Mongolei - Tagebuch aus dem Hoch-Altai

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Gerhardle

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Servus,

ich würde euch gerne an meinen Reise-Erlebnissen zu den höchsten Bergen der Mongolei im Altaigebirge teilhaben lassen…

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#2 - Chüiten Uul, 4374 m höchster Berg der Mongolei, links - Malchin Uul, 4037 m, rechts

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#5 - Munkh Khairkhan, 4232 m - zweithöchster Berg im Altai (vergletscherte in der Mitte)

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Zwei von den drei angeführten Bergen werden wir besteigen...

LG, Gerhard
 
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Das sieht äußerst viel versprechend aus!
Ich bin sehr gespannt!

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Ich freue mich sehr auf weitere Bilder. Ist es doch ein Land, dass ich sehr gerne einmal bereisen möchte ... :):up::up::up:
 
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Ich starte mit der der ersten und gleichzeitig letzten Mail, die an meine Freunde daheim abgegangen ist:

Inzwischen sind wir deutlich mehr als 24 Stunden auf den Beinen, besser sollten wir sagen, am „Hintern“. Tagwache kurz nach 5.00 Uhr; um 8.00 Uhr treffen mein Frau und ich sowie Reinhard, der mit uns mitgefahren ist, in Schwechat unsere Freunde, die überpünktlich gerade aus den USA zurückgekehrt sind. Bei einem Begrüßungs- bzw. Abschiedsbier werden Erfahrungen ausgetauscht und schließlich treffen wir am Gate nach Berlin Karl, unseren „Nomaden auf Zeit“ und den Rest unserer 8-Personen-Mongoleitruppe; etliche kennen wir schon von gemeinsamen Trips nach Nepal und Tibet.

Recht „interessante“ Sicherheitskontrolle diesmal in Wien: Obwohl ich wie üblich meinen Fotorucksack bereits vor der Kontrolle geöffnet hatte, damit beide Hälften beim Durchleuchten leichter eingesehen werden können, muss ich jedes Objektiv herausnehmen und extra in Plastikschalen geben. Schlussendlich wird der Rucksack wieder geschlossen(!) durch die Schleuse geschickt…

Pünktlich mit „Niki“ nach Berlin; dort sehr schleppende Eincheckprozedur. Obwohl das Gepäck schon ab Wien durchgefertigt wurde, warten wir über eine Stunde in der Schlange. Dafür pünktlicher Abflug, angenehmer, ruhiger Flug in der großzügig bestuhlten und nicht ganz vollen B767-300ER der Mongolian International Airways. Umfangreiches Video-, Musik- und Spieleangebot an jedem Sitz. Trotz Fensterplatz aktiviere ich mein GPS diesmal nicht, denn am Monitor kann ich die Flugroute über Danzig, Vilnius, Moskau und dann ziemlich exakt auf dem Großkreis bis nach Ulaan Baatar verfolgen.

Überpünktliche Ankunft um 5.36 Uhr Lokalzeit, entsprechend 23.36 Uhr MESZ. Während des Wartens auf das Gepäck fallen uns TV-Kameras samt Reportern auf: Das mongolische Schwimm-WM-Team aus Barcelona war ebenfalls in unserer Maschine und wird von den Medien entsprechend in Empfang genommen!

Unproblematische, zügige, freundliche Einreiseprozedur. Wir fahren zunächst in das Stadtzentrum, machen eine kleine Stadtrundfahrt, lassen uns das Regierungsgebäude, natürlich „besetzt“ von Chinggis Khaan zeigen, suchen uns ein Frühstückscafe, wechseln Geld und tätigen noch einige Besorgungen.

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#9

Die Stadt macht einen „normalen“ Eindruck: große Bautätigkeit, teilweise sehr schlechte Straßen, teilweise perfekte Anlagen; Zentrum sauber aber auch viele, sehr alte herunter-gekommene Gebäude aus noch vordemokratischer Zeit wechseln mit hypermodernen Neubauten ab.

