Bangladesch in vollen Zügen

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Als Eisenbahnfan wird diese Reportage ein Muss für mich. Nach den tollen Auftaktbildern freue ich mich auf die, die da noch kommen werden. :up:
 
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Wow, Bernd,
bei einigen Reiseberichten fährt man ja gern mit, aber in deiner Eisenbahn finde ich wirklich keinen Platz mehr. ;)
Ich schau mir aber gern die Bilder an.
LG Nenette
 
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Schonmal aufgenommen in unsere Highlights :up: Gerne mehr...

Vielen Dank für die vielen Vorschusslorbeeren.
Das macht die Auswahl der Bilder vom ersten Reisetag besonders schwierig,
da hier nur eher mäßige Bilder entstanden sind.

Nach einer langen Anreise Türkisch Airways mit vielstündigem Aufenthalt in Istanbul wird man in eine andere Welt katapultiert.
Noch am Anreisetag steht eine Stadtrundfahrt in Dhaka auf dem Programm.

Weit sind wir nicht gekommen. Unser Bus ist im Verkehrschaos steckengeblieben.
In Dhaka kann man viele Distanzen in wenigen Stunden bequem im Bus zurücklegen,
für die man zu Fuß sicherlich etliche Minuten benötigen würde.
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Das Land ist voller Gegensätze, es gibt Reiche im dicken Auto - so eine Art „Arche Noah“ .
Dazwischen stehen Bettler und Verkäufer im Verkehrsgewühl.
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Flotter voran kommt man in einer Rikscha.
Rund 90% der Bangladeschis sind muslimischen Glaubens.
Die Damen sind entsprechend gekleidet.
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Andererseits sind die Muslime auch tolerant.
Hinter dem freundlichen Herrn vom Kleiderlieferdienst ist im Hintergrund ein Plakat mit Lippenstiftwerbung in „sparkling pink strawberry“ mit einer leicht bekleideten Damit mit Erdbeermund.
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Eine Lastenrikscha quält sich durch den Verkehr.
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Ich bin mal wieder schwer beeindruckt von deinem Reisebericht in gewohnt erstklassigem Stil! :up:

Besten Dank fürs zeigen. Ich freu mich auf mehr. :)
 
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Von den ca. 13000 Klicks auf der Reise habe ich bis jetzt ca. 1000 Bilder ausgewählt und bearbeitet.
Aber keine Angst, so viele Bilder werde ich Euch hier nicht zumuten.
Also, von "zumuten" kann angesichts dieser Klasse-Fotos doch keine Rede sein. ;)

Vielen Dank für die Mitnahme auf eine Reise durch ein Land, welches die meisten
von uns wohl tatsächlich nur aus den - meist schlimmen - Nachrichten kennen. :up:
 
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Statt sich gemütlich von der Anreise mit Übernachtung im Flieger auszuruhen, geht es abends zum Bahnhof von Uttar.
Wir wollen mit dem Nachtzug ganz in den Norden nach Lalmonirhat fahren.
Der Zug hat mehrere Stunden Verspätung, obwohl er nur wenige Kilometer entfernt in Dhaka startet.
Die Wartezeit nutze ich mit dem Fotografieren von Zügen.
Hier die 2707, eine moderne Lok von Henschel (Baujahr 1994 – 1996)
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Nach ein paar Stunden steigen wir in einen Zug in die Gegenrichtung.
Aus diesen Wagen wird später unser Zug nach Lalmonirhat gebildet.
Somit haben wir unsere „Betten“ im „Soft Sleeper“ schon vor der Abfahrt in Dhaka erobert!
Auf einer plastikbezogenen hochgeklappten Rückenlehne schaukele ich auf ausgeleierten Gleisen gen Norden.
Der Wagen schlingert, wie eine Nussschale bei Windstärke 10.
Ich spüre jeden Schienenstoß im Kreuz.
Es wird kalt im Schlafwagen.
Der Wind zieht durch die undichten Fenster. Es gibt keine Heizung.
Die Klimaanlage besteht aus 4 Ventilatoren unter der Wagendecke.
Es gibt nur eine hauchdünne Decke, die so unbeschreiblich ist, dass
Ich sie lieber nicht verwenden möchte.
In meinen leichten Sommerklamotten habe ich seit meiner Bundeswehrzeit nie wieder so gefroren.
Hier mal ein Dokumentationsfoto …
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Aber auch die längste Nacht hat mal ein Ende.
Aber es wird nicht so richtig hell.
Ein trüber, nebliger Tag beginnt.
Der Blick geht über abgeerntete Reisfelder.
Einzelne Bauernhöfe liegen etwas erhöhten „Inseln“, gegen die Überschwemmungen der Regenzeit.
Aufgelockert wird die Tristesse durch gelb blühende Senffelder.
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Feldarbeit mit dem Traktor
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Endlich erreichen wir Lalmonirhat.
Auch hier gibt es Fotofachgeschäfte.
Ich habe aber nicht nach einer D4 gefragt.
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Nicht weit weg ist eine Reparaturwerkstatt für Elektrogeräte.
Geplante Obsoleszenz ist hier noch ein Fremdwort.
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Wieder einmal hast du uns mit eindrucksvollen Bildern eine Welt näher gebracht, die den meisten von uns völlig fremd ist.
Eine echte Alternative zu deinen großartigen Bildern aus dem schwarzen Kontinent. Bin schon darauf gespannt, was noch alles kommt.
 
