Der folgende Tag wird aber erst die richtige Herausforderung.
Bei Sonne packe ich meinen Hausstand ein und ziehe los.
Doch nach einer Stunde oder so kommt der Nebel wieder.
Und noch viel dichter als gestern.
Es sollen "nur" 7,5 km bis zum nächsten geeigneten See sein.
Ich kämpfe mich weiter durch.
Dieses tuckermore wird immer mehr und immer dichter.
100 Hm rauf, 100 Hm wieder runter.
Oben freie Felsrücken, die Täler dazwischen undurchdringliches Gestrüpp.
Bei Sicht ist wahrscheinlich von jedem Rücken ganz gut zu sehen,
wie man unter Vermeidung der widerspenstigen Vegetation auf den nächsten Rücken kommt.
Ich sehe aber keine 20 m weit.
Ich versuche, in meiner Richtung durchzukommen und bleibe stecken.
Klettere zurück auf den Rücken. versuche es etwas rechts, nix, zurück, etwas links, nix, zurück, etwas mehr links, zurück, etwas weiter rechts, ...
Irgendwann komme ich durch.
Dasselbe Spiel auf der nächsten ridge von vorne.
Ich schimpfe, ich fluche, ich bin froh, dass ich alleine unterwegs bin.
Meine Laune wäre gerade wenig gruppenkompatibel.
Ich will in die Karibik.
Ich wollte aber auch mein Zelt nicht einfach irgendwo auf so einem Rücken aufbauen.
Erstens gebe ich nicht gerne auf. :stampf:
Zweitens gibt es kein Wasser. Ich könnte zwar auch eine Nacht mit trockener Küche verbringen, aber das widerstrebt mir. Vielleicht wegen "Erstens".
Den größten Teil des Tages kämpfe ich mich also so durch die Landschaft,
ohne wirklich etwas von ihr zu sehen.
Über einen weiteren Aussichtspunkt denke ich natürlich gar nicht weiter nach.
Während ich versuche vom vorletzten auf den letzten Rücken vor dem Abstieg zum See zu gelangen, heben sich auf einmal die Wolken!
Ich sehe was!
Bald habe ich dann auch einen Weg auf den letzten Hügel gefunden,
den ich ziemlich steil mit Einsatz aller Hände raufkletter.
Ab hier wird es offener.
Wolken wehen aus dem 600 m tiefen Canyon des Western Brook Pond herauf.
Licht! Sicht!
Der große in der Mitte ist mein Ziel, Gilley Pond.
Nach 7,5 km (einfache Strecke, ohne all das Hin und Zurück) durch den Nebel und 11 Std. schlage ich erleichtert mein Zelt in der Sonne auf.
Sofort bin ich wieder froh hier zu sein und nicht in der Karibik!