Rezension fotoPRO / Ausgabe Sommer 2015
PROtokoll
Zunächst mal vielen Dank [MENTION=74053]AnjaC[/MENTION] für die Möglichkeit, kostenlos in der ersten Ausgabe blättern zu dürfen. Gerne versuche ich, das neue Blatt aus meiner Sicht zu bewerten. Damit Ihr gleich wisst was Euch erwartet hier kurz die Qualifikation des Rezensenten:
1. Ich bin kein Profi im Sinne von
Ken. Gemäß dieser Definition bin ich nicht mal Amateur. Ich verdiene keinen Cent mit meinen Bildern (abgesehen von kleinen Gefälligkeiten unter Freunden). Mein Können ist an guten Tagen allenfalls Durchschnitt. Ich will auch kein PRO werden.
2. Ich bin kein professioneller oder objektiver Rezensent. Was ihr hier kriegt ist äußerst subjektiv und unausgewogen.
3. Ich knipse gerne. Ich könnte ständig Kameras kaufen. Ich bin ein Zeitschriften-Junkie.
Wer trotzdem weiterlesen möchte ist herzlich willkommen. Es geht los.
Hoppla eine Neue! - Wer wie ich keinen Besuch im Supermarkt absolvieren kann, ohne die Einkaufskarre kurz vor der Zielflagge noch am Zeitschriftenregal vorbeizusteuern und auch in der Tanke immer den Umweg durch den Blätterwald zum Tresen macht, dem fällt einfach auf wenn sich eine neue im Regal räkelt und auch wenn man keine Kaufabsichten hat schaut man ihr doch zumindest mal tief ins Dekollete, um zu sehen ob es sich lohnen würde. Jetzt gibt es also wieder eine. Und sie tut auch noch so als wäre sie `ne Professionelle…
Schauen wir mal, was sie zu bieten hat.
Aufmachung, Haptik
DIe Zeitschrift kommt im gängigen A4-Format daher, ist 132 Seiten stark, blättert sich und fasst sich an wie ihre direkten Wettbwerber aus der Hochglanzecke. Glatt, bunt und laut typographiert mischt sich das Cover mühelos unter die bereits bestehenden Titel. Eine PhotoKlassik liegt in Haptik und Aufmachung Welten darüber, bedient jedoch eine völlig andere Klientel und ist hier nicht der Maßstab. Mit 9,95 Euro liegt das Blatt auf Augenhöhe z.B. mit der c´t-Fotografie, die allerdings regelmäßig noch eine DVD mitbringt.
Das Layout der Titelseite wirkt bemüht. Eine nakte Engelsbraut als Hingucker, drum herum Teasertexte in zu vielen unterschiedlichen Fonts dazu Störer an der Ober- und Unterkante wie überall üblich. Der Hinweis auf die Ausgabe „Sommer 2015“ lässt offen welche Erscheinungsperiode der Herausgeber im Auge hat. Die auf dem Titel angeführten Inhalte unterscheiden sich von denen anderer Zeitschriften dadurch, dass sie rundweg kommerzielle Themen im Zusammenhang mit Photographie anführen: Profit mit Naturfotos, mehr Erfolg, Einstieg als Fotoassistent, Pro-Academy. Selbst der angekündigte Hardware-Test lichtstarker Festbrennweiten ist hier mit einem existenziellen „clever investieren“ untertitelt - bei anderen würde hier vermutlich „besser als ihre Zoom-Kollegen?“ stehen. Die Rückseite gehört der Werbung für ein Ultra-Weitwinkelzoom eines markenübergreifenden Anbieters. Auf das Bedrucken des Rückens wurde verzichtet - man rechnet wohl nicht damit, dass jemand die Ausgaben ins Regal stellt.
Fazit: Haptik ohne Überraschungen, kein Alleinstellungsmerkmal. Aufmachung im Spagat zwischen Männermagazin (Foto, Typographie) und seriösem Ratgeber (Pro-Themen). Hätte ich sie nach Haptik und Cover gekauft? - Klares „Nein“.
