Wohin führt der Weg der Sensorformate?
Nach nunmehr rund 25 Jahren digitaler System-Fotografie muss man einmal die Frage stellen, wohin uns der Weg der Sensorformate führen könnte. Gibt es die große Renaissance des APS-C-Formats oder führt der Weg geradewegs in die Nische? Dieter @spurensucher hat Wissenswertes zusammengetragen und teilt seine Einschätzung mit uns.
Rückblick
Als alles mit der Kodak NC200e begann, ging es los mit einem CCD-Sensor im APS-C-Format (20,5 x 16,4 mm; Cropfaktor 1,6; 1,3 Megapixel effektiv). Der Pixelpitch betrug 16,1µm und die Fotoauflösung lag bei schlanken 1.268 x 1.012 Pixel. Die Kamera basierte auf einer Nikon N90s, die von Kodak digitalisiert wurde. Dieses erste Sensorformat für digitale Systemkameras wurde dann von allen großen Kameraherstellern für ihren eigenen Einstieg in das digitale Zeitalter der Spiegelreflexkameras genutzt. Selbst die ersten digitalen Profikameras von Canon und Nikon basierten auf dem APS-C-Format.Technologisch ging die Entwicklung der Bildsensoren natürlich weiter; einerseits verbesserte sich die Leistung hinsichtlich der Bildqualität (Auflösung, Rauschen, ISO-Bandbreite) kontinuierlich im Jahrestakt. Andererseits kamen weitere Sensorformate dazu.
Das APS-C-Format blieb lange Zeit aus Kostengründen das Standardformat für DSLRs, bis mit dem Erscheinen der Nikon D600 das FX-Format auch für den Amateurmarkt preislich attraktiv wurde. Das Kleinbild-Vollformat könnte man als den „Königsweg“ bezeichnen, bietet er doch Sensoren mit hoher Auflösung (bis ca. 60 MP), als auch kostengünstige mit ca. 25 MP, so dass die Hersteller damit Kameras in verschiedenen Preisklassen anbieten können. Da FX-Kameras auf Grund des notwendigen größeren Bildkreises auch größere und damit schwerere Objektive erfordern, gab es auch den Weg hin zu kleineren Systemkameras. Dass führte zu den spiegellosen Systemkameras, mit denen Sony die große Bühne der Kamerahersteller betrat - anfangs noch mit APS-C-Sensoren, kurze Zeit später auch im FX-Format.
Um noch kleinere Systemkameras anbieten zu können, entwickelten Panasonic und Olympus gemeinsam das MFT-Format, welches nochmals deutlich kleiner als das APS-C-Format war. Damit wurden noch kleinere Kameras und vor allen Dingen kompakte und leichte Objektive möglich.
Dann, ab 2018, brachten neben Sony auch alle anderen Hersteller DSLM-Kameras auf den Markt – sowohl mit APS-C als auch Vollformat-Sensor.
Eine Weiterentwicklung bei den DSLR-Kameras findet mit Ausnahme von Pentax (Ricoh) bei den übrigen Kameraherstellern dagegen nicht mehr statt. Die DSLR-Kameras verschwinden aus den Angebotslisten der Hersteller ebenso wie die entsprechenden Objektive.
Die Technologie-Führerschaft übernahmen bei Canon, Leica, Nikon, Panasonic und Sony seit längerer Zeit allerdings die FX-Sensoren. In den jeweiligen Top-Kameramodellen Canon R3, Nikon Z9 und Sony Alpha 1 werkeln inzwischen schon Stacked-Sensoren. Einzig Fujifilm verzichtete auf einen KB-Sensor, sondern engagierte sich neben den APS-C-Kameras gleich im Mittelformat.
Seit Anfang des Jahres kann man allerdings feststellen, dass neben neuen FX- und MFT-Kameras mit Stacked-Sensoren auch wieder Kameramodelle mit APS-C-Sensoren angekündigt und auf den Markt gebracht werden.
Hier ein kleiner Überblick:
Canon
Canon hat just mit der EOS R7 und der EOS R10 zwei völlig neu entwickelte DSLM-Kameras mit APS-C-Sensor auf den Markt gebracht. Beide Kameras bieten mit IBIS, 32,5 MP, 30B/s, 4K/60p und dem neuen DIGIC X Prozessor Technik auf hohem Niveau. Gleichzeitig wurden auch weitere APS-C-Objektive mit dem großen R-Bajonett angekündigt.Canon scheint es mit den neuen APS-C-Kameras durchaus ernst zu meinen und auf eine Renaissance des Formats zu setzen.
Fujifilm
Neben den aktuellen Modellen mit X-Mount, die man allesamt als „State of the Art“ im APS-C-Format bezeichnen kann, wurde auch eine neue Fuji X-H2 mit Stacked-BSI-Sensor und 36-40MP angekündigt - ein deutlicher Hinweis, dass Fujifilm seine Technologieführerschaft in diesem Kamerasegment noch ausbauen will.Nikon
Nikon hat jüngst die Z30 als Vlogger-Cam präsentiert. Leider entpuppt sich das technische Innenleben nur als alter Wein in neuen Schläuchen, da auch die neue Z30 nach wie vor ohne Bildstabilisierung daherkommt. Ob Nikon hier wohl zu viel eingekaufte Komponenten für die Z50 in einem kastrierten Gehäuse geschickt in einer sich neu auftuenden Nische vermarktet? Wir hörten Spekulationen darüber, finden allerdings im Gegensatz zu anderen Stimmen absolut nichts Ehrenrühriges daran.Sony
Auch Sony soll bald eine neue APS-C-Spiegellose bringen, eine Nachfolgerin der ZV-E10 Vlogger-Kamera (Bild). Gerüchten nach soll die Kamera gut ausgestattet sein, z.B. mit einem APS-C-Stacked-Sensor, der eine hohe Serienbildrate ermöglicht, und 4K in 60p filmen. Wann diese Kamera kommt, ist allerdings offen. Zumindest soll die ZV-E10, nach monatelangem Lieferstopp vor dem Hintergrund von Covid-19 und Lieferkettenproblemen, nun wieder lieferbar sein. Darüber hinaus hat Sony kürzlich drei neue Objektive für das APS-C-Format vorgestellt.Pentax
Pentax hält weiterhin die Fahne bei den DSLR-APS-C Kameras hoch. An ein spiegelloses System-Kamera-Modell wird anscheinend dort nach wie vor nicht gedacht.Fazit
Ob sich das APS-C-Format zu neuen Höhen aufschwingt oder einige Hersteller lediglich vorhandene Komponenten neu vermarkten, sei es um vorhandene Bestände aufzubrauchen oder nur die Lagerhaltung klein halten wollen, ist noch nicht sicher auszumachen. Bemerkenswert ist allerdings der Schritt von Canon, der zumindest in der Canon-Welt neue Perspektiven bietet. Auch Fujifilm sieht wohl weiterhin noch Potential in dem Format. Ob Nikon und Sony sich tatsächlich mit wirklichen technischen Innovationen auch im Marktsegment APS-C engagieren werden, bleibt abzuwarten.Eines scheint allerdings sicher: das Angebot an APS-C-Objektiven, die kompatibel zu den aktuellen Bajonetten der DSLM-Kameras sind, wird auch bei den Drittanbietern wieder größer werden. Jüngstes Beispiel: das Viltrox AF 13 mm f/1.4 für Nikon Z und Sony E APS-C.
© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Hersteller
Anhänge
Zuletzt bearbeitet: