Fotojournalismus in der Ukraine

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AnjaC

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Ich habe eine Weile überlegt, ob ich dieses Thema eröffnen kann, ohne vor der Entscheidung zu stehen, es gleich wieder zu schließen oder meine komplette Zeit seiner Moderation zu widmen. Daher gleich vorweg: dieser Thread bleibt geschlossen. Aber wenn Ihr Links zu folgendem Thema beitragen könnt, schreibt mir privat und ich nehme das ggf. hier mit auf.

Es geht um Fotojournalismus in der Ukraine. Ich möchte hier Links zu den Fotostrecken der Kriegsfotograf:innen in der Ukraine sammeln. Der Schwerpunkt liegt auf fotografischer Berichterstattung aus dem Krisengebiet Ukraine, erweitert um die Dokumentation der Flüchtlingsströme in die angrenzenden Länder.

Es gab zwei Auslöser, um diesen Thread zu eröffnen. Zum einen erreichte mich gestern der MAGNUM-Newsletter "Field Notes", in dem es schwerpunktmäßig um die Berichterstattung aus der Ukraine ging. Ich übersetze einen Passus daraus auf deutsch:

Magnum-Fotografen sind in der Ukraine vor Ort und dokumentieren die russische Invasion und ihre Auswirkungen auf das Leben im Land. Hier sammeln wir die Berichte, die veröffentlicht werden, zusammen mit Geschichten, die über die internationale Reaktion auf den Konflikt berichten.

Ich hoffe, dieser Artikel bei magnumphotos wird regelmäßig aktualisiert:

Vor Ort sind oder waren die Magnum-Fotografen Lorenzo Meloni, Emin Özmen, William Keo und Chien-Chi Chang. Aus dem Grenzgebiet zu Polen liefert Rafal Milach Fotoreportagen.

Der zweite Auslöser für diesen Thread: ich habe mich an die Biografie der Kriegsfotografin Lynsey Addario erinnert, die mich vor sechs Jahren sehr beeindruckt hat. Gestern abend hatte ich das Buch erneut in der Hand und heute morgen habe ich geschaut, was sie aktuell macht. Es ist eigentlich nicht überraschend, aber ja: sie berichtet aktuell aus der Ukraine für die New York Times. Mehr dazu im nächsten Beitrag dieses Threads.
 
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Wie gesagt: Lynsey Addario. Die Rezension zu ihrer Biografie "Jeder Moment ist Ewigkeit" haben wir seinerzeit 2016 in unserem Blog bild-akademie.de veröffentlicht. Ich habe die Buchbesprechung in unserem Reviewbereich nochmals eingestellt und um aktuelle Informationen ergänzt:

Lynsey Addario. Jeder Moment ist Ewigkeit

Rezension  Lynsey Addario. Jeder Moment ist Ewigkeit

Buchbesprechung zu "Jeder Moment ist Ewigkeit. Als Fotojournalistin in den Krisengebieten der Welt" von Lynsey Addario

Addario berichtet derzeit für die New York Times aus der Ukraine. Sie postet ihre Fotos regelmäßig auf ihrem Twitteraccount und auf Instagram.
Ihre Berichterstattung in der New York Times könnt ihr hier anschauen:

 
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Sergei Supinsky fotografiert für AFP. Seine Bilder könnt ihr euch bei gettyimages ansehen. Achtung: nicht wenige davon sind mit dem englischen Begriff "graphic content" - also auf deutsch etwa sowas wie "verstörende Inhalte" - gekennzeichnet. Bilder, die sicher bei uns nicht gedruckt oder im TV ausgestrahlt werden.

 
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Lynsey Addario ist zur Zeit mit dem ukrainischen Fotoreporter Andriy Dubchak gemeinsam unterwegs. Dubchak dokumentiert seit langem gemeinsam mit Yeva Fomycheva (Instagram) die Auseinandersetzungen im Donbas. Berichte aus 2021 findet man hier auf seiner Webseite (ich habe extra nur die englischsprachigen Quellen verlinkt, ich nehme an, ihr könnt genauso wenig ukrainisch wie ich). Einige seiner Fotos und Videos konnte man gestern auch bei uns in den Nachrichten sehen - betitelt als "Angriff auf ein Reporterteam". Jetzt weiß ich auch, wer es war.... Er berichtet, es fehlt an Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere Satellitenverbindungen, ebenso an Fotoequipment.
Andriy Dubchaks Instagram-Account.
 