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Bin schon darauf gespannt, was noch alles kommt.

Charli, darf ich Dich ins Restaurant einladen?

Die lange Bahnfahrt hat hungrig gemacht.
Wir haben über 5 Stunden Verspätung.
Statt einer frühen Ankunft am Morgen, ist es bereits Mittag.
Es ist immer noch neblig und kalt.
Unser Weg führt uns ins Restaurant und gleich in die warme Küche.
Das Teewasser kocht schon.
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Der Küchenmeister ist schon bei der Arbeit
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Die Kollegin schnippelt schnell das Gemüse
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(D4, 24-70 bei 58mm, 1/10s, 1/2,8, ISO 3200)

Der Küchenchef erledigt dann den Rest. :koch:
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Die Tischdecken im Restaurant sind die normale Ausstattung.
Sie sind also nicht extra für uns aufgelegt.
Außerdem hatten wir auch Schweizer, Schweden und Engländer in der Gruppe.
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Leider war ich wohl zu hungrig, um das Essen zu fotografieren.:hunger:
Es war jedenfalls sehr lecker und hat auch die Verdauung nicht beschleunigt.
 
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Auch nach dem Restaurantbesuch wird das Wetter nicht besser.
Es ist immer noch neblig und kalt.
Die Menschen am Bahnhof leben in einfachen Hütten – natürlich ohne Heizung.
Auch für dicke Decken fehlt das Geld.
Zum Wärmen wird Plastikmüll verbrannt.
Der Qualm beißt in den Augen.
Dioxine sind in Bangladesch unbekannt.
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Auch den Kühen und Ziegen ist es kalt.
Ihnen werden ebenfalls Kleider angezogen.
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Da ich für Bangladesch auf die Mitnahme von Jacken und dicken Hosen verzichtet habe, ist mir ebenfalls saukalt.
Am nächsten Morgen beträgt die Temperatur in Dinaspur 3,2°C.
Es ist die kälteste Temperatur, die seit 40 Jahren in Bangladesch gemessen wurde!
Durch den Klimawandel hat sich im Winter der Jetstrom etwas abgesenkt und kollidiert mit dem Himalaya.
In Folge davon hat sich über Nordindien und Bangladesch eine Nebelglocke gebildet.
Die Sonne kann den Erdboden nicht mehr erwärmen und es wird ungewöhnlich kalt.
Dieser Effekt war in diesem Jahr besonders lang.
Somit bleibt uns nix anderes übrig als zu frieren
und Eisenbahnen im Nebel zu fotografieren.
Mit einer großen Gitterbrücke wird die Trista überquert.
Den frierenden Brückenwächtern ist gerade das Feuer ausgegangen.
Der Zug, der gerade die Brücke überquert hat und nach Lalmonirhat gebracht und ist auf dem Rückweg nach Dhaka.
Zuglok ist die 2928. Es die modernste Baureihe in Bangladesch.
Sie wurde ca. 2006 von Hyundai unter Lizenz von EMD hergestellt.
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Im nahen Bahnhof Saidpur stehen noch alte Formsignale.
Durch ein mechanisches Stellwerk werden sie über Drähte, Stangen und Hebel bedient.
Der Regionalzug wird von der Lok 2406 gezogen.
Sie wurde 1978 von MLW hergestellt und hat 1350 PS.
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Aus der Gegenrichtung fährt ein weiterer Regionalzug mit Lok 2402 ein.
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Um uns herum stehen viele neugierige Menschen, die uns anschauen, als kommen wir von einen anderen Stern.
 
