Der Einsamkeit auf der Spur ...

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sam25

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Ich habe dazu Tagebuch geschrieben, in unseren Ferien im Tessin, möchte aber noch zum einen oder anderen Bild etwas nachträglich sagen. Ich gliedere den Thread chronologisch und füge den Tagebuchtext kursiv ein. Die nachträglichen Erklärungen sind Normalschrift. Der Thread ist also in sieben Teile gegliedert, ich mache nach jedem Tag eine Pause, so dass Ihr Fragen stellen könnt oder Kommentare abgeben. Zwischen den Tagen bitte ich Euch, nichts hinzuzufügen.


Ich beginne also den ersten Tag in diesem Beitrag mit dem Ausschnitt aus diesem Schreiben:

„Es widerstrebt unserem Stolz, unser Elend vor aller Augen auszubreiten. Nur eines sei nicht vergessen: die Minderwertigkeit unserer Schulkinder. Sie zeichnen sich nicht durch Zuchtlosigkeit aus, wohl aber durch eine unheimliche Ruhe, Gleichgültigkeit, Gedanken- und Gefühlsarmut. Die erste, wenn auch nicht einzige Ursache dieser traurigen Zustände ist immer die düstere Einsamkeit, in der wir wohnen. Wir haben schon viele Schritte getan, um uns zu helfen, bisher ohne Erfolg. Aber jetzt können und wollen wir nicht länger dulden, daß im zwanzigsten Jahrhundert in der volksfreundlichen Schweiz der schmachvolle Zerfall der armen Bevölkerung unseres Dorfes zur Tatsache wird. Unsere armen Frauen sollen von der Sklaverei, die Lasttiere aus ihnen macht, befreit werden, und dem Tessin muß die Schande erspart bleiben, daß es einen Teil seiner treuen Söhne im Stiche läßt. Darum erhört unser Flehen und helft uns!“

Und weiter:

„Was noch trauriger ist und eure Herzen mitleidig stimmen sollte, das sind unsere Mädchen von zehn und zwölf Jahren, denen auch schon diese schwere Last aufgebürdet wird, die ihre körperliche Entwicklung hemmt, ihr Gemüt bedrückt und diese armen Geschöpfe um ihre gesunde, fröhliche Jugend betrügt.“


Mit diesem Zitat aus einem Schreiben des Gemeindepräsidenten, des Pfarrers und des Dorflehrers von Indemini an die Tessiner Regierung anno 1915 begann meine Reise schon zwei Wochen vor unserer Abreise in ein abgelegenes Haus im Gebiet des Gambarogno (Kanton Tessin) auf etwas über 800 Meter über Meer.


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Tagebucheintrag, Tag 1:

Ich konnte kaum erwarten abzufahren. Am Gotthard war Stau, das wussten wir. Wir rechneten damit, dass wir über den Gotthard fahren würden, aber das tun wir ohnehin immer, wenn er offen ist.
Das „Navi“ brachte uns sicher ans Ziel, obwohl wir Zweifel hatten, dass das „Navi“ diesen abgelegen Ort finden würde. Die Dame, die uns empfing, begrüsste uns freundlich, zeigte uns kurz alles, respektive das Notwendigste und verabschiedete sich. Das Schloss gehe manchmal etwas „knorrig“, aber hier oben kommt ohnehin niemand hin, Sie können das Haus auch offen lassen, wenn Sie weggehen.



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Das Haus ist vom Parkplatz nur zu Fuss erreichbar. Das Gebäck wird mit einer Transportbahn transportiert.

Wir nahmen das Gepäck von der Transportseilbahn und richteten uns ein. Dann ein schönes „Plättli“ mit Salami, Käse, Brot, Tomaten, Oliven und Trauben und einem Glas Rotwein: Zwei Brote, um genau zu sein, und zwei Glas Rotwein ...
Die Sonne wärmte die Terasse und ich schlief nach dem Essen im Liegestuhl ein.



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Monti di Vairano ist ein Weiler von Vaiano. Es liegt auf der Nordseite oberhalb des Lago di Maggiore und liegt nahe der Verbindungsstrasse zu Indemini, respektive dem Valle di Veddasca, welches zu Italien gehört.

Da wären wir nun, habe ich gedacht. Hier in dieser Einsamkeit. Unter und der Lago di Maggiore, direkt vor mir Brissago, vorgelagert die Brissago Inseln, rechts davon Ascona und noch weiter rechts Locarno.
Mit dem Nikkor 800mm und dem 1.4 Konverter sehe das Haus unserer langjährigen Freunde sehr deutlich. Bei Locarno sehe ich das Maggiadelta links hinten geht man ins Centovalli, rechts ins Maggiatal.

Bevor ich ans Kochen gehe, unternehme ich mit Ena und Joyce einen kleinen Spaziergang entlang der Hübels. Der Weg ist schmal und steinig. Ich muss jeden Schritt genau abwägen, ein Stritt daneben hätte wohl fatale Folgen. Aus dem Iphone erklangen leise die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi.



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Die Sonne ist untergegangen, die ersten künstlichen Lichter sieht man im Tal. Ich sitze immer noch draussen, bestaune den sanft orangen leuchtenden Himmel und höre, nach dem mich die Brandenburgischen Konzerte von Bach durch den Abend führten, nun das „Magnificat“ die Versionen von den „Gloria’s“ von Vivaldi. Zwischendurch fotografiere ich. Entweder mit der V2 und dem 10mm oder der D4 und dem 800mm, ohne Konverter.



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Mittlerweil ist es stockdunkel. Irgendwelche Tiere sind zu hören.. Unsere Hunde liegen vor unseren Füssen auf ihren Kissen, das Feuer im Schwedenofen brennt, die vier Jahreszeiten von Vivaldi sind zu hören.

Ich habe gerade ein paar Aufnahmen der Lichter in den Städten unten gemacht. Hier oben ist nichts. Kein Licht, kein Lärm. Die wenigen Ferienhäuser unter uns sind leer. Es ist totenstill, ruhig und fast beängstigend.



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Im Balkonfenster spielen sich die Flammen des Feuers. Ich denke über die Einsamkeit nach. Schon heute auf dem Spaziergang habe ich darüber nachgedacht. Bei meinen Recherchen rund um unser Feriendomizil stiess ich auf das Wort Einsamkeit. Und rund das Thema „Einsamkeit“ steiss ich auch auf den Komponisten Antonio Vivaldi.

Ein paar Kilometer weiter oben, oder eben unten, liegt das Dorf Indemini. Indemini ist die neunte Gemeinde des Gemeindeverbandes Gambarogno. Acht der Orte liegen am Nordhang über dem See, oder direkt am See. Nur Indemini nicht. Man erreicht Indemini über die Passstrasse der Alpe die Neggia und fährt dann ein Stück runter im Valle di Veddasca. Das machen wir morgen, diesen Ausflug.



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***** Ende des 1. Tages *****​
 
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Danke für den Kommentar, Chriss. :)

Tag 2

Am zweiten Tag mochte ich nicht schreiben. Mit dem Schreiben der drei Herren aus Indemini an die Kantonsregierung, welches ich eingangs zitiert habe, gingen wir los. Die Alpe di Neggra war neblig und so machten wir nur einen kleinen Spaziergang. Und dann ging es runter nach Indemini.


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