Hallo,
naja, das führt eigentlich weit über die Eingangsfrage von Drossel hinaus. Lieber Drossel: Bitte ab hier NICHT WEITERLESEN
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Im Grunde gibt es zwei Methoden, um mit einer hohen Motivdynamik umzugehen. Leider wurde am Anfang verpasst, einheitliche Namen zu vergeben, so dass es im Laufe der letzten 10 Jahre immer etwas durcheinander gegangen ist.
Die eine (derzeit weit verbreitete) Methode ist die HDR-Technik, die (wie BerNik beschrieben hat), mit einer "Zwischendatei" arbeitet. Der Clou dieser Zwischendatei ist, dass ein Helligkeitswert nicht mit 8 Bit Integer (= Ganzzahl ... wie bei JPEG), nicht mit 12 oder 14 Bit Integer (wie bei RAW) und auch nicht mit 16 Bit Integer (wie bei 16-Bit TIFF) arbeitet, sondern mit 32 Bit Floatwerte (= Fließkomma). Es sind damit den Helligkeitswerten bzgl. Wertebereich und (wichtig !) Auflösung faktisch keine keine Grenzen gesetzt. Praktisch bedeutet das, man in ein und der selben Datei ein paar Millionen Graustufen aus dem Kohlenkeller und gleichzeitig Sonnenflecken differenziert darstellen kann ... was einer Dynamik von 30 oder 40 EV entspricht ... also millionenfach mehr als eine Kamera oder das Auge kann. Und selbst bei extremen Veränderungen von Helligkeit bzw. Kontrast gibt es keine Tonwertabrisse. Während die Zahlenwerte der Pixel einer RAW-Datei immer relativ zur Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert zu verstehen sind (ein Motivpunkt in einem unterbelichteten Bild hat einen kleineren Wert in seiner Bilddatei als der gleiche Motivpunkt in einem überbelichteten Bild), repräsentiert der Wert des Motivpunkts in der HDR-Datei der absoluten Motivhelligkeit - egal, ob das Bild über- oder unterbelichtet ist.
Da kein Ausgabegerät (Drucker, Monitor, Beamer) dieser Welt auch nur annähernd diese Dynamik darstellen kann, wird nach dem "einsammeln" aller Helligkeitswerte des Motivs ein zweiter Schritt benötigt um von den sehr großen Zahlenwerte der HDR-Datei wieder auf sehr kleine Zahlenwerte für das Ausgabegerät zu kommen ... dem (Ton-) Wert der HDR-Datei wird ein (Ton-) Wert der Ausgabe-Datei zugeordnet. Da "zuordnen" auf neudeutsch "mapping" heißt, nennt man diesen zweiten Schritt "Ton-mapping". Wie man sich vorstellen kann, ist es u. U. nicht so leicht, Zahlenwerte zwischen 0 und 1.000.000 auf einen Bereich umzusetzen. der nur von 0 bis 255 geht. Dramatische Verluste an Details und Tonwerten scheinen da vorprogrammiert zu sein. Die Entwickler der HDR-Algoithmen haben es aber durch ausgesprochen pfiffige Rechenregeln geschafft, einzelne Bereiche des Bildes weitgehend unabhängig von anderen Bereichen zu verarbeiten, so dass (vereinfacht ausgedrückt) in ein und der selben Datei mit 256 möglichen Helligkeitswerten sowohl in den hellen Bildbereichen 256 Helligkeitswerte zur Verfügung stehen als auch in den dunklen Bereichen 256 Helligkeitswerte. Das hat enorme Vorteile bei der Darstellung einer hohen Motivdynamik, das kann aber zu Störungen (= Artefakte) an den Grenzen zwischen hellen und dunklen Bereichen führen.
Komplett anders funktioniert die zweite Methode zur Handhabung von hohen Motivkontrasten. Diese basiert auf der genannten Ebenentechnik. Es werden in einem Bild nur diejenigen Anteile benutzt, die weder über noch unterbelichtet sind. Die Übergänge müssen dann "nur" entsprechend "verschliffen" werden und fertig ist das Bild. In Photomatix heißt diese Methode beispielsweise "Fusion", weil Bilder miteinander fusioniert / verschmolzen werden. Diese Methode kommt ohne HDR-Zwischendatei aus und muss deshalb auch nicht mit den HDR-typischen Problemen (Halos an Kontrastkanten, bonbonfarbene Anmutung, starkes Rauschen bei Nachtaufnahmen etc.) kämpfen, sondern kommt schneller zu einem natürlichen Ergebnis .. dafür hat es nur einen Bruchteil der Möglichkeiten, die die HDR-Technik hat. Aber manchmal ist das trotzdem eine Lösung, die man durchaus in Erwägung ziehen kann.
Lange Rede kurzer Sinn: "HDR-Tonemapping" und "Ebenen zusammenführen" hat eigentlich nicht wirklich was miteinander zu tun. Es sind Schritte in zwei unterschiedlichen Verfahren die ein ähnliches Ergebnis erreichen wollen.
Ciao
HaPe