Hallo Sebastian,
Immer wieder kann ich hier lesen, dass KB Filme auf 100 Linienpaar pro mm kommen sollen.
1. Nicht nur KB-Filme, sondern Filme generell, also alle Formate. Denn die Emulsionen sind immer gleich, egal ob KB, MF, GF. Unterschiede gibt es nur im Trägermaterial. Der MF-Träger ist z.B. etwas dünner als der KB-Träger, wegen des recht dicken Rückpapiers bei MF-Filmen (welches übrigens in der Herstellung teurer ist als der eigentliche Film!). GF wird wiederum auf andere Stärken und andere Trägermaterialien gegossen (z.B. PET).
Aber die Emulsionen, welche für das Auflösungsvermögen verantwortlich sind, unterscheiden sich nicht.
Die Auflösung eines KB-Films ist genauso hoch wie die des gleichen Films als Mittelformat-Version.
Der Qualitätsvorteil des größeren Formats resultiert einfach aus dem Umstand, dass das Mittelformat-Negativ nicht so stark vergrößert werden muss wie das Kleinbild-Negativ. That's all.
Vergrößert man beispielsweise beides sechsfach, erhält man auch eine identische Bildqualität, nur das der MF-Abzug natürlich dann deutlich größer ist.
2. Die Auflösungswerte von Filmen an sich liegen in den meisten Fällen deutlich höher als 100 Lp/mm. Wieviel davon übertragen wird, hängt von dem Auflösungsvermögen des verwendeten Objektivs ab.
Spitzenobjektive können das Leistungspotential moderner Filme (fast) vollständig ausschöpfen.
Empfehlung: Lies Dir zu diesem Thema bitte einmal auf der Zeiss Homepage (
www.zeiss.de) folgende Beiträge sehr aufmerksam durch:
Camera Lens News Nr. 17, 19, 20, 24. Dort finden sich auch Bildbeispiele.
Ein echter Leckerbissen verbirgt sich auf der Zeiss Seite an folgendem Ort (kein direkter Link möglich, daher folgt jetzt eine "Wegbeschreibung", nacheinander anzuclicken):
Produkte, Photo- und Filmobjektive, virtuelle Werksführung, Optik-Fertigung, Foyer, Seite 6 "Ergebnisse von unvergleichlicher Güte".
Dort findet sich ein beeindruckendes Bildbeispiel: Aufnahme des roten Rathauses in Berlin aus über 300m Entfernung. Dann Ausschnittvergrößerung, welche fingerbreite Details zeigt. Mit KB-Farbfilm. Faszinierend.
Unterstützt werden diese Ergebnisse von des Tests des Hamburger Leolabs, welche den Acros 100 gegen die Eos 1Ds MkII getestet haben, mit sichtbar höherer Auflösung des Acros (veröffentlicht in FM 5/2005). Sowie bei Ludwig, Puts, Lambrecht etc. Martin hat es mit seinem Testaufbau neulich auch gezeigt. Meine Testergebnisse bestätigen es ebenfalls.
Mit s/w Filem hab ich da noch keine Erfarhung. Aber mit Farbfilmen (die man heute noch offiziell bekommt, d.h. mal ohne den Kodachrome 25, den ich auch nicht mehr kenne) halte ich es nach wie vor für unrealistisch.
Ist es keinesfalls, siehe die oben genannten Beispiele.
100 lp heisst, dass die feinsten Details bei KB bei einem Abzug von 50x75cm grade 0.1mm gross sind. Ich weiss ja nicht, ob man die notwendige ardware dafür auftreiben kann.
Ja, kann man, kein Problem: Ein Standard-Auflösungstestchart für 10€.
Normales Landschaftsmotiv mit was blauem Himmel, kleinen Wolken, Wald, Wiesen,....
Das ganze mit gutem Licht. Dann einmal mit einem KB Film aufgenommen, einmal mit der Fachkamera (4x5" oder grösser). Beides auf 50x75cm ausbelichtet, egal ob analoger Handabzug oder Trommelscan, einfach das was besser wird! Ich bin sicher, dass das Bild aus der Fachkamera auf dem Abzug erkennbar mehr Details hat!
Grüsse,
Sebastian
Ja natürlich hat der 50x75 Abzug vom GF-Negativ mehr Details als der 50x75 Abzug vom KB-Negativ. Das ist doch klar, unbestritten und eine Binsenweisheit.
Das liegt aber einfach nur daran, dass eben das GF-Negativ um einen viel niedrigeren Faktor vergrößert werden muss als das KB-Negativ.
Von den 100 Lp/mm auf dem KB-Negativ bleiben bei 20facher Vergrößerung (48x72cm) 5 Lp/mm auf dem Positiv.
Wenn ich dagegen beispielsweise ein 9x12cm GF-Negativ auf 48x72 (50x75) vergrößere, benötige ich dagegen keinen 20fachen Vergrößerungsfaktor, sondern nur einen 5,3 fachen.
Auf dem Positiv verbleiben mir dann knapp 19 (18,75) Lp/mm, von den 100 Lp/mm auf dem Negativ.
Natürlich sieht man diesen Unterschied im Bild.
Viele Grüße,
Balou