Zeit für ein Fazit, sorry wird wahrscheinlich etwas länger, aber wer sich bis hierher durchgekämpft hat wird das wohl auch noch lesen wollen
Ich fotografiere nun seit fast 40 Jahren, davon 1/4 Jahrhundert mit Nikons. Zu der Marke kam ich seinerzeit, als Canon mit Einführung des AF auch ein komplett neues und inkompatibles Bajonett einführte. Ich wollte unbedingt eine AF-Kamera aber auf keinen Fall jemals wieder eine Canon, die waren ja sooooooooooooooooo doof zu mir gewesen. Nikon würde sowas niemals tun, da konnte man auch an die AF Kameras jederzeit alle alten Objektive anschliessen (Ironie der Geschichte ist, daß ich mein allererstes manuelles Nikkor erst in Digitalien kaufte und es -da Pre-Ai- nur an meinen Spiegellosen und keiner meiner Nikons nutzen konnte). Dazu war Nikon ja auch die Marke der Profis, sowas war mit Anfang 20 durchaus wichtig.
Im Laufe der Jahre schrumpfte mein karges Studentenbudget immer wieder mal massiv, da zur 501 irgendwann ein Zweitbody (eine Dia, eine Negativ) her mußte und die Zoomranges wurden auch immer größer.
Anfang des Jahrtausends lagen die beiden Analogen nur noch in der Ecke rum. Die D-SLR waren mir schlicht noch zu teuer und ich besaß verschiedene Fuji/Minolta/Sony Bridges, die aussahen wir richtige Kameras, aber ganz lausige Sucher und Display hatten. Der Hauskauf war dann die Gelegenheit eine "richtige" Kamera zu brauchen und die D50 kam in selbiges. Von da an ging es Schlag auf Schlag, die finanziellen Spielräume waren größer geworden und so folgten der D50 noch die D100, D200, D2X und Fuji S5. Die D200 und die Fuji waren dann mein erstes Gespann wie früher. Die Fuji machte JPEGS, die D200 die RAWs, beide nutzen die gleichen Akkus, und die gleichen Objektive, von denen "dank" des Crop-Faktors auch noch ein "paar" zusätzliche angeschafft werden "mußten".
Der technische Fortschritt ging aber zu der Zeit rasend schnell weiter und gerade in schlecht beleuchteten Reithallen waren die beiden recht schnell am Ende und so kam es wie es kommen mußte, es wanderten wieder 4-stellige Beträge in die Kassen der Firma Nikon für D300 und D700, diesmal beide mit Batteriegriffen. Dazu dann auch gleich noch ein paar hochöffnende FB und Zooms. Mit der Kombi war ich lange Zeit glücklich, die Schlepperei war zwar lästig, nahm ich aber in Kauf und zur Not einfach den Beach-Trolley mit.
Die Fotografie ist das einzige Hobby, das mich -fast- mein gesamtes bisheriges Leben begleitet hat, eine ganze Weile nahm das Motorradfahren allerdings einen ähnlichen Stellenwert ein. Zu Analgozeiten hatte ich auf dem Mopped meist eine kleine Zoomkompakte oder gar eine 110er Pocket dabei. Als ich dann vor ein paar Jahren wieder mit der Zweiradhetzerei anfing wollte ich auch die digitalen SLR nicht mitschleppen. So kam anfänglich eine kleine Canon -ja ich wollte die Marke nie wieder kaufen, aber die vergleichbaren Coolpixe waren der A700 damals hoffnungslos unterlegen- mit. Dann kam der 70ste Geburtstag meines Vaters, für mich eine Anfahrt von knapp 800km, die ich in zwei Tagen über Landstraßen machen wollte. Die kleine Canon würde für die abendliche Feier keine ausreichende Bildquali liefern, es gab zwar von Fuji die Dunkelkönigin unter den Kompakten, aber Olympus hatte dankenswerter Weise gerade das PEN-System vorgestellt. Warum also nicht eine solche mit Standardzoom kaufen und ein paar der hochöffnenden Nikorre per Adapter mitnehmen.
Verglichen zur D700 rauschte auch die kleine E-PL1 wie Hulle, war aber ungefähr auf dem Niveau meiner altgedienten D200 und ein gutes Stück besser als die D2X
Die Bilder kamen recht gut an, mein Vater hat sogar noch ein paar Foto-Bücher nachmachen lassen, um sie an die Anwesenden zu verschenken. Die PEN begleitete mich von da an immer öfter und ich merkte wie ich des Schleppens des D-SLR Gerödels immer überdrüssiger wurde.
