NF-Rezension Das authentische Porträt

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AnjaC

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Eine Rezension unseres Community-Mitglieds Jörg Awiszio

Schärft den Blick

Um es vorweg zu sagen: Ich kann das Buch empfehlen. Aber es brauchte einen zweiten Blick, um mit diesem Buch warm zu werden.

Der Grund dafür ist der Titel mit seinen entsprechenden Untertiteln. Ich hatte etwas anderes erwartet. Im Besonderen die Untertitel „So gelingen ausdruckstarke Porträts“ und „Bild für Bild erklärt“ werden nicht wirklich erfüllt.

Das Buch ist keine Fotoschule. Vielmehr ein Bildband, der dazu einlädt, sich mit den gemachten Porträtbildern auseinander zu setzen. Das Buch besteht im Wesentlichen aus 120 ganzseitigen Porträts, erstellt von 9 Fotografinnen und Fotografen. Zu jedem Foto erzählt der Fotograf/die Fotografin eine kleine Geschichte zur Entstehung und es werden die technischen Aufnahmedaten von Brennweite, Blende, Belichtungszeit und ISO angegeben. Mal erfährt man etwas über die Idee des Fotografen oder die Situation der Bildentstehung. Dann wieder etwas über die porträtierte Person. Ein anderes Mal, welches Licht eingesetzt wurde oder wie sich die Situation während des Settings entwickelt hat. Solche und mehr Informationen lassen sich nachlesen.

Die Bilder sind ausnahmslos von sehr guter Qualität und sie laden dazu ein, sich Gedanken zu machen, was den Zauber jedes einzelnen Bildes ausmacht. Wenn ich mir überlege, wie das Licht gesetzt wurde oder wie ich selber so ein Bild umsetzen würde, dann wird dieses Buch zu einer echten Bereicherung. In den Texten zum Bild sind oft gute Hinweise zur Umsetzung der Bildidee beschrieben. Aber keine Beschreibung stellt eine Anleitung zum Nachstellen des identischen Bildes dar. Dazu braucht es die eigene Auseinandersetzung und nicht selten auch etwas eigene fotografische Erfahrung. Und gerade das macht dieses Buch dann wirklich spannend. Man kann es nicht einfach von vorne bis hinten durchlesen. Es braucht Muße, um die Bilder zu betrachten, die Beschreibungen dazu zu lesen. In dieser Hinsicht lässt das Buch sich sogar wie ein Arbeitsbuch benutzen. Am Ende ist dafür auch ein Indexverzeichnis mit Stichworten angelegt, denen dann wiederum Bilder zugeordnet werden.

Der Buchaufbau

Das Buch beginnt mit einem Vorwort, dem Inhaltsverzeichnis und Zitaten der neun Fotografinnen und Fotografen. Dann folgen schon die Bilder, die den folgenden zehn unterschiedlichen Kategorien gezeigt werden:

  • Klassisch + Seriös
  • Schön + Zart
  • Verträumt + Melancholisch
  • Entspannt + Lässig
  • Kühl + Unnahbar
  • Fröhlich + Verrückt
  • Sanft + Sinnlich
  • Sehnsüchtig + Traurig
  • Wild + Frei
  • Nachdenklich + Ernst.
Zu jedem Bild gibt es die technischen Daten und die kurze Beschreibung der Fotografin oder des Fotografen zur Bildentstehung.

Am Ende des Buches werden die Fotografinnen und Fotografen vorgestellt und ein Kurzinterview mit drei Fragen abgedruckt. Die erste Frage ist immer identisch: „Ist Ihnen Authentizität wichtig? Was macht für Sie ein Porträt authentisch?“ Die Antworten darauf sind unterschiedlich und laden ebenfalls dazu ein, sich mit Bildgestaltung auseinander zu setzen.

Kann ich das Buch empfehlen?

Ja, durchaus. Es ist ein sehr schöner Bildband, der mir ansatzweise einen Blick in die Welt der Autoren oder der Porträtierten gewährt. Schon das ist anregend. Darüber hinaus kann dieses Buch meinen Blick schärfen und mein Vorgehen beim Erstellen eigener Porträts erweitern. Wer allerdings eine Fotoschule als technische Anleitung erwartet, wird mit diesem Buch wahrscheinlich enttäuscht werden.

Fazit

Ich vergebe die folgende Bewertung

  • Inhalt 4 Sterne
  • Lesbarkeit 5 Sterne
  • Grafiken 5 Sterne
  • Kaufempfehlung 4 Sterne
  • Allgemeiner Eindruck 4 Sterne
Das ergibt eine Gesamtbewertung von (aufgerundet) 4,5 Sternen.

Die Daten
Felix Brokbals, Michael Färber, Moritz Fuchs, Sabrina Guthier, Marina Kloess, Corwin von Kuhwede, Ute Mans, Anton Rothmund, Ronald D. Vogel. Das authentische Porträt erschien am 31. Oktober 2016 im Rheinwerk Verlag. 303 Seiten, gebunden, 27 mm, in stabiler Fadenheftung. Großes Schaubuchformat 21 x 24 cm. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (135 g), mit Lesebändchen. Große, lesefreundliche Schrift (Calibri 9,35 Pt.). Spezielles Doppelseiten-Layout. Mit über 150 Fotografien und Vergleichsbildern. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN: 978-3-8362-4325-4
Preis: 39,90 Euro (Buch) / 35,90 (E-Book)
Hier geht es zur Leseprobe

Rezension: Jörg Awiszio
Bewertung:
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ISBN: 3836243253

 
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Eine Rezension unseres Community-Mitglieds Ansgar Hoffmann

„Es gibt kein authentisches Porträt!“ – Und wie gelingt es dennoch?