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Jetzt kurz vor 13.00 Uhr, entsprechend 7.00 Uhr in Österreich sitzen wir wieder am Flugplatz und warten auf den Flug nach Khovd.

Mein Telefon funktioniert leider nicht, da es keinen Roamingvertrag mit der Mongolei gibt. Das Wetter in der Früh war mit 10 Grad doch recht kühl; sobald die Sonne aber durch den Frühnebel und Smog der 1 Mio. Stadt durchkommt – fast die Hälfte der Einwohner des Landes leben hier, geht es auf angenehme 25 Grad hinauf.

Vier Stunden später: Trotzdem wir alle hundemüde sind, „gewinnen“ wir leider eine Stunde, sind wir doch ca. 1200 km „zurück“ nach Westen in unser Zielgebiet ins Altaigebirge geflogen. Also Zeitverschiebung zu Österreich: +5 Stunden. Pünktlicher, aber teil-weise etwas ruppiger 3,5 Stundenflug mit einer von der SAS erstandenen, 23 Jahre alten Fokker 50, einer Twinprop der Hunnu Air in die Bezirksstadt Khovd – die Schreibweisen bzw. Translationen der Eigennamen sind für uns ungewöhnlich. Richtige Aussprache: „Hovd“

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Hier beziehen wir für eine Nacht ein einfaches Hotel, versuchen uns etwas zu erfangen. Morgen dann die restlichen Besorgungen.

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Wetter hier in den Bergen angenehm; ca. 3/8 bewölkt, 25 Grad, trocken, klar, kein Wind – in der Nacht sollte es schon stark abkühlen. Haben von der lokalen Agentur eine sehr nette, gut deutschsprechende Dolmetscherin (Germanistik studiert; Deutsch-Lehrerin; 3 Monate Sommerferien, daher Nebenjob als Guide; Schulbildung verpflichtend für alle 12 Jahre – also bis zum 18. Lebensjahr!) erhalten, die alle lokalen Angelegenheiten perfekt im Griff hat.

In Khovd erstehe ich ohne Probleme eine mongolische Simkarte plus Guthaben für umgerechnet 5 € und sollte damit ca. eine Stunde nach Österreich telefonieren – günstiger geht es nicht! Das Handynetz funktioniert nur in den Orten und in kleineren Ansiedlungen. Da wir während der drei Wochen nur zwei Städte und drei Ansiedlungen zu Gesicht bekommen werden, sind die Kommunikationsmöglichkeiten somit ziemlich eingeschränkt, was aber weiter nicht stört. Für alle Fälle haben wir aber auch ein Iridium - Satellitentelefon dabei.

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Nach weiteren Besorgungen am Markt – einige von uns kleiden sich landestypisch mit dem praktischen, warmen Wickelmantel, dem Deel ein und erstehen wunderschöne, günstige Reitstiefel - treffen wir Joste, einen Freund von Karl, der hier eine Arzt- und Krankenpraxis für minderversorgte Nomaden betreibt. Interessanter Besuch der Station, wo mit einfachen, ganzheitlichen Heilmethoden viele Leiden gelindert werden können. Natürlich bleibt von uns eine Spende dort; auch einige mitgebrachte Medikamente werden übergeben.

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#14 - Markt geschlossen - Container als Shops, in Asien üblich

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#15 - Markt geöffnet

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#20

Am späteren Abend geht's weiter hinauf in die Berge...

LG, Gerhard
 
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Endlich mal eine Reportage aus einem Land, das (noch) nicht so häufig bis gar nicht im NF-F vertreten ist.

Ich freue mich darauf, Gerhard, und verfolge deinen Reisebericht mit Spannung.
 
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Na da bin ich aber auch gespannt wie ein Flitzebogen!
Kürzlich las ich bzw. sah ich im Fernsehen, wie rasant sich das Land entwickelt, wie rücksichtslos Bodenschätze abgebaut werden und wie schnell man eigentlich dorthin reisen sollte, um überhaupt noch einen Nomaden zu Gesicht zu bekommen - wie war dein Eindruck diesbezüglich?

