Nikon F - die Belichtung
Nikon F (Photomic T, FT & FTn) - die Belichtung
In den ersten Jahrzehnten der Fotografie spielte die Belichtungsmessung noch eine untergeordnete Rolle. Dies aufgrund der ohnehin sehr geringen Empfindlichkeit damaliger Emulsionen. Erst als Belichtungszeiten von unter einer Minute möglich wurden, erhielt die Belichtungsmessung Gewicht und zusehnds war man auf Messung anstatt Schätzung angewiesen.
Selenbelichtungsmesser waren die ersten technisch sinnvollen Belichtungsmesser, für eine Integration in die kompakten Kleinbildkameras - aufgrund der grossen “Sensorfläche” aber ziemlich überdimensioniert.
So konnte die Belichtungsmesstechnik kaum Schritt halten mit der Entwicklung immer empfindlicher werdenenden Emulsionen.
Die Kamerahersteller hatten verschiedene Lösungen zur Hand um portable Belichtungsmesser mit den Kameras kompatibel zu machen. Oft waren dies aufsetzbare Geräte.
Bei Spiegelreflexkameras kam erschwerend die vom Sucherprisma vorgegebene Form hinzu.
Von Vorteil daher, waren SLR's deren Sucher sich auswechseln liessen. Alleine dies schon sehr praxisnah, war dies somit ein weiterer Vorteil und nicht zuletzt liess man es offen, was später an die Kamera angesetzt werden könnte.
Bei der Einführung der Nikon F 1959 gab's lediglich ein aus der Messsucher-Serie abgewandelter aufsetzbarer SelenBelichtungsmesser (“Modell1”), der aber bereits ein Abgleich mit der Blende ermöglichte.
Darauf folgte 1962 der erste CDS-Photomic, doch auch bei diesem wurde noch nicht TTL gemessen(“Photomic”).
Das war dann ab 1965 mit dem “Photomic T” der Fall und ab 1966 kam dessen Weiterentwicklung “Tn” auf den Markt, der nun nicht mehr rein integral, sondern mittenbetont, in späterer Nikon-typischer Manier in 40/60-Gewichtung mass.
Der Höhepunkt bildete dann 1968/69 der “FTn”.
Sein grösster Verdienst liegt in der “automatischen” Übertragung der grössten Blendenöffnung.
Denn beim T & Tn brauchte diese noch am Ring der Empfindlichkeit eingestellt zu werden - und wehe man vergass dies . . .
Photomic FTn in eingeschaltetem Zustand. Zentral im Bild die beiden Tasten für Ein/Ausschalten und der Hebel der Gabelarretierung.
Nutzt man die Nikon F in ihrer einstigen Standardausführung mit dem simplen Prismensucher, ist die Eingabe der Belichtung herrlich selbsterklärend.
Will man die Belichtung messen, braucht dies extern zu erfolgen oder eben geschätzt zu werden. Manche trauen sich das zu und haben mit etwas Übung viel Erfolg damit. Und mit unkomplizierten, nicht heiklen SchwarzWeissFilmen kann dies sogar gut bewerkstelligt werden.
Als Stütze dienten daher lange Zeit Tabellen auf der man anhand Symbole usw adäquate Belichtungsangaben ablesen konte.
Hierfür würde sich auch einer der “monochromen SW”-Filme wie Ilford XP2 oder Kodak BW400CN anbieten die ja sehr gutmütig sind.
Aber ein Handbelichtungmesser wäre auf Dauer schon von Vorteil, wenigstens um bei Unsicherheit auf eine Messung zurück greifen zu können.
Die Blende wird selbstverständlich am Blendenring gestellt (wo denn sonst
) und die Verschlusszeit selbsterklärend am Zeitenrad. Dieses sollte satt rasten, die Zeiten sind von 1s - 1/1000s.
Weshalb die Zeiten nicht nur weiss, sondern auch noch rot und grün eingefärbt sind, hat wie so Vieles an der F einen praktischen Grund : die unterschiedliche Einfärbung dient der Synchronisation für damalige verschiedene Synchronisationstechniken (X & M). aufgrund unterschiedlicher Leuchtmittel.