2. Lesbarkeit, Layout
Beim schnellen Durchblättern fällt auf, dass die einzigen Konstanten beim Layout die Kopf- und Fußzeilen sind. Dazwischen herrscht das Chaos. Als ginge es darum allen Fonts, die der Rechner drauf hat, eine Chance zu geben tummeln sich auf jeder neuen Seite neue Lettern. Auf den News-Seiten 8-10 kämpft jeder einzelne Artikel um sein individuelles Layout. Das ist sicher gewollt und soll irgendetwas leisten - allein es erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil. Es fällt mir auf, stört mich, läßt mich weiterblättern. An dieser Stelle nochmal ganz deutlich: das ist meine kleine Meinung - ander mögen das toll finden oder lese-didaktisch up-to-date.
Zu den Texten gesellen sich die Bilder. Auch hier gibt es alles - von der freigestellten Produktabbildung bis zum doppelseitigen Hintergrundfoto. Das ist ok und dem jeweiligen Thema angemessen. Die Fotos sind durchweg technisch einwandfrei gedruckt. Seltsame Kleinigkeit am Rande: bei den Artikeln „Mehr Erfolg als Fotograf“ und „Start-Up Fotografie“ halten die sympathischen Titelhelden Kameras in den Händen, deren Markenemblem wegretuschiert wurde. Für einen (werdenden) PRO, der das lesen soll, ist das ein Witz. Die Kameramarke ist a.) dennoch deutlich zu erkennen und b.) in diesem Zusammenhang völlig uninteressant. Schließlich wissen angehende PROs aus den jeweiligen Online-Foren ganz genau, welche Marken und welche Bodies allein seeligmachend PRO-tauglich sind
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Fazit: Die Lesbarkeit wird für mich durch die vielen Fonts zur Qual, Layout und Fotos sind state-of-the-art. Hätte ich mir die Ausgabe aus diesen Gründen gekauft? - Leider wieder „Nein“.
3. Inhalt, Schreibstil
Jetzt mal die Butter auf die Fische…. was taugen die Stories? Ich habe vor, das Ding von vorne bis hinten durchzulesen und meinen persönlichen Freizeit-Knipser-Nutzen daraus zu bewerten. Was ein PRO dazu sagen würde muss daher von einem der anderen Rezensenten kommen.
Seite 3 - Editorial
Die Nude Bride nochmal incl. Fußnote wer der glückliche Fotograf davon ist. Dessen Webadresse ist vermerkt und ein Besuch dort (leider ohne schnellen QR-code) hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Orginaltext dort: „ich bin ONDRO. ich liebe sushi,rolex und sex.“ (copy/paste - die Leerstelle vor der Rolex fehlt tatsächlich). Der Typ sammelt bei mir mit seinen Texten keinen einzigen Sympathiepunkt - aber seine Bilder sind richtig geil.
Rechts daneben das unvermeidliche Redakteursgelaber. Dort wird die Zielgruppe nochmal deutlich festgelegt: für Autodidakten, Studenten, Selfmade-Unternehmer, Vollprofis - und für mich! Denn sie ist auch für Leute, die sich „herausheben wollen aus der Masse der Knipser“ und das möchte ich schon. Unter dem Text die Konterfeis der ….ja…. der „Fotoexperten, Blattmacher, Journalisten“. Bei „Blattmacher“ wird mir schlecht.
Seiten 4-5 - Inhalt
Die Rubriken sind Portfolio, Akademie, Business, Workflow, Video, Test & Technik, die Doppelseite ist stimmig im Layout und weckt Vorfreude. Zum ersten Mal denke ich „könnte was werden!“
Seiten 6-7 - Bestseller
Tolles Foto der Nanpu Bridge in Shanghai über die gesamte Doppelseite. Links eine Textspalte über erfolgreiche Galerie-Verkäufer. Die Überschrift verspricht Infos darüber, wie die genannten PROs es geschafft haben, ihre Bilder zu verkaufen. Die Antwort gibt der Text im letzten Abschnitt: „Such dir ein interessantes Thema, steh früh auf und bleib dran!“ - Alles easy….