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Ich finde mehr und mehr bekannte Namen unter den Fotojournalisten im Krisengebiet. Marcus Yam ist einer von ihnen. Der Auslandskorrespondent und Fotograf der Los Angeles Times hat schon viele Krisen dokumentiert und zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten.

Aktuelle Fotos bei gettyimages:


Twitter | Instagram | Homepage

P.S.: Ich gebe euch die social media accounts der Fotograf:innen an. Dort findet ihr (tages-)aktuelle Bilder. Niemand hat gerade Zeit, ausformulierte Stories auf seine/ihre Homepage zu setzen.... Normalerweise solltet ihr darüber auch fündig werden, wenn ihr keinen Account bei Instagram oder Twitter habt.
 
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Von den Zwillingsbrüdern David und Peter Turnley haben sicher viele schon gehört und Fotos gesehen. David dokumentierte schon 1994 den Bosnien-Krieg. Gestern Abend schrieb er auf seinem Instagram Account (Übersetzung von mir) und postete erste Fotos von den ukrainischen Flüchtlingen, denen er begegnete.
Seit Wochen spüre ich in meinem Herzen das Bedürfnis, an der Erzählung des ukrainischen Kampfes in dieser Zeit der Tragödie und des Krieges teilzunehmen. So kam ich heute Abend an der polnisch-ukrainischen Grenze an.

Peter Turnley hat ebenso wie sein Bruder seit dem Golfkrieg 1991 so ziemlich jeden Konflikt und Krieg der Welt fotografiert und kommt auf über 90 bereiste Länder. Offenbar sind die Brüder gemeinsam unterwegs, denn auch Peter meldet sich von der polnisch-ukrainischen Grenzen mit einem ausführlichen Foto-Tagebuch auf Instagram, das er täglich weiterführen will. Seine Eindrücke nicht nur zu sehen, sondern auch darüber zu lesen, macht es nochmals persönlicher und eindrücklicher.

Die beiden sind unterwegs nach Lviv.

Für frühere Arbeiten:
Homepage David Turnley
Homepage Peter Turnley
 
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Auf die folgenden drei Fotograf:innen wurde ich freundlicherweise per privater Nachricht hingewiesen und auch sie sollen ihren Platz hier finden:

Keine Fotojournalistin, sondern Schriftstellerin und Fotografin ist Yevgenia Belorusets aus Kiew. Sie hat am 03.03.2022 der ZEIT ein Interview gegeben:
 
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AnjaC
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Nachtrag: Yevgenia Belorusets schreibt aktuell ein Tagebuch für den SPIEGEL. Die Inhalte werden immer wieder aktualisiert. Wer sich dafür interessiert, sollte also immer mal wieder reinschauen:
 
Ich merke, es gibt zu den einzelnen Journalist:innen doch häufiger Updates, die ich als Kommentare hinzufügen möchte. Deswegen entzerre ich den letzten Beitrag und ab sofort bekommt jede/r einen eigenen Beitrag, damit es übersichtlich bleibt.

Marcus Glahn aus Berlin ist eigentlich Redaktions- und Werbefotograf. Seit etwa einer Woche ist er an verschiedenen Orten an der polnisch-ukrainischen Grenze unterwegs und fotografiert. Seine Bilder zeigt er auf seinem Instagram-Account Für die ZEIT hat er Männer portraitiert, die in die Ukraine zurückkehren. Die Fotografien sind beeindruckend. Die kurzen Zitate jener Männer ebenfalls. Die ZEIT hat sie hier veröffentlicht:
 
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Lesha Berezovskiy, geboren 1991 in Luhansk, arbeitet als freier Fotograf in Kiew. Über seinen Instagram-Account stellt er gerade vor allem Fotografien vor, die in Kürze in einer Ausstellung in Warschau gezeigt und verkauft werden. Dabei geht der Erlös an Organisationen, die das Leid der Menschen in der Ukraine lindern.