Zudem funktionieren die Verschlusszeiten von 1/125s bis 1/1000s stufenlos, dass genau diese noch grün markiert ist, mag ein “Zufall” sein, ist aber zur Erinnerung dieser Eigenschaft/Möglichkeit auch sehr praktisch.
Zu “B” gesellt sich das praktische, aber in Vergessenheit geratene “T” (für “Time”).
“T” verhält sich ähnlich wie “B” unter Verwendung einer Arretierung mit einem Kabelauslöser. Man löst aus und dreht nun das Verschlusszeitenrad in Richtung “B” oder “1000” sobald die Belichtung beendet werden soll.
Hat man einen Photomic aufgesetzt, kann man nur zu “B” drehen, da sich deren Zeitenrad nicht durchgängig drehen lässt. Das ist nämlich jene Stelle/Position des Verschlusszeitenrad auf dem sich der MitnehmerStift für die Photomic's befindet.
das modulare Konzept
Der Photomic FTn war zwar der zuletzt eingeführte Photomic in der gut 12 jährigen Produktionszeit der F, da die F aber ab dem Zeitpunkt des FT & FTn am meisten verkauft wurde, dürfte FTn der verbreiteste und somit am häufigsten anzutreffende Photomic sein. Daher konzentiert sich folgende Beschreibung auf diesen Sucher.
Viele Eigenschaften hinsichtlich der Bedienung teilen sich aber die verschiedenen Photomic-Modelle.
Augenscheinlichstes Merkmal des Photomic FTn ist die “RitschRatsch”-Kupplung.
Dabei wird das Objektiv mit Blendenposition 5,6 aufgesetzt und sobald die ObjektivArretierung einrastet, der Blendenring in einer Hin-und-Her-Bewegung einmal zur kleinsten und zur grössten Blende gedreht.
Dabei rastet auch der MitnahmeStift des Photomic's in die Gabel des Objekitv-Blendenmitnehmer's. Diese berühmten “Hasenohren”.
Um prüfen zu können, ob der korrekte Blendenwert übertragen wurde, dient das Sichtfeld an der Front des Photomic's
Weshalb wohl ausgerechnet 5,6 hat wohl damit zu tun, dass es zum Einen praktisch kein Nikkor ohne Blende 5,6 und zum Anderem kein lichtschwächeres gab. Auch die Anzeige zur Prüfung deutet darauf hin.
Zumindest vermute ich das mal so.
der Selbstauslöser. Der kleine Knopf ist der seperate Auslöser für diese Funktion. Gut erkennbar seitlich am Bajonett der Drehknopf der Spiegelarretierung sowie weiter oben die Abblendtaste
Ein für Manche eher ungewöhnliches, äusseres Merkmal der Photomic's (auch jene der F2) ist nun das Rad für Empfindlichkeit und Verschlusszeit.
Bei aufgesetzem Photomic sieht man nämlich nun von oben die Fimempfindlichkeiten anstatt gewohnterweise die Verschlusszeiten.
Die Verschlusszeiten werden dafür nun hinten auf der RückwandSeite angezeigt.
Die Filmempfindlichkeit wird durch anheben des äusseren Kranzes gestellt und zwar auf den roten Pfeil.
Die Zahlen 1&2 dieses äusseren Kranzes sind die Belichtungskorrektur bei Verwendung bestimmter Mattscheiben.
Eine eigentliche Belichtungskorrektur muss per Empfindlichkeit eingestellt werden - falls Überbelichtung treffen 1&2 entsprechend zu.
Eingeschaltet (da ja Batteriebetrieben) wird der Photomic durch das feingliedrige Knöpfchen auf der rechten Seite.
Dabei springt nun die grössere, auf der Oberseite befindende Taste heraus.
Ich vermute mal, Nikon hatte das so gemacht, weil dadurch besser, rsp deutlicher der “On”-Zustand markiert wird.
Es sollte ja noch lange Zeit dauern, bis das Gross der Anwender in Batteriebetriebene Geräte vertraute und zu gross die Furcht, im falschen Moment plötzlich leere Batterien zu haben. Die AusTaste für den Belichtungsmesser des Photomic's dient übrigens gleichzeiitg als Batterieprüfung - man drückt einfach die Taste und dabei sollte der Belichtungsbgleich mittig sein.