Neun Fotografen erklären Bild für Bild eine Auswahl ihrer eigener Porträtaufnahmen: Wie kam es zu dem Treffen? Wie verlief das Shooting? Wie wurden vorhandenes Licht und künstliches Licht eingesetzt? Und: Inwieweit erfolgte eine Bildbearbeitung? Exif-Daten runden die Ausführungen ab und erzählen so zu jedem Bild eine interessante fotografische Geschichte.

Ein Fotograf betitelt eine Bildbeschreibung gar mit dem provokanten Titel: „Es gibt kein authentisches Porträt!“ Natürlich gibt es dies nicht! – und so stellt jeder Fotograf nur sein Bemühen dar, „ein Bild zu machen, das einen ungestellten Eindruck vermittelt und die Illusion der Authentizität erweckt“ (Corwin von Kuhwede).

Das Lektorat Rheinwerk legt eine sorgfältig erstellte Zusammenschau unterschiedlich arbeitender Fotografen vor. Bereits das Vorwort des Lektorats zielt auf das Dilemma von Authentizität und Inszenierung ab. Im Anschluss an das Vorwort äußern sich die Fotografen in einem ersten sehr kurzen Statement zu ihrer Auffassung von Authentizität. Im Anschluss an die Werkschau, den Hauptteil des Buches, der geschätzt 95 Prozent des Buches füllt, werden die Fotografen vorgestellt und das anfängliche Statement in einen etwas größeren Zusammenhang gestellt. Das gibt dem Buch eine sehr gute und gefällige Struktur.

Inhaltlicher Schwerpunkt
Im Hauptteil des Buches kommen die Fotografen in 130 Storys zu Wort und zwar im doppelten Sinne. Auf der einen Seite des „speziellen Doppelseiten-Layouts“ (der Begriff ist der Verlagsseite entlehnt) spricht allein das Porträt zum Betrachter, hochwertig gedruckt auf gestrichenem Bilderdruckpapier. Auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten erläutern die Fotografen ihre Bilder und ihre Intentionen. Die Storys sind nicht nach Fotografen geordnet, sondern thematisch. Die einzelnen Kapitel lauten:
  • klassisch + seriös
  • schön + zart
  • verträumt + melancholisch
  • entspannt + lässig
  • kühl + unnahbar
  • fröhlich + verrückt
  • sanft + sinnlich
  • sehnsüchtig + traurig
  • wild + frei
  • nachdenklich + ernst
Nach einer ersten chronologischen Durchsicht des Buches bietet sich dem Leser eine zweite, ebenso interessante Herangehensweise an. Am Ende des Buches werden auf der Seite „Wer ist wo?“ die Doppelseiten den Fotografen zugeordnet, so dass man nun eingeladen ist, die Porträts und Fotogeschichten ein zweites Mal zu betrachten und zwar jeweils sämtliche Bildgeschichten eines Fotografen bzw. einer Fotografin. Besser als durch die thematische Zuordnung, die aber auch eine andere Absicht verfolgt, lassen sich nun die Denkweisen und Arbeitsstile der Fotografen miteinander vergleichen. Spätestens jetzt erschließt sich dem Leser der individuelle Stil!

Mit Wort und Bild vertreten sind die Fotografen Felix Brokbals, Michael Färber, Moritz Fuchs, Sabrina Guthier, Marina Kloess, Corwin von Kuhwede, Ute Mans, Anton Rothmund und Ronald D. Vogel.

An wen richtet sich das Buch?
Dieses Buch richtet sich innerhalb einer riesigen Fotografenschar an ein sehr breites Publikum. Jeder, der fotografiert, wird irgendwann neben Schnappschüssen auch Porträts aufnehmen wollen. Nach den ersten misslungenen Aufnahmen („Wieso fehlt auf meinen Porträtaufnahmen immer jeglicher Ausdruck?“) taucht die Frage auf, wie man Einfluss auf Haltung/Position, Licht etc. nimmt. Somit auch: Inwieweit und vor allem wie inszeniere ich so, dass ich zu guten und natürlich wirkenden Aufnahmen gelange? Zu einem Bild, das „die Illusion der Authentizität erweckt“? Hierzu bietet das Buch eine ausgezeichnete Hilfestellung.

Fazit
Der Verlag legt mit „Das authentische Porträt“ ein sorgfältig erstelltes, hochwertig gedrucktes Buch vor, das auch durch die fotografische Vielfalt – innerhalb des begrenzten Themas – besticht. Die abgedruckten Porträts sind von hohem Niveau, die neun Autoren scheuen sich nicht, den Leser in ihre Arbeitswelt mitzunehmen.

Die Umsetzung der Buchidee ist dem Verlag sehr gut gelungen, die Aufmachung ist hochwertig und rechtfertigt den Preis.

Der Rezensent verleiht 5 von 5 Sternen.

Die Daten
Felix Brokbals, Michael Färber, Moritz Fuchs, Sabrina Guthier, Marina Kloess, Corwin von Kuhwede, Ute Mans, Anton Rothmund, Ronald D. Vogel. Das authentische Porträt erschien am 31. Oktober 2016 im Rheinwerk Verlag. 303 Seiten, gebunden, 27 mm, in stabiler Fadenheftung. Großes Schaubuchformat 21 x 24 cm. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (135 g), mit Lesebändchen. Große, lesefreundliche Schrift (Calibri 9,35 Pt.). Spezielles Doppelseiten-Layout. Mit über 150 Fotografien und Vergleichsbildern. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN: 978-3-8362-4325-4
Preis: 39,90 Euro (Buch) / 35,90 Euro (E-Book) / 44,90 Euro (Buch und E-Book im Bundle)

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Rezension: Ansgar Hoffmann
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ISBN: 3836243253

 
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