Bitte noch mehr Bilder, in die Mongolei gehts auch bald, ich benötige Input! ;)
 
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Danke für das Interesse; genügend Material wäre vorhanden…

Der westlichste Teil, dort wo wir unterwegs waren, ist noch total unberührt, da die Verkehrswege noch sehr wenig ausgebaut sind. Allerdings wird im Bereich Khovd – Ölgii schon deutlich am Straßennetz gebaut. In die wenigen kleinen Provinzdörfer geht aber ohne Allrad absolut nichts. Und gerade diese beiden Aimags (Bezirke) sind sehr dünn besiedelt. Nomanden gibt es gerade hier im Sommer noch genügend; im Herbst werden die Jurten auf LKWs geladen und entweder an den Stadträndern von Khovd und Ölgii oder in der Nähe der festen Behausungen von Verwandten aufgebaut.

Fahren wir weiter:

Dann 150 km grausige Piste ab Khovd hinauf in die Berge zu einer Alm, wo Jostes Verwandte auf ca. 2800 m ihre Sommerjurte haben. „Urlaub am Bauernhof“ würden wir die nächsten Tage wohl bezeichnen. Wir schlagen unsere Zelte nahe der Jurte auf, werden sofort freundlichst zu einem Begrüßungsbuttertee mit Käse in die gemütliche Behausung eingeladen und dank der ausgezeichneten Dolmetscherin ist sogleich eine Unterhaltung möglich.

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Wir freunden uns nicht nur mit Jostes Leuten, sondern auch mit dem kleinen Fohlen, das wir „Frechdachs“ nennen und einem verwaisten Jungkamel, das ständig seine Streicheleinheiten haben möchte, an. Dieser „Frechdachs“, wie beim Kamel starb die Mutter auch bei der Geburt, wird ähnlich einem Haushund, aufgezogen und bekommt, sobald wir in der Jurte sind, einen immer längeren Hals um ein paar Leckerli zu erbetteln. Oder er zwängt sich, wenn die Kinder dank Solarpanel das Sat-TV aktivieren, „bewusst“ trotz Absperrung vor die Satellitenantenne, um den Empfang zu stören. Einen Versuch meinerseits, den Gauner wegzuscheuchen, quittiert er prompt mit einem gezielten Tritt – ich war aber schneller und er hat mich nur gestreift! Und das heimliche Schlürfen in den Stutenmilchbehältern wird schon fast toleriert…

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Da ja etliche Reitkilometer im Hoch-Altai auf uns warten, machen wir uns hier erstmals mit den etwas kleineren mongolischen Pferden vertraut. Ich und Barbara als absolute Nichtreiter sind somit gefordert, denn alle anderen sind zumindest schon ein paarmal geritten bzw. einige sind richtige Experten und besitzen selbst ein Pferd. Beim ersten kleinen Ausritt zu einem nahe gelegenen See lasse ich mich noch von einem Guide führen, merke jedoch, wie leicht sich mein Pferd lenken lässt und am zweiten Tag wage ich den ersten Alleinritt – fühle mich wie ein Reserve-Chinggis Khaan – das brave Pferd tut tatsächlich genau das, was ich von ihm will… „Chu, chu!“ (vorwärts…)

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Heute reiten wir über ein Tal soweit hinauf, wie es die kräftigen Tiere schaffen. Dann geht es zu Fuß weiter; gesucht wird eine für die Nomaden heilige Blume, die Vansemberuu oder „Schneelotos“ (im Internet vielfach auch als Schneelotus auftauchend), die um diese Zeit hier blühen sollte.