Seiten 8-9 - News
Das Schlachtfeld der Headlines. Es beginnt links mit einer Redaktionskolumne zum Thema „Erfolgreich mit Fotografie?“. Dort lernen wir, dass man mit Fotografie auch heute noch erfolgreich, wohlhabend und sogar reich werden kann - juchuh! Wir lernen auch: teure Kameras sind keine Garantie für gute Aufnahmen, gute Fotos kann heute jeder machen und eine eigene Website ist noch keine Erfolgsgarantie. Und was jetzt? Der Rat am Schluss faselt von Mut und eigenem Weg und auf Stärken konzentrieren und von anderen lernen. - Alles sicher völlig neu für die PROs.
Weitere Themen dieser Seite:
- die Sony Alpha 7RII ist was für Professionals (kein webiste-link für weitere Infos)
- Alexander Heinrichs ist ein hervorragender Workshop-Coach (kein weiterführender link)
- In Frankreich finden zwei tolle Fotofestivals statt (kein link)
- Beim World Photography Award 2016 können PROs noch mitmachen (mit website-link!)
- Lomography bringt ein Petzval-Objektiv heraus (mit website-link)
- Ganz rechts dann wieder eine ganze Spalte mit kleineren Meldungen in schönem Layout und immer vollständig mit weiterführendem Link. Die Meldungen wechseln inhaltlich zwischen Technik-Infos und Wettbewerben/Seminaren hin und her.
Seite 10 - News
Weitere Technikmeldungen zu Kameras, Objektiven und Beichtungsmessern. Hier werden wohl Pressemeldungen der jeweiligen Unternehmen abgedruckt, was übliche Praxis aller technisch orientierten Zeitschriften sein dürfte.
Seite 12 - News
Diese Seite bringt den Dampfer wieder ordentlich ins Schlingern. Hat man sich gerade an interessante Kurzberichte gewöhnt, verbraten die „Blattmacher“ hier tatsächlich eine ganze Seite mit Zahlenspielen zum Thema „Wieviele Profifotografen gibt es in Deutschland?“ Am Ende landen sie bei „etwa 17.000“. Dabei wissen wir ja die wahre Antwort auf die Frage lautet 42.
Seiten 13-14 - News
Nochmal eineinhalb Seiten Produktinfos aus den Unternehmen und eine halbe Seite für Herrn Michael Omori Richter, PRO-Fotograf und Seminaranbieter, von dem wir lernen was für erfolgreiche Arbeit wichtig ist: erstklassige Fotos, Persönlichkeit, thematische Positionierung, Kundenverständnis und ein großes Netzwerk, um Bekanntheitsgrad zu bekommen. Allerhand.
Seiten 16-17 - immer noch News
Interview mit Herrn Amos Struck über die Welt der Bildagenturen und aktuelle Bildertrends im Bereich Stock-Fotografie. Mich interessiert das Thema, Texte und Bilder ergänzen sich gut, die Infos sind neu für mich und ich nehme sie gerne auf. Aber ich bin ja auch kein PRO…..
Seiten 18-25 - Portfolio ONDRO
Der Schöpfer der nakten Bräute packt aus: „Was macht einen Hochzeitsfotografen erfolgreich?“
Zu den Fotos: alle sehr kreativ, sehr aufwändig, sehr inszeniert. Kein einziges gefält mir. Geschmacksache, sicher. Zu keinem Foto gibt es technische Details, nur Gelaber von „unwiederbringlichen Momenten“ - ganz ehrlich: wenn ich dort Bräutigam wäre würde ich nicht wollen, dass dieser Moment sich wiederholt.
Der Text: Man erwartet hier zumindest die Antwort auf die Eingangsfrage. Die kommt dann auch. Wer sich durch die Rolex-Passage bis Seite 24 durchgekämpft und das beim Lesen Erbrochene sorgfältig weggewischt hat kriegt die Essenz ins Hirn gehämmert. Originalton ONDRO: „Ich lasse mich einfach von der Situation vor Ort inspirieren.“ Hammerhart.
„Vielleicht ist es auch einfach sein Künstler-Gen“ mutmaßt der servile Fragensteller daraufhin keck und schreibt tatsächlich, dass der Meister sich selbst beigebracht hat, wie Belichtung und Schärfe funktionieren. Es folgen weitere Auslassungen über Equipment (wir erinnern uns: teure Kameras sind keine Garantie….) und Arbeitsweise des Fotografen, die im Schlusssatz darin kulminieren, dass ONDRO das Leben liebt.