Mehr zu den Batterien weiter unten.
Im Sucher des FTn sind im Gegensatz zum einfachen Prismensucher zwei Anzeigen sichtbar. Eine zeigt die eingestellte Verschlusszeit und die andere ist die Lichtwaage.
Befindet sich die Nadel in der Mitte, ist die Belichtung korrekt.
Ein schönes und auch praktisches Detail damaliger Nikon Kameras rsp Photomic's ist die gleichzeitige Lichtwaage auf dem Sucher selber.
So kann man die Belichtung auch ohne Blick durch den Sucher abgleichen. Dies war früher vor Allem bei Aufnahmen am Mikroskop oder Reproständer von Vorteil (natürlich sollte hierfür das Sucherokkular abgedeckt sein).
Eine allzu präzise Belichtungsmessung kann man von einem Photomic natürlich nicht erwarten.
Das liegt aber nicht an der Nadelanzeige, damit liesse sich auch für niedrigempfindliche Diafilme präzise genug
belichten. Vielmehr liegt's an den CDS-Messzellen und man kann ja beinahe schon froh sein, ein funktionierendes Exemplar zu besitzen.
Zu ihrer eher dürftigen Sensibilität unter ca 7 EV/LW kommt noch der “Memory-Effekt” hinzu. Ein lange kaum oder gar nicht mehr verwendeter Photomic sollte also vor dem ersten “Ernstfall” quasi “durchgespielt”, “trainiert” werden.
die Taste für die Sucherarretierung. Ebenfalls gut zu sehen, der elektrische Blitzkontakt
Wenn man ein Objekitv an der Kamera hat und einen Photomic anbringen möchte, rät es sich, auf die Mitnehmergabel und die “Hasenohren” zu achten. Auch in diesem Fall sollte das Objektiv auf Blende 5,6 eingestellt sein, damit Mitnehmergabel & Hasenohren ineinandergreifen.
Vorteilhaft wenn auch die Zeitenräder abgeglichen sind (beide selbige Verschlusszeit), dann lässt sich der Photomic besser ansetzen.
Ein Muss ist das aber nicht, denn nach dem ansetzten kann man auch einfach am Zeitenrad drehen bis mit dem der Kamera durch rasten gekupelt wird.
Auch rät es sich die ArretierungsGabeln mit dem Hebel quasi anzuheben.
Sonderfunktionen :
Sie verfügt über einen Selbstauslöser, an gewohnter Stelle der Gehäusefront.
Doch anders als meist gewohnt, wird sie im Selbstauslöserbetrieb per eigenem Auslöser ausgelöst. Sobald man den Hebel nach unten betätigt, offenbart sich die kleine Taste welche eben nun als Auslöser dient.
Würde man den üblichen Auslöser auf der Oberseite nutzen, so würde sie ohne Selbstauslöser auslösen.
Alles Auslöser oder 'was?!
Vielleicht hatte schon so Mancher seine neu gekaufte F auf dem Stativ, alles war hergerichtet - doch wo nur befindet sich das Gewinde für den Kabelauslöser bloss??
Die Nikon F verfügt über gar kein ISO-Gewinde dafür . . .
Sondern macht von der “Leica-Glocke” gebrauch. Somit braucht man für die F einen solchen Kabelauslöser zu besorgen, den man dann über den Auslöser stülpt und einschraubt. Es soll auch Adapter geben.
Unvorstellbar für eine “Profi”Kamera wäre die fehlende Möglichkeit der Abblendung. Und dies bietet die F selbstverständlich - griffgünstig mit rechtem Zeige -oder Mittelfinger erreichbar.
Und, ach ja : Das Batteriefach befindet sich im Photomic selber - zugänglich wird es wenn der Photomic FTn abgenommen wird.
Quecksilberbatterien welche original für die Photomic's notwendig waren, gibt's längst nicht mehr. Dafür als guten Ersatz die “WeinCell” MRB625 (PX625). Es handelt sich um Zink-Luft Batterien die erst in Betrieb genommen werden müssen und keine allzu lange Wirkungszeit haben. Anders als manche andere Zink-Luft Batterien zeichnen sich die WeinCell durch eine längere Haltbarkeit aus (ca 1/2 Jahr). Auch ihnen muss man vor Gebrauch die angebrachte Folie (Versiegelung) abnehmen, damit sie überhaupt mit Luft versorgt werden.