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Und tatsächlich, ein wunderbares Exemplar finden wir in ca. 3500 m Höhe. Unser Führer mit seinem kleineren Bruder ist als erster dort, dann bereits ich und er gibt mir zu erkennen, schnell mit der Kamera zu folgen. Die beiden hetzen im sehr steilen Gelände um die Felsen herum, ich folge im Glauben, dass es nur ein paar Meter zu einem weiteren Exemplar sein wird, aber es waren gut 50 Höhenmeter. Völlig außer Atem stehe ich vor einem doppelten Prachtexemplar. Laut der shamanistischen Religion der Nomaden sollte derjenige bei Berührung bald heiraten. Und da sein kleiner Bruder offensichtlich erstmals diese Schneelotos zu Gesicht bekommen hat, wird ihm ein kleines Ritual gelehrt, das ich fotografieren sollte. Eine ganz liebe Geste und alle wollen mit dieser Pflanze abgelichtet werden.

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Abends das gemeinsame Essen in der Jurte und unser Gernot, ein Tierarzt aus der Oststeiermark, lüftet das Geheimnis um den Inhalt seines Koffers – ich hätte zunächst eher an eine lichtstarke 500 mm Telekanone getippt – großer Irrtum: darin befindet sich eine steirische Harmonika! „Seht’s Leitl des is halt der steirische Brauch…“ – Musik kennt keine Grenzen; wir müssen Polka und Walzer vorführen, die Nomadenfamilie kontert mit perfekten mongolischen Gesangsdarbietungen und die herzliche Stimmung erfasst alle, nicht nur wegen der ständig im Kreis gereichten Wodkaflaschen.

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„Gernot, wir suchen eine Frau für dich, damit du hier bei uns bleibst…“, übersetzt Oyuna. Nicht nur wegen seiner freundlichen Art und der Harmonika: Als Tierarzt, Chiropraktiker, Ausbildung in Akupunktur mit Schwerpunkt auf Pferden, dürfte ein solcher Experte eigentlich nicht in die Mongolei einreisen… Bereits auf den ersten Blick werden bei etlichen Pferden Probleme erkannt, die durch chiropraktische Griffe sofort und dauerhaft gelöst werden. Das spricht sich trotz der dünnen Besiedelung schnell herum. Schon bald kommen Nomaden mit ihren kranken Tieren vorbei und die Ordination ist eröffnet. Fast allen konnte mit einfachsten Mitteln geholfen werden.

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Vorweg: Wir schafften es, ihn wieder nach Österreich zu seiner netten Gattin und den Kindern zurückzubringen; aber es war nicht leicht…

Hatte ich in anderen Reiseberichten meist immer vom guten Essen geschwärmt, so möchte ich hier als Zusammenfassung stehen lassen: „Die Mongolei ist kein Land für Vegetarier!“ Hier im Hochland zwischen 2500 und 3000 m, auf demselben Breitengrad wie Mitteleuropa liegend, gedeihen im kontinentalen Klima (heiße Sommer, bitterkalte Winter) nur wenige Nutzpflanzen: Kartoffel, Karotten, Kraut, Rüben und das war’s schon fast. Fleisch von Schaf, Ziege, Pferd und Yak gibt es im Überfluss und dabei wird absolut alles verwendet. Wir beobachten die Schlachtung eines Schafes und sehen, dass nicht ein Tropfen Blut verschwendet wird. Fachgerecht, unter den anerkennenden Augen unseres Tierarztes, wird das Vieh sauber zerlegt. Alle Familienangehörigen haben dabei ihren Job; ich halte mich mit dem Teleobjektiv eher im Hintergrund auf…

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Am Abend gibt es dann die Delikatesse der Nomaden: gekochte Eingeweide. Natürlich kostet man von Herz, Leber, Lunge oder der in den Magen gefüllten Blutwurst – es schmeckt auch gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick aussieht.

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Ansonsten sieht der Speiseplan immer sehr ähnlich aus: gekochtes Fleisch samt Fett von Schaf und Yak, leider wenig gewürzt oder gesalzen. Die Standardsuppe mit Nudeln, kleinen Fleischstückchen und oben genanntem Gemüse, „verfeinert“ mit einer mitgebrachten Chilisauce ist mir da schon viel lieber. Bei „Ziege in der Kanne“, in einer Milchkanne lange geschmortes Fleisch, ist man zunächst auch etwas skeptisch, das Gericht ist aber auch für unsere Geschmäcker durchaus genießbar.

