Aaaaalso zunächst mal braucht das Forum mehr Portraitphotographen, daher finde ich es immer gut, wenn sich Jemand in dieses Thema einarbeitet.
Bereits genannt wurden die unglückliche Belichtung und die eigenartige Präsenz des Hintergrunds. Eigentlich braucht man nur #1 und #2 zu besprechen - die darin auffallenden Eigentümlichkeiten wiederholen sich dann in allen folgenden Aufnahmen.
- Du bist ein grosser Fan der grünen Farbe und ihrer Sättigung à gogo. Ich nicht. Ja, wenn Licht durch Laub fällt bekommt es einen Grünstich. Deshalb kann man die Farbbereiche in jedem noch so minderwertigen RAW-Konverter (und auch Pinsel-Programm) dediziert in Temperatur und Sättigung bearbeiten. Hattest Du gerade keinen noch so minderwertigen RAW-Konverter zur Hand? Installiere Dir einen. Ich selbst nutze darktable (und den GIMP als Pinsel-Programm), aber auch RawTherapee ist ausgezeichnet vielseitig und mächtig. Man muss kein Abo abschliessen oder teuer kaufen. Und man muss auch nicht Daten einer Cloud anvertrauen (Wer glaubt, dass die Daten in der Cloud sicher sind, glaubt auch dass Nachbars Lumpi jetzt im Hundehimmel ist)
- Der Aufhellblitz ist zu deutlich sichtbar in #1. Das natürliche Licht kommt gegenan und zaubert den Lichtsaum in die Haare und auf die Schultern. Dein Aufhellblitz hat eine deutlich andere Farbtemperatur und kommt aus der Gegenrichtung. Die hellen Reflexe sehen daher "irgendwie anders" aus. Ich gehe konform mit den Vorrednern: ein Reflektor wäre besser gewesen als ein Blitz. Allerdings arbeite ich seit Jahren mit so einem 15.- Euro Rundreflektor von
Amazon. Man muss keine 200.- Euro bei Sunbounce lassen, um unter diesen Bedingungen gute Aufnahmen zu machen.
- #2 hat diesen "Nachrichtensprecher" Look. Motiv und Hintergrund sind komplett entkoppelt, das Licht auf dem Model findet sich nirgends im Hintergrund wieder (Tagesthemen, Kommentar vor nächtlichem Berlin mit wehender Flagge).
Wenn Du diese Aufnahmen als "Blitz-Übungen" betrachtest (nicht als versuchte Portraits), fällt dir auf, dass Du das Licht weicher bekommen musst (grössere Reflektorfläche) - und HSS brauchst. Die grössere Projektionsfläche ist einfach. Man muss keine Softbox kaufen. Ein weiss-milchiger Duschvorhang ist perfekt, wenn du den Blitz 50 cm dahinter aufbaust und durch den Vorhang aufs Motiv blitzt. Klingt irgendwie Scheisse, sowas on Location aufzubauen? Ja. Isses. Eine Softbox ist schon geil, aber man kann sich auch billiger behelfen, muss dann aber mehr fummeln.
HSS-fähige Blitze gibt es auf eBay für einen Appel und ein Ei. Metz AF48, 50, 52 N gehen so ab 40 Euro los (ich besitze sechs Metz Blitze - fünf davon gebraucht aus der Bucht), aber auch Nissin, Sunpak, Nikon und Yongnuo vertreiben geeignete Blitze und irgendwer verkauft immer gerade einen (Nikon baut übrigens keine Blitze - die werden von Sunpak gefertigt)
Richtig war, das Model anzuqatschen, in den (Teil-) Schatten zu gehen und einfach loszulegen. Nur so geht es vorwärts und die Lernkurve ist eigentlich recht steil. Du solltest sie unbedingt um weitere Session bitten und - mein Tip - fange mit einem Fenster als einziger Lichtquelle an. Experimentiert zusammen, welche Wirkung Licht hat, wenn sie direkt am Fenster, vor dem Fenster, seitlich zum Fenster oder mit etwas Abstand tiefer im Raum steht. Es ist unglaublich, was man mit einem Normalobjektiv und einem Fenster im Portraitbereich erreichen kann.
Dein Photo beginnt nicht mit einer Kamera - es endet in ihr.