportage beschreiben soll, nicht schildern. Suggestionen (die Augen der bösen Zauselbärte dunkler, die Haut des kleinen Mädchens heller) sind nicht Zeichen einer guten Photoreportage.
Natürlich wurde zu Zeiten der analogen Photographie ebenfalls heftig getrickst. Auch damals vergingen Stunden in der Dunkelkammer, bis das Bild so aussah, wie es sich ein Redakteur oder der Photograph vorgestellt hatte. Dennoch gehen die heutigen Möglichkeiten VIEL weiter, und indem man sich auf ooC JPG beschränkt, hält man die Grösse der Datenbank im Zaum und vermeidet allzu heftige Manipulation (+/- 80% dessen, was in einem NEF steckt, ist auch schon im JPG).
Damals wie heute kann man Helmut Schmidt von leicht unten photographieren, was die Person extrem arrogant wirken lässt, wenn sie dann gerade in die Kamera schaut, und Franz-Josef Strauss aus leichter Höhe aufnehmen, wodurch sein Hals ganz und gar verschwindet, und er zu einem runden Bullterrier wird, insbesondere bei gleichzeitigem Augenkontakt. Solche Manipulationen sind viel wirksamer und seit Beginn der Portraitkunst (Malerei) Gang und Gäbe.