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#40

Viel besser schmecken mir die verschiedenen Milchprodukte, wie Joghurt von Yak und Ziege, diverse Käsesorten, von weich bis extrem hart, Yakbutter, Buttertee oder das aus vergorener Stutenmilch hergestellte, leicht alkoholische Airag, das mongolische Nationalgetränk, ähnlich dem bei uns besser bekanntem Kefir. Airag schmeckt wie „Joghurt mit Bier“, säuerlich, erfrischend und dient den Nomaden teilweise als Ersatz für frisches Obst und Gemüse. Der daraus destillierte Milchschnaps aber „stutelt“ schon ganz enorm und daher ziehe ich jedes andere hochprozentige Gesöff vor.

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#41 - extrem harter Käse (entweder in Tee eintauchen oder lutschen) wird am Jurtendach gereift - Detail vom Bild #26

Fortsetzung folgt!
LG, Gerhard

(irgendwie habe ich mit der Schärfe der Bilder ein Problem; alle nach den Spezifikationen hochgeladen; sind bei mir, zumindest dort wo sie scharf sein sollen, scharf... - werde beim nächsten Upload mehr nachschärfen versuchen, sri)
 
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Was für eine Reise! Ich freue mich auf mehr und genieße es, dass ich teilhaben darf.
 
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Danke, für die spannenden Bilder Deiner Reisereportage -der kleine Frechdachs hat es mir richtig angetan.:)
 
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Eine sehr feine Reportage. Danke sehr für die informativen Texte und die Bilder dazu ...:):up::up::up:
 
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Schließe mich an: sehr interessant, tolle Aufnahmen (tolles Licht vor allem), auch wenn ich zugegebenermaßen auf die Schlachtbilder hätte verzichten können.
 
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Für Angela: „...der kleine Frechdachs hat es mir richtig angetan“ eine Zugabe...

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Schlachtbilder: Nicht umsonst habe ich bemerkt, dass ich mich „sehr weit hinten“ aufgehalten habe - ich mag das auch nicht unbedingt. Andererseits: die Schlachtung wurde für mich mit sehr viel Würde durchgeführt; stressfrei für das Vieh, das bis zum bitteren Ende, das ja einmal kommen muss, ein sicher schönes, glückliches Leben gehabt hat. Ich möchte mich nicht in diverse Tierfabriken hineindenken müssen, wo zumindest ich bei jedem Stück Fleisch, dessen Herkunft ich nicht kenne, ein schlechtes Gewissen bekomme...

Da wir ja auch planen, den einen oder anderen Viertausender zu erklimmen, unternehmen wir eine erste Eingehtour in den unmittelbar an die Alm angrenzenden Tsambagarav Nationalpark. Ohne Schwierigkeiten geht es zunächst flach, später etwas steiler werdend in leichtem Gelände zügig immer höher, unterbrochen nur durch unzählige Fotostopps. In unseren Alpen hört man öfters Geschichten von abgestürzten Edelweißsuchern; hier wächst dieses quasi als Unkraut auf allen Bergwiesen.

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Nach etwa drei Stunden Aufstieg stehen wir am imposanten Gletscherfuß des Shanagiyn Khunher Uul in etwa 3800 m. Einige von uns beschließen entlang des Gletscherrandes noch weiter auf einen Sattel aufzusteigen. Und hier machen wir erstmals Bekanntschaft mit den unendlichen Geröllfeldern im Umfeld eines Gletschers, wo jeder Schritt im unwegsamen Gelände perfekt sitzen muss. – Was diesbezüglich auf uns noch warten sollte, brauchen wir jetzt noch gar nicht zu wissen…

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Jedenfalls knapp 4000 m zeigt mein GPS an, als wir am höchsten Punkt des Sattels ankommen und erfreuen uns am schönen Rundblick auf den vergletscherten Gipfel und die anderen umliegenden Berge.