Ein Jahr später waren dann mein Motorrad und ich -mal wieder- grundsätzlich unterschiedlicher Meinung über die einzuschlagende Fahrtrichtung
Die lädierte Schulter führte mich dann direkt aus dem Krankenhaus in ein Fotogeschäft und ich kam mit der D5100 und mehreren DX-Linsen wieder heraus. Endlich das ersehnte Klappdisplay und weniger schleppen, als mit der ollen D300. Mein neues Dream-Team sollte nun die bewährte D700 mit der D5100 werden, aber das paßte nun irgendwie so gar nicht. Die Kleine hatte andere Akkus -so weit nicht so schlimm- dazu aber auch ein Monster von Ladegerät. Das sie mit meinen AF-D Linsen nicht focussieren würde hatte ich ja im Vorfeld gewußt, daß sie aber mit den inzwischen vorhandenen AiS Linsen einfach den Belichtungsmesser abschaltet und man die Belichtung schätzen muß fand ich schon reichlich dreist und war ich von der primitiven Olympus so nicht gewohnt. Das Einzige, was mich halbwegs Frieden mit der Kleinen schliessen ließ war die tolle Bildqualität.
Im nächsten Frühjahr mußte die PEN dann einer J1 weichen, die müßte doch nun der heilige Gral sein, klein kompakt und voll kompatibel. Nun da hatte ich wohl mal wieder die Rechnung ohne das Nikon-Marketing gemacht, denn die Einschränkungen des FT-1 Adapters sind schon recht heftig. Daz der Mini-Sensor mit all seinen Nachteilen. Trotzdem begleitete sie mich -mit dem Suppenhuhn 10-100 aufgewertet- eine ganze Weile als Immerdabei-Kamera.
Dabei entwickelte sich bei mir auch eine Tendenz, das ich durch einen Sucher zu schauen immer unnatürlicher fand. Auch die D5100 nutzte ich inzwischen fast ausschließlich im LV, die 3-stelligen D's praktisch gar nicht mehr. So war der Schritt zu meiner ersten NEX (5N) beinahe zwingend vorgegeben, 16MP APS-C Sensor (mutmaßlich der gleiche wie ich ihn aus der D5100 schon kannte) Touch-Klappdisplay und dank Verzicht auf eingebauten Sucher genauso winzig, wie die J1, aber ohne deren ganzen Nachteile. Von der Bedienung her fand ich sie erheblich logischer und besser zu bedienen als die 5100 und Sony merzte einige der Schwachstellen schnell aus. So kam schon kurze Zeit später die Nachfolgerin die 5R, gleich als Doppelzoomkit, die AF-lose Adaptiererei ist auch nicht immer das gelbe vom Ei, zu mir.
Dann kam der Sony-Paukenschlag namens A7(R). Vollformat mit dem E-Bajonett (allerdings mit allen vorhandenen Optiken nur im Crop-Mode), gleicher Akku wie in den NEXen (da hatte ich inzwischen reichlich von) und Vollformat mit Klappdisplay. Ich hatte in den letzten Jahren ein kleineres Vermögen für Fotozeugs ausgegeben, ich brauchte keine neue Kamera ...
... nachdem ich die normale A7 kurz im Laden ausprobiert hatte gab ich kurzerhand einige Nikon-Optiken in Zahlung und nahm sie mit. Interessanterweise wollte sich bei der Kombi NEX 5R und A7 allerdings nie dieses Traum-Kombi Gefühl einstellen. Ich wüßte noch nichtmal zu sagen was es genau war, aber es gab so ein paar Kleinigkeiten die mich an ihr störten.
Ein Jahr später schien Nikon mich dann erhört zu haben. Die D750 kam, wahrscheinlich wieder mal ein mir wohlbekannter Sensor und endlich auch eine große Nikon mit Klappdisplay. Voller Vorfreude fuhr ich zur Photokina stellte mich in die lange Schlange zur Begrabbelung der D750, war endlich dran, stellte sie auf LV, drückte den Auslöser halb durch und gab sie dem nach mir folgenden. Der wollte auch prompt wissen, was denn los wäre, konnte aber offensichtlich mit meiner Antwort das sie einen genauso unbrauchbaren AF, wie die kleineren hätte nicht wirklich etwas anfangen, denn er riss sie begeistert ans Auge und ich hörte das AF-Confirm Gepiepse.
Immerhin machte Nikon dann doch noch etwas Umsatz mit mir, denn überwiegend wegen der besseren Video-Eigenschaften bekam die D5100 Verstärkung durch ihre jüngere Schwester D5300. D300/D700 und im Grunde auch die D5100 lagen danach nur noch rum.
Ein großer Kritikpunkt beim Sony VF-Programm sind ja die Optiken, besonders die nicht gerade kleinen, leichten und vor allem teuren F4-Zooms kommen in keiner Rezension besonders gut weg. Allerdings ist Sony immer wieder für eine Überraschung gut und so gibt es Adapter, die sowohl alle mit AF-Motor versehenen Sony Linsen für das A-System, als auch alle uralten Minolta AF Optiken in vollem Funktionsumfang nicht nur an die A7, sondern auch an die NEXen adaptieren lassen. Ja im Gegensatz zu meiner 900,-€ D5300 kann die 300,-€ NEX mit AF-D Linsen aus den 90ern betrieben werden und an der A7 machten die ollen Optiken tlw. eine recht gute Figur.