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Es war jedenfalls sehr lecker und hat auch die Verdauung nicht beschleunigt.

Viel Knoblauch, heißes Öl und Dein afrika-abgehärteter Magen, da schafft man das dann.....

Tolle Fotos von einem knackigen Tripp in einem "besonderen" Land, welches ich mir wohl nicht mehr antun werde. :up:
 
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Wenn ich die Schienen seh, wird mir schwindelig. :eek:
Da hät ich mir lieber nen Esel gemietet.
 
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von einem knackigen Tripp in einem "besonderen" Land, welches ich mir wohl nicht mehr antun werde. :up:

Bangladesch kann ich sehr empfehlen.
Ich habe mich zu keiner Zeit im Land unsicher gefühlt.
Es gibt noch viele Orte, die ich in Bangladesch gerne besuchen würde.
Im Norden gibt es ein paar kleinere Nationalparks mit Regenwaldinseln,
Seen mit tausenden Vögeln im Winterquartier.
Im Süden gibt es die Sundabans mit ein paar hundert Tigern.
Es gibt alte Tempel, ein "Nachbau" des Taj Mahal.
In den Chittagong Hill Tracks leben auch noch interessante Volksgruppen.
Ich werde bestimmt nochmal nach Bangladesch reisen.

Merkwürdige Gestalten treiben sich auf den Bahnanlagen herum.
Sie haben helle Haut und tragen als Schmuck Fotoapparate.
Manche haben auch noch dreibeinige Stützen und Filmkameras dabei.
Das muss man gesehen haben. Da muss man hin.
Überall auf der Reise hat man schnell einen Fanclub um sich geschart.
Jede Bewegung wird genau verfolgt.
Nach einer Weile tritt ein mutiger junger Mann hervor und fragt:

Witsch Kanntriiii?

Oder auch

Mäid Innn?

Nach der Antwort Dschörmääniii geht ein gefälliges Raunen durch die Menge.
Die Beobachter lassen sich gerne fotografieren und freuen sich, wenn sie die Bilder auf dem Kameramonitor betrachten könne.
Mindestens einer zückt sein Fotohandy und macht Bilder von den seltsamen Wesen.
Touristenattraktion hat hier eine andere Bedeutung.
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Dieser Mann trug eine rosafarbene Jacke mit der großen Aufschrift „PINK“.
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Auch dem Nachwuchs werden die seltsamen Wesen gezeigt.
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Auch junge Frauen werfen neugierige Blicke auf die Fotografen.
Erwidert man den Blick, wenden sie sich scheu ab, um wenig später wieder neugierig zu schauen, ob der Fotograf nicht mehr schaut.
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Zwischen den Gleisen weiden Kühe, Schafe und Ziegen.
Deren Hinterlassenschaften werden sorgfältig zwischen den Gleisen getrocknet.
Die alte Dame sammelte sie dann ein.
Sie werden später auf dem Reisfeld als Dünger verwendet.
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Danke Heiko und alle anderen für Eure netten Kommentare.
Sie spornen mich an, schnell den Reisebericht fortzusetzen.


Reiskörner sind von Spelzen umhüllt und muss geschält werden.
Das geschieht in einer Reismühle.
Wir haben eine Reismühle mit großem Schornstein besucht, in der Hoffnung dass dort noch eine Dampfmaschine für den Antrieb sorgt.
Aber auch in Bangladesch macht das heute die Elektrotechnik.
Dafür gibt es einen Verteilerschrank
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Die Bilder von einzelnen Verarbeitungsschritten sind in der dunklen Halle leider nicht so gelungen.
Daher zeige ich Euch noch ein paar Bilder von den Mädels,
die die Spelzen auf dem Hof zusammenfegen und einsacken.
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Die Spelzen werden dann in einen großen Ofen verbrannt und sorgen für die notwendige Prozessenergie.

In der Dämmerung besuchen wir noch das Bahnbetriebswerk und das Ausbesserungswerk von Parbatipur.
Dort stehen noch ein paar ausgemustert Dieselloks älterer Bauarten.
Die Bilder sind dann aber eher für Eisenbahnfreaks.