Mit deutschem Text sind von ihm zwei Text-Fotostrecken auf republik.ch zu finden:
Vom 26.02.2022 ein Bericht aus Kiew

Und kurz vor Kriegsbeginn am 08.02.2022 die Reportage "Die Vergessenen der Ostukraine", zu der Berezovskiy die Bilder lieferte:
 
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AnjaC
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Vadim Ghirda fotografiert seit 1990 für AP und dokumentiert vor allem in Mittel- und Osteuropa, aber auch im Nahen Osten. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Aktuell ist er in Kiew und postet täglich auf Instagram.

Bei AP kann man seine Fotos hier ansehen:
 
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Aris Messinis, geboren 1997 in Griechenland, ist seit 2006 Cheffotograf von AFP in Athen und ebenfalls vielfach für seine Arbeiten ausgezeichnet. Seine Bilder werden in so ziemlich allen großen Magazinen und Zeitungen veröffentlicht, bei uns in den letzten Tagen vor allem im SPIEGEL. Zur Zeit dokumentiert er die Situation in Irpin und Kiew und betitelt seine gestrigen Fotos knapp mit "von Evakuierung und Tod".

Auch hier wieder die Warnung, die mittlerweile wohl für alle der hier verlinkten Accounts gilt: "graphic content" - das sind nicht nur die von den Redaktionen ausgesuchten Fotos, die in der Presse zu sehen sind, sondern ungeschminkte, heftige, grausame Wahrheit.

Instagram | Twitter | Facebook
 
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Roman Pilipey wurde 1991 in Kiew geboren. Er begann seine Arbeit als Fotojournalist bereits während seines Studiums und arbeitete zunächst freiberuflich für verschiedene ukrainische Nachrichtenagenturen und Zeitungen. Seit der Maidan-Bewegung arbeitet er für epa (European Press Agency), seit 2017 aus China. Mit Kriegsbeginn ist er in die Ukraine zurückgekehrt, um aus seiner Heimat für epa zu berichten.

Instagram | Twitter

Seine Bilder kann man hier bei epa anschauen:
 
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Nicht aus diesen Tagen, aber trotzdem aktuell: Netflix hat vor wenigen Tagen den Dokumentarfilm "Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom" aus dem Jahr 2015 auf seinem YouTube-Kanal frei verfügbar gestellt, ihr braucht also kein Netflix-Abo, um ihn anzuschauen. Wer ohnehin eines hat, kann ja mal nachschauen, ob es ihn auch mit deutschen Untertiteln gibt.

Ich übersetze die Beschreibung:
Winter in Flammen: Der Kampf der Ukraine um Freiheit
Was als friedliche Studentendemonstration begann, wurde in nur 93 Tagen zu einer gewalttätigen Revolution. Der Netflix-Dokumentarfilm "Winter on Fire" zeigt die Geschichte des ukrainischen Freiheitskampfes an den Fronten des Aufstands von 2014.

Der Film ist von Jewgeni Afinejewski und wurde 2016 in der Kategorie "bester Dokumentarfilm" für den Oskar nominiert.

Achtung: Spielfilmlänge!

 
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Und noch ein aufgrund des Kriegs in der Ukraine freigegebener, älterer Dokumentarfilm von 2016, diesmal von Yulia Lokshina, geboren 1986 in Moskau. Der 30-minütige Film entstand während ihres Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

Auf vimeo heißt es dazu:
Aus gegebenem Anlass der unhaltbaren Ereignisse der kriegerischen Invasion der Ukraine möchten wir diesen Film freistellen, der wie aus einer anderen Zeit auf Vorzeichen von heute blickt. Nein zum Krieg. Wir bitten um eine Spende an...

Inhaltsangabe
Die russische Insel Sachalin liegt 8000 km östlich von Moskau.
Jeden Sommer findet dort mit staatlicher Unterstützung ein militär-patriotisches Lager für Jugendliche statt. Die Kinder üben den bewaffneten Kampf, lernen patriotische Lieder und werden im orthodoxen Glauben unterrichtet.
Im Sommer 2015 feiert das Jugendlager das 70-jährige Jubiläum des Siegs der Sowjettruppen im Zweiten Weltkrieg. Dazu wird die Rekonstruktion einer historischen Schlacht einstudiert, bei der die Kinder die Rollen der Soldaten annehmen und die Erwachsenen ihnen erklären, wie das Sterben auf dem Schlachtfeld am besten aussieht.

