Fotojournalismus in der Ukraine

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Zwei Ikonen unter den Fotojournalistinnen sind ebenfalls in der Ukraine im Einsatz: Carol Guzy und Paula Bronstein.

Die US-Amerikanerin Carol Guzy, geboren 1956, ist die letzte noch lebende Person von nur dreien, die jeweils mit vier Pulitzer-Preisen ausgezeichnet wurden. Sie hat für National Geographic, Washington Post, Wall Street Journal, ESPN und viele andere gearbeitet. Aktuell steht sie bei ZUMA unter Vertrag. Nikon Ambassador ist sie auch (ich will es nicht unerwähnt lassen, auch wenn es in diesem Zusammenhang eher unwichtig ist). 2017 gewann sie den Robert Capa Gold Medal Award.

Aktuelle Bilder aus Lviv, Ukraine gibt es auf ihrem Instagram Account.

Die vielfach ausgezeichnete US-Amerikanerin Paula Bronstein arbeitet seit 1982 als Fotojournalistin für zahlreiche Zeitungen aus Krisenregionen. Von ca. 1998 bis 2013 war sie für getty images aus Bangkok tätig. In der dortigen Bildersuche erkennt man, dass sie noch im Dezember 2021 wieder einmal in Afghanistan war, von wo sie oft berichtete. "Afghanistan: Between Hope and Fear" heißt auch ihr 2016 erschienenes Buch (Amazon-Partnerlink).

Seit kurzem ist Paula Bronstein auch in der Ukraine unterwegs, im Auftrag der Times und aktuell in Kiew. Es ist nicht ihr erster Einsatz in diesem Land. Lesenswert ist daher in unserem Zusammenhang unter ihren vielen Arbeiten besonders die Dokumentation "Ukraine’s War: Elderly Lives Frozen by Conflict":

Diese und viele weitere Reportagen finden sich auch auf ihrer beeindruckenden Homepage. Aktuelle Bilder aus der Ukraine gibt es auf dem Instagram-Account von Paula Bronstein.

Ich stelle beide Fotografinnen in einem Beitrag vor, weil sie zusammen mit Pulitzer-Preisträgerin Yunghi Kim (derzeit nicht in der Ukraine) noch etwas gemeinsam haben: Einen Film, indem alle drei von ihrer Arbeit berichten. Zitat (Übersetzung von deepl):

Drei legendäre Fotojournalisten, die jahrzehntelang um die Welt gereist sind und nicht nur aus ihren Heimatstädten, sondern auch aus ihren Heimatländern und Konfliktgebieten auf der ganzen Welt berichtet haben, setzen sich zusammen, um nicht nur über die Herausforderungen zu sprechen, die hinter ihren preisgekrönten Geschichten stehen, sondern auch über ihre Bemühungen, die Geschichten von heute zu erzählen.

Leider ist das Video nicht zum Einbetten freigegeben, also verlinke ich es euch auf die altmodische Art. Es sind 30 sehr interessante Minuten.

Unflinching Grace. The Stories of Three Phrotojournalists

 
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Und während ich das schreibe, flattert die Nachricht auf den Bildschirm, dass die Journalistin Viktoria Roshchina seit dem 15. März vermisst wird.


Gleiches gilt für Oleg Baturin, den seit dem 12. März um 16 Uhr niemand mehr gesehen hat:

 
2 Kommentare
AnjaC
AnjaC kommentierte
Oleg Baturin wurde am Sonntag nach acht Tagen freigelassen. Russische Kräfte hatten ihn offenbar verschleppt. Von Viktoria Roshchina fehlt weiter jede Spur. Auch in ihrem Fall vermutet man eine Verschleppung von russischer Seite.

CPJ berichtet:

Ich übersetze den letzten Absatz des Artikels:
Über seine Bedingungen während der Gefangenschaft sagte er: "Praktisch ohne Essen. Ein paar Tage lang fast ohne Wasser. Keine Seife, keine Wechselkleidung. Nicht wissend, wo ich bin. Aber sie wussten genau, was sie wollten. Sie wollten brechen, zertrampeln. Um zu zeigen, was mit jedem Journalisten passieren wird: Du wirst vernichtet werden. Du wirst getötet werden."
 
AnjaC
AnjaC kommentierte
Hier will ich noch nachtragen, dass Viktoria Roshchina am 22.03.2022 freigelassen wurde, nachdem sie gezwungen worden war, ein Video aufzunehmen, in dem sie sagte, die russischen Soldaten hätten ihr "das Leben gerettet" und sie sei "gut behandelt" worden.

