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kamslom

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Hallo liebe Community,

ich bin wirklich blutiger Anfänger beim Fotografieren und arbeite gerade daran mir die grundsätzlichen Basics beizubringen. Momentan setze ich mich bei der Belichtung mit der Blende auseinander. Dort gilt:

Je größer die Blende, desto mehr Licht fällt hindurch und desto heller das Bild. Das macht Sinn, soweit so gut. Ein weiterer Effekt einer weit geöffneten Blende ist, dass die Schärfentiefe abnimmt, also der Hintergrund des Bildes an Schärfe verliert. Das ist, was ich nicht verstehe. Nach meiner Logik würde doch eine weite Öffnung der Blende vielmehr dazu führen, dass mehr Licht (und insbesondere auch mehr Licht aus dem Hintergrund des Bildes) auf den Sensor fällt und deshalb auch der Hintergrund scharf gestellt werden müsste.

Oder ist es etwa so, dass bei kleinerer Blende die Lichtstrahlen "gebündelter" auf den Sensor fallen und sich daher auf den durch die Blende festgelegten Bereich konzentrieren, sodass das Bild nur an dieser Stelle scharf ist.

Wäre jemand das zu erklären? Inwiefern wird die Tiefenschärfe durch die Blendenöffnung technisch beeinflusst?

Eine andere Frage die ich mir auch Stelle:Warum führt die Öffnung/Schließung der Blende eigentlich nicht dazu, dass sich der Bildausschnitt vergrößert/verkleinert? (Ich weiß, dass hierfür die Brennweite verantwortlich ist, es würde mich aber trotzdem interessieren)
Entschuldigt bitte, wenn das eine für euch nahezu blöde Frage ist, aber ich verzweifle hieran gerade :(

Liebe Grüße
 
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schau mal z.B. hier oder da

Gibt bestimmt noch zig andere, evtl auch bessere Seiten die das erklären.
 
1 Kommentar
K
kamslom kommentierte
Hallo, leider werd dort auch nur beschrieben, was ich bereits verstanden hatte ("je... desto"). Trotzdem vielen Dank fürs teilen :)
 
4 Kommentare
jazzmasterphoto
jazzmasterphoto kommentierte
Der Link enthält säuisch komplizierte Erklärungen … :heul:
Aber an die dort gezeigten Grafiken zum Strahlengang
habe ich auch sofort gedacht – eigentlich lernt man das
in der Schule.
 
WörtherseeKnipser
WörtherseeKnipser kommentierte
am einfachsten mit "Lochkamera" beginnen
 
AnjaC
AnjaC kommentierte
Freunde, es macht IMMMER Sinn, hier zu fragen und Antworten zu bekommen. Dafür ist diese Community da!
 
K
kamslom kommentierte
Hallo Volker, Danke für den Hinweis. Ich hatte das System dahinter schon verstanden, nicht aber wirklich den (technischen) Grund. Trotzdem dir vielen Dank für den Hinweis. :)
 
@kamslom

Ungeachtet meines vorgenannten Kommentars ist es gut, daß Du fragst! (y)

Da mein Physikuntericht eher bescheiden war ("Gestern hat das Experiment
noch funktioniert" sagt alles), sage ich es mal bewußt furchtbar laienhaft so:

Bei offener Blende hast Du bezogen auf das Motiv sozusagen ein X – wobei
auf der Kameraseite gilt: |X und auf der Motivseite X| …

Schließt Du die Blende, passiert quasi folgendes – die Winkel des X spreizen
sich derart, daß für die Kamera immer noch gilt: |X … aber für den Bereich
der Schärfe nun … / X / …

Mit anderen Worten: Bei offener Blende ist der Schärfebereich klein, weil der
Winkel im X rechts groß; während bei zunehmend geschlossener Blende dieser
Winkel kleiner wird und gleichzeitig der Schärfebereich größer …

Daß durch eine geschlossene (= größere Blende) weniger Licht in die Kamera
entfällt, kompensiert man durch eine kleinere ( = längere) Belichtungszeit.

