Und genau darum interessiert mich ebenfalls dieser Erfahrungsbericht: mögliche Anwendung als Numbercruncher unter Vista 64. Danke für die Infos, Andy!
Servus Volker.
Anbei die Erfahrungen der ersten Tage mit dem MacPro.
Summary
Der MacPro ist eine wunderschön gebaute Workstation, die viele Anwendungen mit genügend Leistung angeht. Apple hat eine hervorragende thermische Stabilität erzielt, das Geräuschniveau ist auch unter Last noch sehr leise. Als reine Fotoworkstation ist die 8-Core Version mit der gegenwärtigen Generation Anwendungssoftware "overpowered", die 2xDualCore Version wäre kaufmännisch gesehen sinnvoller.
Ich hätte mir auch den Wechsel von 24" Zoll Displays auf 30" nicht so gravierend vorgestellt. Bildschirmfläche und Auflösung ist eine neue Erfahrung. Anders herum ausgedrückt, wenn die Wahl zwischen mehr Rechnerleistung (oder Speicher) und mehr Bildschirmfläche ansteht, empfehle ich dringend den Besuch eines Händlers um diese Erfahrung persönlich vor Ort zu erleben. Langlebiger als Computer sind Bildschirme allemal.
Details - Software
Ich hatte noch keine Zeit mich mit Leopard auseinanderzusetzen. Mit Vista Ulimate 64bit gibt es bis jetzt keine Probleme am MacPro. Die HW wird beim installieren fast komplett erkannt, Bootcamp ist nicht notwendig. Einzig für den Soundchip muß der Treiber von der RealTek Website geholt werden, damit der analoge und digitale Ausgang korrekt angesteuert werden. Die Apple Maus liegt angenehm in der Hand und die Implementierung der "rechten Maustaste" ist sehr gut - gefällt mir. Feinheiten, wie die Software gesteuerte Eject Funktion für die beiden DVD Laufwerke klappen immer.
Details - Hardware
Ich kann es nicht oft genug sagen - für eine Hochleistungsworkstation ist sie superleise. Stromverbrauch: In meiner Konfiguration benötigt die Workstation im Idle Modus ca. 300 Watt. Arbeiten die 8 Cores unter voller Last, steigt die gesamte Leistungsaufnahme auf 460 Watt. Jeder Core benötig ca. 20 Watt mehr unter Leistung, als im Leerlauf. Im Leerlauf fährt das Bios die Taktfrequenz der CPUs von 3GHz auf 2 GHz zurück.
Laut CPUID-Hardware spielt sich die CPU Temperatur im Idle Modus bei ca. 30-35 Grad ab. Unter Leistung erreichen die CPU Temperaturen durchaus 80 Grad, der Lüfter bleibt trotzdem noch leise. Ab 80 Grad werden als thermischer Schutz die CPU's auf 2 Ghz "gethrottled". Die Festplatten bleiben auch unter Last unter 50 Grad.
Details - Leistung (Achtung - hier wird es technisch)
Kurz gesagt, es gibt mit ein paar Einschränkungen, viel Leistung. Die Intel Xeon CPUs erreichen im Verbund ihrer SSE Einheiten durchaus 80 GFlop/s - jedoch nur so lange die Daten aus den Caches geliefert werden können. Hier kommt die (aus meiner Sicht) stärkste Einschränkung der ggw. Intel Systemarchitekur zum Tragen - das relativ schwache Hauptspeicherinterface. Sowohl was die Bandbreite betrifft, als auch die Zugriffszeit.
Ein paar Zahlen:
Wie lange dauert es ein Datenwort in die CPU zu bekommen?
- Level 1 Cache (pro Core 32KB groß) - 3 Taktzyklen (= 1ns)
- Level 2 Cache (4MB pro 2 Cores) - 15 Taktzyklen (= 5ns)
- Hauptspeicher (16GB - FB-DIMM, dual channel) - 315 Zyklen (= 125ns)
Wieviele GByte/s können die einzelnen Speicherebenen liefern?