Der Dokumentarfilm "Tage der Jugend" begleitet einige Jugendliche in den Tagen des Sommerlagers in dieser abgelegenen Insellandschaft. Ihre Aktivitäten, ihre Freundschaften, Erfahrungen, Träume und Hoffnungen.


... und ich denke die ganze Zeit, dass bestimmt etliche der Jungs im Film jetzt auch in der russischen Armee in der Ukraine eingesetzt sind.


Aber genug der Rückschau. In den folgenden Beiträgen soll es wieder um die jetzt in der Ukraine tätigen Fotojournalist:innen gehen.
 
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Der Australier Chris McGrath begann seine Karriere als Fotograf bei einer Regionalzeitung in Queensland, Australien. In den letzten neunzehn Jahren war er für Getty Images tätig und arbeitete in den Büros in Sydney, New York, Singapur und Tokio. Seit 2015 ist er als Chief Photographer bei Getty Images News für den Nahen Ost und Nordafrika in Istanbul tätig.

Im Laufe der Jahre hat er über wichtige Nachrichten und Sportereignisse berichtet, darunter der Tsunami in Südostasien, der Tohuku-Tsunami, die Schlacht um Mosul, die Folgen des Taifuns Haiyan, die Wahl von Barack Obama, den Kampf gegen ISIS in Syrien, fünf Olympische Sommerspiele, den Superbowl und die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft.

Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in großen Zeitungen, Nachrichtenmagazinen und Websites auf der ganzen Welt und er wurde u. a. von World Press Photo, Pictures of the Year International, NPPA und CHIPP ausgezeichnet.

Aktuell berichtet auch er intensiv aus der Ukraine und ist mit einigen der oben schon vorgestellten Fotojournalisten gemeinsam unterwegs.

Eine Übersicht seiner aktuellen Fotografien aus dem Krisengebiet gibt es über diesen Link bei gettyimages:


Instagram | Homepage
 
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Danke an @lommi für die Info über die folgende Fotojournalistin:

Die Ukrainerin Julia Kochetova berichtet als Fotojournalistin vom Krieg in ihrem Land. Ihre Fotos der Maidan-Revolution, Annexion der Krim und dem Krieg im Donbass wurden u.a. in BBC Online, The Guardian, The Telegraph, The Huffington Post, The National Geographic und ZEIT veröffentlicht. Sie fanden auch Aufnahme in verschiedene Fotobücher und Fotoausstellungen in Englad, USA, Frankreich, Serbien, Deutschland und der Ukraine.

Für die ZEIT hat sie ein Tagebuch der ersten Kriegstage geführt. In dieser Zeit reist sie von der Region Donezk nach Kiew, Odessa, zurück nach Kiew. Ihr Tagebuch für die ZEIT endet am 4. März 2022. Der Text ist deshalb so eindrücklich, weil Julia über sich selbst und ihre Erlebnisse schreibt und weniger eine Dokumentation der politischen Ereignisse versucht:

Die Fortsetzung gibt es hier auf Instagram. Aktuell ist Julia Kochetova in Irpin.
 
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Der amerikanische Fotojournalist und Dokumentarfilmer Brent Renaud wurde gestern, am 13.03.2022, in Irpin getötet. Sein Kollege Juan Arredondo und ein ukrainischer Zivilist wurden verletzt. Das meldeten das ukrainische Innenministerium und AFP unter Berufung auf einen Augenzeugen vor Ort. Was genau geschah, ist noch nicht komplett geklärt.

Brent Renaud wurde 1971 geboren und arbeitete unter anderem für HBO, NBC und die New York Times. Zusammen mit seinem Bruder Craig Renaud produzierte er zahlreiche Filme und Fernsehsendungen und berichtete aus den Krisengebieten der Welt, darunter die Kriege im Irak und in Afghanistan, das Erdbeben in Haiti 2010, die politischen Krisen in Ägypten und Libyen, Konflikte in Afrika, den Drogenkrieg in Mexiko und die Flüchtlingskrise in Mittelamerika (Quelle).