Die Zeit- und Blendenstufen sind dabei gegenläufig:
1/100 s / f 2,8 entspricht 1/50 / f5,6 … wobei die Tiefenschärfe (oder auch
Schärfentiefe – eine unendliche Diskussion) von der Brennweite abhängt.

Bezogen auf ein sog. Normalobjektiv mit 50 mm Brennweite liegt bei o.g.
Werten der Schärfenbereich, bezogen auf das fokussierte Motive, zwischen
einigen und vielen Zentimetern – suche dazu nach "Depth of Field" …

Langer Rede kurzer Sinn:
Bei offener Blende ist alles vor und hinter dem fokussierten Motiv unscharf,
je mehr die Blende geschlossen wird, desto schärfer erscheinen sowohl der
Vorder- wie Hintergrund des Motivs.

Eigentlich ganz einfach … :cool:

.
 
3 Kommentare
norei
norei kommentierte
" ... Die Zeit- und Blendenstufen sind dabei gegenläufig:
1/100 s / f 2,8 entspricht 1/50 / f5,6 … "

Sorry, aber: ersetze im obigen Ausdruck f5,6 durch f4, dann stimmt es (Halbierung der Belichtungszeit => Verdoppelung des Blendenwertes)
 
Wuxi
Wuxi kommentierte
K
kamslom kommentierte
Hi Sven, das hilft mir schon einmal enorm weiter, vielen Dank :)
 
Hallo kamslom.

herzlich willkommen bei uns!
Lass Dir gesagt sein: es gibt keine blöden Fragen, es gibt nur blöde Antworten. Ich bin Dir dankbar, dass Du dieses Thema aktuell mal aufgreifst. Aus den Antworten könnten wir dann endlich einmal eine FAQ entwickeln, die wir hier in der Community anpinnen und zur Verfügung stellen können.
 
Kommentar
Je größer die Blende, desto mehr Licht fällt hindurch und desto heller das Bild. Das macht Sinn, soweit so gut. Ein weiterer Effekt einer weit geöffneten Blende ist, dass die Schärfentiefe abnimmt, also der Hintergrund des Bildes an Schärfe verliert. Das ist, was ich nicht verstehe. Nach meiner Logik würde doch eine weite Öffnung der Blende vielmehr dazu führen, dass mehr Licht (und insbesondere auch mehr Licht aus dem Hintergrund des Bildes) auf den Sensor fällt und deshalb auch der Hintergrund scharf gestellt werden müsste.

Schau mal die verlinkte Wikipedia-Graphik an.
1) Ein Objektiv bildet nur die Elemente (Punkte) perfekt scharf in der Bildebene ab, die genau in der Schärfeebene* liegen.
2) Alle Punkte** ausserhalb dieser Ebene (die also näher oder ferner liegen) werden als Fläche (Zerstreuungskreis) abgebildet.
3) Man sieht an dem Bild eigentlich gut dass die Größe des Zerstreuungskreises von der Blendenöffnung beinflusst wird, bzw. durch die Blendenöffnung begrenzt wird
4) Wenn der Zerstreuungskreis noch klein ist (kleiner als die Photosensoren z.B.) dann sieht das trotzdem noch perfekt scharf aus (Punkt "C")
5) Wenn der Zerstreuungskreis größer wird entsteht zunehmend ein unscharfes Bild (Punkt "A")


*P.S.: Die Schärfeebene stellt man mit der Fokussierung der Objektivs ein. Wenn das auf unendlich eingestellt wird dann gibt es natürlich kein "zu fern" mehr. Dann kann nur noch der Vordergrund unscharf sein.

**P.S.: Was hier für Punkte gezeigt wird gilt natürlich für alle Bildelemente, eine Fläche ist auch nur eine "Ansammlung" von Bildpunkten aus der dann eine Ansammlung von Zerstreuungskreisen wird die dann eben eine unscharfe Fläche zeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
1 Kommentar
K
kamslom kommentierte
Hi Frank, danke, dass du mir die Grafik erklärst. So langsam glaube ich ein Verständnis für das Zusammenwirken zu bekommen. Aber, wenn ich die Blende größer mache (die roten Linien in der Grafik werden geöffnet bzw. "nach oben" geschoben) kann das Licht weiter auf die Filmebene fallen. Das würde doch bedeuten, dass etwa der Punkt A´ sich weiter hinten und somit auf der Fillmebene (dh. scharf!) befinden würde. Es ist aber doch eigentlich umgekehrt: bei weit geöffneter Blende wird der Vordergrund scharf, der Hintergrund unscharf dargestellt. Der Punkt A ist aber doch weit im Hintergrund! Wo liegt jetzt mein Denkfehler?

