Bevor wir den Tierpark verlassen noch ein Blick zurück mit kleinem Zwischenfazit
Sony A7R II, Sigma AF 300 F4
Ergonomie:
Wir waren etwa 4h dort und ich trug die Kamera mit dem recht schweren Objektiv die ganze Zeit entweder in der rechten Hand, oder links in der Ellbogenbeuge. Umhängeriemen nutze ich schon länger nicht mehr. Trotz des recht hohen Gewichtes (allein die Optik wiegt 1,3kg) war der Transport kein Problem. Allerdings hätte man mit einer D610/D750 mit dem neuen 300 E ein ähnlich kompaktes und leichteres System. Einen wirklichen Vorteil bietet die A7-Serie hier derzeit nicht, da man oberhalb von 200mm zwingend auf adaptierte Linsen angewiesen ist.
Die Handhabung des schweren Objektivs an der recht kleinen Kamera klappte erstaunlich gut. Die A7 II Reihe liegt nochmals ein wenig besser in meinen Händen als die "alte" A7. Es sind Kleinigkeiten, wie z. B. der nun leicht schräg angeordnete Auslöser und die anders gestalteten Drehräder, die die Bedienung noch etwas angenehmer machen. Die Verriegelung des Modus-Wahlrades ist für mich allerdings eher ein Rückschritt, da kann ich aber mit leben.
Bedienung
Die prinzipielle Bedienbarkeit ist für mich -meinen noch vorhandenen D-SLR: 5100/5300/300/700- inzwischen überlegen. Mit den sechs frei belegbaren Funktionstasten, die sich mit allen übrigen Hauptfunktionen in Reichweite vom rechten Daumen und Zeigefinger befinden ist, in Verbindung mit den E-Sucher, für mich jedwede relevante Funktion mit dem Auge am Sucher einstellbar. Ins Kamera-Menü mußte ich an dem Morgen nie. Das Ganze ist aber -wie so oft- auch Geschmackssache. Für denjenigen, der jedes Foto sofort intensiv auf dem Monitor kontrolliert und dabei Rein- und Rauszoomt sind die vielen -rein der Bildkontrolle dienenden- linken Knöpfe der dreistelligen D's womöglich besser, da man bei den D-SLR zur Bildkotrolle ja eh die Kamera vom Auge nehmen muß.
Ich kann mich noch gut an die "alten" Zeiten erinnern, als es gescheite D-SLR nur von CaNikon gab. Da warfen sich beide Lager gern die völlig unbrauchbaren Bedienkonzepte des jeweils anderen um die Ohren. Hier bleibt einem nichts anders übrig, als es mit seinen eigenen Gewohnheiten abzugleichen. Es wird ja auch immer gern argumentiert, das man die kleinen Knöppe der Sonys schlecht mit den Northface-Fäustlingen am Südpol bedienen kann. Ja mag sein, da ich aber weder Fäusllinge besitze noch irgendein Interesse habe den Südpol zu besuchen finde ich das nicht so arg relevant.
Sucher/Display
Hier sind für mich seit meinen ersten Mirrorless-Versuchen vor gut 5 Jahren die meisten Fortschritte zu verzeichnen. Der Sucher ist nun schnell genug, um auch Greifvögel im Flug zu verfolgen und die Black-Out-Zeiten nach dem Auslösen sind so kurz, daß man das Objekt auch weiter im Sucher halten kann. Das Display ist hierzu eher ungeeignet, jedenfalls gelang es mir noch mit keiner Kamera schnell bewegte Motive freihand per Display zu verfolgen. Dafür ist die Display-Knipserei für mich im normalen Leben das Mittel der Wahl, da ich da erheblich besser gestalten kann, ist aber wie schon so oft geschrieben alles Geschmackssache. Was mit positiv auffiel, das der Augensensor nicht mehr so arg früh auf Sucher umschaltet, die A7 mußte man immer kilometerweit vom Körper weghalten.
AF-Performance
Dazu hatte ich ja weiter oben schon etwas geschrieben. Hier ist sie ein wenig Mr. Jeckyl und Dr. Hyde, denn geht es darum auf AF-S schnell für ein Foto scharfzustellen ist sie absolut auf D-SLR Niveau, wenn wir auch der ein altes Stangenobjektiv ansetzen. Einschränkungen muß man allerdings bei den AF-Feldern machen, sie hat mit dem AF-Adapter nur 15 AF-Felder, die auch noch extrem mittig angeordnet sind. Der AF-C im Stangenadapter ist mit schnellen Motiven komplett überfordert und kann mit einer D-SLR nicht mithalten. Ich muß mal schaun, da sich mit dem rein elektronischen Adapter und dem 70-200 noch mal ein paar Versuche machen, inwieweit sich damit die AF-C Performance verbessert. Zudem bietet sie dann auch ein paar mehr Gruppierungsoptionen, die mit dem großen Adapter keinen Sinn machten. Stand heute würde ich sagen ist die A7R II für den engagierten Wildvogel- / Speedsport-fotografen schlicht die falsche Wahl.
Akku-Laufzeit
Bisher verstand ich die Leute nie, die der Sony A7-Reihe einen exorbitanten Akku-Verbrauch bescheinigten. Ich hatte allerdings auch an der alten A7 praktisch nur manuelle Optiken genutzt und einen eingebauten Sensor-Anti-Wackel hat sie auch nicht. Jetzt weiß ich, warum die RII mit einem externen Akkuladegerät (die A7 kam ohne) und einem Zweitakku ausgeliefert wird. Ich habe im Wildpark bei etwa 8° insgesamt 124 Aufnahmen gemacht und den Akku dann mit 20% Restkapazität gewechselt
Da ich am Tag selten mehr als 300 Fotos mache, die Akkus seit der ersten NEX die gleichen gebleiben sind, ich also reichlich davon habe und zur Not die Kamera auch über Micro-USB im Auto geladen werden könnte, ist das für mich jetzt nicht so dramatisch, für Vielfotografierer aber u. U. schon eine heftige Einschränkung.
Wildpark-Fazit
Die A7R II ist für mich die erste spiegellose Wechselobjektiv-Systemkamera, die ich auch auf weiteren Wildpark-/Zoo-Besuchen mitnehmen würde. Allerdings kommt sowas bei mir vielleicht 1-2 mal im Jahr vor. Wäre ich begeisterter Zoo oder gar Wildlife-Knipser wäre die Kamera eher nicht erste Wahl, besonders wenn man das Preisschild mit in die Überlegung nimmt.