Wie gesagt: der Junge hat Spitzenbilder auf seiner Website - aber hier hat man ihn verarscht.
Seiten 26-32 - Portfolio STEFAN HEFELE
Geldverdienen mit Naturaufnahmen? - Wie geht das denn? Die Fotos: wirklich schöne Landschaften, leider wieder ohne technische Details. Auch hier ein Blick auf die Website und wieder großes Staunen über Spitzenbilder aus Natur / Architektur und Produktfotografie. Der Junge kann was, keine Frage. Anders als beim Nude Rolex Shooter ist es in dieser Reportage viel besser gelungen, wichtige Punkte zur Naturfotografie herauszuarbeiten. Nicht dass man das alles nicht schon wissen konnte aber es ist doch wichtig, immer wieder darüber zu lesen, dass morgens und abends das beste Licht herrscht, dass ein eigener Bildstil für die Eigenmarke wichtig ist, dass man an Jahreszeiten denken sollte, dass Geduld und Hartnäckigkeit in der Naturfotografie unentbehrlich sind. Mir hat´s gefallen. Aber ich bin ja auch kein PRO….
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Seiten 34-39 - Akademie Todd Antony
In dieser Story geht es um Farben, sprich Beleuchtung und Weißabgleich. Todd Antony ist ein Profi im Bereich Werbefotografie und er erzählt uns über den Alltag und die Zusammen arbeit mit Art-Directors und Business-Kunden. Wir bekommen drei seiner Arbeiten gezeigt und jeweils darunter sehr ausführlich das Making-Of erklärt. Beleuchtung, Anordnung der Komponenten, eingesetzte Technik - alles wird verständlich visualisiert. Am Ende gibt es noch kurze Infos zu einigen der eingesetzten technischen Gerätschaften und einen Kasten mit Basiswissen über Farbtemperaturen. Artikel und Aufmachung sind ansprechend und man bekommt einen Eindruck wieviel Aufwand in manchen Fotos steckt. Gelungen!
Seiten 40-46 - Akademie Gregory Heisler
Profifotograf Gregory Heisler lüftet das Geheimnis seiner Portrait-Kunst. Die gezeigten vier Fotos sind absolut cool, keine Frage. Ein ausführlicher Text zu jedem Bild gibt interessante Erklärungen dazu. Eine starke Story, die ich mit Gewinn gelesen habe und bei der ich überlege, den angegebenen Bildband von Herrn Heisler „50 Portraits“ zu kaufen.
Seiten 48-50 - Akademie Gestaltung
Mit „Bildaufbau & Wahrnehmung“ ist dieser Artikel überschrieben und entführt den Leser in antike Gestaltungsempfehlungen a la Goldener Schnitt und Diagonalaufbau. Ich lese relativ emotionslos darüber hinweg. Bringt mir nichts Neues, ist aber auch kein Aufreger. Der weiße Hai als Aufmacher ist sehr schön inszeniert und endlich räkelt sich auch mal wieder die Nude Bride zwischen diagonalen Schatten.
Seite 51 - Akademie Kolumne
Feiere die Einfachheit! - Wie könnte eine Rubrik, die sich anspruchsvoll „Akademie“ nennt besser bendet werden als mit einer Kolumne zur Einfachheit. „Geht´s raus und macht´s Fotos“, würde Franz Beckenbauer sagen und vergesst die verschiedenen Messmethoden und Belichtungsmesser und Blitzeinstellungen. Draufhalten, abdrücken, nachschauen ob die Aufnahme passt und wenn nicht eben heller oder dunkler einstellen und nochmal drauf. Entweder der Autor Martin Krolop („einer der erfolgreichsten Fotoblogger Deutschlands“) lichtet immer nur in sich ruhende Objekte ab oder ich hab ihn komplett missverstanden. Die Kolumne gefällt mir nicht. Aber ich bin auch kein PRO
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Seiten 52-53 - Manfrotto
Beinahe wäre ich der Seite auf den Leim gegangen. Eine doppelseitige Anzeige, aufgemacht wie eine Redaktionsseite. Clever gemacht Manfrotto!