Vielen Dank aber schon einmal für die Mühen!
 
Nach meiner ersten Antwort mit dem Link oben gestern Abend, hatte ich bemerkt, dass meistens nur die Tatsache erklärt und in Bildern gezeigt wird, dass die Tiefenschärfe bei kleinerer Blende größer wird. Warum das so ist, wird eigentlich nicht oder nur sehr technisch erklärt. Ich könnte es adhoc mit eigenen Worten auch nicht verständlich erklären, obwohl ich glaube zu wissen, warum es so ist.

Übrigens eine Erkenntnis, wann man am besten etwas lernt, ist dann, wenn man es jemand anderem erklärt. Dann lernt man es nämlich selbst obwohl vielleicht der Gegenüber es (noch) nicht verstanden hat.

Ich versuche im Laufe des Tages mal ein Erklärung aufzuschreiben, mit der ich es selbst verstehen würde. Vielleicht finde ich auch in einem meiner Fotobücher noch eine gute Erklärung.

Auf jeden Fall eine sehr gute Frage, die Du gestellt hast.
 
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K
kamslom kommentierte
Lieber Volker, vielen Dank für deine Mühen. :)
 
Eine andere Frage die ich mir auch Stelle:Warum führt die Öffnung/Schließung der Blende eigentlich nicht dazu, dass sich der Bildausschnitt vergrößert/verkleinert?
Ich hoffe auch diese Frage kann das obige Bild gut erklären.
Jeder Punkt in der Welt sendet reflektiertes Sonnenlicht in alle Richtungen aus. Die Blende lässt einen Teil davon auf die Linse fallen.
Der gelbe Kegel im Bild ist also nicht ein Lichtstrahl sondern ein Bündel von ganz vielen Lichtstrahlen.
Die Linse bündelt alle diese Lichtstrahlen wieder und bildet daraus wieder das Abbild des Punktes seitenverkehrt auf der Filmebene ab.

Die Blende würde man nur ausschnittsbegrenzend sehen wenn sie weiter vor der Linse wäre, sie ist aber in Wahrheit ganz nah an der Linse, bzw. in der Linse (weil ein echtes Objektiv hat ja ein paar mehr Linsen).
 
1 Kommentar
K
kamslom kommentierte
Das verstehe ich leider nicht ganz. Wie Du selbst sagst begrenzt doch die Blinde den Einfall von Lichtstrahlen. Kann weniger Licht durch die Blende und durch die Linse kann der Sensor auch weniger Licht (und damit Bildausschnitt) wahrnehmen (so zumindest meine Schlussfolgerung).
 
Oder ist es etwa so, dass bei kleinerer Blende die Lichtstrahlen "gebündelter" auf den Sensor fallen und sich daher auf den durch die Blende festgelegten Bereich konzentrieren, sodass das Bild nur an dieser Stelle scharf ist.
So ist es im Prinzip.

Hier ist mein Versuch einer verständlichen Erklärung. Wenn hier was nicht stimmt, bitte ich um Verbesserungen oder Ergänzungen. So - glaube ich - habe ich es verstanden und könnte es auch anderen erklären. Die Frage ist, ob das so korrekt ist. Die Erklärungen ist mit eigenen Abbildungen ergänzt.

