Ganz weit über uns ...

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

Stefan L.

NF-F Premium Mitglied
Premium
Registriert
Hallo zusammen,

da die Mondfotos hier im Forum schon öfter als zu langweilig deklassiert wurden, möchte ich Euch in diesem Thread ein paar Kilomterchen weiter weg entführen. Anfangen möchte ich mit dem großen Orion-Nebel, auch Messier 42 und 43 genannt.

Es handelt sich hierbei um ein Sternenstehungsgebiet ca. 1350 LJ von der Erde entfernt. Die vielen jungen Sterne regen das umgebende Gas zum Strahlen an, sodaß man selbst mit dem bloßen Auge etwas davon sehen kann. Er ist leicht im Schwert des Orion unterhalb der Gürtelsterne zu finden.

picture.php


Im oberen Bilddteil kann man noch angedeutet NGC 1977 den Running Man erkennen, der Name rührt daher, da man mit viel Fantasie ein Strichmännchen in den Reflektionswolken erkennen kann. In Realitas sind dies einfach das Gegenteil von Reflektionswolken, nämlich sog. Dunkelwolken.
 
Anzeigen
Klasse, gefällt mir super!

Mit welcher "Brennweite" (wenn man das so ausdrücken kann) wurde die Bilder gemacht, bzw. welchen Vergrößerungsfaktor sehen wir hier?

Ich wollte auch schon mal (zu Analgogzeiten) ist diese Materie einsteigen.

Gruß
Klaus
 
Kommentar
Hallo Stefan,

wow, nicht schlecht. Meine Frage war auch gleich mit welcher technischen Ausstattung die Bilder entstanden sind. :) :up::up:
 
Kommentar
Da da ja bei den Reportagen ist, geh ich mal von aus, dass da noch viele Bilder kommen :)

Da freu ich mich drauf und zum runden Abschluß, nach dem Genießen der Bilder, würde ich mir noch ein Making Of wünschen. :up:

Grüße,

Jochen
 
Kommentar
Hallo Stefan !

Diese Art Aufnahmen fazinieren mich immer wieder.

Ein sehr gelungenes Bild ! :up:

Wie andere würde mich auch die "Ausrüstung" mit der dieses Bild entstanden ist interessieren.

Gruß Andreas
 
Kommentar
Kompliment, Stefan! Das sieht sehr gut aus. :up: Bin sehr gespannt auf deine Ausführungen zum "Making of..." .
 
Kommentar
Hallo Freunde der Nacht,

bevor es mit Bildern weitergeht kommt erstmal etwas Theorie. Die Astronomie ist zwar die älteste aller Wissenschaften, ich bemühe mich aber mich kurz zu fassen.

Wichtig zur Einordnung der Aufnahmen sind die Entfernungen. Am bekanntesten dürfte noch der Abstand Erde-Mond mit durchschnittlich 385.ooo km sein. Zur Sonne sind es dann schon 150 Mio. km. Der Mensch in seiner maßlosen Selbstüberschätzung hielt dieses Maß lange für das entscheidende im All und nannte diese Länge: Astronomische Einheit (AE).

Inzwischen sind wir aber etwas weiter und wir wissen, das der Abstand Erde-Sonne in kosmischen Bezügen eher lächerlich ist, sodaß die astronomische Einheit als Hauptbezug eher ungeeignet erschien. Nun kommt das Allerschnellste, was wir kennen ins Spiel: Das Licht.

Wenn man sich noch an die Schule zurückerinnert legt das Licht in einer Sekunde 300.ooo km zurück. Führen wir also als neues Streckenmaß die Lichtsekunde = 300.ooo km ein. Da wir ja auf astronomische Größen kommen wollten bringt uns die Lichtsekunde auch nicht weiter und wir erweitern besser auf das Lichtjahr, also die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Wir kommen dann auf 9,5 Billiarden (9,5 x 10hoch15) km. :eek:

Das Lichtjahr ist also kein Zeit- sondern ein Entfernungsmaß. Trotzdem spielt die Zeit auch eine große Rolle dabei. Die Lichtphotonen, die mein Sensor für das obige Bild eingefangen hat machte sich ungefähr 650 n. Chr. auf die Reise. "Wir" wurden damals vom Frankenkönig Chlodwig II, regiert und unsere Norddeutschen nannten sich damals noch Sachsen.