Die Unterschiede des FTn-Photomic's zu seinen Vorgängern “T” & “TN”, liegen eher im Detail. So unterscheiden sich seine Vorgänger darin, dass die grösste Blendenöffnung durch Anheben eines
Kranzes um die Filmempfindlichkeitseinstellung erfolgt. Der Wert der grössten Blende wird also auf Deckung mit der Filmempfindlichkeit gebracht.
Der erste Photomic (der eben nur “Photomic” hiess) weist dagegen mehre Besonderheiten auf:
Er mass weder mittenbetont, noch TTL (also durch's Objektiv). Um auch Messwinkel von Teleobjektiven zu berücksichtigen (ab 105mm) konnte man einen mitgelieferten Vorsatz vor die Zelle schrauben.
Ein zweiter Vorsatz war quasi ein “Diffusor” desen Messcharakteristik praktisch der Lichtmessung gleichkam.
Beide Vorsätze konnte man bei Nichtgebrauch am Photomic anbringen.
Da diese Photomic's durch ihre Voluminösität die Sicht auf die eingestellte Blende am Blendenring versperrten, sorgte ein Sichtfeld hinten beim SucherOkular quasi für Ersatz.
Damit war bei diesen drei Modellen sowohl Verschlusszeit als auch Blende von hinten sichtbar - eigentlich ganz praktisch.
Und : das Batteriefach ist bei diesen drei Modellen von aussen her zugänglich - im Unterschied zum FTn.
Ein komplexeres Kapitel stellt die Blitztechnik dar.
Zu Zeiten der Nikon F waren Kolbenblitze noch gebräuchlich und Nikon bot selber einen solchen an.
Bei Verwendung eines Photomic's muss man darauf achten, dass die korrekte Synchronisation gewählt wurde.
Denn die Anzeige hierfür wird vom Photomic verdeckt und bei angesetztem Photomic lassen sich die Einstellungen auch nicht ändern.
Während andere Kameras ihrer Zeit noch zwei Synchronbuchsen aufwiesen, hat die F eine einzige (seitlich, an der Front, unterhalb der Rückspulkurbel).
Die Anbringung von Aufsteckblitzgeräten hat bei den klassischen Nikon Einer-F's (F, F2 & F3) eine besondere Bewandtniss.
Um Wechselsucher zu ermöglichen, diese gleichzeitig aber keinen zu hohen physischen Belastungen auszusetzen, wurde kurzerhand die Stelle um die Rückspulkurbel für die Befestigung genutzt.
Dies hat den umständlichen Nachteil, dass das Blitzgerät für Filmwechsel abgenommen werden braucht.
Bei der Nikon F2 wurde die selbe Befestigung beibehalten und ist diesbezüglich kompatibel. So auch der ISO-Schuh-Adapter welcher eine integrierte Elektroverbindung aufweist (“Hot-Shoe”) - es also kein zusätzliches Kabel benötigt.
Hören tut dieser ISO-Schuh-Adapter auf den Namen AS-1 und war wohl einer der ersten BlitzAdapter zu Nikon SLR's überhaupt.
Eingestellt wird die Synchronisation durch anhbeben des äusseren Kranzes am Verschlusszeitenrad.
Es gibt 4 Positionen : Grün, Rot, Weiss-”F” & FX.
Die ersten 3 Positionen die durch Punkte markiert sind, bilden die jewiligen Einstellungen für Kolbenblitze (M-Synchronisation). Lediglich “FX” dient zur Verwendung heute längst üblicher Elektronenblitzgeräte (X-Synchronisation).
Die Synchronisationszeit der F mit Elektronenblitzgeräte beträgt 1/60s.
Selbstverständlich lassen sich auch alle längeren Verschlusszeiten verwenden.
Am sinnvollsten ist es, wenn man die Synchroneinstellung immer auf “FX” belässt, da heute ja wohl kaum mehr jemand Kolbenblitzgeräte verwendet.
Anders als bei modernen AF-Kameras braucht man sich bei der F nicht um die Spannung zu kümmern - da kann nichts kaput gehen.