Informationen, nach denen Renaud im Auftrag der New York Times in Irpin unterwegs war, sind offenbar so nicht richtig. Die New York Times schreibt (Übersetzung von mir):
Zum Zeitpunkt seines Todes war Renaud für die Time Studios im Einsatz und arbeitete an einem Projekt, das sich auf die globale Flüchtlingskrise konzentrierte", heißt es in einer Erklärung der Time-Verantwortlichen.
und
Renaud hatte bereits in früheren Jahren für die Times gearbeitet, zuletzt 2015, aber er war nicht für das Unternehmen in der Ukraine im Einsatz. Erste Berichte, dass er für die Times in der Ukraine arbeitete, kursierten, weil er mit einem Times-Presseausweis gefunden wurde, der vor Jahren für einen Auftrag ausgestellt worden war.

Juan Arredondo berichtete in einem Video, während seine Verletzungen behandelt wurden, sie seien in einem Fahrzeug unterwegs gewesen und nach dem Passieren eines Checkpoints beschossen worden. Eine Kugel habe Renaud im Nacken getroffen:


Ein weiteres Video auf Twitter soll seine Evakuierung zeigen:

Instagram-Account von Juan Arredono
 
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AnjaC
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Update: Juan Arredondo wurde inzwischen über Island in die USA ausgeflogen und in ein Krankenhaus in New York eingeliefert. Anderson Cooper von CNN hat ihn dort besucht. In dem Gespräch erzählt Juan Arredondo, was genau geschah und wie er die Ereignisse erlebt hat, hier im Video:


Das am Ende des Gesprächs erwähnte Gedicht "Invictus" ("Unbezwungen") stammt von dem englischen Schriftsteller William Ernest Henley und wurde 1875 veröffentlicht. Die letzte, im Video von Arredondo zitierte Strophe lautet:

It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.


Nelson Mandela soll aus dem Gedicht in den Jahren seiner Haft Trost geschöpft haben. Der damalige US-Präsident Barack Obama zitierte daher diese letzte Strophe anlässlich einer Gedenkfeier für Mandela im Jahr 2013. Auch sonst ist das Gedicht in England und den USA sehr bekannt. Für die Invictus Games, eine paralympische Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldat:innen, wurde es vertont.
 
Ich komme nicht dazu, euch die Fotojournalist:innen weiter vorzustellen, denn leider gibt es erneut traurige Nachrichten zu vermelden.

Gestern, am Montag, wurde bekannt, dass der Fox News Journalist Benjamin Hall (Instagram-Account) schwer verletzt und in ein Krankenhaus in Kiew eingeliefert wurde. Heute kam die Nachricht, dass die beiden ebenfalls zum Fox News Team gehörenden Oleksandra Kuvshynova (Journalistin, 24 Jahre alt) und Pierre Zakrzewski (Kameramann, 55 Jahre alt) getötet wurden. Alle drei waren gemeinsam unterwegs, als ihr Fahrzeug in Horenka am Stadtrand von Kiew unter Beschuss geriet.

Pierre Zakrewski war ein erfahrener Fotojournalist und Kameramann, der für Fox News auch aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan berichtet hat. Oleksandra Kuvshynova gehörte seit ca. einem Monat zum Team. In den amerikanischen Medien kommt die Nachricht über ihren Tod erschreckenderweise bisher kaum vor. BBC berichtet über beide.

Ich bette die Twitternachricht von Illia Ponomarenko ein, der für den Kyiv Independent arbeitet und den ich euch auch vorstellen wollte - allerdings nicht mit dieser Nachricht....

 
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"Mark Neville war Kriegsfotograf. Doch eines Tages konnte er psychisch nicht mehr weitermachen. Er wagte einen Neuanfang – ausgerechnet in der Ukraine. Dort wurde er wieder vom Krieg eingeholt." Das ist die Beschreibung eines Videos in der ZDF-Mediathek, das ihr hier anschauen könnt:


Schon 2016 startete Neville ein Fotoprojekt mit dem Namen "Stop Tanks With Books", also "Panzer mit Büchern aufhalten". Dabei gab es zwei Ziele:
1) Internationale Unterstützung für den anhaltenden Unabhängigkeitskampf der Ukraine zu gewinnen, die russische Aggression im Donbas zu beenden und den Rückzug Russlands von der Krim zu fordern.
2) Der Fülle von Fake News und rassistischen Desinformationen, die der Kreml produzierte - und die von den westlichen Medien oft unwidersprochen und unkontrolliert weitergegeben wurden - entgegenzuwirken, indem echte Porträts von Ukrainern präsentiert wurden.