Nochmal zurück zur Sonne und ihrer "unvorstellbaren" Entfernung, die in Wirklichkeit mit 8 Lichtminuten äußerst gering ist.

Der Orionnebel hat einen Durchmesser von ca. 30LJ, d. h. wenn sich ein Teilchen vom einen Ende mit einem vom anderen Ende per Taschenlampen-Morse-Zeichen verabreden wollen, dann wird das eine lange Konversation, denn das eine Teilchen muß jeweils 30 Jahre auf die Antwort des anderen warten. Für uns ewig, für das Kosmos lächerlich wenig.

Die Kosmologen und Astrophysiker sind übrigens inzwischen in der Lage Ereignisse in ein paar Milliarden Lichtjahren Entfernung zu "sehen" d. h. ganz weit in der Geschichte zurückzublicken. Da mir allerdings weder das Hubble Weltraum-Teleskop, noch das VLT mit seinen 8,2m Spiegeln zur Verfügung steht werde ich Euch mit diesen Themen verschonen ;)

So das wars vorläufig mal mit der Theorie, bald gehts weiter mit Bilderchens. :hehe:
 
Kommentar
Saubere Einführung Stefan - ist ja fast wie bei Lesch. Jedenfalls total spannend. Freue mich auf die weiteren Bilder! :up:

Gruß
Armin
 
Kommentar
Echt Klasse Bild !!:up:

Deine Astronomische Lehrstunde hast Du auch schön geschrieben, allerdings ist dir ein kleiner Rechenfehler unterlaufen:

...denn das eine Teilchen muß jeweils 30 Jahre auf die Antwort des anderen warten....


Leidernur die halbe Wahrheit. Die Frage braucht 30 Jahre zum Empfänger, aber die Antwort auch 30 Jahre zurück. Deshalb muß dein "Teilchen" 60 Jahre warten.

Sorry für`s Klugscheißen :fahne:

Gruß,
Peter
 
Kommentar
Auweia, höher Mathematik war noch nie meine Stärke :fahne:

Nein Ekke, der Masutov ist für solche Spielchen etwas zu lichtschwach.
 
Kommentar
So nun mal eines, bei dem man auch schon ein paar der Probleme in der Astrofotografie erkennen kann.

picture.php


Wir sehen die Plejaden, das sogenannte Siebengestirn, da man 7 der Sterne mit blossem Auge sehen kann. Es ist ein relativ junger (ca. 100 Mio. Jahre) offener Sternhaufen mit Reflexionsnebelfeldern in ungefähr 400LJ Entfernung, katalogisiert als M45.

Was man zusätzlich noch erkennen kann:

Einen heftigen Schmutzfleck (Mitte unten). Durch die offene Bauweise der Spiegelteleskope kommt gern mal etwas auf die Linse, die sich direkt vor der Kamera befindet, wenn man Pech hat auch ein größerer Brocken wie hier. Mit dem Stempel zu arbeiten ist dann sehr schwierig, da man damit fast immer feinste Nebelstrukturen zerstört, oder Stern "auslöscht"

Der grünliche Bereich in der Mitte kommt von einer recht heftigen Vignettierung, den die D700 am Teleskop zeigt. Da man in der Astrofotografie recht heftig mit den Gradations- und Tonwertkurven arbeitet werden solche Abbildungsfehler natürlich gnadenlos verstärkt. Auch hier würde eine vollständige Entfernung der Vignette zu großem Detailverlust führen.

Da ich noch recht weit am Anfang der Astrofotografie stehe will ich Euch die Probleme natürlich nicht vorenthalten. ;)
 
Kommentar
Super Erklärungen :up: und super Bilder dazu :up:. Einfach nur Top. Da könnte ich den ganzen Tag mitlesen :rolleyes:.

Ich stelle mir gerade vor, wie es denn sein muss, wenn man auf einen Stern direkt neben einem solchen Schauspiel wie auf dem ersten Bild sichtbar, wohnen würde. Vermutlich wäre der Nachthimmel ständig kunterbunt erleuchtet. Die Mittsommernacht in unseren nördlichen Gefilden wäre dagegen vermutlich Kindergarten :hehe:.

Gruß
Klaus
 
Kommentar
....eine mir völlig fremde Welt bis anhin....danke für die Einführung und die Bilder.....:up:
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten