Der Einsamkeit auf der Spur ...

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Es war jener Brief, welche ich eingangs dieses Threads eingestellt habe, welche dann die Strasse ermöglichte. Der Kanton Tessin jedoch verfügte nicht über die notwendigen Finanzen so dass man das Begehren nach Bern schickte. Dem Begehren wurde mit einem Kredit von etwas über 300'000 Franken stattgegeben. Allerdings nicht wegen den Menschen in Indemini und schon gar nicht um die Mädchen zu entlasten. Ob der Brief der drei Männer Bern je erreicht hat, mag ich zu bezweifeln.

Indemini war sicherheitspolitisch und militärstrategisch interessant. Man muss wissen, dass Indemini schon einmal schon einmal zur Disposition stand. Indemini hat sich aber dann erfolgreich dagegen gewehrt und wurde letztlich dem Kanton Tessin einverleibt. Das ist Geschichte. Aber Geschichte ist auch, dass sich die Schweiz nicht sonderlich um die Menschen interessierte. Umgekehrt schon.



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Ohne Deutschschweizer und Aussteiger geht in Indemini nichts mehr. Kaum jemand lebt noch von der Landwirtschaft, als Söldner und Schmuggler sind die Leute dort schon lange nicht mehr tätig. Der Zusammenschluss im Gemeindeverbund lässt finanziellen Spielraum zu, der Rest macht ein sanfter Tourismus. Und gearbeitet wird anderswo.


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Wir haben heute Abend Pizza gebacken, im Pizzaofen auf der Terrasse. Sie schmeckte, wie der Wein dazu auch. In und über den Tälern sind Wolken aufgestiegen, ich nehme an, morgen wird es nicht durchgehend sonnig werden.


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Einsamkeit. Man muss sich vorstellen dass man früher in Indemini versorgt war. Die schmalen, kleinen ineinander verschachtelten Häuser liessen wenig Licht herein. Die grossen Schneemassen liessen einem nicht sehr weit kommen. Der Pass wurde anfänglich im Winter nicht geräumt, so dass sie, je nach dem für mehrere Wochen eingeschlossen waren und von ihren Vorräten leben mussten. Ausser das Dorf, die Nachbarn sich selbst, die Familie und tiere, hatte man nichts.
Ich kenne das Gefühl von Einsamkeit, in manchen Entscheidungen ist jeder für sich einsam. Aber hier, in Indemini, wird das Gefühl zum Zustand. Es ist das eine, ein Gefühl wahr zunehmen, hineinzusteigen und wieder hinaus zukommen. Der Zustand aber hat nichts mehr mit einem Gefühl zu tun. Das heisst also, man ist in diesem Zustand und sich darüber im Klaren werden, welche Beziehung ich zu diesem Zustand habe, oder entwickeln soll.



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Die Abgeschiedenheit von Indemini und das offensichtliche Desinteresse für die „Menschen hinter dem Berg“ prägten das Dorf und ihr Leben über die Jahrhunderte. Weder Fisch noch Vogel, weder Italiener noch Schweizer. Irgendwie macht das einsam.
Und wäre das Dorf von einer Steinlawine überrollt worden, irgendwann, man fände wohl kaum noch etwas in den Geschichtsbüchern.



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Für den Abendspaziergang habe ich einen Saumpfad gewählt, welcher parallel zu jenem Pfad verläuft, welcher die Mädchen jeweils gegangen sind. Die etwas mehr als eine halbe Stunde brachte mich ins Schnaufen, nicht daran zu denken, wie es für die armen Geschöpfe von damals sein musste.
Dieser Gedanke machte mich einsam, sehr einsam für einen Moment und ich war zum ersten Mal so richtig in diesem Gefühl drin. Ich empfinde Einsamkeit normalerweise nicht als negatives Gefühl. Sonnenuntergänge können auch nebst der Faszination auch einsam machen. Aber das gleiche Gefühl wirkt heute Abend anders. Es überfiel mich eine gehörige Portion Schwermut und Trauer als ich an die Mädchen dachte.




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Und plötzlich erinnere ich mich Vivaldi. Ihn habe ich schon zu Hause als meinen musikalischen Begleiter ausgesucht, wenn auch wiederum zufällig.
Zeitlebens war er mit einem der vier „Ospedale“ in Venedig verbunden. Dem „Ospedale della Pietà“. Die Ospedale beherbergten Waisenkinder, obdachlose und und verstossene Kinder ohne Schutz und Heim. Die Ospedale wurden von einem Mönch im 14. Jahrhundert gegründet. Jenes Ospedale della Pietà wurde 1346 gegründet und beherbergte zu Vivaldis Zeiten ausschliesslich Mädchen. Sie wurden von Vivaldi in Musik unterrichtet, er dirigierte und schrieb für die Mädchen viele, auf sie zugeschnittene Werke. Das hohe musikalische Niveau lockte schon sehr bald Zuhörer von weit her an und brachte auch die notwenigen finanziellen Mittel, um das Ospedale betreiben zu können.
Da die Mädchen oft ihren Nachnamen nicht sagten oder wussten, wurden sie jeweils mit dem Vornamen und dem Namen des Instrumentes oder der Singstimme benannt.



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***** Der Tag 4 endet hier *****​
 
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Leider zwingen mich äussere Umstände im Moment den Thread schneller zu beenden als vorgesehen. Ich verzichte auf die Begleittexte, hie und da ein Stichwort.

Ich zeige noch eine Reihe Bilder, zuletzt noch einmal von Indemini.

Überall sind Begleiter anzutreffen.


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