Seiten 54-57 - Business KnowHow
Tipps für PROs. Hier geht es um…
- das Erzählen von Geschichten mit dem eigenen Portfolio statt dumpfem Bildermachen
- die erfolgreiche Bewerbung bei Wettbewerben als Sprungbrett für die Karriere
- den Tipp eines Rechtsanwaltes wie man sich vor Bilderklau schützen kann (nämlich gar nicht)
- die Ansprache der richtigen Zielgruppe beim Verkauf der Bilder
Alle Artikel von Spezialisten geschrieben und mit Webadressen zu den jeweiligen Seiten der Autoren. Alle bieten natürlich weiterführende Beratungen an. An sich nicht schlecht gemacht, jedoch dem Anspruch des Eingangstitels „Mehr Erfolg…“ werden sie nicht gerecht.
Seiten 58-65 - Business Start-Up Fotografie
Der Traum, vom Fotografieren leben zu können. Im ersten Artikel werden dazu erfolgreiche Fotografen nach ihrem Werdegang befragt. Zitate daraus:
- J. Konrad Schmidt: „ich kann mit allem leben nur nicht mit einem Nein.“
- Peer Brecht empfiehlt die KEBAB-Methode: Können, Ellbogen, Beziehungen, Ausdauer, Bildschirm - es wird nicht erklärt wofür „Bildschirm“ steht, ich nehme an für die Nachbearbeitung
Im folgenden kommen dann die Fotografen ausführlicher zu Wort was durchaus lesenswert ist. Letztendlich bleiben die alten Weisheiten am Ende übrig: fokussieren, konzentrieren, dranbleiben, Neues machen, nicht kopieren, an sich glauben - und nicht mit Reichtümern rechnen. Nochmal J. Konrad Schmidt: „Wer bereit ist, freiwillig mehr zu opfern als er je gewinnen wird, der soll sich auf den Weg machen.“ - Schönes Bild.
Am Ende gibt es noch einen Marketing-Plan für angehende Fotografen und diese klaren Empfehlungen in einfachen Schritten, gepaart mit den Interviews der Fotorafen erzeugen tatsächlich eine Art Aufbruchsstimmung, ein „warum eigentlich nicht?“, dass sehr angenehm nachklingt. Aber…. ich will ja kein PRO werden…..
Seiten 66-69 - Business Social Media
Dieses Kapitel beginnt mit einem Text von Donal Doherty, der seiner eigenen Meinung nach einer der besten Hochzeitsfotografen Irlands ist und mittlerweile 28.500 Facebook-Freunde hat (28.980 nach heutigem Stand, ich hab nachgeschaut). Die Facebookseite zeigt sicher gute Fotos aber auch jede Menge Durchschnitt. Aber da sind wir wieder bei der Geschmacksfrage und die gilt für Hochzeiten im Besonderen. Unabhängig davon ist der gute Donal mit dem Thema Facebook offensichtlich wirklich durch. Die Tipps lesen sich gut und der ein oder andere ist selbst Ken-Rockwell-Freunden unbekannt. Und nicht zuletzt muss man Herrn Doherty einfach anrechnen, dass er nach einem erfolgreichen Hochzeit-Shooting von Freunden so begeistert war, dass er seinen Job an den Nagel hängte und beschloss den Rest seines Lebens als Fotograf zu arbeiten. Hut ab!
Seiten 70-73 - Business Karriere: Beruf Fotoassistent
Der Einstieg als Fotoassistent wird hier als die beste Methode proklamiert, das Foto-Business von der Pieke auf zu lernen. Einem erfahrenen PRO das Zeug hinterher zu tragen und die Kippen zu reichen bringt einen direkt mitten rein in die chaotische, hektische, orgiastische Welt der Berufsfotografen. Das Assistent hierbei nicht gleich Assistent ist wird nebenbei erwähnt. Es gibt Assistenten fürs Set-Up, fürs Licht, für die VIP-Betreuung, für die Nachbearbeitung am PC und und und… Der Hammer dabei: „Neun von zehn Fotoassistenten wollen ….möglichst schnell Fotograf werden“. Das haut einen um. Was ist das für ein Beruf, den man möglichst schnell hinter sich lassen möchte? Und war vorhin nicht von Individualität und eigenständiger Arbeitsweise und persönlichem Stil als Erfolgsfaktoren die Rede? - jetzt geht´s ums Abgucken und Nachmachen.