Wie bei fast allen Publikationen von Neville sollte auch dieses als kostenloses Fotobuch an Diplomaten, Politiker, Prominenten etc. - also an Menschen mit politischem Einfluss - verschickt werden. 2019 war das Buch fertig zum Druck. Der ursprünglich verantwortliche Verlag verzögerte die Veröffentlichung immer wieder, so dass Neville nach einer anderen Lösung suchte. Zusammen mit Nazraeli Press und "bookHQs" (Verteilzentren in verschiedenen europäischen Städten) gelang es, 750 Exemplare zu drucken. Vier Tage vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine konnten die ersten 150 bis 200 Freiexemplare verschickt werden. Anfang März folgten 400 weitere Exemplare. Weitere Freiexemplare warten auf Hinweise zu passenden Empfängern. Einige wenige gibt es zum Kauf, in Europa ist die Anlaufstelle setantabooks in England.
Quelle: Homepage von Mark Neville

Auf Instagram schreibt Neville vor zwei Wochen (Übersetzung von deepl):


Weltpresse und Medien. Ich habe einen ukrainischen Presseausweis. Ich lebe in der Ukraine. Meine Freunde leben auch hier. Anstatt immer mehr und mehr Reporter aus dem Ausland zu schicken, die weder die Situation noch die Sprache verstehen oder wissen, wie man sich bewegt, kontaktieren Sie mich, und entweder mache ich es für Sie für kein oder wenig Geld, oder ich bringe Sie mit tollen ukrainischen Fotografen zusammen, die einen besseren und genaueren Job machen werden als jeder von uns. Haben Sie etwas Respekt vor diesen Menschen, diesem Land und diesem Konflikt; lassen Sie es uns für Sie richtig machen, und riskieren Sie nicht noch mehr Leben, indem Sie Crews aus dem Ausland schicken. Vielen Dank für all Ihre großartige Arbeit und die fortgesetzte Berichterstattung über dieses Thema. Mark.

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Die US-Amerikanerin Erin Trieb, geboren 1982, ist seit 2007 Fotojournalistin. Sie konzentriert sich auf internationale soziale Themen und lebt derzeit in Istanbul, Türkei. Für ihre Dokumentationen war sie u.a. in Israel, Syrien, Palästina, Irak und Bosnien - und nun in der Ukraine. Erin Trieb berichtet für National Geographic und die New York Times.

Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören mehrere Pictures of the Year International (POYi) und AI-AP Awards sowie ein dritter Platz bei den World Press Photo Awards. Auch bei uns vielleicht bekannt ist ihre Fotodokumentation "We are YPJ". Hierfür begleitete sie sechs Tage lang, eine ausschließlich weibliche Einheit des kurdischen Militärs. Sie fotografierte deren Alltag und Kampfsituationen sowie die Flüchtlinge, die sie beschützen. Ein Interview dazu inklusive Fotos kann man hier lesen (englisch).

Eines ihrer größten Projekte heißt "The Homecoming Project". Trieb begleitete Angehörige der zehnten Gebirgsdivision der US-Armee in Afghanistan und merkte dabei, dass die meisten Soldaten psychische Probleme hatten. Das war der Anlass für das "Homecoming Project". Sie dokumentierte "das Trauma, den Verlust, den Mut und den Kampf, den so viele Militärangehörige nach dem Verlassen des Schlachtfelds erleben" (Zitat Trieb, übersetzt von mir). Ihre Arbeit wurde auf der ganzen Welt ausgestellt. Mehr darüber findet ihr auf Erin Triebs Homepage (Achtung: unten links auf "next" klicken zum Durchblättern)

Aktuelle Bilder von Erin Trieb aus der Ukraine gibt es bei getty images und auf Instagram.
 
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