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Gernots Harmonikakünste und medizinischen Fähigkeiten, wie gesagt, sprechen sich herum und wir werden zu den 7 km entfernten Nachbarn eingeladen. Hier werden wir Zeuge, wie eine nagelneue Jurte aufgebaut wird. Im Rahmen der Verlobungsfeier eines Nomadenpaares muss der Mann nämlich für eine neue Behausung sorgen, wobei alle Familienmitglieder aus nah und fern zusammenkommen und ihren Part dazu beitragen.

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Die Frauen nähen unablässig die Halteseile an die schweren Filzwandteile, während die Männer das 4 bis 5 teilige Scherengittergerüst und das 30 Grad geneigte Dach mit dem zentralen Deckkranz montieren.

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Für die Kinder gibt es, genauso wie für uns, viel zu bestaunen und in einer anderen Jurte, wo die Eltern des Bräutigams Geschenke entgegennehmen, werden wir gastfreundlichst bewirtet – Buttertee, Käse, Süßigkeiten, Joghurt, Airag, Wodka.

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53 (Tee), 54

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55 (Danke Reinhard für die Verwendung des Fotos!)

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57, 58

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Interessiert lauschen alle den Klängen der steirischen Knöpferlharmonika; Mädchen haben unsere Polka- und Walzerschritte bald abgeschaut und versuchen sich selbst ganz lieb zu präsentieren, während die Buben eher ihre Ranglereien für ein künftiges Naadamfest zur Schau stellen. Das Naadam findet immer um den 10. Juli statt; Ringen, Pferderennen und Bogenschießen sind die Bewerbe. Fotomotive ohne Ende – kein Problem beim Fotografieren von Menschen, gerne lassen sie sich die Bilder am Kameradisplay zeigen.

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Nach dieser puren Fröhlichkeit kehren wir wieder zurück zu unserem Lager und leider müssen wir uns nach fünf wundervollen Tagen von den lieben Menschen schon wieder verabschieden, nachdem wir sehr viel über das einfache Leben der Nomaden in dieser kargen Umgebung erfahren haben. Das Zusammentreiben und Trennen der Fohlen von ihren Stuten mit dem Lasso ist für die „Horseboys“ auf ihren Pferden tägliche Schwerarbeit. Leichter lassen sich die Ziegenherden zum Melken, aufgefädelt mit einem Seil ähnlich einem Reißverschluss, handhaben.

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Reinhard war von der Lassoarbeit so begeistert, dass er mit viel Überredungskunst unterstützt von etlichen Euros, ein gebrauchtes Lasso erstehen konnte. Die Übungsversuche am folgenden Tag werden hier nicht kommentiert…

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180 km nach Ölgii und weiter ins Hochaltai: „Für unsere Forstwege daheim könnte man eigentlich eine Autobahnvignette eintreiben…“

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68 - Blick in eine kasachische Jurte

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69 - Kasache mit seinem blinden Vater im Hintergrund. Wegen des Heizens mit Dung und bei schlechtem Abzug, gibt es ein Häufung von Augenkrankheiten, ähnlich wie in Tibet.

In der Provinzstadt Ölgii – die Mongolei gliedert sich politisch in 21 Aimags (Provinzen) – fahren wir zunächst ein gutes Restaurant an und nehmen dort das Mittagessen ein, das zusammen mit diversen Vorspeisen, Salaten und kaltem Bier deutlich abwechslungsreicher ist. Noch vor der Bestellung werden von uns alle erreichbaren Steckdosen mit den diversen Ladegeräten okkupiert. Einige der 8 Teilnehmer erledigen gemeinsam mit der Dolmetscherin und den Fahrern noch Besorgungen und versuchen die entsprechenden Permits für die russisch-chinesische Grenzregion zu bekommen bevor es weiter geht.

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...Fortsetzung folgt!
LG, Gerhard

(nochmals sri, diesmal die Bilder mehr geschärft, daher teilweise leider unschöne Halos...)
 
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eine spannende, interessante Reportage mit eindrucksvollen Bildern.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung... :)

PS: die Farben der Landschaft in Kontrast mit dem Himmel bei Bild #66 sind der Hammer!
 
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