Reuters akzeptiert keine raw files mehr

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Haben die meisten Pressefotografen doch eh schon so gemacht und die kamerainternen Verschlimmbesserungen kommen eh auf's JPEG drauf. Die RAWs geben einem ja nur mehr Informationen und Möglichkeiten und werden genutzt, wenn's um optimale Qualität geht. Genaue Farben, die Kontraste und ähnliches spielen in der Pressefotografie, wo's hauptsächlich um Aktualität geht, keine große Rolle.

Ich denke mal es geht Reuters dabei hauptsächlich darum übermäßige 'Verschönerungen' etwas einzudämmen, weil da sicher einige mit Ihren kreativen Ergüssen über's Ziel hinaus geschossen sind. Ob die Bilder dadurch autentischer/wahrhaftiger werden, sei mal dahingestellt. Für manche wird es aber dadurch sicher schwerer, sich bereits bei der Aufnahme mit vielen Parametern (Farbbalance, Belichtung, Schärfung, ect.) festlegen zu müssen.

VG
 
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RAw files waren sowieso schon nicht mehr gern gesehen. Was bei der Meldung neu und imho diskussionswürdig ist: Reuters akzeptiert auch keine JPEGS mehr, die aus RAW files entstanden sind. Die Reporter sind demnach gezwungen, direkt JPEG aus der Kamera aufzunehmen.

Das verhindert eine RAW-Nachbearbeitung von Bildmaterial über eine Nutzung bei Reuters hinaus, z.B. für Bildbände, Ausstellungen, ...
Gibt ja nicht nur Presseagenturen, die an solchen Bildern interessiert sind. Da wird die Praxis der Doppelspeicherung (einmal RAW, einmal JPEG) wieder populär.
 
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[MENTION=75111]gugu[/MENTION] hat schon den Nagel auf den Kopf getroffen: es gab und gibt eine deutliche Kritik an immer "plakativer" werdenden Pressephotos. Insbesondere beim WPA wird seit Jahren unterstellt, dass die Bilder heftig(st) manipuliert seien; und zwar (meiner Meinung nach) zu Recht.

Ich erinnere mich an ein Siegerphoto von einer Trauergruppe (2013?) irgendwo im arabischen Raum, dass beinahe wie ein HDR wirkte.... heftigste Kontraste bei satten Farben und dennoch Zeichnung bis ins Schwarz ... Das Bild wurde aufwändig bearbeitet.

Ist das schlecht oder gut? Warum soll nicht ein Reportagephoto die gleiche Aufmerksamkeit erfahren, wie ein Portrait? Weil eine Reportage beschreiben soll, nicht schildern. Suggestionen (die Augen der bösen Zauselbärte dunkler, die Haut des kleinen Mädchens heller) sind nicht Zeichen einer guten Photoreportage.

Natürlich wurde zu Zeiten der analogen Photographie ebenfalls heftig getrickst. Auch damals vergingen Stunden in der Dunkelkammer, bis das Bild so aussah, wie es sich ein Redakteur oder der Photograph vorgestellt hatte. Dennoch gehen die heutigen Möglichkeiten VIEL weiter, und indem man sich auf ooC JPG beschränkt, hält man die Grösse der Datenbank im Zaum und vermeidet allzu heftige Manipulation (+/- 80% dessen, was in einem NEF steckt, ist auch schon im JPG).

Damals wie heute kann man Helmut Schmidt von leicht unten photographieren, was die Person extrem arrogant wirken lässt, wenn sie dann gerade in die Kamera schaut, und Franz-Josef Strauss aus leichter Höhe aufnehmen, wodurch sein Hals ganz und gar verschwindet, und er zu einem runden Bullterrier wird, insbesondere bei gleichzeitigem Augenkontakt. Solche Manipulationen sind viel wirksamer und seit Beginn der Portraitkunst (Malerei) Gang und Gäbe.
 
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Hi,

[...]es gab und gibt eine deutliche Kritik an immer "plakativer" werdenden Pressephotos. [...] wird seit Jahren unterstellt, dass die Bilder heftig(st) manipuliert seien; und zwar (meiner Meinung nach) zu Recht.
Anno 45 hat man den russischen Soldaten, Tage nachdem sich der Markt verlaufen hat, noch einmal auf das Dach des Reichstags gejagt, damit er seine Fahne nochmal hissen kann, damit man ein paar Propagandafotos hat. Wenn das mal nicht megaplakativ war. So what?

Warum soll nicht ein Reportagephoto die gleiche Aufmerksamkeit erfahren, wie ein Portrait? Weil eine Reportage beschreiben soll, nicht schildern.
und das geht nur mit schlechten Fotos? Wir alle wissen, dass die Manipulation nicht in Photoshop beginnt, sondern mit der Wahl des Aufnahmezeitpunkts, der Blickrichtung und des Ausschnitts. Ich frage mich, ob ein offensichtlich manipuliertes Foto nicht ehrlicher ist, als ein Foto, das eine komplett gelogene Wahrheit suggeriert.

(+/- 80% dessen, was in einem NEF steckt, ist auch schon im JPG).
80% von was? Egal. Auf jeden Fall wäre das ein Grund mehr, dem Fotografen den Workflow nicht vorzuschreiben.

Ciao
HaPe
 
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Kann man denn am JPG sehen, ob es direkt in der Kamera oder aus einem RAW file entstanden ist?
 
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Es ist ein schwieriges Thema, ob man es nun Manipulation oder Bildbearbeitung nennt.