Frage:
Warum ist die Tiefenschärfe größer, wenn man abblendet?
Antwort:
Ein Bildpunkt wird als „scharf“ empfunden, wenn sein Zerstreuungskreis eine bestimmte Größe nicht überschreitet. Für die Größe des Zerstreuungskreises wird die Abkürzung Z verwendet. Dieser Wert wird bestimmt vom Auflösungsvermögen unseres Auges beim Betrachten der Bilder und/oder vom Auflösungsvermögen eines Filmes/Sensors in der Kamera. Zwei Bildpunkte erkennen wir als „scharf“, - können sie also unterscheiden - wenn ihr Abstand nicht kleiner als 2 Winkelminuten ist. Auf 1 m Entfernung entspricht eine Winkelminute ca. 0,291 mm. Der Wert für die Größe des Zerstreuungskreises, den wir als scharf empfinden, hängt von der Diagonale des Sensors ab. Beim Kleinbildformat 24x30 ist Z = 0,03 mm, beim APS-C Digitalkamera-Sensor 0,018 mm.

Die Größe des Lichtkegelbodens – die Blende – bestimmt die Größe des Zerstreuungskreises.

Bei einer großen Blendenöffnung (entsprechend einem kleinen Blendenwert) hat der Lichtkegel einen großen Winkel und einen größeren Lichtkegelboden und dadurch einen größeren Zerstreungskreis.

Snag_2eec8f16.png

Bei einer kleinen Blende (entsprechend einem großen Blendenwert) hat der Lichtkegel einen kleinen Winkel und einen kleinen Lichtkegelboden und dadurch und einen kleineren Zerstreungskreis.

Nimmt man nun einen als scharf tolerierbaren Zerstreuungskreis eines Bildpunktes der außerhalb der Gegenstandsebene liegt und vergleicht diesen Bereich bei kleiner und großer Blende, ergibt sich der größere Bereich der Tiefenschärfe, wenn abgeblendet wird.

Snag_2ef07428.png


Richtig?
 
Zuletzt bearbeitet:
2 Kommentare
Martin F.
Martin F. kommentierte
Wo kommt denn der Begriff Lichtkegelboden her? Das habe ich ja noch nie gehört :unsure:
 
waldgott
waldgott kommentierte
Das Wort liest man hin und wieder in der Literatur. Ein Kegel (Abbildung hier) hat eine Grundfläche, die kann man auch Boden nennen. Die Lichtstrahlen ausgehend von einem Bildpunkt bilden einen Lichtkegel. Die Grundfläche ist dann eben der Lichtkegelboden.
 
Moin,

einem wissbegierigen Anfänger kann ich "Fotografie für Einsteiger" aus dem Rheinwerk Verlag empfehlen. Den Zwanziger wirst Du nie bereuen.
Ich habe letztes Jahr als Anfänger mit "Diana lernt fotografieren" meine ersten Schritte gemacht. Dazu gab es über die Nikon School noch das passende Video von Gunther Wegner. Für mich war das perfekt, sowohl methodisch, als auch didaktisch klasse gemacht. Und vor allem auch sehr kurzweilig zu lesen.
 
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Moin kamslom,
eine praktische Empfehlung: Wähle Dir gezielt ein Objekt und mache von ihm mit einem Objektiv diverse Aufnahmen, in dem Du die Variablen Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert bewußt heftig vergrößerst. Bspw:
ISO 100 Blende 2,8 - Die Zeit ergibt sich automatish
ISO 100 Blende 8 oder kleiner
ISO 400 Blende 2,8
Für Pflanzen im Freien:
ISO 100, 1/30 s - Die Blende ergibt sich automatisch
ISO 100, 1/250 s
etc. Du hast alle Optionen, das Zusammenspiel dieser drei Größen kennenzulernen.
Schau Dir diese Bilder vergleichend auf dem Monitor oder gar OLED-TV genau an. In diesem Sinne: Experimentiere. So habe ich zu Analogzeiten photographieren gelernt. Nur musste ich damals alles aufschreiben - heute hast Du die Exif-Daten. Ich hatte es nach 2 Filmen hinrieichend begriffen. Im Zweifelsfall experimentiere ich auch heute noch mit der Fragestellung: Was muss ich wie verändern, damit ich zu meinem gewünschten Ergebnis komme?
Gruß Emc2
 
1 Kommentar
K
kamslom kommentierte
Hi Emc2,
das habe ich gemacht und es hilft sich zu verdeutlichen, wie die drei Einstellungskomponenten bei der Belichtung miteinander zusammenwirken. Eine Erklärung konnte mir das aber leider noch nicht bringen. :) LG
 
Eine andere Frage die ich mir auch Stelle: Warum führt die Öffnung/Schließung der Blende eigentlich nicht dazu, dass sich der Bildausschnitt vergrößert/verkleinert?