Der Abend klingt in einem bitterkalten, wandlosen Restaurant in Dinajpur aus.
Dazu gibt es kaltes, geschmackloses Essen.
Die Betten sind hart, die Zimmer sind kalt, die Decken sind widerlich.
Ich isoliere mein Kopfkissen mit einem alten T-Shirt und meinem Handtuch.
und schlafe in meinen Klamotten.
Aber die Kälte zwingt mich dann doch die Decke zu benutzen.
Nach der Rekordkältenacht in Bangladesch empfängt uns der nächste Tag mit Nebel.
Ein „Jumbo“-LKW donnert mit Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h vorbei.
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Ich verweigere das Frühstück und mache ein paar Aufnahmen in Downtown Dinajpur.
Die Geschäfte sind noch Geschlossen.
Aber das Leben erwacht.
Rikschas, Traktoren und Fahrräder bevölkern die Straße.
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Wenn ich die Schienen seh, wird mir schwindelig. :eek:
Da hät ich mir lieber nen Esel gemietet.
Dafür dass die Schienen vermutlich noch aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft*
stammen und vermutlich niemals gewartet wurden, sehen sie doch noch tipptopp aus! :D


--
* Bangladesch gehörte als der östliche Teil von Bengalen bis 1947 zu British India, nachfolgend bis 1971 zu
Pakistan, bevor es sich unter massiver indischer Intervention seine Unabhängigkeit von Pakistan in einem
Krieg erkämpfte, der ca. 3 Mio. Menschen das Leben kostete und über 20 Mio. weitere zu Flüchtlingen machte.
 
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Dafür dass die Schienen vermutlich noch aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft
stammen und vermutlich niemals gewartet wurden, sehen sie doch noch tipptopp aus! :D

Das Schienenetz und viele Brücken sind noch aus der Kolonialzeit.
Die meisten Strecken sind in Meterspur (1000 mm Spurweite)
Im Östlichen Teil Bangladeshs gibt es auch ein paar Strecken mit Breitspur (1676 mm).
Aber inzwischen wird auch neu gebaut.
Eine neue Brücke über den Jamur (Brahmaputra) hat Dreischienengleis
und ermöglichte die Anbindung von Dhaka an das Breitspurnetz.
Inzwischen laufen Modernierungsarbeiten an den Haupstrecken.
Alte Brücken werden erneuert. Strecken zweigleisig ausgebaut.
Aber auf den Nebenstrecken wird nur wenig investiert.


Weiter geht die Reise.
Wir fahren zum Bahnhof von Chirirgandar.
Gerade hält ein Expresszug mit der Lok 2924
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In der Nähe von Chirirgandar befindet sich eine Brücke über den Atrai-Fluß.
Die Brücke hat kein Geländer. Zwischen den Schwellen kann man das Wasser sehen.
Wenn ein Zug kommt, muss man entweder ganz schnell das rettende Ufer erreichen,
oder auf einen Träger zur Seite ausweichen.
Mir war es das Risiko nicht wert und habe nach der Vorflutbrücke umgedreht.
Andere unserer Reisegruppe waren mutiger.
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Die Einheimischen sind weniger ängstlich und nehmen auch das Fahrrad mit.
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Leider kam der nächste Zug von mit Lok 2411 von hinten.
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Im Laufe des Vormittags kommt doch etwas die Sonne durch den Nebel
Ein Regionalzug mit Lok 2311 passiert die mechanischen Signale im Bahnhof.
Die Loks der Baureihe 23 wurden 1968 von MLW gebaut und haben 1200 PS.
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Montag geht es wieder weiter!
 
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Mir gefallen die "Menschen-Aufnahmen" sehr sehr gut.
Und finde es toll, dass es noch Erdteile gibt, wo sich Menschen gerne fotografieren lassen und einem nicht gleich eine Heerschar von Anwälten auf den Hals hetzt, wenn man mal die Kamera zückt.
 
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Hallo Bernd,
Auch von mir ein großes Dankeschön für diese herrlichen Bilder von Deiner Reise!
Schöne Porträts der Menschen von dort sind Dir gelungen. :up:
Nach dem Betrachten der Eisenbahnfotos habe ich mir vorgenommen mich nie mehr über die oft zu volle S-Bahn in Hamburg zu beschweren. :rolleyes:
Ich freue mich auf die Fortsetzung!
 
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Hallo - Bernd,
alles gut überstanden ;). Spannender Reisebericht mit beeindruckenden Bildern :up: :up: :up:

Tschüs - Gerhard
 
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