Als dann die R II vorgestellt wurde war ich mir sicher, daß ich dieses völlig überteuerte Pixel-Monster frühestens nach eine heftigen Preisverfall kaufen würde. Doch dann kam eine Jubel-Rezension nach der anderen und bis auf den immer noch nicht vorhandenen Touch-Monitor waren alle Dinge, die mich an der A7 störten behoben. Nein ich würde auch die Möglichkeiten dieser Kamera niemals ausreizen können, denn meine finanziellen Möglichkeiten sind um ein Vielfaches größer als meine fotografischen, aber ich wollte sie einfach haben und so wartete ich nicht auf Preisverfälle, sondern legte mir eine der ersten verfügbaren R II zu.
Die paar Tage in der Eifel, die ich hier beschrieben habe zeigten mir dann, das ich nun endlich wieder ein Dream-Team zur Verfügung habe, das mich -hoffentlich- nun wieder ein paar Jahre begleiten wird.
Meine Zeiten als treu gläubiger Nikon-Käufer sind wohl vorbei, die Hoffnung auf ein vernünftiges VF-(oder wenigstens APS-C) Mirrorless-System aus dem Hause Nikon habe ich aufgegeben. Die AF-D Optiken sind bereits alle verkauft, ein Großteil der AF-S wird noch folgen, die D5100 ist als rotempfindliche Astrokamera umgebaut und wartet im Teleskop-Koffer auf ihren Ersteinsatz, die D300 macht nun solche Fotos
und die D700 ist schon fotografiert um demnächst hier in der Börse zu landen. Nur die D5300 mit den vor vier Jahren angeschafften DX-Linsen darf bleiben, falls ich doch mal wieder irgendetwas fotografieren möchte, wo ein präziser AF-C gefordert ist.
In der Rückschau betrachtet hat mir die R II am meisten Freude bereitet, wenn ich eine der FB drauf hatte, während ich an der NEX gern noch etwas mehr Zoomrange gehabt hätte. So hat sie inzwischen ein (Achtung böses Wort)
18-200 bekommen und für die R II stehen -nach der Vermarktung der Nikon Sachen- ein paar Zeisse an. Beim 28-135er Video-Objektiv hadere ich noch mit mehr, das Dingen ist wieder saugroß und sackschwer.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Auch das Sony-Produktprogramm finde ich tlw. zum Haare ausraufen. So hat z. B. die Nachfolgerin der 5er Reihe namens A5100 und selbst das APS-C Topmodell A6000 keinen künstlichen Horizont mehr, der für mich zum Ausrichten einer Spiegellosen bei der Display-Fotografie absolut unverzichtbar ist. Nun wenn Sony mir keine Nachfolgerin meiner 5R verkaufen will, dann behalte ich sie halt noch ein wenig. Mit den "nur" 16MP kann ich gut leben, da ich ja auch jederzeit das Pixel-Monster dabei haben kann.
Ganz interessant ist der Vergleich über die Jahre. Beim ersten Mal fühlte ich mich von meiner "Hausmarke" unverstanden und verprellt, als sie auf einen Schlag in die Moderne schossen. Diesmal ist es genau umgekehrt, da "meine" Marke so keinerlei Anstalten macht in diesem Jahrzehnt ankommen zu wollen.
Natürlich bleibt da ein gewisses Risiko, da Sony dafür bekannt ist unrentable Sparten auch einfach mal so dicht zu machen, aber derzeit gibt es nichts warum ich mir eine neue Kamera kaufen wollen würde und wenn ich mir anschaue das gestandene Optik-Firmen wie Voigtländer und Zeiss ständig neue FE-Linsen auf den Markt bringen, demnächst wohl auch native FE von Sigma kommen und dazu noch gänzlich unbekannte wie Mitakon sich um das Sony E-Bajonett kümmern mache ich mir da überhaupt keine Sorgen.
Dazu kommt halt noch die Altersweisheit, das mir auch die besten Kameras und Optiken aufgrund meiner begrenzten kreativen Möglichkeiten nicht allzuviel bringen. So viele Objektive, wie noch vor 1-2 Jahren werde ich nie wieder besitzen.
Ich muß mit Fotografie -zum Glück- nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten, für mich ist es überwiegend Hobby, auch wenn ich mich über die paar Bildverkäufe im Jahr immer freue, so muß ich nicht das allerzuverlässigste Arbeitsgerät besitzen, sondern kann die Kamera wählen, die mir am meisten Freude bereitet. Ich habe die Erkenntnis lange verdrängt (sonst hätte ich zumindest die D5300 nicht mehr gekauft) aber Nikon hat derzeit kein Produkt im Programm, das mir den gleichen Spaß am Fotografieren vermittelt, wie meine Sonys und meine Video-Allzweckwaffe Panasonic FZ1000.
Södele, daß Ganze ist nun wie befürchtet doch etwas lang geworden, aber ich kann den Beitrag dann in Zukunft einfach immer verlinken, wenn mir wieder jemand blindes Nikon-Bashing, oder Sony-Fanboy-Gehabe vorwerfen will.