Kein wirklich passender Artikel für mich, egal ob PRO oder Hobbyist - Assistenten wollen wir alle nicht sein, oder?
Seiten 74-79 Business Marketing
„Mach dich zur Marke!“ steht plakativ über einem der Artikel dieser Rubrik. Am Beispiel eines Fotografenpaares wird erläutert was es bringt, seinen eigenen Stil zu entwickeln und zu vermarkten. Unabhängig davon ob man die grell-bunten Bilder mag oder nicht wird hier noch einmal die Trommel der Individualität und Authentizität gerührt. Wer es also bisher nicht kapiert hat nochmal bunt und deutlich: Konzentration, Eigenstädnigkeit, Beharrlichkeit. Und so ein paar Gimmicks daneben wie das eigene Logo, die Website (ruhig mehrere für unterschiedliche Zielgruppen) und die Visitenkarte. Ist ok, aber langsam nutzt es sich ab.
Seiten 80-87 - Portfolio Caitlin Worthington
Das Portfolio stellt die Portraitfotografin Caitlin Worthington vor und passt inhaltlich sehr gut zu den vorangegangenen Themen. Wer sich nicht so recht vostellen konnte was „persönlicher Stil“ bedeuten soll braucht sich nur die Fotos anzuschauen. Hier wird das „Markenzeichen“ der Mode-Spezialisten in jedem Bild erkennbar: teuer visagierte Modells im Zentrum und verschwommene Traumlandschaften drum herum. Die spärlichen technischen Infos im Text weisen auf lichtstarke Standard- und Portraitobjektive hin und die werden fleissig bei ziemlich offener Blende eingesetzt. So gesehen auch ein schönes Beispiel gegen die Arbeitsweiese des Kollegen von Seite 36-38, der komplizierte Sets für seine Aufnahmen aufbaut. Als Portfolio durchaus gelungen.
Seiten 88-91 - Workflow Bilder-Service
Fotografieren ist das eine - Bilder verkaufen das andere. In modernen Zeiten, in denen es eine regelrechte Industrie zur breiten Vermarktung von Fotos gibt kann der Fotograf durch geschicktes Präsentieren seines Warenkorbes mehr aus einem Event herausholen. Stichworte sind Fotobücher, Bilderkassetten, Leinwanddrucke, Online-Portfolios, Foto-Präsente…..
„Keine Angst vor dem Verkaufen!“ lautet dann auch das Fazit und lenkt den Blick des unbedarften Träumers auf die harte Kehrseite des Traumjobs: der Rubel muss rollen und wenn etwas dem Kunden gefällt muss man den letzten Tropfen aus dem Produkt rausquetschen. Ernüchternd, aber interessant.
Seiten 92-98 - Workflow Postproduction/Datenmanagement
Ich kann schon deshalb kein PRO werden weil mein Equipment dafür längst nicht ausreicht. Mein Monitor ist nicht kalibriert und mein Datenmanagement ist eher lässig. Selbst meine Kamera ist ein Risikofaktor weil sie nur einen Kartenslot hat (tatsächlich muss ich zugeben, dass ich mich neulich bei einer Hochzeit wohler gefühlt hätte, wenn die Daten auf zwei Karten geschrieben worden wären. Es hat alles geklappt aber man wird etws neurotisch wenn man ständig in Zeitschriften und Foren liest was so alles passieren kann). Langer Rede kurzer Faden: hier geht es um Professionalität jenseits der Kamera und das ist durchaus wichtig und richtig und gehört für mcih ins Heft. Allerdings bin ich kein PRO….
Seiten 100-111 - Video/Audio
Das tut mir jetzt leid, aber diesen Block werde ich überspringen. Ich mache keine Videos, es interessiert mich einfach nicht und ich kann und will nichts völlig Unbedartes dazu sagen. Da kommt dann sicher mehr von den Kollegen. Sorry.
