Hallo Forum,
ich bin jetzt seit 1/2 Jahr Nikonbesitzer (Fotograf will ich mich noch nicht schimpfen) und auch Gast hier im Forum und habe die Beiträge bisher hier mit viel Gewinn, Genuß und Spaß gelesen. V.a. der faire und offene Meinungs- und Infoaustausch auf hohem Niveau im Forum begeistert mich.
Die Reaktionen auf obigen Beitrag finde ich allerdings teilweise etwas enttäuschend und sehr einseitig. Fakt ist, dass man auch bei anderen Fachberatern ähnlich eindeutige "Ratschläge" erhält. Ob das an der Händlerbetreuung von Nikon liegt oder vielleicht doch an einigen ernstzunehmenden Fakten?
Ich möchte mal etwas Salz in die Nikon-Suppe streuen:
1.) Unternehmensstrategische Überlegungen: I
Canon ist eine IT-Bude, die u.a. auch Kameras und Objektive herstellt.
Nikon ist eine Kamera und Optik-Bude, die sonst nix kann. (Qualität ist bei uns v.a. eine Frage der Optik)
Ergo: In Analogzeiten war Nikon "eindeutig" besser, als Canon.
Was ist nun eine Digitalkamera? Eine Kamera oder ein IT-Paket mit nem Gehäuse drumherum? Es spricht vieles dafür, dass Canon mit seiner IT-Power einen strategischen Wettbewerbsvorteil hat, den kein Wettbewerber je aufholen wird. Eher wird Apple Microsoft verdrängen, jede Wette.
2.) Unternehmensstrategische Überlegungen: II
Wie lange dauerten die Modell- und Technikzyklen in der Analogwelt? 5, 10, 15 Jahre bezogen auf Kameras und Objektive?
Und wie lange dauern die Modell- und Technikzyklen in der Digitalwelt? 6, 12, 18 Monate? Ein Hersteller, der nicht das Geld und die Marktanteile hat, um diese kurzen Marktzyklen erfolgreich zu überstehen, ist auf Dauer nicht wettbewerbsfähig! Warum sonst hat Siemens gerade die Handysparte verscherbelt?
Hier sieht es düster für Nikon aus, noch kann Nikon mit respektablen Abstand mal im Profisegment, mal im Amateursegment nachziehen, auf breiter Front gleichziehen können sie nicht. Mir egal, ich will ja nicht jedes Jahr eine neue kaufen, der Markt verzeiht dies aber auf Dauer nicht.
Fazit: Wer seine Investitionen in ein Kamersystem schützen will, wird ohne sonstige Präferenzen eindeutig zu C greifen, weil C für Investitionssicherheit steht.
3. Technische Argumente
Es ist absehbar, dass bald, sehr bald der Vollformatsensor auf breiter front bezahlbar wird. N hat sich - so mein Händler - gegen die Vollformatstrategie entschieden, weil es technische Probleme gibt. In den nächsten Jahren wird es - so mein Händler - von Nikon keine Vollformatkamera geben. Was also tun, teure DX-Objektive kaufen, die dann in 5 Jahren wertlos werden, weil Nikon dann vielleicht doch auf Vollformattechnik nachzieht?
Fazit: C hat bewiesen, dass sie die Vollformatproblematik gelöst haben. Bei Nikon bleibt auch hier ein Investitionsrisiko.
4. Schlußfolgerung
Für die Überlegungen unter 1. u. 2. brauche ich keinen Händler, das kann jeder selbst beurteilen, wenn er die Zeitung liest und sich die Marketingpräsenz von C im Werbefernsehen ansieht. Ich finde es allerdings professionell, wenn ein Händler seine Kunden auf diesen Aspekt aufmerksam macht, schliesslich kann man bei einer strategischen Fehlentscheidung jede Menge Euronen versenken.
Die technischen Argumente kann ich nicht beurteilen. Klang aber irgendwie überzeugend, soll angeblich am kleinen Bajonettdurchmesser von N liegen, weiss dazu vielleicht jemand etwas genaueres?
Schöne Grüße
Martin
PS: Ich bleibe erst mal bei meiner F100 und warte, wie die Digi-Preise purzeln und sich der Markt entwickelt. Ich fände es schade, wenn Nikon die rasante Entwicklung am Markt nicht durchhält, Wechselgedanken finde ich allerdings nicht verächtlich, hat schon andere gegeben, die sich mit dem Gedanken getragen haben: Siehe die Beiträge von Michael Weber unter
www.imagepower.de