Das, was Du "Bildausschnitt" nennst, ist die Abbildung (Verkleinerung oder Vergrößerung) des Bildes, das Du fotografierst.
Die Öffnung oder Schließung der Blende verändert lediglich den Lichtkegel eines Bildpunktes. Die Vergrößerung oder Verkleinerung ist abhängig von der Relation der Bildweite und der Gegenstandsweite. Es gilt die Gleichung:

Abbildungsmaßstab (A) ist Bildweite (b) geteilt durch Gegenstandweite (g). A=b:g

Die Bildweite ist die Entfernung zwischen dem Objektiv und der Film/Sensor-Ebene der Kamera. Die Gegenstandsweite ist die Entfernung zwischen dem Gegenstand, den man fotografiert und dem Objektiv. Beides verändert sich ja nicht durch die Veränderung der Blende.

Gleichermaßen gilt: Abbildungsmaßstab (A) ist Bildgröße (B) geteilt durch Gegenstandsgröße (G). A=B:G

Danach git auch b:g = B:G

Obiges gilt bei gleicher Brennweite. Die Wirkung der Brennweite wird in der Abbildungsgleichung oder Linsengleichung mit einbezogen. Sie lautet:

1:f = 1:g + 1:b

f ist der Wert der Brennweite.

Hier gibt es etwas mehr dazu:
 
1 Kommentar
K
kamslom kommentierte
Was ich nicht ganz verstehe ist: warum verändert die Blende nur den Lichtkegel eines Bildpunktes? Verändert sie nicht vielmehr die Anzahl der angezeigten/einfallenden Bildpunkte von denen Lichtkegel ausgehen können? Wenn ich zB kreisförmig meine Hand vor das Kameraobjektiv halte kann ich ja auch nur einen kreisrunden Bildausschnitt sehen; der Rest ist schwarz und wird von der Hand verdeckt. Sollte es nicht ähnlich sein mit der Blende (die ja direkt vor der Linse liegt)?

Lieben Dank vorab!
 
Wenn Du nach Lesestoff suchst zum Fotografieren lernen, ein Buchtipp:

Big Shots – Die Geheimnisse der weltbesten Fotografen.


Hier meine Rezension vom 7. August 2015:

5,0 von 5 Sternen Ein Buch, für das fünf Sterne nicht genug sind.

Das Buch kommt unscheinbar daher. Nur DIN A5 groß, dünn, schwarzer Umschlag mit silberner Prägeschrift. Ich habe es ausgepackt und deshalb erst mal nicht beachtet. Dann, als ich es in die Hand genommen hatte, habe ich es nicht mehr zur Seite gelegt, bis ich es zu Ende gelesen hatte.

Auf der Reise durch das Buch begegneten mir hervorragende Beispielfotos, eingängige Erklärungen, warum diese Fotos so gut sind und Hinweise, wie der Leser das auch so hinbekommen könnte. Am Ende des Kapitels dann immer die Aufforderung „Nun gehen Sie raus zum Üben“. Ich denke, wer das macht wird seine Fotos in vier Schritten schnell verbessern können.

Auf fast jeder Seite ist ein Merksatz, eine Empfehlung textlich hervorgehoben. Die Typografie im Buch ist hervorragend. Schriftwahl, Satzbild und Seitengestaltung tragen zur sehr guten Lesbarkeit bei.

Doch nun der Reihe nach: Die Einführung erklärt, dass jede Kamera nur eine Kiste mit einem Loch ist und dass es nicht so sehr auf deren technischen Finessen ankommt, sondern darauf, das wertvollste Instrument zu bedienen: die Augen.

