Ein 30 mm (Weitwinkel) wird aber eben nie wie ein Normalobjektiv wirken!
Einzig und alleine der Bildwinkel wird einem 50er-Normalobjektiv ähnlich..
Ein Vollformat 28mm kann auch deshalb nie die Qualität (z.B. Schärfe) eines Standart-50ers haben, weil es eine aufwändigere Konstruktion ist und das Licht durch mehr Linsen gelangen muss..
Na gut, ich versuche wieder einmal ein bisschen Struktur in die Diskussion zu bringen.
Die oben aufgestellten Behauptungen treffen nur zu, wenn ich wenn ich mit 28/30mm ein
Kleinbildobjektiv meine. Dann muss ein 30mm Objektiv natürlich als Weitwinkel konstruiert werden. Beim DX Format hat aber das 30er einfach den Bildwinkel eines Normalobjektives und kann daher als eine der seit den 20er Jahren bewährten Objektivtypen ausgeführt werden. Auch ein 50er ist an der Kompaktknipse mit Minichip oder an der Videokamera ein Supertele, an DX ein kurzes Porträttele, im KB ein Normalobjektiv, auf 6x4.5 ein Weitwinkel und auf 6x9 ein Superweitwinkel. In allen Fällen wird das Objektiv je nach Bildwinkel völlig anders aufgebaut sein, nämlich eben als Weitwinkel- Normal oder Teleobjektiv. Denkt euch den Linsenschnitt des Normalobjektives einfach im Maßstab des Bildkreises vergrößert oder verkleinert vor. (Disclaimer: Ein minimaler Unterschied ergibt sich bei Nikon daraus, dass die Bildweite bei DX gleich bleibt und nicht wie bei Canon EF-S kleiner wird. Ich schreibs halt dazu für die Spitzfindigen).
Zur Bildwirkung.
Kapitel 1: Theorie.
Irgendwann hab ich glaub ich schon mal die Formel für den Zusammenhang von Bildwinkel, Brennweite, Schärfentiefe, Cropfaktor und den ganzen Kram hergeleitet. Die Suchfunktion wird das in bewährter Manier nicht finden. Auch egal. Das Fazit ist: Um mit zwei verschieden großen Sensoren in identischen Aufnahmesituationen die gleiche Bildwirkung und die gleiche Schärfentiefe zu erreichen, brauche ich beim kleineren Sensor eine um den Cropfaktor kürzere Brennweite und eine um den Cropfaktor höhere Lichtstärke. Beim Vergleich der Normalobjektive wird also aus dem FX 50mm f/1.8 ein DX 33mm f/1.2. Wobei Lichtstärke f/1.2 dann nötig ist, wenn ich auch bei offener Blende gleiche Verhältnisse will. Ich kann naürlich auch ein FX 50mm bei Blende 16 mit einem DX 33mm bei Blende 11 vergleichen.
Kapitel 2: Die Brücke zwischen Theorie und Praxis.
Natürlich stimmt der Umkehrschluss genauso. Ein
Sigma DX 30mm f/1.4 verhält sich genau so wie ein FX 45mm f/2.1. Ebenso wie etwa ein Mamiya Sekor 80mm f/1.9 ungefähr einem FX 50mm f/1.2 entspricht.
Daraus lernen wir:
Es ist sehr wohl möglich mit der D300, der D3 und der H3D Aufnahmen mit identischer Schärfentiefe zu erzielen. Es kann nur in der Praxis daran scheitern, dass es gewisse Blendeneinstellungen bei den Vergleichsobjektiven nicht gibt. Wenn ich die Schärfentiefe eines 50mm f/1.2 im Mittelformat haben will, krieg ich grad mal ein fast 3 Jahrzehnte altes Mamiya MF Objektiv, aber das DX 33mm f/0.8 wird es so bald nicht geben.
Kapitel 3: Praxis.
Das Umrechnen von Brennweiten, Lichtstärken und Cropfaktoren ist ganz nett, wenn gerade nichts im Fernsehen läuft. In der Praxis kommt es aber eben auch darauf an, ob es denn diese theoretisch geeigneten Objektive auch tatsächlich in zeitgemäß praxistauglicher Form zu kaufen gibt. Zeitgemäß ist alles, was mit AF-S ... beginnt.
Ups.
Nicht so gut, oder?
Die Befürworter des DX Formates argumentieren mit dem Plus im Telebereich, welches gerade am Übergang zum Supertele eine Ersparnis an Gewicht und Anschaffungswert bringt, wenn ein 70-200 f/2.8 ein 300mm f/2.8 oder ein 300mm f/2.8 ein 400mm f/2.8 ersetzen kann.
Die Befürworter des FX Formates argumentieren mit den erweiterten Möglichkeiten im Weitwinkelbereich. Und in der Tat gibt es hier mit dem 14-24mm, dem 24-70mm und den älteren 17-35mm und 28-70mm in der f/2.8 Klasse einiges an Auswahl. Bei DX gibt es ein 17-55mm f/2.8 und ein braves, aber nicht überwältigendes 12-24mm f/4. Letzteres entspräche etwa einem FX 18-36mm f/5.6. Wer also auch im Weitwinkelbereich noch selektiv freistellen möchte, kommt an FX nicht vorbei. Ein AF-S DX 10-20mm f/2 kann man sich mal getrost abschminken.
Das immer wieder gerne gehörte Argument "jetzt kann ich endlich meine guten alten ..." kann man weitgehend vom Tisch wischen. Es gibt keine guten alten wasauchimmer. Manuelle Fokussierung oder Zahnstangenantrieb mag zur Zeit der Glockenhose ein Highlight gewesen sein. Heute sind wir einige Schritte weiter. Mal ganz abgesehen von der sehr überschaubaren Anzahl an Weitwinkelobjektiven, die an FX überhaupt konkurrenzfähige Qualität liefern. Ganz im Gegensatz zum Tele- und Makrobereich übrigens, wo einiges Altglas heute noch ansprechende Ergebnisse liefern kann.
Fazit:
Wir sind jetzt wieder so gescheit wie vorher, nämlich FX für Weitwinkel und DX für Tele, haben aber trotzdem dazu gelernt, dass wir uns lange Diskussionen eigentlich hätten sparen können. FX ist da und es bringt einen wesentlichen Fortschritt im Weitwinkelbreich, wo DX eigentlich immer an der mangelnden Objektivunterstützung gekränkelt hat. Und jetzt ist erst recht nicht mehr damit zu rechnen, dass noch HighEnd-Weitwinkellinsen in diesem Format kommen werden. Wer sich an beiden Enden des Brennweitenspektrums tummeln will, ist halt ein armer Hund, weil er eigentlich 2 Kameras braucht. Der Rest wird sich halt entscheiden müssen, mit welcher Lösung er besser leben kann. You can't always win, wie der alte Rørslett so treffend sagt.