Seiten 112-119 - Test Kaufberatung
„Beste Qualität in jedem System“, die Kamera-Objektiv-Kombinationsempfehlungen der führenden Marken. Und als wüssten die Blattmacher, dass sie sich jetzt besser wärmstens anziehen, schmückt die Eingangsseite ein lässig auf Stand- und Spielbein ausbalancierter halber Herrentorso mit der gezückten schweren DSLR, bereit zum Schuss. Naja und jetzt sind wir da wo alle Test- und Pixel-Freaks ständig ihre Kreise ziehen, beim vergelichen von Gut, Besser, Best. Natürlich ist es ein FauxPas die D810 nicht mit Nikon-Gläsern zu bestücken (ist schließlich ein PRO-Magazin) aber mal ehrlich Leute: die Seiten könnt ihr Euch sparen. Das wollen PROs nicht lesen. Die haben ihr Equipment, umfangreich und lang erprobt und selbst wenn sie etwas Neues bräuchten, würden sie wohl eher das Forum ihres Vertrauens um Rat bitten! An die Blattmacher: kann raus.
Seiten 120-121 - Test Zubehör
Die Überschrift „Test“ verspricht, dass die hier vorgestellten Produkte (Alu-Fotos, schallschluckende Poster, Hartschalenkoffer, Fotospeicher, Kamera-Kran und Foto-Trolleys) nicht lediglich mit ihren Pressemeldungen abgelichtet werden sondern tatsächlich „getestet“ wurden. Der Umfang der Texte lässt allerdings zu wünschen übrig. Hier könnte man auf Kosten der Kameratests durchaus noch großzügiger werden. Sinnvolles Zubehör kann schließlich jeder gebrauchen. Mehr davon!
Seiten 122-129 Test Objektive und Stative
Bei den Objektiven geht es mir ähnlich wie bei den Kameras. ich würde das nicht in diesem Heft suchen und mich auch nicht daruf verlassen. Hier gibt es (außer Ken) so viele gute Webseiten, dass ich immer online suchen würde. Der Test der Stative dagegen ist ok. Lässt sich zwar auch online machen aber als Erstinformation und Vorauswahl ist ein solcher Vergleich durchaus sinnvoll. Wenn dann noch der Testchef seine Empfehlung ausspricht kriegt die Sache auch noch einen persönlichen Touch. Da haben sich Leute real mit den Sachen beschäftigt.
Seite 130 - Vorschau
Oh, schon zu Ende….. die Vorschau aufs nächste Heft verspricht den Schwerpunkt Autofotografie sowie Berichte zu den Themen Computerbilder, Licht-Sets, Portys, Finanzen im Griff, Filmschnitt und Geld verdienen mit Naturfotografie. Am 11 November kommt das „Winter“-Heft in die Kinos.
Fazit:
Wir hatten zu Beginn leichte Probleme mit einander, die fotoPRO und ich. Dann wurde es besser und als wir uns zur Heftmitte besser kannten wurden wir ganz gute Kumpels. Wird sie ihrem Titel gerecht? Das kann natürlich nur ein PRO beurteilen. Immerhin greift sie Themen auf, die in den Titeln der Wettbewerber nicht zu finden sind. Wenn sie das weiter so macht, bei den Reportagen noch ein bisschen weniger schwafelt und statt dessen konkreter wird, wenn sie es lassen kann sich mit diesen Allerwelts-Kameraempfehlungen zu befassen, wenn sie weiterhin renomierte Fotografen für Interviews gewinnt, zu den Bildern ein wenig technische Finessen preisgibt und wenn sie es schafft, die Schriftarten des Layouters von siebzehn auf fünf zu reduzieren kann sie noch viel besser werden. Die Blattmacher könnten tatsächlich eine Nische entdeckt haben. Ob sie damit PROs erreichen sei dahingestellt, PRO-Träumer dagegen können sie kriegen und davon gibt es viele (schon allein die ganzen PRO-Body-Owner….).
Die Winterausgabe werde ich mir auf jeden Fall wieder ansehen. Ihr habt mich am Haken, Jungs….