Das gesagt steigt der Autor in das Kapitel Bildkomposition ein und zeigt in 10 Schritten, was ein gutes Bild ausmacht, jeweils an einem Beispielfoto. Nachdem er mit neun Bilder die Regeln erklärt hat, sagt er „Gute Fotos halten sich an Regeln, die großartige Fotos häufig brechen“. Wie wahr. Anderswo habe ich gelesen, man könne Regeln brechen, wenn man sie denn kennt. Das leistet das erste Kapitel hervorragend. Und leider kennen zu viele Fotografen die Regeln nicht gut genug.

Die folgenden vier Kapitel beschäftigen sich mit den Themen Belichtung, Licht, Objektive und dem Sehen.

Das Kapitel „Belichtung“ erklärt die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit und wie und wann man die Möglichkeit der Belichtungskorrekturen an der Kamera nutzen sollte. Sehr gut beschrieben ist der Nutzen der unterschiedlichen Kameraeinstellungen für die Belichtung. Für erfahrene Fotografen ist das eine gute Auffrischung oder auch eine Bestätigung, dass sie es schon immer gewusst haben. Einprägsam unterscheidet der Autor zwischen „The Good“ (P, S, A), „The Bad“ (Szene) und „The Ugly“ (Auto). Glücklicherweise verflucht er nicht den P-Modus, sondern empfiehlt ihn richtiger Weise den Anfängern, die dann allmählich in die anderen Modi hereinwachsen sollen. Wie das geht wird in den Folgeseiten gut verständlich erläutert.

Im Kapitel „Licht“ wird seine unterschiedliche Wirkung erklärt und wie man es für die Bildgestaltung einsetzt und damit umgeht. Hartes und weiches Licht wird unterschieden und wieder an Beispielfotos die Wirkung gezeigt. Farbe und die Bedeutung des Weißabgleichs ergänzen dieses Kapitel. Dann wird noch die Wirkung des eingebauten Blitzes kurz erklärt und wie man besondere Bilder durch Tageslichtblitzen, dem Aufhelllicht bekommt.

Gespannt war ich dann auf das Kapitel „Objektive“ und es hat mich nicht enttäuscht. Einprägsam wird die unterschiedliche Wirkung von Tele und Weitwinkel erläutert. „Objektive ändern grundlegend die Beziehung zum Motiv sowie die Art, Bilder aufzunehmen“, ist ein Merksatz.

Dem „Sehen“ widmet sich das letzte Kapitel. Hier wird nicht mehr über die Technik der Fotografie gesprochen, sondern darüber, was der Fotograf selbst tun muss, um ein gutes Foto zu machen: nämlich nicht nur hinschauen, sondern sehen. Der Satz, der in Erinnerung bleibt ist dieser: „ … und es ist besser den richtigen Moment mit den falschen Einstellungen festzuhalten, als umgekehrt.“

Fazit:

Ein Buch, für das fünf Sterne nicht genug sind. Hervorragend geeignet als Geschenk für angehende und erfahrene Fotografen, für Einsteiger und Experten. Und man kann sich damit auch selbst ein Geschenk machen. Jeder, der eine Kamera neu kauft, sollte dieses Buch dazu kaufen. Aber kleben sie einen Zettel drauf: „Bitte nicht übersehen!“
16 Personen fanden diese Informationen hilfreich
 
AnjaC
AnjaC kommentierte
Es IST gut :)
 
Wuxi
Wuxi kommentierte
Ich bin gespannt, Anja. Wegen Umzug habe ich drei Regale auf eines reduziert. Ich bin jetzt skrupellos was die Entsorgung von redundanten Informationen angeht.
 
  • Wow
Reaktionen: Kay
AnjaC
AnjaC kommentierte
Wie auch immer - in dem Format nimmt es nur äußerst wenig Platz in deinem Regal ein ;)
 
Gianni33
Gianni33 kommentierte

Danke, Wuxi, für die Anregung, in meinem Bücherregal mal wieder auszumisten.
Dort haben sich schon viel zu viele Fotografie-Ratgeber angesammelt, in die ich schon lange nicht mehr hineinschaue.
Letztlich kommt es doch darauf an, den eigenen Blick zu entwickeln, was dann die meisten dieser Ratgeber überflüssig macht.
 
K
kamslom kommentierte
Danke für den ausführlichen Buchtipp, wird zu Weihnachten in Betracht gezogen!
 