- Die Level 1 Cache können in Summe 640 GB/sec liefern,
- Level 2 Cache ca. 70GB/s
- Der Hauptspeicher kommt auf ca. 5GB/s Nettotransferrate
(Die Werte sind aktuelle Meßwerte des MacPro)
D.h. es hängt von der Lokalität der Speicherzugriffe ab, wie gut die 8 Cores ausgelastet werden können. Die niedrigste gemessene Auslastung der 8 Cores war unter 30% (bei CFD Problemstellungen, CFD = Computational Fluid Dynamics). Da wird sogar CNX spürbar langsamer, obwohl genügend CPU Leistung frei ist.
Dies ist meine erste 8-Core Maschine, daher ist mir das bisher noch nicht so aufgefallen. Es gibt eine ganze Reihe von Programmen die bis zu 4 Cores auslasten. Standardmäßig werden einfach die 4 Cores der ersten CPU genommen. Da sich diese 4 Cores jedoch ein Speicherinterface teilen müssen, kommt nicht wirklich Leistung zustande. Eine Veränderung der CPU Affinität (Welche Cores wirklich an einem Programm arbeiten) auf die jeweils ersten beiden Cores der beiden Sockeln bringt einen erheblichen Leistungsschub (+40%). Dies dürfte auch für das speicherintensive Photoshop gelten, konnte ich aber nicht wirklich testen. Die Zuordung der CPUs unter Windows kann im Taskmanager geändert werden (process view -> Program aus der Liste aussuchen -> Rechte Maustaste -> Set Affinity). Bei eigenen Programmen gibt es dafür ein Windows API.
Datenbankorientierte Arbeitslasten sind aufgrund dieser Architektur nicht empfehlenswert (Intel 5000X Chipset). Multimediale Anwendungen hingegen fliegen richtiggehend
Die DVD Laufwerke, USB, Firewire und Netzwerkports sind sehr effizient. Hohe Datenraten wirken sich kaum auf die CPU Auslastung aus (und auch keine hohen Kernel Times - sehr gut)
Zum Temperaturverlauf:
Wenn die 8 Cores über viele Stunden mit mehr als 75% Leistung ausgenutzt werden, erreichen sie bis zu 80 Grad Celsius. Die Festplatten bleiben bei ca. 45 Grad (sehr gut) und die ATI Grafikkarte bei Nichtnutzung hat unter 60 Grad. Vereinzelt werden die CPUs dann auf 2 GHz gedrosselt um die thermische Stabilität nicht zu gefährden. Da sieht man die Systemorientierung Richtung Workstation.
Letzte Beobachtung:
Ich habe einige Programme von meinem Cluster (8 Nodes, je 2 x 2,8 Ghz Xeons und 8 GB RAM) auf die Workstation geholt. Bei Programmen mit hohem Kommunikationsaufkommen zwischen den Nodes birngen 8 Cores auf EINEM System sehr viel bessere Ergebnisse. Bei einer Anwendung war der MacPro fast 3x schneller als die 16 CPUs des Clusters (Internode Latency ist der Bottleneck). Bei speicherintensiven Anwendungen sieht es genau umgekehrt aus -> Cluster ist bis zu 4x schneller als die Workstation.
Für Volker:
Falls deine Anwendung speicherintensiv ist, würde ich dir empfehlen noch die 10-12 Monate zu warten, bis Intel mit jener CPU Generation herauskommt, die pro physischem Sockel 3 parallele Memory Interfaces aufweisen (38,4 GB/s), ansonsten ist die ggw. Generation an Workstations sehr sehr empfehlenswert.
Was hat das alles mit Nikon zu tun?
Direkt betrachtet, zugegebenermaßen nicht viel. Aber einiges läßt sich für Fotohobbyisten ableiten. Wer maximale Leistung sucht ist mit einem System mit 2 Dualcore CPUs besser unterwegs, als mit einem Quadcore - bei der Energieeffizienz sieht es umgekehrt aus. Bei den derzeitigen Speicherpreisen (4GB/70 Euro) würde ich sehr schnell auf die von den meisten Motherboards vorgegebene Grenze von 8GB aufrüsten und auf 64Bit Betriebsystem umstellen (Die meisten 32bit Anwendungen laufen unverändert, Treiber benötigen 64bit Versionen) - und für notorische Troublemaker (alte Software) gibt es ja noch immer eine Reihe von kostenlosen virtuellen Maschinen. Spätestens 2009 ist der Wechsel onehin fällig
Liebe Grüße,
Andy