Reporter ohne Grenzen schreibt dazu auf Twitter:

Reporter ohne Grenzen führt eine (englischsprachige) Liste der im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine verschleppten, verwundeten und/oder getöteten Journalist:innen:

 
Selbstverständlich sind es nicht nur die großen und bekannten Namen, die ihre Bilder des Kriegs in der Ukraine zeigen. Im Gegenteil halten manche von ihnen sich hauptsächlich in den halbwegs sicheren Randgebieten bzw. nahe der polnischen Grenze auf, um notfalls schnell wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben. Daran ist beileibe nichts falsch! Ich selbst hätte noch nicht mal den Mut, mich dorthin zu begeben.

Umso mehr berühren mich die beiden ukrainischen Fotografen und ihre Bilder, über die ich heute schreibe: Evgeniy Maloletka, dem ich in den sozialen Medien als erstem Kriegreporter von vielen weiteren gefolgt bin und Mstyslav Chernov. Ihre Bilder aus der Geburtsklinik in Mariupol kennen wir alle, ebenso ihre Berichte aus dem dortigen Krankenhaus, das keinen Platz mehr für die verstorbenen Patienten und Patientinnen hat und sie in Tücher gewickelt auf dem nackten Boden im Keller lagern muss:

Evgeniy Maloletka, geboren in der ostukrainischen Stadt Berdjansk, begann seine Karriere 2009 als Fotograf für die lokalen Nachrichtenagenturen UNIAN und PHL. Er berichtete von Beginn an über die ukrainische Revolution und für verschiedene internationale Medien über die Konflikte auf der Krim und im Osten der Ukraine. Seit längerem arbeitet er für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Als persönliche Projekte liegen ihm Berichte über die ethnische Gemeinschaft der Huzulen in der Westukraine sowie zur Situation im Donbass besonders am Herzen.
Homepage | Twitter | Instagram (Achtung: "graphic content"!- insbesondere was aktuellen Bilder und einige Videos aus Mariupol betrifft. Instagram warnt hier noch einmal vor dem Anzeigen der Videos und das nicht ohne Grund.

Einige Bilder als Beispiel aus Twitter eingebettet:

Mstyslav Chernov, geboren 1985 in in Kharkiv, Ukraine, ist Journalist bei Associated Press (AP) und Präsident des ukrainischen Berufsfotografenverbandes (UAPF). Auch sein Material wurde von zahlreichen Nachrichtensendern weltweit veröffentlicht und ausgestrahlt.
Eigentlich (von 2005 bis 2013) der Fine-Art- und Dokumentarfotografie zugetan fand Mstyslav Chernov sich im Sommer 2013 bei einem Aufenthalt in Istanbul inmitten der Gezi Park Geschenisse wieder. Das war der Wendepunkt in seiner Karriere. Er berichtete seither aus den Krisengebieten dieser Welt, vom Euromaidan und dem Donbass über den Absturz von Flug MH17, wo er als einer der ersten Reporter vor Ort war, bis hin zu Syrien, dem Kampf um Mossul im Irak, der Flüchtlingskrise in Europa u.v.m. Insgesamt lieferte er Fotos, Videos und Texte aus über 50 Ländern. Bei seiner Arbeit in Konfliktgebieten wurde er mehrfach verwundet. Zusammen mit Evgeniy Maloletka berichtet er zuletzt aus Mariupol.

Homepage | Facebook | Instagram

Hier ein Portrait von 2017 bei Wikimedia Commons:
MstyslavChernov2017.jpg

und hier ein Selfie, das Chernov am 13.03.2022 bei Facebook postete:


Dazu schrieb er folgenden Text (übersetzt von deepl):
Freunde. Ich weiß, dass es für Sie wichtig ist, zu erfahren, was in Mariupol passiert, und wir tun alles, was wir können, um die Welt zu informieren. Es tut mir leid, aber ich kann nicht jedem von euch antworten, ich kann eure Eltern nicht finden. Ich kann keine Interviews geben. Es sind wichtige Kämpfe im Gange. In der Stadt gibt es nichts, keine Heizung, kein Licht, kein Wasser, kein Essen. Der einzige Ort, an dem es Internet gibt, wird ständig beschossen. Die gesamte Stadt wird chaotisch mit Artillerie beschossen.

Aktuell berichtet der SPIEGEL von der hastigen Flucht der beiden Fotojournalisten aus Mariupol:

Die Originalquelle ist Chernovs Bericht bei APNews (englisch):

Er schließt seinen Bericht mit den Sätzen
We were the last journalists in Mariupol. Now there are none.
(Wir waren die letzten Journalisten in Mariupol. Jetzt gibt es keine mehr.)
 
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