@kamslom
Sind Deine Fragen zu Deiner Zufriedenheit beantwortet?
 
5 Kommentare
Wölkchen
Wölkchen kommentierte
........das hätte ich auch gerne gewusst.
 
Stefan M.
Stefan M. kommentierte
Berechtigte Frage... - da haben sich einige Menschen richtig Mühe gegeben, und der Fragesteller ist seit dem ersten Aufschlag am Montag um 23:39 nicht wieder zugegen gewesen.
 
Wuxi
Wuxi kommentierte
Ja, das ist dann doch etwas unbefriedigend.

Andererseits wenn er JETZT zurückkommt haut Ihn die Informationsflut hintenüber.
 
K
kamslom kommentierte
Ich denke schon! Ich probiere mir während ich ein paar "Trainigsfotos" schieße die theoretischen Grundsätze und die physische Funktionsweise, die ihr mir erklärt habt zu vergegenwärtigen. Sollten Widersprüche auftreten melde ich mich nochmal (wenn nicht schon geschehen) ;) Aber bis jetzt habe ich ein schlüssiges Bild bekommen. Vielen Dank an all die netten und ausführlichen Antwortsteller!! Ganz toll!

Im Übrigen entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst melde. Ich bin beruflich manchmal durch diverse Projekte komplett einbezogen, dass ich kaum Zeit habe mich der Fotographie zu widmen. Ich habe mir aber jetzt Zeit genommen Eure antworten zu lesen und mich sehr gefreut. Ich fühle mich sehr viel schlauer. Liebe Grüße und vielen Dank nochmal :))
 
berndiet
berndiet kommentierte
Entweder Photographie oder Fotografie ;)
 
Hallo Guten Morgen @kamslom
Du denkst vielleicht zu kompliziert eigentlich ist die Wahrheit einfacher.
Hi Frank, danke, dass du mir die Grafik erklärst. So langsam glaube ich ein Verständnis für das Zusammenwirken zu bekommen. Aber, wenn ich die Blende größer mache (die roten Linien in der Grafik werden geöffnet bzw. "nach oben" geschoben) kann das Licht weiter auf die Filmebene fallen. Das würde doch bedeuten, dass etwa der Punkt A´ sich weiter hinten und somit auf der Fillmebene (dh. scharf!) befinden würde. Es ist aber doch eigentlich umgekehrt: bei weit geöffneter Blende wird der Vordergrund scharf, der Hintergrund unscharf dargestellt. Der Punkt A ist aber doch weit im Hintergrund! Wo liegt jetzt mein Denkfehler?

Vielen Dank aber schon einmal für die Mühen!

Wir machen jetzt einmal Optik wie in der ersten Physikstunde.
Was ist eine ideale Sammellinse?

1638864388764.png

Eine Sammelinse (lila) bildet einen Lichtpunkt in der Motivebene (linke blaue Linie) in der Bildebene (rechte blaue Linie) scharf ab.
Das heisst dass jeder einzelne von unendlich vielen Lichtstrahlen (hier nur 3 in grün) den der Motivpunkt links aussendet unde der durch die Linse geht in dem Bildpunkt rechts landet.
Und wenn die Motivebene unendlich weit entfernt wäre (also viel weiter links als hier gezeichnet) dann ist der Abstand f die Brennweite der Linse.

Das ist die Definition einer idealen Linse. Das kannst Du mal mit einer Lupe einem Blatt Papier und der Sonne ausprobieren. Wenn die Sonne ein ganz kleiner scharfer Punkt auf dem Papier ist dann ist der Abstand Lupe-Papier=f=die Brennweite der Lupe. Gehst Du weiter weg oder näher ran dann wird das Bild der Sonne grösser und unscharf.

Die Blende (nicht eingezeichnet) ändert daran nichts. Sie nimmt nur Lichtstrahlen am Rand der Linse weg.

Und nur wenn der Abstand der Motivebene (links) sich ändert, aber der Abstand der Bildebene (rechts) nicht dann wandern die Bildpunkte aus der Bildebene heraus und die Zerstreuungskreise entstehen. (Das sieht man dann wieder besser in dem oben verlinkten Bild.)
 
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