Nur will mir nicht in den Kopf, warum das JPEG ooC sein müssen. Reuters hat doch seit langem schon strikte Vorgaben zum Thema Bildbearbeitung:
http://handbook.reuters.com/index.p...Photoshop_and_Captions#Image-Editing_Software

Klar haben sie sich auch was dabei gedacht. Es geht ja nicht darum, die Fotografen und Reporter während ihrer Tätigkeit in Krisengebieten auch noch zu "bossen". Ich zweifle allerdings den Erfolg dieser neuen Vorgabe an. Wer tricksen will, hat die bisherigen recht strengen Regeln doch sowieso schon missachtet. Eine Beschränkung auf JPEG ooC führt imho nur dazu, dass die spätere Verwendung von jetzt aktuellen Bildern außerhalb des Dunstkreises von Reuters eingeschränkt ist. Ich halte das für einen Nachteil für die Bildautoren, den sie nur umgehen können, indem sie gleichzeitig RAW und JPEG aufnehmen, verstichworten und archivieren --> also mehr Verwaltungsaufwand.
 
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Vor allem gibt es tatsächlich Situationen, wo man alleine mit JPEGs nicht allzu weit kommt. Als ich z.B. mit einem Kollegen vor einem halben Jahr neue Kathedralenfenster für einen Katalog fotografiert hatte, waren die Presseagenturen wie DPA, oder Reuters, die ersten die nach Bildern gefragt hatten. Und sie hatten kein Prolem damit, daß die Aufnahmen natürlich gefused und retuschiert waren. Mit einer einzlenen Aufnahme bekommt man die Kontraste gar nicht bewältigt.

Ich finde es prinzipiell zwar gut, wenn der Trend wieder zu mehr Realismus in der Pressefotografie geht, aber die Mittel der Wahl sollte man dabei dem Fotografen überlassen. Nichts desto trotz kann man ja die Anweisung zu weniger 'Manipulationen' geben und die Bilder von Fotografen die es übertreiben ablehnen. Unter so einer pauschalen Vorgabe leidet die Qualität der Pressefotografie eher.

VG
 
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[MENTION=2763]Hans-Peter R.[/MENTION]

du schiesst meiner Meinung nach zwei Mal am Ziel vorbei. Erstens habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Aufnahmeort, -Zeitpunkt und Blickwinkel ausschlaggebend für die Bildwirkung sind, andererseits setzt du JPG mit "schlechten Photos" gleich.

Es steht doch dem Photographen frei, in jedem ihm genehmen Format zu arbeiten. Reuters nimmt aber eben nur noch JPG ooC ab. Da jede Kamera inzwischen auf zwei Karten schreiben kann, ist es möglich die Bildformate sogar hardwareseitig zu trennen. Wo das nicht geht, kann man beiderlei Bilder auf der gleichen Karte speichern.

Ist es eigentlich schwierig, gleiche Bilder gleich zu verschlagworten? Ich habe das mangels Notwendigkeit noch nie ausprobiert, aber ich denke, dass eine Verwaltungssoftware/Datenbank Verweise und Schlagworte im Zweifel auf gleiche Bilder mit unterschiedlichen Suffixen Anwenden/kopieren können muss. Eine "Mehrarbeit" ist also vielleicht gar nicht nötig oder erschöpft sich in einer simplen Kopie von Tags, die sich automatisieren lässt.
 
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Hallo,

[MENTION=2763]Reuters nimmt aber eben nur noch JPG ooC ab.
ja, das steht denen ja auch frei. Es wundert mich sowieso, dass sie jemals was anderes abgekommen hat. Ein Verlag nimmt ja auch kein unkorrigiertes, handschriftliches Script und druckt daraus ein Buch. Es wundert mich aber noch mehr, dass Reuters der technische Ablauf bzw. der Ort der obligatorischen RAW-Konvertierung so wichtig ist. Nach dem Verlauf des Threads liegt der Verdacht nahe, dass man dem Dateiformat JPEG einen höheren Wahrheitsgehalt zutraut, den es IMO nicht leisten kann.

Ciao
HaPe
 
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[MENTION=75111]Ich erinnere mich an ein Siegerphoto von einer Trauergruppe (2013?) irgendwo im arabischen Raum, dass beinahe wie ein HDR wirkte.... heftigste Kontraste bei satten Farben und dennoch Zeichnung bis ins Schwarz ... Das Bild wurde aufwändig bearbeitet.
Im nächsten Jahr gab es schon mehr "bunte" Bilder und nun sollen wohl alle so werden.
Vielleicht sollten die Kamerahersteller noch ein Preset "Pressefoto" zur Verfügung stellen, das den bisherigen Sehgewohnheiten entspricht ;)
 
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Mal sehen wie lange das Bestand hat. Nach den Reuters Richtlinien sollen die gesandten Jpegs nur geringfügig bearbeitet werden, aber die RAWs bieten halt deutlich mehr Spielraum bei Fehlbelichtungen, so dass ein wichtiges Bild auch noch gerettet werden kann, das bei Speicherung als Jpeg nicht mehr brauchbar wäre, besser wird es in jedem Fall.

Diese Vorschrift richtet sich ja an Freelancer, wer einen RAW basierten Workflow hat braucht jetzt extra für Reuters einen eigenen - unsinnig. Dass ein RAW-Workflow genauso schnell sein kann wie Jpeg weiss man auch. Und nichts ist besser als Beweis des Gegenteils beim Vorwurf der Bildmanipulation / nichtkonformen Editings als das Original-RAW-File.
 
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Wenn ich authentische Bilder will, nehme ich nur noch unbearbeitete RAWs an und mache das JPEG selbst.
Außerdem dacht ich immer, dass jedes Bild intern erst einmal ein RAW ist und dann von der Kamera konvertiert wird...

/b!

So ist es.
Nur ein RAW ist authentisch.
Jedes JPEG ist bearbeitet, egal ob selbst vom RAW konvertiert oder in der Kamera.

mMn. ist die Ethik hier nur vorgeschobenes Argument.
 
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